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Ernst Hunkel

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Ernst Hunkel (* 1885; † 1936) war ein deutscher völkisch-radikaler Lebensreformer und Schriftsteller.

Dr. Ernst Hunkel leitete vor 1914 die Presseabteilung des Deutschen Ostmarkenvereins und war Generalsekretär der 1901 gegründeten Deutsch-Asiatischen Gesellschaft unter dem Präsidenten General Colmar von der Goltz. Ferner leitete er seit 1918 die anfangs in der Obstbau-Kolonie Eden herausgegebene lebensreformerische Zeitschrift „Neues Leben“ mit dem Zusatz „Monatsschrift für deutsche Wiedergeburt“ und den Jungborn-Verlag.

Hunkel verknüpfte lebensreformerische und freiwirtschaftliche Gedanken mit Deutsch-Gläubigkeit und nostalgischem Germanentum, das durch rassenbewusste Sippenpflege und ländliche Siedlungen wiedergeboren werden sollte. Mit seiner Ehefrau Margarete Hunkel, gen. Margart, (1887–1968) gründete er 1919 die Freiland-Siedlung Donnershag bei Sontra. Der Jungborn-Verlag wurde dorthin verlegt. 1920 wurden durch Landzukauf und Verpachtungen Genossenschaftsbetriebe und Werkstätten sowie eine deutsche Herberge umgesetzt, um junge Landwirte für eine „viehlose“ Wirtschaft auszubilden. Gartenbau, Vieh- und Kleintierzucht wurden im „Lichtkleid“ betrieben. Bis zu 350 Menschen lebten zeitweise in der Siedlung, „frei von allen Hemmungen des Großstadtlebens, der Kulturgifte, des kapitalistischen Drucks“. Aufgenommen wurden nur „Männer und Frauen deutschen, d.i. germanischen Stammes“. Ein „deutscher Glaube“ war Vorschrift, ebenso eine vegetarische Lebensweise ohne Tabakgenuss, während Alkohol nach germanischer Art erlaubt war.

Eine völkische Besonderheit war das Bekenntnis zur Sippenpflege und rassischen Auslese. Ernst Hunkel hatte einen 1911 gegründeten „Deutschen Orden“ 1918 als „Kanzler“ übernommen, Margart parallel dazu 1917 eine „Deutsche Schwesternschaft“ gegründet als „Selbsthilfe deutscher Frauen und Mädchen zur Errettung von aller Rassen- und Volksentartung“. Ein Mittel dazu war die Mittgard-Mehrehe, die in der Tradition von Willibald Hentschel als „ungehemmte Gattennahme der Frau“ propagiert wurde. Nach heftigen inneren und äußeren Streitigkeiten mit der Dorfgemeinde (u.a. wegen Kuppelei) musste das Paar 1923 die Siedlung verlassen. Die Siedlung bestand noch ein Jahr weiter. Nach der Währungsreform kamen keine neuen Siedler mehr.

„Jeden Donnerstag ist "Laube", abwechselnd vertraute, geschlossene und offene. Zwischendurch an Sonntag-Vormittagen Morgensprache, möglichst unter freiem Himmel. unter der Maleiche. Die Jahresfeste werden gemeinsam begangen. Geburt und Tod sind schon in der ersten Zeit zwischen uns getreten und haben die Teilnahme der Gemeinschaft gefordert. An einem Frühlings-Sonntage weihten wir unsere Gemeindelinde auf dem grünen Anger, der uns zu Spiel und Volkstanz, zu Gerwerfen und Bogenschießen dienen soll. Der Gildemeister sprach dabei mit erhobenem Hammer den Weihspruch.“ (Bericht von Ernst Hunkel, zit. n. Linse (1983), Dok. 87)

1926 gründete Hunkel die „Selbsthilfe der Arbeit“ innerhalb seiner „Schafferbewegung“ (gegen die Ausbeutung der „Raffer“) als freiwirtschaftliche Selbsthilfeaktion. Hunkel plädierte für den praktischen Kampf gegen Einzelprobleme wie Wohnungsnot. Die Selbsthilfe der Arbeit gab Freigeld heraus, den WARA, der in Gaststätten u. Hotels als Bezahlung galt.

Schriften

  • Herausgeber (1918–1924) der Zeitschrift Neues Leben (Zeitschrift 1905–1930)
  • Deutschland und die Polenfrage im Weltkriege, Berlin 1916
  • Deutsch-Ordens-Land. Ein Wille und ein Werk, Sontra 1921
  • Selbsthilfe der Arbeit als Weg der Freiwirtschaftsbewegung zur politischen Macht, Jena, Bern 1926
  • Margart Hunkel: Von deutscher Gottesmutterschaft, Sontra 1919

Literatur

  • Ulrich Linse (Hrsg.): Zurück o Mensch zur Mutter Erde. Landkommunen in Deutschland 1890–1933, dtv, München 1983 (bes. S. 188–199 mit Dokumenten), ISBN 3-423-02934-X
  • Ulrich Linse: Völkisch-jugendbewegte Siedlungen im 20. und 21. Jahrhundert. Was bedeutet völkisch-jugendbewegt? In: Jugendbewegung, Antisemitismus und rechtsradikale Politik: Vom „Freideutschen Jugendtag“ bis zur Gegenwart, hg. v. Gideon Botsch, Josef Haverkamp, De Gruyter, Berlin/Boston 2014, S. 29–73
  • Beatrix Amon: Ländliche Siedlung und bündisches Leben in Waldhessen. Ein Projekt des Rasseideologen Ernst Hunkel in Donnershag bei Sontra (1919–1924), In: eschweger Geschichtsblätter, Heft 15, 2014
  • Anne Feuchter-Schawelka: Siedlungs- und Landkommunenbewegung, in: Diethard Kerbs/Jürgen Reulecke (Hrsg.): Handbuch der deutschen Reformbewegungen 1880–1933, Wuppertal 1998, S. 227–242 ISBN 3-87294-787-7

Weblinks

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