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Fake

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Fake (Begriffsklärung) aufgeführt.

Als Fake (engl. Fälschung) bezeichnet man ein Imitat, einen Schwindel oder eine Vortäuschung falscher Tatsachen. Im weiteren Sinne ist der Fake auch ein Begriff für den damit verbundenen Betrug.[1]

Jemand, der etwas Falsches als richtig vortäuscht, wird gelegentlich auch Faker genannt. Dieses Wort ist im deutschen Sprachraum erst seit einigen Jahren verbreitet und daher bei Jüngeren eher bekannt als bei älteren Menschen. Es ist auch eine Vokabel im Netzjargon, dem Wortschatz der Menschen, die im Internet schreiben bzw. die sich der Internetkultur verbunden fühlen.

Fake im Internetkontext

Am häufigsten wird in jüngerer Zeit der Begriff für die Fälschungen solcher Faker verwendet, die in Internet-Foren oder Chatrooms unter Verwendung irreführender Angaben zu ihrer eigenen Person unqualifizierte Kommentare abgeben, die andere Internet-User ärgern, provozieren oder hinters Licht führen sollen oder auch solche die nicht ernst gemeint sind, wie das Hoax.

  • Fake-Identitäten dienen oft zum Trollen. Dabei ist es nicht unüblich, dass eine Person sich unter mehreren verschiedenen Namen anmeldet und ein (für andere nicht erkennbares) provozierendes Rollenspiel veranstaltet. Das Faken mit mehreren Identitäten ist geradezu typisch für viele Trolle; das Aufspüren mehrerer Fake-Identitäten (zum Beispiel mittels IP-Adresse) kann dabei helfen, Trolle zu identifizieren bzw. sie an ihrem Tun zu hindern.
  • Die Nicknames (kurz Nicks) von Fakern, die unter mehreren Namen auftreten, werden auch als Sockenpuppen bezeichnet.
  • Oftmals geben sich Faker im Internet als eine andere Person aus - mit einem sogenannten Fake-Account.

Oft agieren Faker in einer Kontaktbörse, bei denen die Suche nach einem Seitensprung-, Freizeit- oder Hobbypartner im Vordergrund steht,

  • um mit leichtgläubigen Internet-Usern zu flirten oder um andere Interessen zu verfolgen (zum Beispiel aus Langeweile oder um die Einsamkeit zu vertreiben, erotische Fantasien auszuleben, sexuell anzügliche Chats zu führen, Telefonsex anzubahnen oder um sich an Minderjährige heranzumachen).
  • Kleinere Schwindeleien (zum Beispiel Altersangabe „39“ statt „41“) gelten dabei nicht als Fake-Account. Bedeutende Falschangaben, wie die Vorgabe falscher Titel schon.[2]
  • Manche Faker schlüpfen in eine Rolle des anderen Geschlechts: ein männlicher Faker gibt sich als Frau aus oder umgekehrt.
  • Einige Jugendliche schlüpfen per Fake-Account in die Rolle eines Erwachsenen.

Besondere Vorsicht bzw. Sensibilität wegen möglicher Schleichwerbung ist geboten

  • bei Erfahrungsberichten im Internet (Online-Bewertung),
  • in medizinischen Threads: einige Forenbetreiber sind nicht neutral, sondern verfolgen eigene wirtschaftliche Interessen. Zum Beispiel vertreiben sie selbst Produkte, über die in ihren Foren diskutiert wird. Möglicherweise betreiben sie Zensur (das heißt, sie löschen negative Erfahrungsberichte) und/oder schreiben in ihrem Forum selber (Fake-User) als angebliche Endverbraucher.

Außerdem nennt man Faker diejenigen Personen, die sich in Chatrooms mit (fast) demselben Nick anderer Chatter einloggen, um auf diese Weise den Original-Nickname durch negatives Verhalten (Benutzung von Schimpfwörtern und so weiter) zu stören bzw. in den Schmutz zu ziehen. In Chatrooms, die auf der Schriftart Arial basieren, lassen sich zum Beispiel Nicks, die ein kleines „L“ oder großes „i“ enthalten, mühelos faken, weil die Darstellung dieser Schriftzeichen identisch ist. Auch die Zahl „0“ und das große „O“ kann man oft kaum voneinander unterscheiden.

Bei Twitter blüht der Handel mit Fakes. Im April 2013 wurde bspw. im anglo-amerikanischen Raum bekannt, dass der bis dahin als "echt" geltende mexikanische "Social Media"-Guru namens "Santiago Swallow", der etwa 90.000 Twitter-Follower besaß und sogar über eine glaubhaft scheinende Biographie auf der englischsprachigen Wikipedia verfügte, eine rein virtuelle Internet-Persönlichkeit war.[3] Am 25. November 2013 berichtete Jeff Elder im Wall Street Journal Deutschland über die massive und professionelle twitter Manipulation.[4]

Aber nicht jede Person, die im Internet unter falschem Namen oder unter falschen persönlichen Angaben auftritt, ist ein Faker: Es ist in der Kultur des Internets durchaus üblich, einen Nickname zu verwenden. Dies dient beispielsweise dazu, Spam und andere Missbräuche und Gefahren zu vermeiden. Es kann auch helfen, in Internet-Communitys freier und ungehemmter als im „realen Leben“ aufzutreten, oder spielerisch ermöglichen, verschiedene soziale Rollen auszuprobieren. Solches Verhalten gilt vielen als legitim. Als Fake sollte man es erst ansehen, wenn es dazu dient, Missbräuche wie die hier beschriebenen zu begehen.

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Fakes werden aus verschiedenen Gründen auch im Zusammenhang mit kommerziellen Tauschgeschäften oder in Tauschbörsen eingeschleust:

  • Beispielsweise manipuliert die Musik- und Filmindustrie Dateien so, dass der Inhalt der Datei verstümmelt oder nicht mehr lesbar ist. Personen, die diese Datei herunterladen, sollen sich darüber ärgern; weitere Download-Versuche sollen ihnen verleidet werden. Auch werden Dateien dadurch „gefakt“, dass ihnen ein Faker einen sehr beliebten Dateinamen gibt, um deren Inhalt bekannter zu machen.
  • In der Paid4-Szene bezeichnet man Personen als Faker, die mit technischen Maßnahmen versuchen, Paid4-Anbieter zu betrügen, um Geld zu verdienen.
  • Der Begriff Fake wird auch bei P2P-Tauschbörsen im Internet verwendet. In diesem Fall beschreibt der Begriff eine Datei, die nicht das enthält, was der Dateiname aussagt.

Fake im Medienkontext

Im Bereich der Video-, Bild- und Nachrichten-Online-Präsentation im Internet treten immer wieder auch Fakes zutage, die teilweise sogar "Zugang" in den seriösen Nachrichtenraum erhalten.[5] Manipulierte Videos, die im Internet (zum Beispiel auf Videoportalen) verbreitet werden, und die ein vermeintlich wirkliches Geschehen vorgeben, tatsächlich aber elektronisch retuschiert sind, werden als Fake bezeichnet.[6][7]

Die heute unter dem Einfluss des englischen mit Fake bezeichneten getürkten Meldungen sind schon lange Zeit als Zeitungsente und Tatarenmeldung bekannt. Jedoch nicht nur Leser, Hörer und Zuschauer fallen auf Fälschungen herein sondern auch die Macher selbst zuweilen, wenn sie Fremdmeldungen weiterverbreiten.[8] Es kann sich auch um offensichtliche Fälschungen handeln, die als Mockumentary bezeichnet werden (von englisch: to mock (vortäuschen, verspotten, sich mokieren) und documentary), ein fiktionaler Dokumentarfilm, der mit Mitteln des Dokumentarfilms ein fiktives Geschehen wiedergibt, häufig parodierend.[9] Ein prominentes Beispiel ist Kubrick, Nixon und der Mann im Mond, eine vermeintliche Dokumentation, die aufdeckt, dass die Mondlandungen von Regisseur Stanley Kubrick im Filmstudio vorgetäuscht wurden.

Schon 1938 erregte Orson Welles Aufsehen, als er ein Radiohörspiel auf der Basis von H. G. Wells Krieg der Welten produzierte, das wie eine Reportage aufgemacht wurde und Hörer, die die Einführung verpasst hatten, für einen Bericht über eine Invasion vom Mars halten mussten. Insbesondere spektakuläre Inhalte verleiten die Macher von Meldungen und Berichten Fakes weiter zu verbreiten, um hohe Zeitungsauflagen oder Einschaltquoten zu erreichen. Beispiele sind die Hitlertagebücher des Stern, die scheinbaren Dokumentarfilme, die Michael Born für Stern TV, Spiegel TV Magazin, ZAK und andere Fernsehmedien geliefert hatte, oder die vermeintlichen Interviews mit Hollywood-Stars, die Tom Kummer im Süddeutsche Zeitung Magazin platzierte.

Fake im Kunstkontext

Seitdem die bildende Kunst im 20. Jahrhundert damit begonnen hat, ihre künstlerischen Mittel zu analysieren und die Frage nach der Authentizität ihrer Kunstwerke zu stellen, wurde der Begriff Fake im künstlerischen Sinne definiert.[10] Bereits die Arbeiten von Marcel Duchamp, später dann von Andy Warhol oder von Sigmar Polke hinterfragen das Verhältnis von Original und Kopie auf neue Weise. Importiert Duchamp mit seinen Readymades noch manufakturierte Waren aus dem Alltag in den Kunstkontext, werden von Künstlern wie Richard Prince oder Sherrie Levine bereits bestehende Bilder erneut ausgestellt und damit die Fälschungen selbst zu Kunstwerken deklariert.[11]

„Der Begriff des Fake meint eine mimetische Nachahmung eines anderen Kunstwerks, die im Gegensatz zur Fälschung selbst auf ihren gefälschten Charakter hinweist. Eine Künstlerin reproduzierte Fotografien von Walker Evans; diese eigenen Fotografien präsentierte sie auf ähnliche Weise wie das Vorbild; der Titel, »Sherrie Levine After Walker Evans«, weist die Arbeit als Aneignung aus, die die gewandelten kontextuellen und konzeptuellen Bedingungen des identischen Bilds reflektiert. Das Fake zielt demnach mittels einer genauen Bilduntersuchung auf einen kunsthistorischen Erkenntnisprozeß: Die Reproduktion wird nicht mehr moralisch als Fälschung verurteilt, sondern das Fake wird als Kritik der Institution der Kunst und ihrer Ideologie des Originals betrachtet.“

Für Stefan Römer markiert der kurze Text The Fake as More, by Cheryl Bernstein von Carol Duncan einen Neubeginn der Geschichte der Fälschung. Carol Duncan publizierte die fiktive Geschichte über die Kunsthistorikerin Cheryl Bernstein, gab die Fiktion aber erst 13 Jahre später als solche zu erkennen. In The Fake as More besprach die angebliche Kunsthistorikerin Bernstein eine Ausstellung, die in dieser Art niemals stattgefunden hat. Duncans Fake kommt deshalb eine so wichtige Position zu, weil die Autorin gar kein materiell produziertes Bild benötigt. Lediglich ihr Text ruft in der Vorstellung der Leser bestimmte Bilder und die Essenz ihrer Bedeutung hervor. Für die Kunstdiskussion völlig unerheblich war es, ob die Ausstellung tatsächlich stattgefunden hatte oder nicht. Mit dem Fake wird daher ein Institutionswandel vorgenommen, der eine grundsätzliche Umorientierung der Kunstgeschichte erfordert. Mit der Ausstellung X für U – Bilder, die lügen wurden Beispiele zusammengetragen wie durch Bildverfälschungen Tatsachen und Ereignisse manipuliert werden.

Literatur

  • Frank Arnau: The Art of The Faker – 3,000 years of Deception. Boston, Little Brown & Company, 1959. LCC 61-5317.
  • D. Dutton (Hrsg): The Forger’s Art, Berkeley, University of California Press, 1983.
  • Judith Mair, Silke Becker: FAKE for REAL – Über die private und politische Taktik des So-tun-als-ob, Campus Verlag Frankfurt/New York, 2005.
  • S. Radnóti: The Fake. Forgery and Its Place in Art. Rowman & Littlefield Publishers Inc., Lanham 1999..
  • Stefan Römer: Künstlerische Strategien des Fake. Kritik von Original und Fälschung. DuMont, Köln 2001, ISBN 3-7701-5532-7.
  • Kay Hoffmann: Das dokumentarische Bild im Zeitalter der digitalen Manipulierbarkeit. In: Trau-Schau-Wem. Digitalisierung und dokumentarische Form, Kay Hoffmann (Hrsg.), UVK Medien, Konstanz 1997, S. 13-28.

Einzelnachweise

  1. Die Welt: Was Jazz und Orgasmen mit Fake zu tun haben am 19. März 2015, zuletzt abgerufen am 25. Mai 2015.
  2. Spiegel Online: Hausdurchsuchung: Fake-Doktortitel bringt Bloggerin Polizeibesuch ein, 18. April 2013, zuletzt abgerufen am 26. Mai 2013.
  3. Für die Erstellung dieses Twitter-Fakes zeichnete sich Kevin Ashton verantwortlich, der die Einrichtung dieser Kunstfigur als Versuch darstellte zu zeigen, dass die Anzahl der Twitter-Follower nichts darüber aussagt, wie glaubwürdig die Person ist, der da gefolgt wird. Siehe R. McGuiness in "Meet Santiago Swallow… the biggest social media star you’ve never heard of", Metro, 20. April 2013 zuletzt abgerufen am 25. Mai 2013.
  4. Fake-Accounts: Wie sich Betrüger auf Twitter breitmachen Gefälschte Profile – die dunkle Seite von Twitter
  5. NEON: Fake im Netz, 13. April 2012, zuletzt abgerufen am 26. Mai 2013.
  6. Online Focus: Peinliche Panne im Iran - Brandneuer F-313-Kampfjet nur ein Photoshop-Fake, 14. Februar 2013, zuletzt abgerufen am 26. Mai 2013.
  7. Spiegel Online: Video von Adlerattacke: Echter Vogel oder Fake?, 19. Dezember 2012, zuletzt abgerufen am 26. Mai 2013.
  8. Roland Söker: Marsianer in Grover’s Mill! – Die wundersame Welt der Medienfakes. Deutschlandfunk, 26. Mai 2013
  9. Spiegel Online: Fake-Doku über Nordkorea: Der oberste Führer von Neuseeland, 18. April 2013, zuletzt abgerufen am 26. Mai 2013.
  10. Susanna Partsch: Tatort Kunst, Verlag C. H. Beck, München 2010, S. 127 - 145, ISBN 978-3-406-60621-2.
  11. Mercedes Bunz: Artnet, 15. Dezember 2005, Die Kunstkopie als neues Original - Wenn Wiederholung Kunst ist, abgerufen am 8. Juli 2013.

Weblinks

 Commons: Fakes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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