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Ewald Hanstein

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Ewald Hanstein (geb. 8. April 1924 in Oels; gest. 4. September 2009 in Bremen) war ein deutscher Sinto und Überlebender des Holocaust. Er überlebte Auschwitz-Birkenau, Buchenwald, Dora-Mittelbau und die Todesmärsche. Nach Kriegsende kämpfte er jahrzehntelang für die Anerkennung der Sinti und Roma als NS-Opfer.

Schicksal der Familie

Hanstein wuchs in Breslau auf und verbrachte seine Jugend in Berlin. 1936 wurde er dort in das „Zigeunerlager“ Berlin-Marzahn Rastplatz verbracht, weil die Nationalsozialisten Berlin olympiafein machen wollten. Als er 1943 nach Auschwitz deportiert wurde, waren bereits seine Mutter und seine sechs Geschwister dort. Sein Vater wurde bereits 1938 ins KZ Sachsenhausen eingewiesen und verstarb dort, ebenso wie die Mutter und die Geschwister in Auschwitz.

Als im August 1944 das Zigeunerlager Auschwitz aufgelöst wurde, ermordete die SS die meisten Insassen. Nur sehr wenige, die trotz der jahrelangen Mangelernährung noch als arbeitsfähig galten, überlebten dies. Hanstein wurde in das KZ Mittelbau-Dora abkommandiert und von dort aus in das Außenlager Ellrich-Juliushütte und das Außenlager Harzungen. Als dieses Lager geräumt wurde, schickte die SS ihn auf einen Todesmarsch über den Harz ins Bördeland, wo er Mitte April 1945 bei Eggersdorf von Angehörigen der US-Armee befreit wurde.

In seinen Erinnerungen schrieb er zum Schicksal seiner weiteren Familienangehörigen: „Als ich in Auschwitz ankam, lebten nur noch drei Geschwister meiner Mutter. Als ich in Buchenwald ankam, hörte ich, daß alle vergast worden waren.“[1]

Beruflicher Werdegang

Hanstein übte im Laufe seines Lebens sehr unterschiedliche Berufe aus: Er war unter anderem Volkspolizist in der DDR, wurde aber 1950 wegen einer falschen Anschuldigung zehn Monate lang inhaftiert und musste danach den Lebensunterhalt für seine Familie als Lagerarbeiter verdienen. 1954 gelang ihm die Flucht aus der DDR. Er wurde Musiker in Bremen und arbeitete dort später als Schlosser bei der Firma Borgward. Außerdem war er auch Inhaber eines Bekleidungsgeschäftes im Harz.

Politisches Wirken für die Anerkennung der Sinti

Nach einem mehr als zwanzigjährigen „Wiedergutmachung“sverfahren erhielt er als Entschädigung für die Haftzeiten insgesamt einen Betrag von 530 D-Mark. Dabei hatte er noch großes Glück, denn vielen Sinti blieb bis heute die Anerkennung als NS-Opfer wie auch eine persönliche Entschädigung für die Haftzeit vollends verwehrt.[2]

Seine Erfahrungen bei den Wiedergutmachungsverfahren fasste er mit den Worten zusammen: „Der Schrecken verschwand nach 1945 ebenso wenig aus unserem Leben wie die Nazis aus den deutschen Amtsstuben.“[1]

Ab 1979 engagierte er sich im Bremer Sinti-Verein und später auch im Landesverband Deutscher Sinti und Roma, dessen erster Vorsitzender er wurde. Außerdem wurde er auch Vorstandsmitglied des Zentralrats der deutschen Sinti und Roma in Heidelberg. Ab 1994 war er auch im Häftlingsbeirat der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora aktiv.

Viele Jahre war Hanstein auch als Zeitzeuge in Schulen und bei zeitgeschichtlichen Veranstaltungen aktiv tätig. Für sein politisches Wirken erhielt er 2006 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

In einem Nachruf würdigte der Bremer Bürgermeister Jens Böhrnsen das Wirken von Hanstein mit den Worten: „Trotz seiner schlimmen Erfahrungen warb er unermüdlich bei der Jugend für den Rechtsstaat und die demokratischen Grundprinzipien zum Schutze von Minderheiten.“[3]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ewald Hanstein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.