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Figuration (Soziologie)

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Figuration, auch Interdependenzgeflecht genannt, ist ein von Norbert Elias in die Soziologie eingeführter Begriff, der das soziale Zusammensein von Individuen in spezifischen Konstellationen betont.

Beziehungen zwischen Akteuren

Elias versteht unter einer Figuration ein dynamisches soziales Netzwerk von untereinander abhängigen Individuen. Diese Beziehungen zwischen den Akteuren sind nach Elias das Wesen jeder sozialen Gemeinschaft. Die Soziologie hat demnach die Aufgabe, diese Beziehungsgeflechte zwischen sozialen Akteuren zu untersuchen.

In diesem Zusammenhang dient der Begriff dazu, soziologische Untersuchungen über Gruppenstrukturen oder Konstellationen mit denen von individuellen Verhaltensstrukturen zu verbinden. Individuen existieren, wie Gruppen, in Kontexten anderer Individuen und Gruppen, die nur als Geflecht und in Abhängigkeit voneinander (interdependent) gedacht werden können.

Für Elias fungiert der Begriff als Werkzeug, „mit dessen Hilfe man den gesellschaftlichen Zwang, so zu sprechen und zu denken, als ob ‚Individuum‘ und ‚Gesellschaft‘ zwei verschiedene und überdies auch antagonistische Figuren seien, zu lockern.“[1]. Der Begriff soll den Gegensatz einer solchen Rede und solchen Denkens aufheben:

„Das Geflecht der Angewiesenheiten von Menschen aufeinander, ihre Interdependenzen, sind das, was sie aneinander bindet. Sie sind das Kernstück dessen, was hier als Figuration bezeichnet wird, als Figuration aufeinander ausgerichteter, voneinander abhängiger Menschen. [...] Der Begriff der Figuration ist gerade darum eingeführt worden, weil er klarer und unzweideutiger als die vorhandenen begrifflichen Werkzeuge der Soziologie zum Ausdruck bringt, daß das, was wir ‚Gesellschaft‘ nennen, weder eine Abstraktion von Eigentümlichkeiten gesellschaftslos existierender Individuen, noch ein ‚System‘ oder eine ‚Ganzheit‘ jenseits der Individuen ist, sondern vielmehr das von Individuen gebildete Interdependenzgeflecht selbst.“[2]

Beispiele für Figurationen sind das Verhältnis von Lehrer und Schüler, von Torwart und Mannschaft oder das Verhältnis eines Bürgermeisters zu den Einwohnern eines Dorfes. Im Fall größerer Figurationen – wie bei den Bewohnern eines Landes oder sogar im Fall der Weltbürgerschaft – sind die Interdependenzketten nur entsprechend länger und differenzierter.

Siehe auch

Literatur

  • Norbert Elias: Was ist Soziologie?, Weinheim: Juventa, 2004, pp. 139-145. ISBN 3779901021.
  • Norbert Elias: Figuration. In: Bernhard Schäfers (Hg.): "Grundbegriffe der Soziologie." Stuttgart: Leske+Budrich (Utb), 2003, pp. 88-91. ISBN 3825214168.
  • Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Band 1, Amsterdam: Suhrkamp Taschenbuch, 1997, pp. 46-73, ISBN 3518277596.
  • Detlef Weinich: Systembiologie - Dynamik und Wechselbeziehungen als Forschungsgegenstand. Wurzeln und Bedeutung des Netzwerkdenkens im neueren Wissenschaftsverständnis. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 21, 2002, S. 473–489, hier: S. 477–482.

Weblinks

Fußnoten

  1. Norbert Elias: Was ist Soziologie?, Weinheim, 1970, S. 141.
  2. Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Band 1, Bern, 1969 S. 70–71
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Figuration (Soziologie) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.