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Franz-Eher-Verlag

Aus Jewiki
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Franz Eher Nachfolger GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 2. Dezember 1901
Auflösung 29. Oktober 1945 (Verbot)
1952 (Streichung)
Sitz München
Leitung Wilhelm Baur
Branche Verlag

Der Eher-Verlag (Franz Eher Nachfolger GmbH) war der Zentralverlag der NSDAP. Die Partei erwarb ihn am 17. Dezember 1920 für 115.000 Mark. Zum Verlag gehörte eine Buchhandlung, die ebenso übernommen wurde. Max Amann übernahm die Leitung ab 4. April 1922. Alleiniger Gesellschafter des Eher-Verlages war der Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterverein e. V. (kurz NSDAV), dessen Vorstand wiederum Adolf Hitler war. Nach dem Verbot durch die Alliierten wickelte der bayerische Staat den Verlag ab, er wurde 1952 aus dem Handelsregister gelöscht.

Geschichte

Der Verlag wurde von Franz Eher, nachdem er ihn im März 1900 erworben hatte, am 2. Dezember 1901 ins Handelsregister München eingetragen. Gegründet wurde der Verlag eigentlich unter dem Namen Münchner Beobachter am 2. Januar 1887. Nach Ehers Tod übernahm im Sommer 1918 Rudolf von Sebottendorf, der Vorsitzende der rechtsextremistischen Thule-Gesellschaft, den Verlag, der am 30. September 1919 in eine GmbH umgewandelt wurde, um einen drohenden Konkurs abzuwenden. Hauptgesellschafterin blieb mit einer Einlage von 46 500 Reichsmark die Witwe von Eher, Käthe Bierbaumer, die zwischenzeitlich mit Sebottendorf liiert war, sowie Franz Freiherr von Feilitzsch (20.000 Reichsmark). Weitere Anteile hielten Sebottendorfs Schwester Dora Kunze, der Antisemit und "völkische" Ideologe Gottfried Feder, Geschäftsführer Franz Xaver Eder und der Münchener Papierfabrikant Theodor Heuß. [1]

Hauptfirmensitz war ein dreistöckiges, wenig repräsentatives Gebäude in der Thierschstraße 11 in der Nähe des Münchener Isartorplatzes. Ab 1933 wurde das gesamte Partei-Schrifttum im Eher-Verlag gedruckt und herausgegeben. Später kamen Niederlassungen in Berlin (ab 1. Januar 1933), Wien und weitere in München hinzu. Von 1933 bis 1943 war Rolf Rienhardt Verwaltungsdirektor, ihn löste Wilhelm Baur ab, der es bis Kriegsende blieb. Cheflektor war der Schriftsteller Karl Schworm.

Von entscheidender Bedeutung für die scheinbar unaufhörliche Expansion des Verlages, der Ende der 1930er, Anfang der 1940er Jahre als größter Pressetrust weltweit galt, war jedoch der NSDAP-Reichsleiter für die Presse, Max Amann. Er kontrollierte über den Eher-Verlag nahezu die gesamte verlegerische, das heißt ökonomische Seite der deutschen Presselandschaft. Er wurde auch Präsident der Reichspressekammer. Dies brachte ihn unweigerlich in unmittelbare Konkurrenz sowohl zu Otto Dietrich, dem Reichspressechef der NSDAP, dem die inhaltliche Ausrichtung der Parteipresse oblag, als auch mit Joseph Goebbels, der als Reichspropagandaminister ebenfalls pressepolitische Kompetenzen besaß.

Im Laufe der 1930er Jahre kaufte die NSDAP einige Unternehmensteile des Hugenberg-Konzerns und kleinere Verlage dazu. Dem Eher-Verlag waren drei große Verlagsgruppen angeschlossen. Zum einen die Standarte-Verlags- und Druckerei-GmbH (in der die 70 Gauzeitungsverlage zusammengefasst waren), die Herold-Verlagsanstalt GmbH (in der die zugekauften bürgerlichen Verlage untergebracht wurden) und die Europa-Verlags-GmbH (für alle ausländischen Verlage, besonders nach 1938). Es gehörten zu diesem Konglomerat auch diverse Pressevertriebsfirmen.

Die größten Veröffentlichungen des Franz-Eher-Verlages waren: Mein Kampf, der Völkische Beobachter, Das Schwarze Korps, Der Angriff, Illustrierter Beobachter (1926), Nationalsozialistische Monatshefte (1930), Akademischer Beobachter (1929), Unser Wille und Weg (1931), Der SA-Mann (1932), Die Brennessel (1931), die Nationalsozialistische Parteikorrespondenz (1932) sowie Die Bewegung. Mit Michael veröffentlichte man 1929 auch einen Roman von Joseph Goebbels, der mehrere Auflagen erfuhr.

Der Verlag wurde durch das Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 29. Oktober 1945 als eine Organisation der NSDAP verboten. Nach 1945 trat der Freistaat Bayern die Rechtsnachfolge des Verlages an.

Der Eher-Verlag hatte seine Verlags- und Druckräume in den Schellinghöfen (Ecke Schellingstraße/Barerstraße) im Münchner Stadtteil Maxvorstadt. Die erste NSDAP-Parteizentrale in der Schellingstraße 50 lag auf der anderen Seite der Straße. Der Freistaat Bayern vergab nach Kriegsende die Produktionsstätten an den Axel-Springer-Verlag, der bis in die 1990er Jahre unter anderem die Bild-Zeitung in der Maxvorstadt produzierte. Danach wurde das Areal völlig neu gestaltet und ist heute eine Wohnanlage. Die Buchhandlung befand sich in der Thierschstraße 11. Das Gebäude steht heute noch und ist ein Musikhaus.

Literatur

  • Hans Bühler, Olaf Simons: Die blendenden Geschäfte des Matthias Lackas. Korruptionsermittlungen in der Verlagswelt des Dritten Reichs. Marteau, Köln 2004, ISBN 3-00-013343-7.
  • Norbert Frei, Johannes Schmitz: Journalismus im Dritten Reich (= Beck'sche Reihe 376). 3. überarbeitete Auflage. C. H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-45516-6.
  • Oron J. Hale: Presse in der Zwangsjacke. 1933–1945. Droste-Verlag, Düsseldorf 1965.
  • Peter de Mendelssohn: Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse Berlin. Ullstein, Berlin 1959 (Überarbeitete und erweiterte Auflage. Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1982, ISBN 3-550-07496-4).
  • Thomas Tavernaro: Der Verlag Hitlers und der NSDAP. Die Franz Eher Nachfolger GmbH. Edition Praesens, Wien 2004, ISBN 3-7069-0220-6 (Rezension von Patrick Merziger. In: H-Soz-u-Kult, 13. Mai 2005).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Cris Whetton: Hitlers Fortune, London 2004, S. 40
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