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Feliks Dzierżyński

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Dieser Artikel behandelt den bolschewistischen Revolutionär. Zum gleichnamigen Schiff siehe Feliks Dzerzhinskiy (Schiff).
Felix Dserschinski (1918)

Felix Edmundowitsch Dserschinski (russisch Феликс Эдмундович Дзержинский; polnisch Feliks Dzierżyński; * 30. Augustjul./ 11. September 1877greg. in Oziembłowo; † 20. Juli 1926 in Moskau) war ein polnisch-russischer Berufsrevolutionär. Dserschinski war Organisator und erster Leiter des Allrussischen Außerordentlichen Komitees zur Bekämpfung von Konterrevolution und Sabotage (Tscheka), der ersten Geheimpolizei Sowjetrusslands.

Leben

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Dserschinski und Stalin im August 1924

Geboren wurde Felix Dserschinski auf dem Landgut seines Vaters in Oziembłowo im Ujesd Oschmjany, Gouvernement Wilna, Russisches Kaiserreich; heute trägt der Ort den Namen Dsjarschynawa und gehört seit 1991 zum weißrussischen Rajon Stoubzy. Sein Vater, Edmund Dserschinski, entstammte dem verarmten polnisch-litauischen Adel und war von Beruf Lehrer. In der Kindheit träumte Felix davon, Priester zu werden.[1] Nur er und sein Bruder Zygmunt († 1931, später populärer Professor der Polnischen Sprache am Adam-Asnyk-Lyzeum in Kalisz und Antikommunist) konnten dadurch eine höhere Schule besuchen. So wurde Dserschinski im August 1887 in die I. Klasse des Gymnasiums in Wilna aufgenommen. Dieselbe Schule hatte auch der zehn Jahre ältere Józef Piłsudski besucht. Doch bevor er seinen Abschluss machen konnte, wurde Dserschinski wegen „revolutionärer Aktivitäten“ exmatrikuliert.

1900 wurde er dann zu einem der Gründer der linkssozialdemokratischen Partei Sozialdemokratie des Königreichs Polen und Litauens (SDKPiL), in der er 1902 die Leitung der Auslandsabteilung übernahm und 1903 zum Vorstandsmitglied gewählt wurde. 1905/06 zählte er zu den führenden Aktivisten in Russisch-Polen, besonders in Warschau und Łódź, und vertrat gleichzeitig seine internationalistisch-klassenkämpferisch ausgerichtete Partei im Zentralkomitee der russischen Sozialdemokratie. Bis 1915 wurde Dserschinski sechsmal inhaftiert, zweimal deportierte man ihn nach Sibirien. 1908 schrieb er in der sibirischen Verbannung sein später vielgelesenes Tagebuch eines Gefangenen. Insgesamt verbrachte er 11 Jahre im Gefängnis, davon einige Jahre im Zuchthaus, wo er sogar an Tuberkulose erkrankt war.[2]

Seit April 1917 war Dserschinski Mitglied der Exekutive der Gruppen seiner polnischen Partei, die sich in Russland befanden. Im Sommer 1917 trat er den Bolschewiki bei und wurde Mitglied des Zentralkomitees. Während der Oktoberrevolution war er einer der Führer des bewaffneten Aufstands der Bolschewiki gegen die provisorische Regierung Kerenskis in Petrograd.

Nach dem Sieg der Bolschewiki Ende 1917 schuf Dserschinski auf Veranlassung Lenins die Geheimpolizei Tscheka, deren Leiter er bis zu seinem Tod blieb.[3] Am 5. September 1918 erhielt er – nach dem fehlgeschlagenen Attentat Fanny Kaplans auf Lenin – von diesem die Order, mit dem Roten Terror zu beginnen. In diesem Zusammenhang wurde die Anzahl der Arbeitslager bis Ende 1920 auf 107 erhöht.[4] Die Tscheka tötete nach dem Vorbild der Terrorherrschaft während der Französischen Revolution angebliche oder tatsächliche Konterrevolutionäre und legte dabei laut diversen Quellen oft den Schwerpunkt ihrer Außenwirkung auf Abschreckung statt auf Wahrheitsfindung.

Das Provisorische Polnische Revolutionskomitee. Dserschinski, mittlere Reihe, 2. von links (1920)
Dserschinskis Beerdigung am 30. Juli 1926

Während des polnisch-sowjetischen Krieges von 1919 bis 1921 war Dserschinski Mitglied des Kriegsrates beim sowjetischen Befehlshaber Michail Tuchatschewski. 1920 wurde er an die Spitze des von den Sowjets geschaffenen Polnischen Revolutionskomitees im eroberten Białystok gestellt, das die Aufgabe erhielt, in Polen (das nach den Wünschen der polnischen Kommunisten die Provinz Posen und Oberschlesien an das Deutsche Reich zurückgeben und Sowjetrussland beitreten sollte) die kommunistische Machtübernahme vorzubereiten. Der polnische Sieg in der Schlacht bei Warschau (1920) machte alle diese Pläne zunichte. 1921 schlossen Sowjetrussland und Polen den Frieden von Riga.

Nach diesem Krieg bis zu seinem Tode hatte Dserschinski verschiedene hohe Funktionen. Er blieb Chef der Tscheka, die nunmehr GPU genannt wurde, war bis 1921 Volkskommissar (Minister) für Innere Angelegenheiten, dann bis 1923 Verkehrsminister. Als Vorsitzender des Obersten Wirtschaftssowjets leitete er seit 1924 den Aufbau vieler Wirtschaftsregionen der Sowjetunion. Im April 1923 gründete er in Moskau die Sportgesellschaft „Dynamo“.

Dserschinski starb 1926 unmittelbar nach einer von ihm gehaltenen Rede vor dem Zentralkomitee an einem Myocardinfarkt.[2] Sein Nachfolger auf dem Posten des Geheimdienstchefs wurde sein Stellvertreter Menschinski.

Felix Dserschinski war verheiratet mit Zofia Dzierżyńska (1882–1968), einer Jugendfreundin von Rosa Luxemburg.

Nachwirkung

Denkmal in Salawat
Briefmarkenblock der DDR (1977) zum 100. Geburtstag

Nach seinem Tod und besonders nach 1945 wurden Dserschinski viele Denkmäler errichtet. Beinahe sämtliche Denkmäler, allen voran das in Moskau vor dem Gebäude der als Gefängnis und GPU-Zentrale dienenden Lubjanka, wurden entfernt. Die Statue, welche bis 1991 vor der Lubjanka stand, befindet sich heute im Skulpturenpark an der Moskwa. In der nach ihm benannten russischen Stadt Dserschinsk (nahe Nischni Nowgorod) steht noch ein Denkmal. Auch in der Stadt Salawat in Baschkortostan gibt es ein Denkmal und eine nach ihm benannte Straße.

Sein Denkmal in Warschau hatten nicht wenige polnische Landsleute als eine grobe Verletzung ihres Nationalstolzes verurteilt, da Dserschinski die Relevanz nationaler Belange für die sozialistische Bewegung stets bestritten hatte. Das bürgerlich-patriotische Polen sah in ihm daher einen Verräter und Agenten.

Ein neues Dserschinski-Denkmal wurde in Dsjarschynsk in Weißrussland vom Präsidenten Aljaksandr Lukaschenka errichtet. Außerdem wurde am 26. Mai 2006 in der Militärakademie in Minsk ein neues Dserschinski-Denkmal eingeweiht, das eine originalgetreue (kleinere) Kopie des ehemaligen Moskauer Denkmals ist. Eine der Hauptstraßen in Minsk trägt seinen Namen.

Die Stadt Dserschinski in der Oblast Moskau trägt ebenfalls seinen Namen. Die ukrainische Stadt Kamjanske trug zwischen 1936 und 2016 den Namen Dniprodserschynsk.

Eine Division Spezialeinheiten des russischen Innenministeriums ist nach ihm benannt.[5] Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR benannte sein Wachregiment Feliks Dzierzynski nach ihm.

Der durch seine Kameras bekannt gewordene Maschinenbauer FED (ursprünglich: FED-Arbeitskommune) wurde nach den Anfangsbuchstaben seines Namens benannt.

Im Jahr 2017 beschloss die Nationalgarde der Russischen Föderation der Saratow-Filiale dieser Einrichtung den ursprünglichen Namen "Das Rote-Fahnen-Institut namens Dserschinski F.E." zurückzugeben.[6]

Schriften

  • Ausgewählte Artikel und Reden 1908−1926. Dietz Verlag Berlin 1953.
  • Ausgewählte Schriften in zwei Bänden. Band I: 1897−1923. Geleitwort von Erich Mielke. (Hrsg.) Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, Potsdam 1984. (Rote „Tscheka-Reihe“ des MfS)
  • Ausgewählte Schriften in zwei Bänden. Band II: 1924−1926. (Hrsg.) Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit, Berlin 1986. (Rote „Tscheka-Reihe“ des MfS)
  • Pisma wybrane. Wydz. historii partii KC PZPR. (Pod red. Tadeusza Daniszewskiego). Ksi¸azka i wiedza, Warszawa 1955

Literatur

  • Oskar Blum: Russische Köpfe. Kerenski, Plechanow, Martow, Tschernow, Sawinkow-Ropschin, Lenin, Trotzki, Radek, Lunatscharsky, Dzerschinsky, Tschitscherin, Sinowjew, Kamenew. Mit 9 Porträtswiedergaben. Schneider, Berlin 1923.
  • Juri German: Schwert und Flamme. Erzählungen über Feliks Dzierzynski. Verlag Blick nach Polen, Berlin 1952 (dritte Auflage 1975).
  • N. I. Subow: Feliks Dżierzyński. Eine Biographie. Dritte erweiterte Auflage, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1975.
  • Nikolai Machwiladse: Feliks Dzierżyński. Leben und Wirken in Bildern und Dokumenten. Progress, Moskau 1975.
  • Feliks Edmundowitsch Dzierzynski. Leben und Wirken 1877–1926. 2 Bde., Offizin Andersen Nexö, Leipzig 1976
  • Robert Blobaum: Feliks Dzierzynski and the SDKPiL: A study of the origins of Polish Communism (1984).
  • Zofia Dzierzynska: Jahre großer Kämpfe. Feliks Edmundowitsch Dzierzynski – als Mensch, Ehemann und Vater. Militärverlag der DDR, Berlin 1977.
  • Werner Bauer: Der Schwur. Geschichten über Feliks Dziery´nski. (Ill. von Wolf Leo). Kinderbuchverlag, Berlin 1985
  • Bolschaja Sowjetskaja Enziklopedija. Band 8, Moskau 1972. Artikel Дзержинский Феликс Эдмундович in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (BSE), 3. Auflage 1969–1978 (russisch)
  • S. S. Chromow: Feliks Dzierzynski. Biographie. Dietz Verlag, Berlin 1980 (3. erw. Aufl. 1989. ISBN 3-320-00989-3)
  • Liliana Riga: Reconciling nation and class in imperial borderlands: the making of Bolshevik internationalists Karl Radek and Feliks Dzierzynski in east central Europe. In: Journal of Historical Sociology, 19 (4), 2006, S. 447–472. ISSN 0952-1909
  • F. Ė. Dzeržinskij. Gosudarstvennaja bezopasnostʹ. Red. O. V. Selin. Algoritm, Moskava 2008 ISBN 978-5-699-30517-9

Filme

Weblinks

 Commons: Felix Dserschinski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Две стороны жизни Дзержинского - аверс (Елена Николаевна Егорова) / Проза.ру. Abgerufen am 12. April 2018.
  2. 2,0 2,1 БИОГРАФИЯ ФЕЛИКСА ДЗЕРЖИНСКОГО. Abgerufen am 12. April 2018 (русский).
  3. Nach dem Aufstand der Linken Sozialrevolutionäre vom Juli 1918 war er zeitweilig auf eigenen Antrag vom Amt suspendiert. Vgl. Philipp Ewers: Feliks E. Dzierżyński: Eiserner Tschekist und gefeierter Held. edition berolina, Berlin 2018, Kapitelanfang Dzierżyński als Tscheka-Vorsitzender sowie Jonathan D. Smele: Historical Dictionary of the Russian Civil Wars, 1916–1926, Rowman & Littlefield, 2015, S. 355.
  4. Anne Applebaum: Gulag: A History, Random House LLC, New York City, ISBN 9780307426123. In: books.google.de. 2007, abgerufen am 21. Dezember 2016 (english).
  5. AFP und dpa: Kreml lässt Division "Felix Dscherschinski" aufmarschieren. In: zeit.de. 6. Dezember 2011, abgerufen am 21. Dezember 2016.
  6. Саратовский институт вернет себе имя Феликса Дзержинского. Abgerufen am 12. April 2018.
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