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Franz I. Stephan (HRR)

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Franz I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Gemälde von Martin van Meytens (1745)

Franz Stephan von Lothringen (* 8. Dezember 1708 in Nancy; † 18. August 1765 in Innsbruck) war als Franz III. Herzog von Lothringen und Bar (1729–1737), als Franz II. Großherzog der Toskana (1737–1765) sowie ab 21. November 1740 Mitregent in den Habsburgischen Erblanden und seit 1745 als Franz I. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er war der Ehemann von Maria Theresia.

Kindheit und Jugend

Franz Stephan war der vierte Sohn des Herzogs Leopold Joseph von Lothringen und dessen Frau Elisabeth Charlotte von Orléans. Über seine Großmutter Eleonore war er ein Urenkel Kaiser Ferdinands III. und über seine Mutter ein Urenkel Ludwigs XIII. von Frankreich. Seine Großmutter mütterlicherseits war Liselotte von der Pfalz, die mit dem Bruder Ludwigs XIV., Philipp von Orléans, verheiratet war. Er hatte sowohl habsburgische und bourbonische, als auch Pfalz-Wittelsbachische Vorfahren. Gemeinsam mit seinem Bruder Leopold wurde er früh auf eine militärische Karriere beim kaiserlichen Verbündeten vorbereitet. Franz Stephan wurde 1716 Inhaber des „Regiments Jung-Lothringen zu Fuß“.

Nachdem Leopold kurz zuvor verstorben war, wurde Franz der neue Erbprinz und reiste anlässlich der Krönung Kaiser Karls VI. zum König von Böhmen nach Prag. Am 10. August 1723 kam es zu einem ersten Zusammentreffen. Seit damals wurde Prinz Franz (Anton Stephan) von Lothringen in den Zeremonialprotokollen als Franz Stephan bezeichnet, er selbst unterzeichnete immer nur mit „François“ oder „Frantz“. In Prag kam es auch zu einem Zusammentreffen mit der Kaiserin und ihren sehr jungen Töchtern. Am Ende war die Ehe mit Maria Theresia unter den Vätern ohne Öffentlichkeit ausgemacht.[1]

Im Alter von fünfzehn Jahren kam er 1724 an den österreichischen Hof, wo er den letzten erzieherischen und gesellschaftlichen Schliff erhalten sollte. Karl VI. ließ ihn wie einen Sohn aufziehen. Franz Stephan fühlte sich sehr wohl in seiner zweiten Heimat und wurde zum Leidwesen seiner Erzieher ständiger Jagdbegleiter des Kaisers, nahm an Festen und Feiern, an Bällen teil. Die Weiterbildung und Vermehrung seines geringen Wissens kam zu kurz, was sein Vater im fernen Nancy nicht gerade mit Wohlgefallen registrierte. Nach fast sechs Jahren wurde sein Aufenthalt durch den Tod des Vaters 1729 unterbrochen und er musste in seine Heimat zurückkehren.[2]

Herzog von Lothringen, Großherzog von Toskana

Das Wappen Franz' I. Stephans als Kaiser: Der Reichsadler trägt das Hauswappen von Lothringen-Toskana

1729 wurde er Nachfolger seines Vaters als Herzog Franz III. von Lothringen und Bar. Allerdings wollte sein Schwiegervater nach dem polnischen Thronfolgekrieg dem französischen Kandidaten Stanislaus I. Leszczyński einen Ausgleich für den Verlust der Krone verschaffen und überredete Franz Stephan daher, auf Lothringen zu verzichten. Andernfalls wäre ihm die Hochzeit mit Maria Theresia verweigert worden (Zitat seines Beraters Johann Christof Bartenstein: „Keine Abtretung, keine Erzherzogin“). Als Ausgleich erhielt er 1737 das Großherzogtum Toskana, wo er als Franz II. gezählt wird.

Im Auftrag seines späteren Schwiegervaters Karl VI. unternahm er 1731 eine Reise nach Holland, England und Preußen. In Den Haag wurde er Anfang Juni 1731 von John Theophilus Desaguliers in die Freimaurerei aufgenommen, der eigens von der Großloge von London und Westminster abgesandt wurde. Franz Stephan reiste nach England und erhielt in der Maid’s Head Lodge im Landhaus des Staatsmannes Robert Walpole in Norfolk den Meistergrad. England verließ er wieder am 9. Dezember.

Hochzeit mit Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich

Am 12. Februar 1736 fand die Hochzeit Franz Stephans mit Maria Theresia von Österreich statt. Im Unterschied zu den üblichen dynastischen Verbindungen dieser Zeit war es eine echte Liebesheirat. Das Paar blieb drei Monate in der Toskana und kehrte anschließend nach Wien zurück.

Der Kaiser räumte Franz Stephan zwar einen Sitz in der Geheimen Konferenz ein, dieser konnte sich dort aber nicht durchsetzen. Auch als Soldat war er nicht erfolgreich. 1738 zog er in den Russisch-Österreichischen Türkenkrieg, kehrte aber schon bald wegen eines Nervenzusammenbruchs zurück.

Österreichischer Erbfolgekrieg

Franz I., Stich von Martin Engelbrecht

1740 starb Karl VI. Da er keinen männlichen Nachfolger hatte, erbte gemäß der 1713 erlassenen pragmatischen Sanktion seine Tochter Maria Theresia die habsburgischen Lande. Das bot den Anlass für den österreichischen Erbfolgekrieg, der mit dem Einmarsch Friedrichs des Großen in Schlesien begann. Als Nachfolger Karls VI. wurde 1742 der bayerische Kurfürst Karl Albrecht, der Maria Theresias Ansprüche bestritt, zum Kaiser Karl VII. gekrönt.

Mitregent und Kaiser

Franz Stephan war seit 1740 Mitregent in den habsburgischen Erblanden. Maria Theresia, die ihn dazu erklärte, führte allerdings die Regierung der Habsburgermonarchie größtenteils selbst; die Mitregentenfunktion sollte vor allem der Wahrung seiner Würde vor der (damals noch nicht absehbaren) Kaiserkrönung dienen, da er andernfalls ein in Staatsgeschäften funktionsloser Prinzgemahl gewesen wäre.

Franz Stephan befasste sich auf Grund dessen intensiv und erfolgreich mit der Konsolidierung der Finanzen des neuen Hauses Habsburg-Lothringen, das er gemeinsam mit Maria Theresia begründet hatte und das bis 1918 die Herrscher der Donaumonarchie stellen sollte.

Nach dem Tode Karls VII. 1745 erklärte dessen Sohn Maximilian Joseph sein Einverständnis mit der Wahl Franz Stephans zum Kaiser. Diese fand am 13. September 1745 in Frankfurt am Main statt. Franz Stephan erhielt die Stimmen von sieben der neun Kurfürsten und wurde daraufhin am 4. Oktober in der Bartholomäuskirche gekrönt. Als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches nannte er sich Franz I.

Persönliche Interessen

Da er weder als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches noch als formaler Mitregent der habsburgischen Erblande ausgelastet war, fand Franz Stephan genügend Zeit, sich seinen eigentlichen Neigungen zu widmen, nämlich den Naturwissenschaften und seiner Münz- und Mineraliensammlung. Mit seinem Lothringischen Kreis war er ein wichtiger Anreger für die Naturwissenschaften in Österreich. So konnte er auch Gerard van Swieten, den Begründer der Ersten Wiener Schule der Medizin, nach Wien holen. Auch die Anlage des Tiergartens Schönbrunn geht auf ihn zurück.

Durch geschickte Finanztransaktionen gelang es ihm, ein riesiges Vermögen anzuhäufen, mit dem sein Sohn und Nachfolger Joseph II. das Staatsbudget sanieren konnte. Franz Stephan legte auf seinen Gütern in Holics an der ungarisch-mährischen (heute slowakisch-mährischen) Grenze und Sassin im ungarischen Komitat Neutra (heute Westslowakei) landwirtschaftliche Musterbetriebe an. Diese ließ er nach modernsten Grundsätzen bewirtschaften, gründete eine Majolikafabrik und eine Weberei. Er widmete sich mit Vorliebe Finanzgeschäften und wurde dadurch zum mehrfachen Millionär.[2]

Seine persönliche Ausstrahlung und männliche Anziehungskraft nutzte er für diverse sogenannte „galante Abenteuer“, veranstaltete heimliche Soupers mit seinen Favoritinnen, so unter anderem Gräfin Colloredo, der Frau des Vizekanzlers, oder Gräfin Palffy, einer Hofdame seiner Gattin. Deren Eifersucht nötigte ihn, sich zu beschränken, dennoch unterhielt er angeblich eine dauerhafte außereheliche Beziehung zu Fürstin Maria Wilhelmina von Auersperg, einer Tochter seines Erziehers und Freundes Graf Wilhelm Reinhard Neipperg. Dieser, aufgrund ihrer Schönheit la belle Princesse Genannten, kaufte er ein Landhaus nahe Schloss Laxenburg, wo er gerüchteweise manchen Abend mit ihr verbrachte.[2] Belege für das Verhältnis mit der 30 Jahre jüngeren Auersperg existieren aber nicht.[3]

Tod und Nachfolge

Grab von Kaiser Franz I. in der Kapuzinergruft

Franz Stephan starb am 18. August 1765 kurz nach der Hochzeit seines Sohnes Leopold II. in Innsbruck, plötzlich an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt. Sein ältester Sohn Joseph war im Vorjahr bereits zum Römischen König gekrönt und damit zum Nachfolger als Kaiser designiert worden. Er trat die Nachfolge als Mitregent Maria Theresias sowie als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches an.

Das Begräbniszeremoniell für Franz Stephan wurde nach dem Vorbild der Trauerfeiern für seinen Schwiegervater, Kaiser Karl VI. († 1740), bestimmt. Nach Entnahme der inneren Organe wurde die Leiche vom 21. bis 23. August im Riesensaal (Festsaal) der Innsbrucker Hofburg öffentlich aufgebahrt. Der Raum war dazu mit schwarzem Stoff ausgeschlagen, das Paradebett von vier Altären umgeben, an denen Seelenmessen zelebriert wurden. Franz Stephan lag unter einem schwarzen Baldachin auf dem Paradebett, bekleidet mit einem schwarzseidenen Mantelkleid mit Hut und Allongeperücke. Er hielt einen Rosenkranz und das Sterbekreuz der Habsburger in seinen Händen. Seitlich lagen sechs Kissen aus Goldbrokat mit den ihm zustehenden Kronen, Orden und Ehrenzeichen. Am Fußende waren zwei mit Tüchern verhüllte Urnen für das Herz und die Eingeweide des Toten ausgestellt. Nach der öffentlichen Aufbahrung im Riesensaal der Innsbrucker Hofburg wurde der Leichnam zu Schiff nach Wien überführt, wo die zweite Aufbahrung im Rittersaal der Wiener Hofburg nur mehr bei verschlossenem Sarg stattfand. Die Beisetzung des Körpers in der Wiener Kapuzinergruft erfolgte am Abend des 31. August 1765.[4][5] Sein Herz wurde getrennt bestattet und befindet sich in der Herzgruft der Habsburger in der Loretokapelle der Wiener Augustinerkirche, die Eingeweide kamen in die Herzogsgruft des Wiener Stephansdoms.

Vor 1864 wurde in Wien Innere Stadt (1. Bezirk) die nach der Demolierung der Stadtmauer neben dem Wienfluss am Nordrand des heutigen Karlsplatzes neu angelegte Straße nach dem Kaiser Lothringerstraße benannt, 1904 auch in den angrenzenden Bezirken Landstraße (3.) und Wieden (4. Bezirk). Der Straßenname ist heute in Wien als Adresse des Wiener Konzerthauses und des Wiener Eislaufvereins allgemein geläufig (siehe auch Zweierlinie).

Nachkommen

Franz I. und Maria Theresia im Kreise ihrer Familie

Franz Stephan und Maria Theresia hatten insgesamt 16 Kinder, elf Mädchen und fünf Knaben:

Ahnentafel

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
16. Franz II. von Lothringen
 
 
 
 
 
 
 
8. Nikolaus Franz von Vaudémont
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
17. Gräfin Christine von Salm
 
 
 
 
 
 
 
4. Karl V. von Lothringen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
18. Heinrich II. von Lothringen
 
 
 
 
 
 
 
9. Claude Françoise de Lorraine
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
19. Margarita Gonzaga
 
 
 
 
 
 
 
2. Leopold Joseph von Lothringen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
20. Kaiser Ferdinand II.
 
 
 
 
 
 
 
10. Ferdinand III. (HRR)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
21. Maria Anna von Bayern
 
 
 
 
 
 
 
5. Eleonore von Österreich
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
22. Karl II. von Gonzaga
 
 
 
 
 
 
 
11. Eleanora Magdalena Gonzaga
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
23. Maria Gonzaga
 
 
 
 
 
 
 
1. Franz Stephan von Lothringen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
24. Heinrich IV. von Frankreich
 
 
 
 
 
 
 
12. Ludwig XIII. von Frankreich
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
25. Maria de’ Medici
 
 
 
 
 
 
 
6. Philippe I. de Bourbon, duc d’Orléans
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
26. Philipp III. von Spanien
 
 
 
 
 
 
 
13. Anna von Österreich
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
27. Margarete von Österreich
 
 
 
 
 
 
 
3. Élisabeth Charlotte de Bourbon-Orléans
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
28. Friedrich V. von der Pfalz
 
 
 
 
 
 
 
14. Karl I. Ludwig von der Pfalz
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
29. Elisabeth Stuart
 
 
 
 
 
 
 
7. Liselotte von der Pfalz
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
30. Wilhelm V. von Hessen-Cassel
 
 
 
 
 
 
 
15. Charlotte von Hessen-Kassel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
31. Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg
 
 
 
 
 
 


Literatur

Weblinks

 Commons: Franz I. Stephan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Renate Zedinger: Franz Stephan von Lothringen (1708–1765): Monarch, Manager, Mäzen. Böhlau, Wien 2008, S. 15, 36 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche)
  2. 2,0 2,1 2,2 Friedrich Weissensteiner: Die Töchter Maria Theresias, Kapitel Maria Theresia als Ehefrau und Mutter. Kremayr & Scheriau, Wien, ISBN 3-218-00591-4
  3. Renate Zedinger: Franz Stephan von Lothringen (1708–1765). Monarch, Manager, Mäzen. (Schriftenreihe der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts, Band 13) Böhlau, Wien 2008, ISBN 978-3-205-78109-7, S. 271f.
  4. Walter Koschatzky (Hrsg.): Maria Theresia und ihre Zeit. Zur 200. Wiederkehr des Todestages. Katalog zur Ausstellung 13. Mai bis 26. Oktober 1980 Wien, Schloss Schönbrunn, Salzburg-Wien 1980, S. 188–189.
  5. Abbildung der Aufbahrung Kaiser Franz' I. in Innsbruck 1765
Vorgänger Amt Nachfolger
Karl VII. Römisch-deutscher Kaiser
1745–1765
Joseph II.
Leopold Herzog von Lothringen und Bar
1729–1736
Stanislaus I. Leszczyński
Gian Gastone de’ Medici Großherzog der Toskana
1736–1765
Leopold II.
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