Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Ernst Frankenstein

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ernst Frankenstein (geb. 31. Mai 1881 in Dortmund; gest. 28. Oktober 1959 in London) war ein deutscher Rechtsgelehrter und Rechtsanwalt jüdischer Abstammung. Er leistete wesentliche Beiträge zum Internationalen Privatrecht. Ferner war er Anhänger der zionistischen Bewegung.

Leben

Frankenstein wurde 1881 geboren. Er studierte Rechtswissenschaften. 1933 emigrierte er zunächst nach Frankreich, 1936 nach England, wo er als Rechtsanwalt tätig war. Er starb 1959 in London.[1]

Werk

Wissenschaftliche Werke

Internationales Privatrecht (Grenzrecht) (1926–1935)

Von 1926 bis 1935 veröffentlichte Frankenstein in vier Bänden sein Werk Internationales Privatrecht. Es wurde wegen seiner eigenwilligen, neuen Argumentationsweise zunächst scharf kritisiert. Anstelle rein praktischer Erwägungen baute Frankensteins Werk auf der Linguistik Fritz Mauthners und der ethnologischen Psychologie Wilhelm Wundts auf. Als primäre Anknüpfungsmomente gelten ihm die lex patriae bei Personen und die lex rei sitae bei Sachen. Diese können durch sekundäre Anknüpfungsfaktoren und Pseudo-Anknüpfungsfaktoren ersetzt werden. Das Rechtssystem eines Staates hat für ihn als Teil seiner kulturellen, politischen und sprachlichen Tradition grundsätzlich nur gegenüber seinen eigenen Staatsangehörigen Geltung; hiermit steht er von Savignys Konzept des Volksgeistes nahe. Das internationale Privatrecht ist für ihn kein Teilgebiet des Völkerrechts.[2]

Vorlesungen in Den Haag (1930)

1930 hielt Frankenstein an der Haager Akademie für Internationales Recht eine Vorlesungsreihe über Tendances nouvelles du doirt international privé (Neue Entwicklungen im Internationalen Privatrecht) und stellte sein Konzept der primären und sekundären Anknüpfung vor. Unter den Zuhörern war auch Tullio Ascarelli.[2]

Projet d’un code européen de droit international privé (1950)

Ab 1939 arbeitete Frankenstein an einem Europäischen Gesetzbuch für das Internationale Privatrecht. Es war nach dem Zweiten Weltkrieg das erste Projekt einer einheitlichen europäischen Fassung des Kollissionsrechts. Es zeichnet sich durch seine klare Struktur und den umfassenden Anwendungsbereich aus. Die Betonung der Staatsangehörigkeit gab er auf und stellt nunmehr stärker auf das domicile als Anknüpfungsfaktor ab.[2]

Politische Werke

In Justice for my People. The Jewish Case (1943) trat Frankenstein für die Gründung eines Staates Israel ein und erörterte Lösungsvorschläge zu Konflikten mit Palästinensern und Arabern. 1946 bekräftigte er diese „als Jude und als Zionist“ (“as a Jew and as a Zionist”) in einem offenen Brief an Ernest Bevin. Nach Gründung des israelischen Staates zog er dennoch nicht nach Israel. Seine Tochter und sein Schwiegersohn stifteten das Ernst Frankenstein-Stipendium (Ernst Frankenstein grant), mit dessen Hilfe jährlich ein israelischer Student die Haager Akademie für Internationales Recht besuchen kann.

Schriften (Auswahl)

  • Internationales Privatrecht (Grenzrecht), IV Bände (1926–1935) – Neudruck 1974.
  • Justice for my People. The Jewish Case (1943).
  • Future of Man (1944). (Unter dem Pseudonym Frank E. Warner).
  • Palestine in the Light of International Law (1946).
  • Projet d’un code européen de droit international privé (1950).

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Frank Woolridge, Jack Beatson, Reinhard Zimmermann: Appendix. In: Jeack Beatson, Reinhard Zimmermann (Hrsg.): Jurists Uprooted. German-speaking Émigré Lawyers in Twentieth-century Britain. Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0199270589, S. 779.
  2. 2,0 2,1 2,2 Kurt Siehr: German Jewish Scholars of Private International Law and Comparative Law—Especially Ernst Frankenstein and His Research. In: Jean-François Gerkens, Hansjörg Peter, Peter Trenk-Hinterberger, Roger Vigneron (Hrsg.): Mélanges Fritz Sturm. Volume II, Editions Juridiques de l’Université de Liège, Liège 1999, ISBN 978-2930290003, S. 1671–1681.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ernst Frankenstein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.