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Friedrich III. (Sachsen)

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Friedrich der Weise von Lucas Cranach dem Älteren 1532
Porträt Friedrichs des Weisen um 1500 von Albrecht Dürer
Friedrich der Weise, Kupferstich von Albrecht Dürer um 1524
Schloss Hartenfels in Torgau, die Hauptresidenz Friedrichs des Weisen
Siegel

Friedrich III. Friedrich der Weise von Sachsen; (* 17. Januar 1463 auf Schloss Hartenfels zu Torgau; † 5. Mai 1525 in Lochau) war von 1486 bis zu seinem Tod 1525 Kurfürst von Sachsen.

Leben

Friedrich war der älteste Sohn des Kurfürsten Ernst von Sachsen (1441–1486) und dessen Ehefrau Elisabeth (1443–1484), Tochter des bayerischen Herzogs Albrecht III.

Durch den Tod seines Vaters 1486 fielen dem 23-Jährigen aus der ernestinischen Linie der Wettiner das sächsische Kurland und die Kurwürde zu, hingegen regierte er zusammen mit seinem Bruder Johann dem Beständigen über die übrigen weit verstreuten Herrschaftsgebiete. Aufgrund der durch seinen Vater und dessen Bruder Albrecht vorgenommenen Leipziger Teilung 1485 zwischen der ernestinisch-thüringischen und albertinisch-meißnischen Linie der Wettiner baute Friedrich Wittenberg zu seiner Residenzstadt aus. Die Einnahmen aus den Erz- und Silberminen der sächsischen Bergwerke, sein Anteil am fälligen Schlagschatz der Münzstätten Freiberg, Leipzig, Annaberg, Buchholz, Zwickau, Schneeberg und Langensalza sicherten ihm die finanzielle Unabhängigkeit. Sein Brustbild auf den Bartgroschen von 1492 ist das erste Bildnis eines Regenten auf sächsischen Münzen.[1]

Tief verwurzelt im Katholizismus, lebte Friedrich III. gemäß den Glaubenspraktiken seiner Zeit: täglicher Messbesuch, Werkfrömmigkeit, Marien- und Heiligenverehrung, Reliquienkult. Mit wahrer Leidenschaft sammelte er Reliquien – über 19.000 mit dem Gegenwert von rund zwei Millionen Jahren Ablass. Die Reliquien, die er von seiner Wallfahrt im Jahr 1493 ins Heilige Land mitbrachte, bildeten den Grundstock seiner Sammlung, die er planmäßig erweiterte, so dass er schließlich die drittgrößte Reliquiensammlung seiner Zeit besaß. Lucas Cranach der Ältere, den Friedrich der Weise 1505 als seinen Hofmaler nach Wittenberg berufen hatte, fertigte 1509 zu dieser Heiligtumssammlung in der Wittenberger Schlosskirche eine detaillierte Beschreibung mit Holzschnitten an. Cranach war Nachfolger des von 1503 bis 1505 für Friedrich tätigen Jacopo de’ Barbari.[2]

1493 wurde Friedrich in Jerusalem zum Ritter des Ritterorden vom Heiligen Grab geschlagen, zusammen mit Herzog Christoph dem Starken, Graf Philipp von Anhalt, Graf Heinrich von Stolberg, Graf Adam von Beichlingen, Graf Balthasar von Schwarzenburg, Heinrich Herr von Gera, Anarg Herr von Wildenfels, Hans Herr von Schwarzberg, Degenhart Pfaffinger zu Salmanskirchen sowie weiteren Edelleuten.[3][4]

1502 gründete Friedrich der Weise die Universität Wittenberg, die sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer der bedeutendsten Universitäten entwickelte.

Am 8. August 1507 übertrug König Maximilian I. Friedrich auf dem Reichstag von Konstanz die Generalstatthalterwürde. Nachdem Maximilian nach seiner Wahl zum römischen Kaiser am 4. Februar 1508 in Trient zurückgekehrt war, erlosch das Statthalteramt. Auf Münzen des Kurfürsten wurde erstmals seine Würde als Reichsvikar genannt.

Das politische Reformdenken Friedrichs des Weisen, das eine Stärkung der Territorialfürsten und damit gleichzeitig eine Machtminderung der kaiserlichen Zentralgewalt und eine Schwächung des immer geldgierigeren Papsttums zum Ziele hatte, bewog ihn wohl auch, Martin Luthers Aufbegehren zu unterstützen. Die Eindämmung der steigenden finanziellen Ansprüche der Renaissancepäpste, der päpstlichen Finanzpraktiken sowie des auf Machterweiterung agierenden Kirchenstaates standen dabei im Vordergrund des politischen Vorgehens des sächsischen Kurfürsten und sicherlich nicht die theologischen Überlegungen Luthers, denen er zurückhaltend gegenüberstand. So hat er Martin Luther im Laufe seiner Regierungszeit auch nie persönlich empfangen. Die Rolle des Vermittlers zwischen Kurfürst, Reformator und Papst übernahm oftmals der oberste Sekretär und Schatzmeister Degenhart Pfaffinger, der dem Kurfürsten seit der gemeinsamen Wallfahrt zum heiligen Grab treu zur Seite stand.

In einer 2008 veröffentlichten Arbeit wurde erstmals aufgezeigt, dass auch ein sehr menschliches Motiv Friedrich bewogen haben könnte, seine schützende Hand über den aufkommenden Protestantismus zu halten, nämlich seine Verärgerung über die durch den Papst zweimal abgelehnte Ehe mit Margarethe, der Tochter des Kaisers Maximilian.[5]

Durch die Weigerung Friedrichs III., das 1518 von Rom gefällte Ketzerurteil gegen Luther anzuerkennen, die Zusicherung freien Geleites für Luther zum Reichstag zu Worms und seine Unterbringung auf der Wartburg nach der Ächtung entstand ein offener Interessenkonflikt zwischen dem sächsischen Kurfürsten und der römischen Kurie bzw. dem Kaiser. Diese beharrliche Entschlossenheit, aber auch seine Abneigung, kriegerisch in Konflikte einzugreifen, mit der der Wettiner seine nach Ausgleich strebende politische Grundeinstellung umsetzte, trug ihm in der späteren Geschichtsschreibung den Beinamen Friedrich der Weise ein.

Viele Historiker führen den Beinamen aber auch auf sein überlegtes Handeln bei der Kaisernachfolge Maximilians zurück. Denn bei der Wahl des römisch-deutschen Königs von 1519 spielte der sächsische Kurfürst eine entscheidende Rolle: Einerseits wurde Friedrich der Weise als Kandidat zuerst von Papst Leo X. unterstützt, der aus Interesse des Kirchenstaates zu diesem Zeitpunkt keinen der beiden Hauptkonkurrenten, den französischen König Franz I. und den Kaiserenkel Karl, der 1518 als Karl I. zum König von Aragonien gekrönt worden war, als Kaiser wünschte. Andererseits akzeptierte zeitweise auch die französische Seite den sächsischen Kurfürsten als Kompromisskandidaten. Somit hätte er gute Chancen gehabt, von den Kurfürsten gewählt zu werden. Doch lehnte er die Kaiserwürde bereits im Vorfeld der Wahl ab und betätigte sich lieber als Vermittler im Kurfürstenkollegium. Schließlich wurde am 28. Juni 1519 in Frankfurt der 19-jährige Habsburger einstimmig gewählt. Karl V. musste die wesentlich von Friedrich dem Weisen entworfene Wahlkapitulation unterschreiben, die sich gegen die kaiserliche Zentralmacht und für eine stärkere Mitentscheidungsgewalt der Reichsstände aussprach.

Nach den überlieferten Porträts hatte der Kurfürst einen beachtlichen Leibesumfang, weshalb ihn der päpstliche Nuntius Hieronymus Aleander als „fettes Murmeltier“ beschrieb. Obwohl Friedrich der Weise nicht verheiratet war, hatte er mit der unstandesgemäßen Anna Weller mehrere Kinder. Trotz dieser Tatsache verlieh ihm Papst Leo X. 1518 die Goldene Rose, die höchste Auszeichnung des Papstes für besondere Verdienste um die katholische Kirche, in Wirklichkeit aber, um ihn zu bewegen, Luther an das Ketzergericht auszuliefern. Friedrich der Weise, der Luther vor der Kirchengerichtsbarkeit ebenso wie vor dem Vollzug der kaiserlichen Acht in Schutz nahm, trug mit seiner stillen und beharrlichen Art entscheidend zur Ausbreitung der reformatorischen Ideen bei. Er war einer der wenigen Fürsten, die gegen die Vernichtung der Bauern während der Bauernkriege waren. Er war der Meinung, dass man die Forderungen der Bauern erfüllen sollte. Erst auf dem Sterbebett ließ er sich das Abendmahl auf protestantische Art reichen, was als ein spätes Bekenntnis zur protestantischen Konfession angesehen werden kann. Mit ihm starb der letzte Widerstand gegen einen Krieg mit den Bauern.

Friedrich der Weise wurde in der von ihm erbauten und ausgestatteten Wittenberger Schlosskirche beigesetzt.

Ehrungen

3 Mark von Sachsen zum Reformationsjubiläum 1917 (Avers)

Literatur

Epitaph Friedrichs des Weisen von Peter Vischer dem Jüngeren in der Schlosskirche Wittenberg

Weblinks

 Commons: Friedrich III. (Sachsen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500. Berlin 1974, S. 191.
  2. artdirectory.de
  3. Georg Spalatin,Christian Gotthold Neudecker,Ludwig Preller: Historischer nachlass und briefe. 1851, S. 89 f.
  4. Johann Friedrich Plessing: Ueber Golgatha und Christi Grab: Ein historisch-critischer Versuch mit einem Grundriss von der Gegend und Stadt des heutigen Jerusalems, 1789, S. 460
  5. Hofsommer 2008, siehe Literatur
  6. Eintrag über Friedrich III. im Ökumenischen Heiligenlexikon


Vorgänger Amt Nachfolger
Ernst Kurfürst von Sachsen
1486–1525
Johann der Beständige
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Friedrich III. (Sachsen) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.