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Erwin von Witzleben

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Generalfeldmarschall von Witzleben (1940)

Job Wilhelm Georg Erwin Erdmann von Witzleben (geb. 4. Dezember 1881 in Breslau; gest. 8. August 1944 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Offizier, zuletzt Generalfeldmarschall und während des Zweiten Weltkrieges Armeeoberbefehlshaber und Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944.

Nach Gelingen der Operation Walküre vom 20. Juli 1944 hätte Generalfeldmarschall von Witzleben als ranghöchster deutscher Soldat den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht übernehmen sollen.

Leben

Herkunft

Erwin entstammte dem Elgersburg-Angelrodaer Zweig der thüringischen adligen Offiziersfamilie von Witzleben. Sein Vater war der preußische Hauptmann Georg von Witzleben (1838–1898), seine Mutter die bürgerliche Therese geb. Brandenburg (* 1847).

Kaiserreich und Erster Weltkrieg

Witzleben absolvierte das preußische Kadettenkorps und trat am 22. Juni 1901 als Leutnant in das Grenadier-Regiment „König Wilhelm I.“ (2. Westpreußisches) Nr. 7 im schlesischen Liegnitz ein, wo damals seine verwitwete Mutter lebte. 1910 wurde er zum Oberleutnant befördert.

Seit 1907 war er mit Else Kleeberg verheiratet; die beiden hatten zwei Kinder.

Im Ersten Weltkrieg war Witzleben zunächst Brigadeadjutant der 19. Reserve-Infanterie-Brigade, bevor er im Oktober 1914 zum Hauptmann und Kompaniechef im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 6 aufrückte. Später wurde er im selben Regiment Bataillonskommandeur. Witzlebens Einheit kämpfte u. a. bei Verdun, in der Champagne und in Flandern. Witzleben wurde schwer verwundet und mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Nach seiner Verwundung kam er 1918 zur Generalstabsausbildung und erlebte das Kriegsende als Erster Generalstabsoffizier der 121. Division.

Weimarer Republik

In die Reichswehr wurde Witzleben als Kompaniechef übernommen. 1923 kam er als Major in den Stab der 4. Division nach Dresden. 1928 wurde er Bataillonskommandeur im 6. Infanterie-Regiment, seit 1929 als Oberstleutnant. Anschließend war er Chef des Stabes der 6. Division und übernahm nach der Beförderung zum Oberst 1931 das 8. (Preußisches) Infanterie-Regiment in Frankfurt (Oder).

Zeit des Nationalsozialismus

Vorkriegszeit

Im Frühjahr 1933 erfolgte die Versetzung auf die Stelle des Infanterieführers VI in Hannover. Am 1. Februar 1934 wurde er zum Generalmajor befördert und als Kommandeur zur 3. Division in Potsdam versetzt. Als Nachfolger von General von Fritsch wurde er Befehlshaber des Wehrkreises III (Berlin). In dieser Position wurde er Generalleutnant und im September 1935 Kommandierender General des III. Armeekorps in Berlin. 1936 erhielt er seine Beförderung zum General der Infanterie.

Bereits 1934 bezog Witzleben Position gegen das NS-Regime, als er nach der Ermordung der Generale Schleicher und Bredow im Zuge des sogenannten Röhm-Putsches beim Chef der Heeresleitung vorstellig wurde und gegen die Ermordung der beiden Generale protestierte und eine gerichtliche Untersuchung forderte.

Seit 1937 suchte Witzleben nach einer Möglichkeit, Hitler zu stürzen. Im Sommer 1938 - während der Sudetenkrise - war er der Gesamtverantwortliche, der zusammen u. a. mit Oberst Oster (Amt Abwehr), General der Artillerie Halder (Chef des Generalstabes), seinen Mitarbeitern Generalleutnant Graf von Brockdorff-Ahlefeld und Generalmajor von Hase sowie Generalleutnant Hoepner (der ihm mit seiner 1. Leichten Division unterstellt werden sollte) die sog. „September-Verschwörungen“ plante, um das NS-Regime zu beseitigen. Witzlebens Kommando über den wichtigen Berliner Wehrkreis sollte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Durch Hitlers Erfolg beim Münchner Abkommen wurde dem geplanten Staatsstreich jedoch die Grundlage entzogen.

Witzleben war inzwischen im November 1938 als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe 2 nach Frankfurt (Oder) versetzt worden.

Zweiter Weltkrieg

Westfeldzug
Frankreich 1941: 40-jähriges Dienstjubiläum von Erwin von Witzleben; Gerd von Rundstedt (links) gratuliert

Im September 1939 übernahm der wenig später zum Generaloberst beförderte Witzleben den Oberbefehl über die im Westen stationierte 1. Armee. Beim Angriff auf Frankreich am 10. Mai 1940 gehörte Witzlebens Armee zur Heeresgruppe C unter dem Befehl von Generalfeldmarschall Wilhelm von Leeb. Sie durchbrach am 14. Juni die Maginot-Linie und zwang am 17. Juni mehrere französische Divisionen zur Kapitulation. Dafür wurde Witzleben mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet und am 19. Juli 1940 - zusammen mit elf weiteren Generälen - zum Generalfeldmarschall befördert. 1941 wurde er noch zum Oberbefehlshaber West als Nachfolger von Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt berufen, aber bereits Mitte März 1942 angeblich aus gesundheitlichen Gründen, tatsächlich aber wegen des Verdachts, er sei Teil einer militärischen Opposition auf Betreiben Franz Halders (der sich mittlerweile vom Widerstand distanziert hatte) durch Hitler in die Führerreserve versetzt und erneut durch Rundstedt ersetzt.

20. Juli 1944

1944 war Erwin von Witzleben eine Schlüsselposition in den Staatsstreichplänen der Verschwörergruppe um Stauffenberg zugedacht. Während Generaloberst Ludwig Beck als vorläufiges Staatsoberhaupt und Generaloberst Erich Hoepner als Befehlshaber des Ersatzheeres vorgesehen waren, sollte Generalfeldmarschall von Witzleben nach Hitlers Tod als ranghöchster deutscher Soldat den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht übernehmen. Witzleben, der sich am 20. Juli zunächst im Oberkommando des Heeres in der Bendlerstraße aufgehalten hatte, wurde tags darauf auf dem Gut seines Adjutanten Wilhelm Graf zu Lynar verhaftet und später von dem am 2. August 1944 gebildeten sogenannten „Ehrenhof“ unter Vorsitz von Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt „unehrenhaft aus der Wehrmacht ausgestoßen“, sodass das Reichskriegsgericht für seine Aburteilung nicht mehr zuständig war.

Volksgerichtshof und Tod
Witzleben als Angeklagter vor dem Volksgerichtshof, August 1944.

Witzleben gehörte zusammen mit Generaloberst Hoepner und sechs weiteren Kameraden zur ersten Gruppe Angeklagter, die sich am 7. und 8. August 1944 vor dem Volksgerichtshof wegen Verrats am Volke verantworten mussten, den Vorsitz führte dessen Präsident Roland Freisler. Bei Beginn der Verhandlungen zeigte von Witzleben den Hitlergruß, was sich Freisler verbat, da der Angeklagte in seinen Augen ehrlos, und es, seiner Meinung nach, nur „ehrenhaften Volksgenossen“ gestattet sei, diesen zu gebrauchen.[1]

Während des Schauprozesses musste er sich durchweg die Hose festhalten, da die Geheime Staatspolizei ihm die Hosenträger abgenommen hatten und er im Gefängnis abgemagert war. Freisler reagierte darauf, indem er von Witzleben fragte, ob er nicht Knöpfe an der Hose habe.

Er wurde am 8. August 1944 zum Tode verurteilt. Witzlebens Schlussworte, an Freisler gerichtet, sollen gewesen sein: „Sie können uns dem Henker überantworten. In drei Monaten zieht das empörte und gequälte Volk Sie zur Rechenschaft und schleift Sie bei lebendigem Leib durch den Kot der Straßen.“

Noch am Tag des Urteils wurde Erwin von Witzleben im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee auf ausdrücklichen Befehl Hitlers durch Erhängen, statt, wie sonst üblich, durch Erschießen hingerichtet.[2]

Auszeichnungen

Ehrungen

An Erwin von Witzleben erinnern heute:

Literatur

  • Georg von Witzleben: „Wenn es gegen den Satan Hitler geht ...“ - Erwin von Witzleben im Widerstand. Biografie. Osburg, Hamburg 2013, ISBN 978-3-95510-025-4.
  • Den Tod meines Vaters verwinde ich nie! Die Erinnerungen der Edelgarde Reimer, Tochter von Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben. Hg. von Matthias Horndasch, Aachen 2008.
  • Arnim Ramm: Kritische Analyse der Kaltenbrunner-Berichte über die Attentäter vom 20. Juli 1944. Ein Beitrag zur Geschichte des militärischen Widerstands. Tectum, Marburg 2003, ISBN 3-8288-8575-6.
  • Klaus-Jürgen Müller: Witzleben – Stülpnagel – Speidel – Offiziere im Widerstand. Beiträge zum Widerstand, Berlin 1988, Heft 7.
  • Arnim Ramm: Der 20. Juli vor dem Volksgerichtshof. Wissenschaftlicher Verlag Berlin, Berlin 2007, ISBN 978-3-86573-264-4.
  • Hans-Joachim Ramm: „… stets einem Höheren verantwortlich“. Christliche Grundüberzeugungen im innermilitärischen Widerstand gegen Hitler. Hänssler, Stuttgart 1996, ISBN 3-7751-2635-X.
  • Gene Mueller: Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben. in: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. Von den Anfängen des Regimes bis Kriegsbeginn. Bd. 1, Primus Verlag, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-083-2, S. 265–271.

Weblinks

 Commons: Erwin von Witzleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deister-Leine-Zeitung, 9. August 1944.
  2. Gerd R. Ueberschär: Stauffenberg. Der 20. Juli 1944. S. Fischer, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-10-086003-9, S. 156.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Mittler & Sohn Verlag, Berlin, S. 115.
  4. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 185.


Vorgänger Amt Nachfolger
Gerd von Rundstedt Oberbefehlshaber West
Gerd von Rundstedt
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