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Fritz Stege

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Fritz Stege (geb. 11. April 1896 in Witterschlick; gest. 31. März 1967 in Wiesbaden) war ein deutscher Musikjournalist in der Zeit des Nationalsozialismus und Komponist von Akkordeon-Musik.

Leben

Fritz Stege besuchte ein Realgymnasium in Berlin und wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs eingezogen, im Krieg verlor er seinen ebenfalls eingezogenen Vater.[1] Von 1919 bis 1923 studierte er bei Jean Paul Ertel und Johannes Wolf Musikwissenschaften an der Universität in Berlin und wurde mit einer Dissertation über Constantin Christian Dedekind promoviert. Stege arbeitete freischaffend als Musikkritiker und Musikschriftsteller. Er gab eine eigene „Kulturkorrespondenz für Musik“ heraus und arbeitete redaktionell in verschiedenen Fachzeitschriften mit.

Stege war in der Weimarer Republik schon seit Beginn der Zwanziger Jahre Anhänger rechtsradikaler Gruppen gewesen,[1] er trat 1930 mit der Mitgliedsnummer 410.480 der NSDAP bei und wurde 1932 „Fachspartenleiter Schrifttum“ im Kampfbund für deutsche Kultur.[2]

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde er Leiter der „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Musikkritiker“ und übernahm im Parteiauftrag die „Reinigung des deutschen Musikkritikerstandes“.[2] Stege wurde Pressereferent der Reichsmusikkammer und Pressechef der Reichsrundfunkgesellschaft.[3] Als Filmredakteur gab er den Auslands-Pressedienst der Tobis heraus und trat in die Bildredaktion der UFA ein.[3] Stege war der Musikkritiker des Parteiorgans Völkischer Beobachter und schrieb auch für die SS-Zeitung Das Schwarze Korps.[4] Stege forderte im Mai 1933 in einem Beitrag in der Zeitschrift für Musik, deren Schriftleiter er geworden war,[2] die Machtübernahme in den Opernhäusern und Orchestern, und in einem anderen Pressebeitrag den Ausschluss ausländischer Tanzkapellen und die Beseitigung des Neger-Jazz.[5] Im Völkischen Beobachter forderte er den Ausschluss der Juden aus dem deutschen Musikleben. In einem Bericht über den Deutschen Komponistentag 1934, auf dem Richard Strauss sprach, formulierte er seinen völkischen Kunstbegriff:

Es geht nicht um die Richtung der Kunst, sondern um die Art der Kunst. Das Volk soll wieder in der Kunst und der Künstler im Volke leben! Das ist die erste Aufgabe der nationalsozialistischen Kunstpolitik[6]

Dem entsprach, dass er sich unter die Zensoren der Jazz-Musik begab[7] und einem Komponisten wie Boris Blacher die Nähe zur Jazz-Musik vorwarf.[8]

Für den österreichischen Komponisten Roderich Mojsisovics schrieb er das Libretto zu dessen 1936 uraufgeführter nordischer Volksoper in 3 Akten Norden in Not.

Über Steges „oberflächliche Entnazifizierung[9] ist nichts Näheres bekannt. Steges Buch Bilder aus der deutschen Musikkritik (1936) wurde 1948 in der Sowjetischen Besatzungszone in die Liste der auszusondernden Literatur aufgenommen.[10] Sein noch 1944 erschienener Roman Aber abseits, wer ist's? wurde 1952/3 in der DDR in der Liste der auszusondernden Literatur aufgeführt.[11] 1951 gründete Stege in Wiesbaden eine private Musikschule, arbeitete als Kursleiter an der Volkshochschule sowie am Wiesbadener Humboldt-Institut und an der Jugendmusikschule.[12] Als Musikkritiker schrieb er nun für den Wiesbadener Kurier.[2] Für seine Verdienste um die Förderung der Volksmusik verlieh ihm der Hessische Sängerbund die silberne Ehrennadel, der Deutsche Harmonikaverband die goldene Ehrennadel.[3]

Schriften (Auswahl)

  • Constantin Christian Dedekind, ein Dichter und Musiker des 17. Jhs. Diss. Berlin 1922
  • Das Okkulte in der Musik : Beiträge zu einer Metaphysik der Musik. Münster i. W. : E. Bisping 1925
  • Bilder aus der deutschen Musikkritik : Kritische Kämpfe in 2 Jh.. Regensburg: Bosse 1936
  • Tönendes Licht. In: Zeitschrift für Musik. Bd. 103, Nr. 10, Oktober 1936, ISSN 203042-1(?!?!), S. 1235.
  • Aber abseits, wer ist's? : Ein Musikroman. Freital 1 ; Dresden ; Leipzig ; Berlin : Stolle 1944
  • Ernst Bücken: Wörterbuch der Musik Überarb. u. erg. v. Fritz Stege. Wiesbaden : Dieterich 1953
  • Musik, Magie, Mystik. Remagen : Verl. Der Leuchter Reichl 1961
  • Musik hören, verstehen, erleben : Eine Einführung. Wien ; Köln : Wancura 1962

Kompositionen (Auswahl)

  • Nordische Tanzfolge, 1936
  • Nordlandsklänge, 1937
  • Nordische Volkstänze, 1938
  • Heidebilder : Bauernwalzer. Trossingen/Württ. : Hohner 1944
  • Vogelstimmen : kleine Spielstücke. Trossingen/Württ. : Hohner 1955
  • Kasperlespiele : kleine Spielstücke. Trossingen/Württ. : Hohner 1955
  • Aus den vier Winden : Konzert-Suite. München : Preissler 1957

Literatur

  • Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/9783100393265 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  • Michael H. Kater: Gewagtes Spiel : Jazz im Nationalsozialismus. Different drummers. Aus dem Amerikanischen von Bernd Rullkötter. München : Dt. Taschenbuch-Verl. 1998

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Michael H. Kater: Gewagtes Spiel, 1998, S. 71
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/9783100393265 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an., S. 586f
  3. 3,0 3,1 3,2 Fritz Stege im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  4. Michael H. Kater: Gewagtes Spiel, 1998, S. 258
  5. 12. Oktober 1935 - Verbot von Jazz-Musik im deutschen Rundfunk, bei ZeitZeichen (WDR), 12. Oktober 2005
  6. Fritz Stege: Der Deutsche Komponistentag. Der Berliner Westen, 19. Februar 1934 University of California, Santa Barbara
  7. Michael H. Kater: Gewagtes Spiel, 1998, S. 97, S. 113
  8. Michael H. Kater: Gewagtes Spiel, 1998, S. 263
  9. Michael H. Kater: Gewagtes Spiel, 1998, S. 374
  10. Liste der auszusondernden Literatur 1948.
  11. Liste der auszusondernden Literatur 1953.
  12. Fritz Stege, bei Akkordeon-online
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Fritz Stege aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.