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Beta Israel

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Äthiopisch-jüdische Mutter mit ihrem Sohn

Beta Israel (Haus Israel, amharisch ቤተ እስራኤል) sind äthiopische Juden. Sie werden auch mit dem aus dem Altäthiopischen abgeleiteten Wort Falasha (eingedeutscht Falaschen) bezeichnet, das Ausgewanderte, Heimatlose, Außenseiter oder Exilierte bedeutet[1][2] und abwertend konnotiert ist. Nach mehreren Vertreibungen leben sie größtenteils in Israel, nur eine Minderheit ist in Äthiopien verblieben.

Das jüdische Dorf Balankab in Äthiopien, von H. A. Stern, Wanderings Among the Falashas in Abyssinia London, 1862

Ursprung

Synagoge in Welega, Äthiopien
Siedlungsgebiet der äthiopischen Juden unmittelbar vor der Auswanderungswelle

Bisher gibt es keine Einigkeit unter den Historikern zum Ursprung der Beta Israel. Die verschiedenen Meinungen lassen sich unter zwei Grundpositionen zusammenfassen, die israelitische Einwanderungsthese und die christliche Ursprungsthese.

Einwanderung aus Israel

Königin von Saba

Nach der mehrheitlichen Auffassung der Beta Israel selbst sind ihre Vorfahren zur Zeit der Königin von Saba – in Äthiopien wird sie Königin Makeda genannt, im 10. Jahrhundert vor Christus aus Israel eingewandert. Das äthiopische Nationalepos Kebra Negast (Herrlichkeit der Könige), die aus dem 14. Jahrhundert stammende schriftliche Fassung, beschreibt, wie Menelik I., der Sohn von Königin Makeda, aus Äthiopien kommend seinen Vater Salomo in Jerusalem besuchte. Bei seiner Rückkehr wurde er von einem zahlreichen Gefolge von Israeliten, 12.000 Männer[3], begleitet, als deren Nachkommen sich die Beta Israel betrachten.[4]

Einwanderung über Ägypten

Einer andere Theorie folgend wanderten sie nach der Zerstörung des Ersten Tempels durch die Babylonier im Jahre 586 v. Chr. nach Ägypten aus. Von dort flohen sie weiter über Elephantine, wo die Existenz einer jüdischen Gemeinschaft nachgewiesen werden konnte, nach Äthiopien.

Zerstreuung aus Israel

Eine andere Hypothese besagt, dass sie dem Stamm Dan angehören, einem der zwölf Stämme Israels und in Folge der Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. und der anschließenden weltweiten Zerstreuung der Juden nach Äthiopien gekommen sind. Dies ist die offizielle Meinung der israelischen Regierung, welche es den äthiopischen Juden erlaubte nach Israel einzuwandern.[3]

Abfall vom Christentum

Die aksumitischen Könige waren nachweislich Anhänger einer polytheistischen nicht-jüdischen Religion, bevor Ezana ca. 333 zum Christentum übertrat. Aufgrund fehlender zeitgenössischer Zeugnisse nehmen viele Historiker an, dass es zu dieser Zeit noch keine Beta Israel gab. Die Bildung dieser Religions- und Volksgruppe sei auf den späteren Abfall fundamentalistischer und königsuntreuer christlicher Gruppierungen zurückzuführen. Vertreter dieser Meinung stützen sich weiterhin auf die kuschitische Zugehörigkeit der vormals von den Beta Israel gesprochenen Agau-Sprachen Qwara und Kayla.[5] Zudem lassen DNA-Analysen keine besondere Nähe zu jüdischen Bevölkerungsgruppen erkennen.

Gruppen

Die Beta Israel kann man in drei Hauptgruppen unterteilen, die Falaschen, die Kemant und die Falaschamura.

Falaschen

Die Falaschen praktizieren eine frühe Form des jüdischen Glaubens. Sie lebten in den Regionen Begemder und Simien nördlich und nordöstlich des Tanasees, in den Bergen der heutigen Provinzen Amhara und Tigray. Für die Falaschen galten spezielle Steuern und es war ihnen verboten Land zu kaufen und zu besitzen. So versuchten sie auf gepachteten Land ihre Existenz aufzubauen, ergänzt durch handwerkliche Arbeiten wie Schreinerei, Metallbearbeitung, Töpferei und Weberei. Die Männer der Falaschen gingen vor allem ihren landwirtschaftlichen und handwerklichen Tätigkeiten nach, während die Frauen sich um die Erziehung der Kinder kümmerten und Spinnerei, Weberei und Töpferei betrieben.[3] Sie wurden von den Amharen und Tigray gemieden. Ihre Sprache, das Qwara, gehört zu den kuschitischen Sprachen, und ihre Bibel ist in Altäthiopischer Sprache verfasst und identisch mit der der orthodoxen Christen Äthiopiens. In Nord-West-Äthiopien bestand bis zum Ende des 15. Jahrhunderts abseits des christlichen Reiches und zeitweilig ihm unterworfen ein Königreich der Falaschen.[6]

Die Falaschen wurden 1975 als Abkömmlinge des Stammes Dan, eines der zehn verlorenen Stämme Israels, vom israelischen Rabbinat offiziell anerkannt.[7] Diese Ansicht stützte sich insbesondere auf rabbinische Quellen des Mittelalters und ihre Kultausübungen entsprechen den jüdischen Gebräuchen vor Entstehung des Talmud.[8] Mit dieser Anerkennung konnten sie im Rahmen des Rückkehrgesetzes nach Israel einwandern.

Die Falaschen feierten weder Purim noch Chanukka, da sie sich historisch bereits vom Zentrum des Judentums entfernt hatten, bevor diese Festtage aufkamen. Nach ihrer Ankunft im Staat Israel halten sich die meisten Beta Israel an diese Feiertage. Sie besitzen ihr eigenes mündlich tradiertes Gesetz, das vielfach dem der Karäer ähnelt. Jedoch interpretieren ihre Ältesten oder die Priesterkaste, die so genannten kessim oder qessotch, die Halacha in einer nur leicht abweichenden Weise von dem, was andere rabbinisch-jüdische Gemeinden in anderen Teilen der Welt praktizieren. In diesem Sinn verfolgen die Beta Israel eine dem Talmud ähnliche Tradition, obgleich sie zuweilen im Gegensatz zu Lehre und Praxis anderer jüdischer Gemeinden weltweit steht. Heute sind sie eine Gemeinde im Fluss und haben schon viele Traditionen des normativen Judentums übernommen.

Kemant

Die Kemant besiedeln das Gebiet nördlich des Tanasees und sind historisch und ethnisch eng mit den Beta Israel verwandt. Wie die Falaschen sind sie als eine Handwerkerkaste zu betrachten, doch ihre Spezialität ist der Bau von Papyrusbooten auf dem Tanasee. Ihre vormalige heidnisch-hebräische Religion haben sie heutzutage zugunsten des äthiopischen Christentums aufgegeben.[9] Sie sind vom Aussterben bedroht und sind heutzutage auf eine Gemeinschaft von weniger als 300 Mitgliedern geschmolzen.

Falascha Mura

Die Falascha Mura, deren Name Falascha, Außenseiter und Mura, Maria bedeutet[10], gehören nicht zu den Falaschen, werden aber von dem israelischen Oberrabbinat als zwangschristianisierte Falaschen betrachtet. Sie sind verschiedenen Ursprungs, behaupten aber letztlich von den Falaschen abzustammen. Sie seien im 19. Jahrhundert zum Teil freiwillig, zum Teil unter Zwang, zum Christentum übergetreten.[11] Zu ihnen gehören insbesondere die über die Provinz Schoa verstreuten Tabiban (Schmiede).[12]

Die israelische Regierung entschied 2003, dass jeder Äthiopier, der mütterlicherseits eine Verbindung zum Judentum nachweisen kann, auch wenn es schon viele Generationen zurückliegt, zusammen mit seiner Familie nach Israel einwandern darf. Erst im Januar 2005 wurde konkret beschlossen, alle ca. 20.000 in Äthiopien zurückgebliebenden Falascha Mura im Laufe von drei Jahren nach Israel zu holen.[13]

Nach einer Einwanderung nach Israel wird ein erleichterter Konversionsprozess zum Judentum durchgeführt. Es war umstritten, ob ihnen die israelische Staatsbürgerschaft zuerkannt werden sollte, einige ultraorthodoxe Juden lehnten dies ab. Die Falaschamura bildeten eine starke Gruppe innerhalb der messianischen Juden Israels.

Da der israelische Staat nur begrenzt die Einwanderung der Falascha Mura erlaubt, gab es bis 2019 noch knapp 8000, die in Äthiopien auf die Auswanderung nach Israel warteten.

Im äthiopischen Staat

Seitdem sich das Christentum im 4. Jahrhundert in Äthiopien ausbreitete und zur Staatsreligion ernannt wurde, wurden die Juden verfolgt. Einige konvertierten zum Christentum, um Verfolgung und Misshandlung entgehen zu können. Diejenigen, die sich weigerten, zum Christentum zu konvertieren, verloren ihr Land. Ihnen war es untersagt, staatliche und öffentliche Ämter zu bekleiden. Als Reaktion auf ihre anhaltende Verfolgung zogen sich die Juden aus den Küstengebieten zurück, um sich in den Bergen im Norden von Äthiopien anzusiedeln. In den Bergen hatten sie kaum Kontakte zur Außenwelt und lebten vielmehr in ihrer eigenen Welt.[14]

Während des Mittelalters bestand bis 1616 ein jüdisches Königreich in Nordwest-Äthiopien. Es wurde von seinen Nachbarn erobert, und damit begann der Niedergang der Beta Israel. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde ihre Zahl auf noch 250.000 geschätzt; am Ende dieser Epoche waren es nur noch 100.000.

Mit dem Sturz von Kaiser Haile Selassie am 12. September 1974 verschlechterte sich die Situation der Beta Israel. Während des Umsturzes verloren etwa 2500 Beta Israel ihr Leben, weitere 7000 wurden obdachlos.[15] Während der Sozialistischen Militärdiktatur ab 1974 wurden auch die Beta Israel enteignet und in landwirtschaftlichen Genossenschaften mit mehrheitlich nichtjüdischen Einwohnern integriert. Auch gab es viele Zwangsrekrutierungen in die äthiopische Armee, auch von Jungen, die erst zwölf Jahre alt waren.[15]

Bis 1985 schrumpfte die Zahl der Beta Israel auf 25.000 Menschen.[15]

Am 22. April 2018 besuchte die israelische Justizministerin Ajelet Schaked eine Synagoge in Addis Abeba. Dabei versprach sie, den noch ca. 8.000 Falaschamura die schnelle Einreise nach Israel zu ermöglichen.[16]

Rückführung nach Israel

Voraussetzungen

Die Falaschen wurden bereits im 16. Jahrhundert vom ägyptischen Rabbi ben Salomon ibn Avi Zimra (Radbaz) als Juden aus dem Stamm Dan anerkannt. Die Bestätigung von Rabbinern aus 45 Ländern erfolgte jedoch erst im Jahre 1908.

Von der israelischen Regierung als „amtliche“ Juden wurden die Beta Israel erst 1975 nach einer Entscheidung des sephardischen Rabbi Ovadja Josef anerkannt.[17] Demnach betrachtete man sie als Nachkommen des Stammes Dan, einem der zehn verlorenen Stämme Israels. Damit erhielten sie das Recht, sich im Rahmen des Rückkehrergesetzes vom 5. Juli 1950 in Israel niederzulassen.

Praktische Durchführung

Bis 1977 kamen nur einzelne Gruppen von Falaschen nach Israel. Seit 1977 wurde von der israelischen Regierung unter Menachem Begin intensiv um die Erlaubnis der Einwanderung verhandelt. Von 1977 bis 1984 kamen über 8000 Falaschen nach Israel, zum Teil flohen sie über den Sudan oder im Tausch gegen Waffenlieferungen an die äthiopische Regierung. Trotzdem verbot die äthiopische Regierung das Lernen von Hebräisch, und die Kesim (d. h. religiöse Leiter) wurden schikaniert und von der Regierung überwacht.[15]

Operation Brüder

Premierminister Menachem Begin beauftragte Israels Geheimdienst, den Mossad, die äthiopisch-jüdische Gemeinde zu retten und sie nach Israel zurückzubringen.

Die Mossad-Agenten errichteten am Roten Meer ein Feriendorf als Taucher- und Touristenparadies. Sie konnten nun Lastwagen und Busse betreiben, um echte Touristen neben „äthiopischen Touristen“ in das „Resort“ zu bringen, sowie die Boote, die sie brauchten, um jüdische Flüchtlinge über das Rote Meer nach Israel zu bringen.[18] Die Operation Brüder wurde 2019 verfilmt unter dem Titel „The Red Sea Diving Resort“.[19]

Operation Moses

Hauptartikel: Operation Moses

Zwischen dem 21. November 1984 und dem 5. Januar 1985 erfolgte der Ausflug von ca. 8000 äthiopischen Juden aus dem Sudan. Sie waren wegen einer Hungerkatastrophe dorthin geflohen. Vermutlich hatten noch viel mehr Beta Israel versucht, in den Sudan zu fliehen, waren aber infolge von Hunger und Krankheiten auf dem langen Fußmarsch umgekommen.

Die vom Sudan erlaubten Flüge wurden nachts im Geheimen durchgeführt. Als die Geschichte in den Medien bekannt wurde, zwangen einige arabische Staaten den Sudan, die Flüge zu stoppen. Deswegen mussten zunächst etwa 1000 Beta Israel im Sudan zurückgelassen werden.

Operation Joshua

Hauptartikel: Operation Joshua

Bei der Operation Joshua, auch bekannt als Operation Sheba, wurden im Jahre 1985 etwa 500 äthiopische Juden nachträglich aus Flüchtlingslagern im Sudan nach Israel ausgeflogen.

Operation Salomon

Hauptartikel: Operation Salomon

Vom 23.–25. Mai 1991 wurden 14.324 Juden in einer weiteren Luftbrücke innerhalb von 35 Stunden und 25 Minuten mit 41 Flügen von Addis Abeba nach Tel Aviv gebracht. Diese bis heute einmalige Luftbrücke erfolgte aus der von Rebellen eingeschlossenen äthiopischen Hauptstadt. Damit stieg die Zahl der Beta Israel in Israel auf 36.000.

Aus der Provinz Quara

Bei den Rückführungen blieben die Juden aus der Provinz Quara zurück, weil diese von Rebellen beherrscht wurden und sie deshalb den Weg nach Addis Abeba nicht antreten konnten. 1999 eskalierte der Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea, so dass sich die ohnehin schwierige Lage der Juden von Quara weiterhin verschlechterte. Da im Land kein Luftverkehr mit Gondar aufrechterhalten wurde, organisierte die Jewish Agency Busse, um die Juden von Quara nach Addis Abeba zu bringen. Wegen der Überflutungen und der desolaten Straßenverhältnisse hatten die Flüchtlinge eine schwierige Reise zu bewältigen. Dennoch schaffte es die Jewish Agency im Verlauf von 37 Tagen insgesamt 2.173 Juden von Quara nach Israel zu bringen.[20]

Operation Taubenflügel

Ab November 2011 wurden in 93 von der Regierung organisierten Flügen bis zum 28. August 2013 insgesamt 7846 weitere Falashmura nach Israel gebracht. In einem Flüchtlingslager in der Stadt Gonder waren sie seit 2012 versorgt und auf die Ausreise vorbereitet worden. Weiteren ca. 5000 Falaschamura wurde die Anerkennung als praktizierende Juden verweigert, somit soll durch die Operation die Immigration des Falaschen offiziell abgeschlossen sein. Ein „Recht auf Rückkehr“ als Juden soll nur noch im Rahmen individuell gestellter Aufnahmeanträge geprüft werden.

Anzahl

Alija aus Äthiopien im Vergleich zur gesamten Einwanderung[21]
Jahr/Zeitraum Einwanderer aus
Äthiopien
Gesamte Einwanderer nach
Israel
1948–51 10 687,624
1952–60 59 297,138
1961–71 98 427,828
1972–79 306 267,580
1980–89 16,965 153,833
1990–99 39,651 956,319
2000–04 14,859 181,505
2005–09 12,586 86,855
2010 1,652 16,635
2011 2,666 16,893
2012 2,432 16,560
2013 450 16,929
2014 213 24.120
2015 91 27.908
2016 43 25.977
2017 37 28.598
2018 208
Gruppe der Einwanderer Anzahl[22]
Vor der Operation Moses (1948–1984) 6.720
Durch die Operation Moses (1985) 7.500–8.000
Durch die Operation Joshua (1985) ca. 550
Durch die Operation Salomon (1991) 14.324
Falaschen von 1992 – 1997 10.092
Einwanderer aus der Provinz Quara 1999 2.173
Falaschamura (1998–2017) 38.242

In Israel

Formale Konversion

Moderne Synagoge der Beta Israel in Israel

Rabbi Yosef verfügte eine Pro-forma-Konversion zum Judentum aller Beta Israel nach ihrer Ankunft im Staat Israel und eine Unterwerfungserklärung unter die Lebensweise der Halacha, bzw. Lehre und Praxis des orthodoxen rabbinischen Judentums. Zahlreiche rabbinische Behörden sehen die Konversion zum Judentum nicht als pro forma, sondern als real an. Die Praxis der Beta Israel unterscheidet sich in bestimmten Bereichen erheblich von denen anderer Formen des Judentums, da in Äthiopien die Beta-Israel-Gemeinde zumeist in Unkenntnis des Talmud gelebt hatte.

Integration

Nach ihrer Ankunft begann der langwierige Prozess der Aufnahme und Integration in die israelische Gesellschaft. Die Beta Israel wirkten wegen ihrer strengen religiösen Riten, der fremden Sprache und der dunklen Haut fremd auf manche Israelis. Auch die Falaschen fühlten sich fremd in Israel und hatten große Schwierigkeiten, in und mit einer völlig anderen Gesellschaft zu leben. Viele waren Bauern gewesen, hatten in ärmlichen Hütten gelebt und kannten weder Strom noch fließendes Wasser.

Die sozialen und kulturellen Barrieren waren für viele schwer zu überwinden, und so leben sie heute häufig unter sozial benachteiligten und teilweise auch diskriminierenden Bedingungen meist in Städten, vor allem Netanja, Haifa, Jerusalem, Be’er Scheva, Rechovot, Aschdod, Aschkelon und Kirjat Mal’achi.

Nach ihrer Ankunft wurde den weiblichen Beta Israel ohne Aufklärung und teilweise gegen ihren Willen eine Hormonspritze verabreicht, damit weniger Frauen unter ihnen Kinder zur Welt bringen. Mit dem Verhütungsmittel Depo-Provera wurden viele von ihnen unfruchtbar gemacht, und die Geburtenrate ging somit rasch zurück. 1996 berichtete die Tageszeitung Maariv, dass der Magen David Adom, der unter anderem auch für Blutspende-Dienste verantwortlich ist, über mehrere Jahre hinweg alle Blutspenden von äthiopischen Juden vernichtete oder sich weigerte, Blutspenden von Juden aus Afrika anzunehmen.[23]

Einige der jugendlichen Falaschen passten sich der in Israel herrschenden Form des orthodoxen Judentums an, während sich andere am weltlichen Lebensstil in Israel orientierten. Ältere Falaschen und besonders die Kessim bestehen trotz der formellen Übernahme des „normativen“ Judentums weiterhin auf der Beibehaltung ihrer eigenen Form des Judentums, wie sie in Äthiopien und in Eritrea ausgeübt wird.

Mit dem Generationswechsel werden die Unterschiede zwischen den äthiopischen Juden und den Israelis geringer. Folglich ist ihre Eingliederung auch eine Frage der Zeit.[24]

Am 30. Juni 2008 nahm die Knesset das Sigd-Fest als Feiertag der äthiopischen Juden offiziell auf.[25] Mit dem Feiertag wird an dem Empfang der Tora auf dem Berg Sinai gedacht am 29. Tag des jüdischen Monats Cheschwan begangen.[26]

Der Staat Israel hat am 19. Februar 2018 die Kessim offiziell anerkannt, womit sie an religiösen Gremien des Staates teilnehmen dürfen. Auf diese Weise können sie sich für die Belange ihrer Glaubensgruppe stark machen, Trauungen vornehmen und Scheidungen besiegeln.[27]

Hohepriester

Raphael Hadane

Raphael Hadane ist die Liqa Kahenat, der aktuelle Hohepriester der Beta Israel in Israel.

Ethiopian Heritage Museum

2009 wurden in Rechovot Pläne zur Einrichtung eines äthiopischen Heimatmuseums vorgestellt, das sich dem Erbe und der Kultur der äthiopischen jüdischen Gemeinde widmet. Das Museum wird ein Modell eines äthiopischen Dorfes, einen künstlichen Bach, einen Garten, Klassenzimmer, ein Amphitheater und ein Denkmal für äthiopische zionistische Aktivisten und äthiopische Juden enthalten, die auf dem Weg nach Israel gestorben sind.

Demografie

Jahr 2010 2015
In Israel 120.000 135.000
In Äthiopien

Quelle: 2010[28]; 2015[29]

Personen

Siehe auch

Literatur

  • Carol Beckwith, Angela Fisher & Graham Hancock: African Ark – Peoples of the Horn. London 1990 (Chapter II: The Heavenly World Gondar: the Falasha and Amahara), London 1990.
  • E. A. Wallis Budge: The Queen of Sheba and her only son Menelik. London 1932.
  • Daniel Friedmann: Les enfants de la reine de Saba. Paris 1994.
  • Frederic C. Gamst: The Qumant: A Pagan-Hebraic Peasantry of Ethiopia. New York 1969.
  • Friedrich Heyer: Die Falascha in Israel. In: Kirche und Schule in Äthiopien. 50 (1997), S. 10.
  • Steven Kaplan: The Beta Israel (Falasha) in Ethiopia. New York 1992.
  • David Kessler: The Falashas: A Short History of the Ethiopian Jews. 2. Aufl., London 1996.
  • V. Krempel: Die soziale und wirtschaftliche Stellung der Falascha in der christlich-amharischen Gesellschaft Äthiopiens. Berlin 1972.
  • Wolf Leslau: Comparative Dictionary of Ge'ez. Wiesbaden 1991.
  • Edith Ochs, Bernard Nantet: À la découverte des Falasha, la tribu retrouvée. Payot, 10/198.
  • James A. Quirin: Beta Israel. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 1: A–Cl. Metzler, Stuttgart/Weimar 2011, ISBN 978-3-476-02501-2, S. 299–302.
  • Oliver Leaman (Hrsg.): The Jews of Ethiopia, The Birth of an Elite. London, Routledge 2005.
  • Richard Chaim Schneider, Esaias Baitel: Der vergessene Stamm. Die äthiopischen Juden und ihre Geschichte. Wien 1995.
  • Carl August Rathjens: Die Juden in Abessinien. Hamburg 1921.

Filme

Weblinks

 Commons: Beta Israel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Falasche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Leslau, Dictionary, 160.
  2. Sarah Eichhorn: Beta Israel – Die Herausforderungen bei der Integration der aethiopischen Juden in Israel, Seite 3. In: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart e.V. Abgerufen am 2. August 2019.
  3. 3,0 3,1 3,2 Sarah Eichhorn: Beta Israel – Die Herausforderungen bei der Integration der aethiopischen Juden in Israel, Seite 4. In: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart e.V. Abgerufen am 2. August 2019.
  4. Budge, Queen of Sheba, n° 38–55.
  5. Kaplan, Beta Israel, S. 14–32.
  6. Kaplan, Beta Israel, S. 63–65, 77–78.
  7. Kessler, Falaschas, S. 9–57.
  8. Kaplan, Beta Israel, S. 24–26; Kessler, Falashas, XXI-XXIV, 74, 85, 161.
  9. Gamst, Qemant, S. 29–43.
  10. Die Geschichte der äthiopisch-jüdischen Gemeinschaft. In: Ebenezer Hilfsfonds Deutschland e.V. Abgerufen am 2. August 2019.
  11. Sarah Eichhorn: Beta Israel – Die Herausforderungen bei der Integration der aethiopischen Juden in Israel. In: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart e.V. Abgerufen am 2. August 2019.
  12. Ratjens, Juden, 92.
  13. Die Geschichte der äthiopisch-jüdischen Gemeinschaft. In: Ebenezer Hilfsfonds Deutschland e.V. Abgerufen am 2. August 2019.
  14. Sarah Eichhorn: Beta Israel – Die Herausforderungen bei der Integration der aethiopischen Juden in Israel, Seite 5. In: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart e.V. Abgerufen am 2. August 2019.
  15. 15,0 15,1 15,2 15,3 Ethiopia Virtual Jewish Tour. In: Jewish Virtual Library. American-Israeli Cooperative Enterprise, abgerufen am 4. Dezember 2018 (english).
  16. Äthiopische Juden schnell nach Israel holen In: israelnetz.de. Israelnetz, 23. April 2018, abgerufen am 30. April 2018.
  17. Kessler, Falashas, 22.
  18. Nissim Mischal: Mossad: Missionen des israelischen Geheimdienstes, S. 494–, Bastei Entertainment 10 September 2015, ISBN 978-3-7325-1379-6
  19. The Red Sea Diving Resort, Netflix. Abgerufen am 5. August 2019.
  20. Die Geschichte der äthiopisch-jüdischen Gemeinschaft. In: Ebenezer Hilfsfonds Deutschland e.V. Abgerufen am 2. August 2019.
  21. Total Immigration from Ethiopia (1948–present). In: Jewish Virtual Library.de, englisch. Abgerufen am 1. August 2019.
  22. Total Immigration from Ethiopia (1948–present). In: Jewish Virtual Library.de, englisch. Abgerufen am 1. August 2019.
  23. Sarah Eichhorn: Beta Israel – Die Herausforderungen bei der Integration der aethiopischen Juden in Israel, Seite 16. In: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart e.V. Abgerufen am 2. August 2019.
  24. Sarah Eichhorn: Beta Israel – Die Herausforderungen bei der Integration der aethiopischen Juden in Israel, Seite 15. In: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart e.V. Abgerufen am 2. August 2019.
  25. Israelnetz.de vom 20. Februar 2018: Regierung erkennt Oberhäupter äthiopischer Juden an
  26. Juden aus Äthiopien feiern Sigd-Fest. Israelnetz.de, 26. November 2019, abgerufen am 28. Dezember 2019.
  27. Israelnetz.de vom 20. Februar 2018: Regierung erkennt Oberhäupter äthiopischer Juden an
  28. Israelisches Zentralbüro für Statistik: The Ethiopian Community in Israel.
  29. Israelnetz.de vom 20. Februar 2018: Regierung erkennt Oberhäupter äthiopischer Juden an
  30. Filmstart. In: Filmstart.de. Abgerufen am 1. August 2019.
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