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Fritz Lederer

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Fritz Lederer (geb. 22. April 1878 in Königsberg a. d. Eger, später Kynšperk nad Ohří, Böhmen); gest. 19. Mai 1949 in Cheb, Tschechoslowakei) war ein böhmischer Landschaftsmaler, Radierer und Holzschneider.

Leben

Fritz Lederer war in seiner Jugend im väterlichen Geschäft tätig, erhielt aber die Erlaubnis, zur Malerei zu wechseln. Er besuchte die Kunstakademie in Weimar und war dort Schüler von Theodor Hafen und Ludwig von Hofmann. Schriftverkehr mit und Zeugnisse von der Großherzoglichen Sächsischen Kunstschule Weimar sind noch vorhanden.[1] Es schloss sich ein Studium in Paris an.

Seit 1908 lebte Lederer in Berlin und hatte ein Atelier in Halensee. Am 13. März 1909 schrieb er wegen der Aufnahme in den Künstlerbund an Max Liebermann und bat um Vergünstigung für eine vierwöchige Studienreise, die ihn dann nach Florenz führte.[2][3] Dort lernte er Vittoria Zannoni kennen.[4]

Das Ergebnis ist eine „Italienische Mappe“ in Aquatinta-Technik. Am 1. Mai 1909 nahm er an der Graphischen Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in der Galerie Arnold, Dresden, teil. Am 15. Dezember 1910 heiratete er Valerie Zais, eine Enkelin des Wiesbadener Arztes Wilhelm Zais.[5] Sie lebten später getrennt, wurden aber nie geschieden. Dieser Umstand und dass Valerie Zais in der Schweiz lebte, mögen das Überleben Fritz Lederers gesichert haben.

Um 1912 lebte Fritz Lederer in der Joachim-Friedrich-Straße 38/39, heute 39/40. Als Porträtist schuf er Bildnisse von Schauspielern wie Paul Wegener als Jago, Alexander Moissi als Oswald, Friedrich Kayssler, Lucie Höflich, Emanuel Reicher, Alexander Girardi,[6] Ludwig Ganghofer und nicht zuletzt seiner Frau. Während seiner Berliner Zeit verkehrte er im Café des Westens unter Künstlern und Intellektuellen. Else Lasker-Schüler verfasste ein Gedicht über ihn und erwähnte ihn und seine Frau in den „Briefen nach Norwegen“.[7][8] Auch nach dem Ersten Weltkrieg wohnte er wieder in Berlin und radierte 1919 Die Krone des Malik für Else Lasker-Schülers Malik.

1914 beteiligte er sich an der Ersten Ausstellung der Freien Secession Berlin mit vielen bekannten deutschen und internationalen Künstlern.[9]

Nachdem die Ausstellungsleitung der Berliner Secession 1910 die Werke der meisten jüngeren Künstler zurückgewiesen hatte, organisierten Heinrich Richter-Berlin, Moritz Nelzer, Fritz Lederer, Max Pechstein, Cesar Klein und 20 andere mit Georg Tappert als treibender Kraft die Neue Secession. Außerdem gab es eine Ausstellung des Vereins der deutschen bildenden Künstler in Böhmen, die in den Räumen des Sächsischen Kunstvereins in Dresden stattfand. In den Kleinen Kunstnachrichten wurde berichtet: „Die Graphik ist erstklassig, darunter besonders Fritz Lederer, Max Pollack, Alfred Kubin…“

Im Herbst 1914 wurde Lederer in das Österreichische Heer einberufen und kam an die polnisch-russische Front. 1915 lag er im Lazarett in Krakau. Es entstand die Landschaftsmappe Mit den Egerländern in Russisch-Polen. In den Kriegsjahren folgten Linolschnitte Und wenn die Welt voll Teufel wär und die Kaltnadelradierungen Frühling im Riesengebrige. Kurz vor Kriegsende wurde er an der italienischen Front schwer am Kopf verwundet. In den 1920er Jahren war Lederer wieder in Berlin, diesmal in Charlottenburg, Bismarckstr. 12. Er war bei vielen Filmen von 1920–1924 als Bühnenbildner tätig.

Fritz Lederer beteiligte sich an mehreren Ausstellungen, bis er 1938 nach Prag emigrierte, wo er seine letzten Aquarelle malte. Am 18. August 1944 wurde er mit dem Transport F23 nach dem Ghetto Theresienstadt verbracht. Er überlebte dies dank seiner Frau im schweizerischen Exil.

1946 erschien als erste Veröffentlichung der Kynsperg Press in einer Auflage von fünfzig Stück eine Serie von 24 Blättern unter dem Titel „The Eruw of Theresienstadt“ (Der Eruv von Theresienstadt). In den letzten Lebensjahren war Lederer infolge des grünen Stars am Schaffen gehindert. Er starb nach einer Operation am 19. Mai 1949 in Cheb. Er wurde am 23. Mai 1949 auf dem jüdischen Friedhof in Kynšperk nad Ohří beerdigt; es war die letzte Beerdigung auf diesem Friedhof.[10]

Werke Fritz Lederers finden sich u. a. in der Sammlung Gerhard Schneiders.[11][12]

Ausstellungen

posthum

Literatur

  • Max Schach: Der Radierer Fritz Lederer. Ost und West, 1912, Heft 1 (Januar) S. 31–36. (Online)
  • O. u. W. Jänner: Fritz Lederer. Band IV. Leavith–Pereire, 1979, S. 5–6.
  • Detlef Lorenz: Künstlerspuren in Berlin vom Barock bis heute. Dietrich-Reimer-Verlag.
  • Ruth Negendanck: Die Galerie Ernst Arnold 1893–1951. Kunsthandel und Zeitgeschichte, VDG.
  • Wolfgang Gurlitt: Fritz Lederer. Katalog der Ausstellung vom 8.–30. Mai 1959.
  • Georg Giesing, Peter Kleinert: Verfemte Kunst. Interview mit dem Sammler Dr. Gerhard Schneider. Neue Rheinische Zeitung, Online-Flyer, 23. September 2008.
  • Fortunat von Schubert-Soldem: Die Graphischen Künste, XXXIII. Jahrgang, S. 53. Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, Wien 1910.
  • Fritz Lederer: Kurzautobiographie in Das graphische Jahr Fritz Gurlitt. Fritz-Gurlitt-Verlag, Berlin.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Archivportal des Thüringischen Hauptstaatsarchivs in Weimar, 21. Juni 2012
  2. Brief an Max Liebermann vom 13. März 1909. Archiv der Akademie der Künste
  3. Beschreibung bei lot-tissimo.com, abgerufen am 1. September 2013.
  4. Vittoria Zannoni: Una secessionista mitteleuropea a Castelfranco Veneto. Oper 1909–1913, Studio Mondi, 12. April bis 18. Mai 2003.
  5. Familienstammbaum der Familie Zais.
  6. Dieses Bild befindet sich heute im Landesmuseum Joanneum: online, abgerufen am 31. August 2013.
  7. Else Lasker-Schüler: Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Jüdischer Verlag
  8. Karl Jürgen Skrodzki: Lederer, Fritz in. Freundschaft mit Else Lasker-Schüler. Widmungen, Porträts, Briefe – Ein quellenkundliches Verzeichnis zu den Werken und Briefen der Dichterin. Abgerufen am 1. September 2013.
  9. Vgl. Katalog dieser Ausstellung.
  10. Historie – Der Jüdische Friedhof. Auf der Website der Stadt Kynšperk nad Ohří, abgerufen am 31. August 2013.
  11. verfemt, verfolgt – vergessen? Kunst und Künstler im Nationalsozialismus. Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider. Pressemappe der Stiftung Stadtmuseum Berlin, abgerufen am 1. September 2013.
  12. Museum Baden: Reise in „Verlorengegangenheit“. Solinger Tageblatt, abgerufen am 1. September 2013.
  13. Amnon, Lev (Karl Löbl) In: Schicksale und Gesichter von Cheb. Bei der Enzyklopädie der Stadt Cheb, abgerufen am 1. September 2013.
  14. Jiří Vykoukal, Dagmar Thomaschke (Übers.): Fritz Lederer : der vergessene Maler. Ausstellungskatalog. Kynšperk nad Ohří, 3. September bis 30. September 2008. (Online verzeichnet: [www.jewishmuseum.cz/doc/knihovna/1001.rtf‎])
  15. Beschreibung auf der Website des Museums, abgerufen am 1. September 2013.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Fritz Lederer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.