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Eugène Tisserant

Aus Jewiki
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Eugène Kardinal Tisserant (1939)
Wappen als Kardinal-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
Kardinaldekan Tisserant (M.) 1952 zu Besuch in Grave, Niederlande

Eugène Gabriel Gervais Laurent Kardinal Tisserant (* 24. März 1884 in Nancy; † 21. Februar 1972 in Albano Laziale) war ein französischer Priester, Orientalist und Kardinaldekan der katholischen Kirche. Er war Kardinal-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Leben

Tisserant war der Sohn von Hippolyte und Octavée (geb. Connard) Tisserant. Er studierte von 1900 bis 1904 Theologie, Heilige Schrift, Hebräisch, Syrisch, Altes Testament und Orientalische Patrologie am Priesterseminar in Nancy. Anschließend studierte er in Jerusalem bei dem Dominikanerpater Marie-Joseph Lagrange, Gründer der École biblique, und kehrte 1905 zum Militärdienst nach Frankreich zurück. Am 4. August 1907 empfing er durch Charles-François Turinaz, Bischof von Nancy, die Priesterweihe.

Er war zunächst Professor am päpstlichen römische Athenäum S. Apollinare (heute Päpstliche Universität Santa Croce). 1908 wurde er Skriptor für die orientalischen Handschriften an der Vatikanischen Bibliothek und Professor für Assyrisch an der päpstlichen Lateranuniversität in Rom. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er im September 1914 vor Nancy verwundet, danach bei der Afrikaabteilung des Generalstabs am Kriegsministerium eingesetzt und 1917 auf eigenen Antrag als Dolmetscher zu den französischen Truppen in Palästina abgeordnet. Mit dem Croix de guerre ausgezeichnet, verließ er die Armee als Leutnant. Im Frühjahr 1919 übernahm er nach seiner Rückkehr nach Rom wieder seine Stelle in der Bibliothek, die er erst bei seiner Ernennung zum Kardinal verließ.

Papst Pius XI. erhob ihn am 15. Juni 1936 zum Kardinal. Da Tisserant zum Zeitpunkt der Erhebung nicht Bischof war, wurde er in die Kardinalsklasse der Kardinaldiakone eingegliedert und erhielt die Titeldiakonie Santi Vito, Modesto e Crescenzia.

Nur vier Tage darauf, am 19. Juni, wurde er Sekretär der Kongregation für die orientalischen Kirchen. Erst ein Jahr später, am 25. Juni 1937 wurde er zum Titularerzbischof von Iconium ernannt. Die Bischofsweihe empfing er einen Monat später, am 25. Juli durch den damaligen Kardinalstaatssekretär und späteren Papst Pius XII., Eugenio Pacelli. Mitkonsekratoren waren der Titularerzbischof von Nicomedia, Giuseppe Migone sowie der Erzbischof von Straßburg, Charles Joseph Eugène Ruch. Nach seiner Weihe stieg Tisserant am 13. Dezember 1937 in die Klasse der Kardinalpriester auf, behielt aber seine alte Titeldiakonie.

Zwei Jahre später, am 11. Dezember 1939 erhielt er die Titelkirche Santa Maria sopra Minerva und wurde schließlich am 18. Februar 1946 Kardinalbischof des suburbikarischen Bistums Porto und Santa Rufina.

Am 13. Januar 1951 wählten ihn die Kardinalbischöfe der sechs suburbikarischen Bistümer zum Kardinaldekan. Im gleichen Jahr wurde er am 10. März Kardinalpräfekt der Congregatio Caeremoniarum.

Er nahm 1939, 1958 sowie 1963 am Konklave teil. Die Papstwahlen 1958 und 1963 leitete er in seiner Funktion als Kardinaldekan. 1970 wandte er sich gegen den Beschluss Pauls VI., alle über 80-jährigen Kardinäle aus dem Konklave auszuschließen[1] und zweifelte den Gesundheitszustand des Papstes an.[2] Er war zu dieser Zeit bereits 86 Jahre alt und somit selbst von der Regelung betroffen.

1957 erhielt Tisserant ein neues Aufgabengebiet, als ihn Pius XII. am 14. September zum Archivar des vatikanischen Geheimarchivs und Bibliothekar der vatikanischen Bibliothek machte. Tisserant war seit 1938 Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, 1961 wurde er in die Académie française aufgenommen (Sitz 37, 1961–1972) und seit 1958 war er ausländisches Mitglied der Accademia dei Lincei. 1962 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Von 1960 bis 1972 war Eugène Tisserant Kardinal-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Am 27. März 1971 trat Tisserant von allen Ämtern in der Kurie zurück. Knapp ein Jahr später verstarb er im Alter von 87 Jahren.

Am 22. Oktober 2021 wurde Eugène Tisserant posthum als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte „Yad Vashem“ ehrte ihn zusammen mit François de Vial und André Bouquin für die Rettung von Juden während der NS-Zeit.[3]

Berichten zufolge beherrschte er dreizehn Sprachen fließend: Amharisch, Arabisch, Akkadisch, Englisch, Französisch (Muttersprache), Deutsch, Griechisch, Hebräisch, Italienisch, Latein, Persisch, Russisch und Syrisch.[4]

Orden und Ehrungen

Literatur

Weblinks

 Commons: Eugène Tisserant – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Giancarlo Zizola: Der Nachfolger. Patmos-Verlag, Düsseldorf 1997, S. 72
  2. Zur Seite. In: Der Spiegel. Nr. 50, 1970 (online).
  3. 3,0 3,1 Kardinal Tisserant posthum als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Höchste Auszeichnung Israels für Nicht-Juden. In: katholisch.de. 22. Oktober 2021, abgerufen am 22. Oktober 2021.
  4. Murphy, Paul I; Arlington, R. Rene (1983). La Popessa. New York: Warner Books Inc. S. 195-194, 261–262. ISBN 0-446-51258-3.
Vorgänger Amt Nachfolger
Francesco Kardinal Marchetti Selvaggiani Kardinaldekan/ Kardinalbischof von Ostia
1951–1972
Amleto Giovanni Kardinal Cicognani
Enrico Kardinal Gasparri Kardinalsubdekan
1948–1951
Clemente Kardinal Micara
Tommaso Pio Kardinal Boggiani OP Kardinalbischof von Porto und Santa Rufina
1946–1972
Paolo Kardinal Marella
Giovanni Kardinal Mercati Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche
1957–1971
Antonio Kardinal Samorè
Nicola Kardinal Canali Croix de l Ordre du Saint-Sepulcre.svg Kardinal-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
1960–1972
Maximilian Kardinal von Fürstenberg
Alfredo Kardinal Ottaviani Kämmerer des Heiligen Kardinalskollegiums
1958–1960
Clemente Kardinal Micara
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Eugène Tisserant aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.