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Forsa

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Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH
Rechtsform GmbH
Gründung 1984
Sitz Berlin, Deutschland
Leitung Manfred Güllner
Mitarbeiter 60 (Stand Oktober 2010)
Branche Dienstleistung
Website www.forsa.de

Die Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH, kurz Forsa, ist – neben der Forschungsgruppe Wahlen, Emnid, Allensbach, infratest dimap und INSA / YouGov – eines der führenden Markt- und Meinungsforschungsinstitute Deutschlands. Gründer der Gesellschaft ist Manfred Güllner.

Bei Forsa sind rund 60 Festangestellte tätig, weitere Interviewer werden als freie Mitarbeiter vom Unternehmen Monitel GmbH an Forsa abgestellt (Stand Oktober 2010).[1] Die GfK SE, das größte deutsche Marktforschungsunternehmen, beschäftigt im Vergleich dazu allein in Deutschland rund 1.600 Festangestellte. 1984 gegründet, hat forsa seine Hauptniederlassung in Berlin und weitere Niederlassungen in Dortmund und Riga.

Vorgehen bei der Meinungsforschung

Telefonumfragen

Zurzeit werden werktäglich mindestens 1000 repräsentativ ermittelte Personen per Telefon zwischen 16:30 und 21:00 Uhr befragt. (In diesem Zeitrahmen ist auch die für Umfragen sehr wichtige Gruppe der Werktätigen hauptsächlich anzutreffen). Ab 14 Jahren aufwärts kann man sich freiwillig an den Befragungen beteiligen, die sich hauptsächlich um die Bereiche Sozialforschung, Wahl- und Politikforschung, Medien-, Markt- und Onlineforschung drehen.

Es soll hauptsächlich ein Stimmungsbild „der Deutschen“ ermittelt werden. Die angerufenen Telefonnummern werden per Zufallsverfahren ermittelt, d. h. der Interviewer weiß nicht, mit wem er das Interview durchführen wird, alle erfragten Daten werden anonymisiert. Aus statistischen Gründen werden die Interviews nur mit der Person im Haushalt geführt, die als letzte Geburtstag hatte. Auf diese Art und Weise soll gewährleistet werden, dass bei diesen Umfragen alle Altersgruppen einbezogen und dass Männer und Frauen im selben Umfang befragt werden. Die Daten werden nur nach statistischen Angaben ausgewertet.

Da die Daten objektiv ermittelt werden sollen, werden die Auftraggeber einer Umfrage, so lange die Befragung läuft, nicht genannt. Dennoch lassen sich aus Publikationen der Institute (zum Teil Publikationen der Verbände, wie dem des BVM oder ESOMAR) die einzelnen Geschäftsfelder und die auftraggebenden Firmen und Institutionen ablesen.

Weitere Erhebungsmethoden

Neben den Telefoninterviews (CATI-Befragung) setzt forsa weitere Erhebungs- und Auswertungsmethoden ein, insbesondere in der B-to-B-Forschung die CAPI-Befragungen (Rechner-unterstützte persönliche Befragungen).

Onlinebefragung

In der Online-Forschung hingegen setzt das Institut auf ein eigenes Intra-Netz von Panel-Teilnehmern, das forsa.omninet aus zurzeit 10.000 bundesweit repräsentativen Haushalten (Stand: August 2005). Der (kostengünstigen) Online-Forschung via PC und Internet scheint forsa hingegen wohl aus der Begründung mangelnder Repräsentativität eher skeptisch bis ablehnend gegenüberzustehen.

Zusätzlich zur Meinungsforschung umfasst das Leistungsprofil die Versorgungsbereiche: kommunale und sonstige öffentliche Versorgung, Grundstoffindustrie, Handwerk, Investitionsgüter allgemein, Transport, Verkehr, Finanzdienstleistungen, Medien, Print, Media, TV.

Im März 2016 übernahm forsa vom Link Institut das LINK Internet Panel Frankfurt.[2]

Kontroversen um Forsa

Sowohl forsa als auch dem Institutsleiter Manfred Güllner, selbst SPD-Mitglied, wurden angesichts verschiedener Wahlprognosen, zuletzt zur Wahl 2005 in Nordrhein-Westfalen, eine gewisse SPD-Nähe vorgeworfen. Das Forsa-Institut erwirkte gegen entsprechende Vorwürfe aus der CDU erfolgreich eine einstweilige Verfügung, doch blieb, dass in politischen Fragen eine partiell größere Zustimmung der Befragten zu SPD-nahen Positionen festzustellen war als bei anderen Instituten. Nach eigenen Angaben erhielt Forsa 2002 zur Bundestagswahl und 2005 zur Landtagswahl in NRW Aufträge im Wert von 40.000 Euro, ansonsten keine. Am 6. September 2002 nannte der Mainzer Professor für Publizistik Hans Mathias Kepplinger in einem Interview der ZEIT Infratest, Emnid und das Institut für Demoskopie Allensbach – und nicht forsa – als Institute, die sich aufgrund ihrer Interessenlagen nicht allzu tendenziös zeigten, wenngleich der Leiterin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Elisabeth Noelle-Neumann, und ihrer Geschäftsführerin Renate Köcher eine Nähe zur Union nicht unbedingt abzusprechen ist. Dass das Allensbacher Institut mit der Universität in Mainz kooperiert (Noelle-Neumann war dort Direktorin des Instituts für Publizistik) – mithin also auch mit dem Publizistik-Professor Kepplinger – verweist auf den fließenden Übergang von Meinungsforschung und Meinungsgestaltung. Ungeachtet dessen war die Forsa-Umfrage zur Bundestagswahl 2009 die zutreffendste.[3]

Die Forsa in der Vergangenheit vorgeworfene SPD-Nähe hat sich nach der Bundestagswahl 2005 deutlich relativiert und ins Gegenteil umgekehrt. Bereits 2007 und mehr noch im ersten Quartal 2008 ermittelte Forsa Umfragewerte für die SPD, die durchschnittlich um ca. 5 Prozentpunkte unter den Zahlen der anderen Meinungsforschungsinstitute lagen. Daher erheben sich in jüngerer Zeit Vorwürfe gegen Forsa, nach dem Ausscheiden von Bundeskanzler Gerhard Schröder, der als Freund des Institutsleiters Manfred Güllner gilt, gegen die SPD und eine festgestellte Abkehr vom „Reformkurs“ zu demoskopieren.[4]

Ein Beispiel hierfür ist eine Forsa-Studie aus dem Sommer 2008. Sie kam zum Ergebnis, dass 36 % der SPD-Mitglieder über einen Austritt aus der Partei nachgedacht haben. Der damalige SPD-Chef Kurt Beck kritisierte Güllner massiv und teilte mit, dass er Umfragen des Forsa-Instituts nicht kommentiere.[5]

Ein Bericht des ARD-Hauptstadtstudios über eine Umfrage zur Bundestagswahl 2013 relativierte das Forsa-Ergebnis im Januar 2013: Generell gilt jedoch in den Augen vieler Branchenkenner: Umfragen von Forsa sind mit äußerster Vorsicht zu genießen. Sehr häufig liegen sie weit weg von dem, was die meisten anderen Meinungsforschungsinstitute messen.[6]

Vorwürfe der Manipulation von Umfragen

2003 war der Vorwurf laut geworden, Forsa habe eine Umfrage zum Thema Studiengebühren manipuliert, die im Auftrag des der Bertelsmann-Stiftung nahestehenden Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) erstellt worden war. Es hieß in den Ergebnissen: Die Mehrheit der Studierenden (59 %) und die Mehrheit der Bevölkerung (67 %) äußern im November 2003, dass sie Studiengebühren befürworten würden, wenn diese den Hochschulen direkt zugute kommen und durch Darlehen finanziert werden können.[7] Diese Ergebnisse wurden in einer Pressemitteilung des CHE im Dezember 2003 veröffentlicht und von einigen Zeitungen übernommen.[8][9] Später wurde laut der Süddeutschen Zeitung vom CHE indirekt eingeräumt, dass die Befragten sich tatsächlich nur zwischen verschiedenen Modellen von Studiengebühren, nicht aber gänzlich dagegen entscheiden konnten.[10]

2007 führte Forsa eine Umfrage im Auftrag der Deutschen Bahn durch. Es wurde nach Vorteilen der Bahnprivatisierung gefragt, nicht aber nach Nachteilen. Die Umfrageergebnisse wurden einen Tag vor einer Anhörung im Bundestag veröffentlicht. Lobbycontrol wirft Forsa vor damit den Eindruck erweckt zu haben, dass eine Privatisierung von der Bevölkerung gewollt sei, auch wenn sich dies nicht aus der Umfrage ergibt.[11] Der Deutsche Rat für Public Relations bezeichnete die Fragen als manipulativ.[12]

2015 kamen überwiegend über den Mikrobloggingdienst Twitter Vorwürfe gegen Forsa auf, da in einem Stern-Artikel laut einer Forsa Umfrage 75 Prozent von Anhängern der Grünen die Politik der Bundeskanzlerin in Sachen Griechenland befürworten würden. Auf Nachfrage nach den exakten Wortlaut der Frage, die zu diesem Ergebnis führte, wurde genannt, dass zu entscheiden war ob sich Merkel mit der Linie Hilfsprogramm gegen strenge Auflagen alles in allem richtig verhalten hat oder, ob sie Griechenland zu einem Ausstieg aus dem Euro hätte zwingen sollen. Diese sorgte für satirische Proteste auf Twitter unter dem Stichwort #forsafragen, unter dem die Frage mit Äußerungen wie Macht Merkel einen guten Job, oder soll dieses süße Kätzchen sterben? verglichen wurde.[13]

Einzelnachweise

  1. ver.di publik: Chef ist nicht zu sprechen, Ausgabe 10 (Oktober 2010) Seite 4-5
  2. Umfragesparte von LINK geht an forsa, planung&analyse. Abgerufen am 18. Oktober 2016
  3. Siehe Artikel Bundestagswahl 2009 – Umfragen vor der Wahl
  4. SPD wirft Meinungsforschern Meinungsmache vor. In: Tagesspiegel. 28. März 2008, abgerufen am 16. Juni 2015.
  5. Meinungsforscher Güllner zur SPD-Krise „Beck muss weg“. In: Süddeutsche Zeitung. 6. Juli 2008, abgerufen am 16. Juni 2015.
  6. tagesschau.de: Spießrutenlauf in eigener Sache (Memento vom 19. Januar 2013 im Internet Archive), 16. Januar 2013
  7. Ergebnisse der Forsaumfrage auf der Homepage des Auftraggebers Centrum für Hochschulentwicklung (PDF; 48 kB)
  8. Angeblich Mehrheit der Studenten für Gebühren. In: Spiegel Online. 11. Dezember 2003, abgerufen am 16. Juni 2015.
  9. Torsten Harmsen: Studenten-Mehrheit ist für Studiengebühren. In: Berliner Zeitung. 19. Dezember 2003, abgerufen am 16. Juni 2015.
  10. Kritik an Umfrage zu Studiengebühren. In: Süddeutsche Zeitung. 19. Dezember 2003, abgerufen am 16. Juni 2015.
  11. [1]
  12. [2]
  13. "Macht Merkel einen guten Job, oder soll dieses süße Kätzchen sterben?" In: Süddeutsche Zeitung. 15. Juli 2015, abgerufen am 16. Juli 2015.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Forsa aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.