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Eva Mozes Kor

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Eva Mozes Kor (2016)
Eva und Miriam Mozes (links) bei der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945

Eva Mozes Kor (geborene Eva Mozes; geb. 31. Januar 1934 in Portz, heute: Porț, Gemeinde Marca, Kreis Sălaj, Rumänien; gest. 4. Juli 2019 in Krakau) war eine Überlebende des Holocaust und wurde zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Miriam von Josef Mengele für Menschenversuche missbraucht.

Sie löste mehrfach kritische Reaktionen bei anderen Holocaust-Überlebenden aus, unter anderem als sie am 50. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz persönlich allen Nationalsozialisten ihre Taten vergab.

Leben

Kor wurde 1944 mit ihren drei Schwestern und ihren Eltern nach Auschwitz deportiert. Die SS schickte ihre Eltern und die zwei älteren Schwestern in die Auschwitzer Gaskammern, die beiden Zwillinge wurden zu Mengele geschickt, der an ihnen medizinische Versuche durchführte. Im Juli 1944 wurde Eva, nicht jedoch ihrer Schwester, eine Spritze mit einer unbekannten Substanz verabreicht, die eine schwere Erkrankung hervorrief. Eva verbrachte drei Wochen im Krankenbau, genas aber wieder.[1]

Sie und ihre Zwillingsschwester überlebten Mengeles grausame Zwillings-Experimente und kehrten nach dem Krieg nach Rumänien zurück. 1950 siedelten beide nach Israel über und traten später der israelischen Armee bei. Den Amerikaner Michael Kor, ebenfalls ein Überlebender der Konzentrationslager, heiratete Eva Mozes im Jahr 1960 und zog nach Terre Haute in Indiana, wo sie bis zuletzt lebte. Sie starb am 4. Juli 2019 in Krakau auf ihrer jährlichen CANDLES-Reise nach Polen.[2]

Organisation CANDLES

Kor gründete die Children of Auschwitz-Nazi’s Deadly Lab Experiments Survivors (C.A.N.D.L.E.S.) und konnte 122 Überlebende der Zwillingsexperimente ausfindig machen. Sie kämpfte darum, die medizinischen Folgen und Hintergründe der Versuche in Erfahrung zu bringen – nur so können die Opfer hinreichend behandelt werden. Die Filmemacher Bob Hercules und Cheri Pugh begleiteten Kor über Jahre hinweg mit der Kamera, woraus der Film Forgiving Dr. Mengele entstand.

Haltung gegenüber NS-Tätern und Nachfahren

Eva Kor nahm in späteren Jahren eine zur Versöhnung aufgeschlossene Haltung ein. So zeigte sie beispielsweise die Bereitschaft, sich mit Rainer Höß zu treffen, dem Enkel des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß. Hierfür wurde sie von anderen Juden stark kritisiert, da Rainer Höß im Jahr 2009 versucht hatte, aus Hinterlassenschaften seines Großvaters Profit zu schlagen, indem er Yad Vashem diese zum Kauf anbot, statt sie unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.[3] Im Jahr 2014 trat sie mit Rainer Höß auf mehreren Veranstaltungen gegen Rechtsextremismus auf.

Im Jahr 2015 wohnte Kor als Nebenklägerin dem Auschwitz-Prozess gegen Oskar Gröning bei. Gröning hatte – anders als die meisten Angeklagten in NS-Prozessen[4] – am ersten Verhandlungstag moralische Mitschuld eingestanden, zeigte Reue und bat um Vergebung. Eva Kor reichte dem Anklagten später die Hand, als Geste der Versöhnungsbereitschaft. Sie dankte ihm ausdrücklich, da er seine Aussage nicht verweigerte und den Holocaust nicht leugnete, sondern schilderte. Eine Haftstrafe für den 93-Jährigen hielt sie als Nebenklägerin für nicht anstrebenswert, ihr ginge es vielmehr um Aufklärung zu den Taten in Vernichtungslagern und um die Bekämpfung von Rechtsextremismus. Der Richter solle ihn dazu verurteilen, vor jungen Deutschen den organisierten Massenmord zu bezeugen.[5]

In einer Erklärung wurde sie von 49 Nebenklägern kritisiert: Sie habe die große Öffentlichkeit – die sie als Nebenklägerin im Hinblick auf 300.000 ermordete ungarische Juden erhielt – für eine persönliche Verzeihungsgeste genutzt, die ihrer Rolle als Nebenklägerin völlig widerspreche.

Kor erwiderte, es sei eine ungeplante Geste gewesen. Ihr Verhalten spreche den Täter nicht davon frei, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Der Presse begründete sie ihr versöhnliches Verhalten gegenüber NS-Tätern mit Eigennutz, sie habe den Tätern verziehen, „nicht weil sie es verdienen, sondern weil ich es verdiene“. Ein Opfer habe das Recht irgendwann frei zu sein, und man könne nicht frei sein von dem, was einem angetan wurde, wenn man diese „tägliche Last aus Schmerz und Wut“ nicht abschüttelt.[6] Éva Fahidi erklärte auf ähnliche Weise: Sie könne nicht im Namen aller Ermordeten verzeihen, unter denen 49 ihrer Familienangehörigen waren, jedoch wolle sie nicht weiter hassen.[7]

Publikationen

  • mit Mary Wright: Echoes from Auschwitz. Dr. Mengele’s Twins. The Story of Eva & Miriam Mozes. Terre Haute 1995, ISBN 0964380757.
  • mit Lisa Rojany Buccieri: Ich habe den Todesengel überlebt : ein Mengele-Opfer erzählt. cbj, München 2012, ISBN 978-3-570-40109-5.
  • mit Guido Eckert: Die Macht des Vergebens. Benevento, Wals bei Salzburg, 2016, ISBN 978-3-7109-0011-2.

Literatur

  • Verena Mayer: Die Macht des Opfers. In: Süddeutsche Zeitung, 3./4. Dezember 2016, S. 51.

Weblinks

 Commons: Eva Mozes Kor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eva Mozes Kor und Lisa Rojany Buccieri: Ich habe den Todesengel überlebt. Ein Mengele-Opfer erzählt. Aus dem Amerikanischen von Barbara Küper. cbj Verlag, Müchen 2012, ISBN 978-3-641-06701-4, S. 56-64.
  2. By Sue Loughlin: Holocaust survivor, forgiveness activist Eva Kor dies at 85. In: tribstar.com. 4. Juli 2019, archiviert vom Original am 4. Juli 2019; abgerufen am 4. Juli 2019 (english).
  3. Alan Posener: Nazis gehen immer – Die Geschäfte des Rainer Höß. In: Welt Online. 5. Mai 2012, abgerufen am 4. Juli 2019.
  4. Siehe auch: Die Verhandlungsbeobachterin Beate Klarsfeld bezeichnete seine Bitte um Vergebung als außergewöhnlich für einen NS-Prozess: Sabine Tenta: Beate Klarsfeld über das Geständnis von Gröning: „Wenn es ehrlich ist, ist es wunderbar“. In: wdr.de. 22. April 2015, abgerufen am 4. Juli 2019.
  5. Verena Mayer: Warum eine Auschwitz-Überlebende den Tätern von einst vergibt. In: sueddeutsche.de. 3. Dezember 2016, abgerufen am 4. Juli 2019.
  6. Jochen Buchsteiner: Holocaust-Überlebende Eva Kor: „Ein Opfer hat das Recht, frei zu sein“. In: FAZ.net. 24. April 2015, abgerufen am 4. Juli 2019.
  7. Auschwitz-Prozess gegen Gröning: Eva Pusztai-Fahidi: „Wenn man weiter hasst, dann bleibt man ein Opfer“. In: Focus Online. 27. April 2015, abgerufen am 4. Juli 2019.
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