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Esther Cohen

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Esther Cohen (auch Esthir Cohen; geboren um 1924 in Ioannina, Nordgriechenland; gestorben 1. Dezember 2020 ebenda) war eine griechische Holocaust-Überlebende, später auch Zeitzeugin. Sie galt als älteste Auschwitz-Überlebende Griechenlands.

Leben

Ioannina hatte eine traditionsreiche jüdische Gemeinde, gegründet in byzantinischer Herrschaft im 9. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert hatte sie über 6000 Mitglieder. Am 25. März 1944 wurde die junge Frau, die fünf Geschwister hatte, gemeinsam mit ihrer Familie und rund 2000 jüdischen Frauen, Männern und Kindern am Hauptplatz zusammengetrieben und aus ihrer Heimatstadt deportiert. Der Zug brachte sie in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und nur 110 der Insassen des Transports überlebten die Shoah. Bereits während der neuntägigen Fahrt starben viele Menschen, vor allem Ältere. An der Rampe wurde Esther Cohen von ihrer Familie getrennt.

Deportation der Juden von Ioannina, dokumentiert von der Propaganda­kompanie, 25. März 1944

„Das letzte Mal, als ich meine Eltern sah, war auf dem Bahnsteig in Auschwitz, wo wir getrennt wurden. Ich erinnere mich, dass sie, als sie auf der Ladefläche eines Lastwagens weggefahren wurden, mir zuriefen: ‚Mädchen, verteidige Deine Ehre.‘ Eines Tages, als eine Gefangene unsere Köpfe kahl rasierte, fragte sie mich, was aus meinen Eltern geworden sei. Ich sagte, ich wüßte es nicht.

Sie zeigte auf Flammen und Rauch, die aus dem Krematorium drangen. Sie sagte: ‚Dort brennen sie.‘“

Zit. nach Greek Reporter[1]

Ihr Überleben war dem Zufall geschuldet. Ein deutscher Arzt jüdischer Abstammung versteckte sie, als die Krankenstation geräumt wurde. Die SS-Männer brachten alle Häftlinge der Station zum Krematorium. Nach der Befreiung erfuhr sie, dass – mit Ausnahme einer Schwester – die ganze Familie ausgelöscht worden war. Sie kehrte zurück nach Ioannina.

Sie wurde nicht willkommen geheißen. In der Wohnung ihrer Familie wohnten neue Mieter, die sie unter Verwünschungen vertrieben.[2] Sie lernte Samuel Cohen kennen, der in den Bergen überlebt hatte, und heiratete ihn. Das Paar bekam zwei Kinder, Aaron (1946–1994) und eine Tochter. Sie suchte Erinnerungsstücke ihrer Familie und erfuhr, dass zwei Singer-Nähmaschinen aus dem Besitz der Familie zum örtlichen Bischof gelangt seien. Dieser hatte sie jedoch den lokalen Behörden übergeben. Als sie dort nachfragte, wurde ihr aufgetragen, die Seriennummern bekannt zu geben, damit man mit der Suche beginnen könne. Sie entblößte ihren Unterarm, zeigte den Beamten die eintätowierte Häftlingsnummer und bemerkte, dies sei die einzige Nummer, an die sie sich erinnern könne.

In Interviews später stellte sie fest, dass die Nazis nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Seele tätowiert hätten. Eine eklatante antisemitische Bemerkung eines Religionslehrers veranlasste ihre Tochter, auch Lehrerin, nach Israel zu emigrieren und nie wieder nach Ioannina zurückzukehren. Gefragt, warum sie lange geschwiegen habe, antwortete sie: „Weil wir uns fürchteten. Wir waren ungeliebt bei jedermann. Verstehen Sie?“[2]

Am 7. März 2014 trafen Esther und Samuel Cohen während seines Besuchs in Ioannina mit dem deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck zusammen. Der Bundespräsident bat die Holocaust-Überlebenden unter Tränen um Vergebung für die Gräueltaten des deutschen NS-Regimes. Die Fotos der Umarmung von Esther Cohen wurde weltweit publiziert.[3][1][4][5]

Ihr Mann starb 2017.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Greek Reporter: Oldest Greek Survivor of Auschwitz Passes Away. In: greekreporter.com. 1. Dezember 2020, abgerufen am 7. Dezember 2020.
  2. 2,0 2,1 ekathimerini.com;‘Not a single neighbor even peeked through the curtains,’ says Holocaust survivor, 7. März 2014
  3. alamy: Ioannina, Greece. 07th Mar, 2014., abgerufen am 2. Dezember 2020
  4. Times of Israel: Greece’s oldest Holocaust survivor dies at 96, 2. Dezember 2020
  5. Jewish Telegraphic Agency: 6 prominent Holocaust survivors have died in Europe over the past month, 2. Dezember 2020

Siehe auch

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Esther Cohen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.