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Erkältung

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Klassifikation nach ICD-10
J00-J06 Akute Infektionen der oberen Atemwege
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Erkältung (in Österreich auch „Verkühlung“) und grippaler Infekt sind alltagssprachliche, medizinisch nicht scharf definierte Bezeichnungen für eine akute Infektionskrankheit der Schleimhaut von Nase (einschließlich der Nebenhöhlen), Hals oder/und Bronchien. Die Infektion wird in erster Linie von Viren, manchmal zusätzlich auch von Bakterien verursacht (Sekundärinfektion, in diesem Zusammenhang auch Superinfektion genannt). Die häufigsten Erkältungsviren gehören zu den Virusgattungen der Rhino-, Entero-, Corona-, Mastadeno- und der Familie der Paramyxoviridae. Die Erkältungsinfekte sind die häufigsten Infektionen des Menschen überhaupt, Kleinkinder sind mit bis zu dreizehnmal im Jahr am häufigsten betroffen. Erwachsene erkranken durchschnittlich etwa zwei- bis dreimal im Jahr.

Häufig wird der grippale Infekt mit der deutlich schwerer verlaufenden echten Grippe (Influenza) verwechselt, die für immunschwache Personen, z. B. Säuglinge und alte Menschen, tödlich enden kann.

Mögliche Zusammenhänge zwischen Kälte und Erkältungen

Die traditionelle und immer noch weit verbreitete Annahme, Erkältungen würden regelmäßig allein durch Kälte – im wissenschaftlichen Sinne von Wärmeentzug als pathophysiologischer Mechanismus – beziehungsweise Kälteverursacher oder -formen wie beispielsweise Zugluft, Nässe, Unterkühlung verursacht, ist nicht korrekt. Kälte allein kann keine Erkältung auslösen, daher ist der Faktor Kälte keine hinreichende Bedingung. Da man auch an Erkältung erkranken kann, ohne zuvor Kälte ausgesetzt gewesen zu sein, ist Kälte ebenfalls keine notwendige Bedingung. Auch jeder andere mit dem Wort „Erkältung“ nahegelegte Zusammenhang mit Kälte war bislang strittig.[1]

Das erste Symptom einer Erkältung ist oft das subjektive Empfinden zu frösteln. Das Immunsystem reagiert auf eine notwendigerweise vorangegangene Virusinfektion mit der Freisetzung von Botenstoffen, die die Thermoregulation im Hypothalamus zu einer Erhöhung der Körpertemperatur (Solltemperatur) veranlassen. Der Versuch des Körpers, die Kerntemperatur auf die Solltemperatur zu bringen, beinhaltet Minderdurchblutung und Abkühlung der Haut und der Extremitäten, Aufstellen der Körperbehaarung (Gänsehaut), Erhöhung des Muskeltonus bis zum Muskelzittern. Das Kältegefühl bei Erkrankungsbeginn ist demnach eine Folge der Virusinfektion und nicht deren unmittelbare Ursache.

Die verbliebene Vermutung, Erkältungen würden durch Kälte begünstigt, konnte von Forschern seit den 1960er Jahren zunächst nicht zweifelsfrei bestätigt oder widerlegt werden. Da auch die Wissenschaft von Zeiterscheinungen beeinflusst wird, neigte man in der Folgezeit eher dazu, diesen Zusammenhang zu bezweifeln. In den USA werden daher oft auch andere Bezeichnungen als der von Behörden vorrangig benutzte Ausdruck common cold benutzt, z. B. [viral] upper respiratory [tract] infection (URI), acute viral nasopharyngitis, und acute coryza, um die Vorstellung von dem Zusammenhang zwischen Kälte und Infektion abzuschwächen.[2][3] Indirekt kann Kälte allerdings das Ansteckungsrisiko erhöhen, da sich Menschen bei kalter Witterung häufiger in Gebäuden, in schlechter gelüfteten Räumen und damit in der Nähe infizierter Mitmenschen aufhalten. Unklar ist, ob feucht-kaltes Klima die Ansteckungsgefahr auch auf andere Weise beeinflusst, beispielsweise durch Veränderungen des Immunsystems, der Anzahl von ICAM-1-Rezeptoren (spezielle Rezeptoren für das Zelladhäsions-Molekül ICAM-1, ein Schlüsselprotein für die Leukozyten-Endothel-Interaktion im Körper) oder auch nur der Menge an Nasensekret und Handkontakten mit dem Gesicht. Kälte hat einen hemmenden Einfluss auf das respiratorische Flimmerepithel (mukoziliärer Apparat) und hemmt so seine Reinigungsfähigkeit, was zusammen mit einer Verengung der kleinen Bronchien Infekte fördern kann. Des Weiteren kann kalte Luft viel weniger Wasser aufnehmen, weshalb die Schleimhäute der Menschen im Winter, durch die geringere Luftfeuchtigkeit der Atemluft, trockener und somit anfälliger für Infektionen sind. Außerdem ist insbesondere für die zu 40 Prozent für Erkältungen verantwortliche große Gruppe der Humanen Rhinoviren eine Vorliebe für nass-kaltes Klima beschrieben.

Neuere, in Studien gewonnene Erkenntnisse bestätigen den Zusammenhang zwischen Kälte und Erkältung insofern, als auch eine übermäßig lange oder intensive Kälteeinwirkung auf einen nicht ausreichend geschützten Körper zu einer Schwächung des Immunsystems und dadurch zu einer schlechteren Abwehr der Krankheitserreger führen kann.[4][5] Eine Studie der Universität Cardiff[6] aus dem Jahr 2005 zeigte einen möglichen Zusammenhang zwischen Kälteeinwirkung und Erkältungssymptomen. Während 13 von 90 Studienteilnehmern, die ein kaltes Fußbad nehmen mussten, von Erkältungssymptomen berichteten, waren es in der Kontrollgruppe, die ihre Füße lediglich in eine leere Schüssel hielt, nur 5 von 90. Es wird vermutet, dass die Kälte zu einer Verschlechterung der Durchblutung führt und so den Transport weißer Blutkörperchen zum Infektionsherd (Eintrittspforte der Krankheitserreger) behindert. Daneben können auch Allergien, bakterielle Infekte der Atemwege und Wetterumschwünge erkältungsähnliche und über Tage anhaltende Symptome auslösen. Der Klimafaktor Kälte wäre danach also lediglich eine Begleiteinflussgröße (Kofaktor), die den Ausbruch der Erkrankung nach einer Virusinfektion begünstigen kann. Dies gilt auch für tropische Temperaturen, bei denen die Einwirkung von Windzug auf einen überhitzten oder feuchten Körper zu einer starken Auskühlung der Körperoberfläche führen kann. Es sollte daher darauf geachtet werden, den Körper nicht längere Zeit dem direkten Luftstrom eines Ventilators oder einer Klimaanlage auszusetzen, z. B. beim Schlafen.

Neuere Theorien gehen davon aus, dass Mangel an Vitamin D zu einer Schwächung des Immunsystems führt. Vitamin D wird in der Haut durch Sonnenlicht gebildet, im Winter ist die Sonneneinstrahlung wegen der kurzen Tageslichtdauer besonders gering und Vitamin-D-Mangel mithin besonders wahrscheinlich. Dies könnte die Anfälligkeit gegen Krankheiten im Winter erhöhen. Es gäbe dann durchaus eine Korrelation zwischen Kälte und Erkältungskrankheiten, nicht jedoch eine Kausalität. Vielmehr sind winterliche Kälte und immunschwächender Vitamin-D-Mangel Folgen einer dritten Ursache, nämlich der kurzen Sonneneinstrahlungsdauer an Wintertagen.[7][8]

Etymologische Aspekte

In vielen Sprachen weltweit wird, wie in der deutschen Bezeichnung für diese Erkrankung, ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Klimafaktor Kälte und der Erkältung angenommen, indem im Begriff das entsprechende Wort für Kälte oder kalt auftaucht. Dies ist auch in vielen indogermanischen Sprachen der Fall. In Europa vermuteten zumindest schon die alten Römer einen wie auch immer gearteten Zusammenhang zwischen Kälte und Erkältung.

In dem lateinischen Wort für Erkältung frigus ist die Bezeichnung frigidus für die Eigenschaft kalt enthalten. Daher auch frigore tactum esse für „an einer Erkältung leiden“. Die meisten romanischen Sprachen übernehmen diesen Begriffszusammenhang:

Auch im Polnischen als einem Beispiel einer slawischen Sprache ist dieser Begriffszusammenhang vorhanden: zimno ("kalt"), ziębnąć ("frieren"), przeziębienie (wörtlich: "Durchkältung") Als weiteres Beispiel sei auch die Bezeichnung in der kroatischen Sprache genannt: hladno ("kalt"), prehlada ("Erkältung"/wortwörtlich: "Überkältung").

Im Griechischen findet sich folgende Analogie: κρύο: krýo: "kalt", wovon sich (το) κρυολόγημα: (to) kryológima: "Erkältung" ableitet.

Im Ungarischen, einer der finno-ugrischen Sprachfamilie zugeordneten Sprache, ist dieser Begriffszusammenhang ebenfalls feststellbar: hűvös, fagy, hideg ("kalt"), hűl ("abkühlen"), fázik ("frieren"), meghűlés, megfázás ("Erkältung")

Eine begriffliche Unterscheidung von Erkältung einerseits und der Krankheitsform Grippe andererseits ist bei den Römern nicht nachweisbar, in den sich später entwickelnden romanischen Sprachen jedoch klar vorhanden.

Beispiele:

  • Italienisch: raffreddore ("Erkältung") ≠ influenza ("Grippe")
  • Französisch: refroidissementgrippe
  • Spanisch: resfriadogripe
  • Portugiesisch: resfriamentogripe
  • Rumänisch: răcealăgripă

Die moderne Bezeichnung Influenza für Grippe geht zwar auf das lateinische Wort influere für "hineinfließen, hineinströmen, unbemerkt eindringen, einschleichen" zurück, ist jedoch nur eine sprachwissenschaftlich erschlossene Form, die in der lateinischen Sprache nicht belegt ist. Ob sich letztlich der Wortstamm hier aus dem griechisch-lateinischen gryps, grypis: "Greif" (ein Fabelwesen mit Löwenleib, Flügeln und Adlerkopf) oder arripere, corripere: "ergreifen" oder einer Kombination von beiden abgeleitet hat, ist nur eine Spekulation.

Die aus einer Symptomverwandtschaft verständliche umgangssprachliche Verwendung der Bezeichnung Grippaler Infekt für Erkältung ist damit eigentlich eine eher bedeutungsverwirrende Zusammenführung zweier schon lange auch sprachlich getrennter Begriffe, zumal nach den Erkenntnissen der modernen Medizin die diese Erkrankung verursachenden Viren zweifelsfrei keine Grippeviren sind.

Der ältere Ausdruck Katarrh, eigentlich eine Entzündung der Schleimhäute, meint umgangssprachlich meistens eine Erkältung. Diese Bezeichnung für Erkältung lässt sich ebenfalls in mehreren romanischen Sprachen wiederfinden, so zum Beispiel im Galicischen sowie Spanischen als catarro und im Korsischen als catarru. Mit Halskatarr(h) kann eine Laryngitis gemeint sein.

Krankheitserreger

Als Krankheitsverursacher sind über 200 sehr verschiedene Viren aus unterschiedlichen Virusfamilien beschrieben. Sie alle sind an die Epithelien der leicht zugänglichen Atemwege angepasst und verursachen ähnliche Symptome. Da die Atemwege vom Rachenraum bis zu den Verzweigungen des Bronchialbaumes mehrere Barrieren von Abwehrzellen aufweisen, müssen die Erreger die Immunabwehr durch eine besonders schnelle Vermehrung (Replikation) und mittels vieler unterschiedlicher Varianten umgehen. Die Symptome der durch sie ausgelösten Erkältungskrankheit wie Husten, erhöhte Schleimproduktion und Niesen ermöglichen wiederum den Viren, sehr einfach zu einem neuen Wirt zu gelangen. Die Erreger sind im Einzelnen:

Die Häufigkeit dieser Erreger bei Erkältungskrankheiten ist ungefähr 40 % Rhinoviren, 10–15 % RSV und 10–25 % Coronaviren. Bei kleinen Kindern ist mittlerweile das Humane Metapneumo-Virus (HMPV) der zweithäufigste Erkältungserreger.[9] Die übrigen Erreger sind allgemein außerhalb lokaler Ausbrüche eher selten anzutreffen. Die behüllten Viren können eine Variabilität und damit eine Umgehung der Immunabwehr durch Veränderung der Oberflächenproteine der Virushülle erreichen. Dies ist besonders bei den sehr variablen behüllten RNA-Viren der Fall, die durch die höhere Mutationsrate bei der RNA-Replikation gegenüber der DNA-Replikation ständige spontane Varianzen innerhalb weniger Virusspezies aufweisen und auch einer laufenden Veränderung zwischen den üblichen Erkältungsmonaten unterliegen. Unbehüllte Viren sind aufgrund der nötigen Stabilität und daher geringeren Varianz ihres Kapsids auf sehr viele Subtypen angewiesen, deren Genome in sich jedoch sehr stabil sind.

Die Vielzahl verschiedener Viren und ihrer Subtypen erklärt, warum Menschen so häufig an einer virusbedingten Erkältung erkranken können. Die Tatsache, dass bei nicht erheblich vorgeschädigten Menschen und bei nicht erfolgter Doppelinfektion oder Sekundärinfektion (siehe auch: Infektion) ein grippaler Infekt keinen tödlichen Verlauf nimmt, zeigt zum einen, dass die für diese Erkrankung als Krankheitsverursacher festgestellten Viren sehr stark an den Menschen als ihren Reservoirwirt angepasst sind. Die Schädigung seines Reservoirwirts ist für ein Virus kein vorteilhafter Effekt, da er zur eigenen Vermehrung auf ihn angewiesen ist. Die dennoch beim Reservoirwirt ausgelösten Symptome sind Nebeneffekte der Infektion. Zum anderen wird dadurch auch deutlich, dass sich der Mensch ebenfalls im Verlaufe vieler Generationen an diese Viren anpassen konnte. In dieser Hinsicht besteht somit auch ein deutlicher Unterschied zu den Influenzaviren und den von ihnen beim Menschen verursachten Erkrankungen.

Verbreitung

Die eine Erkältung auslösenden Viren mit ihren zahllosen Arten und ihren durch Mutationen ständig neu entstehenden Varianten können weltweit in allen Klimazonen auftreten und durch Infektion sich überall dort ausbreiten, wo Menschen anzutreffen sind.

Übertragung

Die krankheitsverursachenden Viren werden sowohl als Tröpfcheninfektion durch die Luft als auch direkt oder indirekt durch Kontakt mit Erkrankten oder über kontaminierte Gegenstände per Schmierinfektion (Kontaktinfektion) in deren Umgebung übertragen. Die praktische Relevanz dieser verschiedenen Infektionswege kann trotz umfangreicher wissenschaftlicher Literatur gegenwärtig nicht abschließend bewertet werden. Bis heute umstritten ist die Bedeutung evtl. begünstigender Faktoren wie Virustyp, Klimaverhältnisse und Hygienegewohnheiten wie beispielsweise Naseputzen, Händewaschen und Handtuchbenutzung, während weitgehende Einigkeit darin besteht, die Mehrzahl der „Erkältungsviren“ als nicht sehr kontagiös anzusehen, so dass eine Ansteckung meist einen längeren und engeren Kontakt voraussetzt. Andererseits ist bei den eine Erkältung verursachenden Serotypen der Virusarten Humanes Adenovirus A–F eine langanhaltende Kontagiosität außerhalb des Wirtskörpers nachgewiesen.

Rolle des Immunsystems

Gerade bei Infektionen mit Krankheitserregern, die schon an den Menschen als ihren Reservoirwirt angepasst sind, wie es bei den Erkältungsviren der Fall ist, spielt der Zustand des Immunsystems des betroffenen Organismus eine wichtige Rolle.

Ob nach einer solchen Infektion tatsächlich eine Erkrankung auftritt, hängt von der Menge und Virulenz der Erreger und vom Zustand des Immunsystems der betroffenen Person ab. Die Beobachtung, dass bei Erkältungen keineswegs alle Kontaktpersonen ebenfalls erkranken, hat verschiedene Ursachen. So kann durch vorherigen Kontakt mit der gerade umlaufenden Virusvariante bereits eine Immunität bestehen, die Virendosis oder -virulenz für einen Krankheitsausbruch zu gering oder das Immunsystem in der Lage sein, trotz Infektion Krankheitssymptome zu verhindern [inapparente Infektion oder stille Feiung (Immunisierung ohne Impfung oder Erkrankung)]. Bei intaktem Immunsystem und geringer Erregerdosis kann die Erkältung entweder überhaupt nicht ausbrechen oder einen weniger schweren Verlauf nehmen.

Insofern können Faktoren, welche die Funktion des menschlichen Immunsystems insgesamt schwächen, auf den Verlauf einer Erkältung durchaus Einfluss nehmen. Dazu zählen unter anderem chronische Erkrankungen, eine medikamentöse immunsuppressive (das Immunsystem unterdrückende) Behandlung wie beispielsweise nach Organtransplantationen, Drogenmissbrauch (auch Nikotin und Alkohol), Mangelernährung, eine ungesunde Ernährung, Umweltgifte,[10] chronischer Stress, zu wenig Schlaf,[11] Bewegungsmangel, Übertraining, und nach neueren Erkenntnissen möglicherweise eben auch eine übermäßige Kälteeinwirkung im Sinne von längerer Auskühlung oder gar Unterkühlung (Hypothermie) sowie Vitamin-D-Mangel durch geringe Sonnenlichtexposition.[7] Dabei kann eine Kombination von mehreren Faktoren eine verstärkte Belastung für das Immunsystem darstellen.

Ein besonders gut untersuchter Erkrankungsauslöser ist akuter Stress. Viele Erkältungssymptome treten zwei bis drei Tage nach emotional stark belasteten Ereignissen auf, wobei die zeitliche Verzögerung dadurch zu erklären ist, dass dem Erkältungsausbruch eine entsprechende Inkubationszeit vorausgeht.[12][13][14]

Krankheitsverlauf

In der Regel verläuft eine Erkältung nach einer Inkubationszeit von etwa zwei bis acht Tagen harmlos und dauert selten länger als eine Woche. Viele Menschen haben im Jahr mehrere Erkältungen, bei Kleinkindern gelten vier bis neun Erkrankungen pro Jahr noch als normal. Eine infizierte Person kann je nach Art der Krankheitserreger diese etwa ab zwölf Stunden nach der Infektion[15][16] und etwa bis zum Abklingen der Krankheitssymptome ausscheiden, bei einer Behandlung mit Steroiden (Cortison) auch länger.[17]

Symptome

Im normalen Verlauf

Je nach Ausbreitung der Erreger im Körper des Betroffenen, ausgehend vom Ort der ersten Festsetzung laufen die Symptome einer Erkältung in der Regel in zeitlichen Phasen ab. Die ersten Anzeichen sind meistens Halskratzen bis hin zu Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, die im Gegensatz zum Anginahalsschmerz aber nur bis zu zwei Tage andauern, oft verbunden mit leichtem Frösteln. Als besonders typisches Erkältungssymptom tritt sehr oft zur gleichen Zeit eine Entzündung der Nasenschleimhäute auf, die auch Schnupfen (Rhinitis) genannt wird, sich überwiegend durch ein Brennen und Kitzeln in der Nase ankündigt und in der Regel mit Niesreiz und Kopfdruck ihren Höhepunkt am zweiten Erkrankungstag erreicht. Fast immer treten für einen Zeitraum von vier bis fünf Tagen Kopf- und Gliederschmerzen begleitend auf. Einige der erkrankten Personen fühlen sich dabei matt und abgeschlagen oder entwickeln sogar Fieber, dessen Höhe von der Art des Virus und der physischen und psychischen Verfassung des Erkrankten abhängt. Etwa ab dem sechsten Erkrankungstag kann sich auch ein trockener Reizhusten entwickeln, der im weiteren Verlauf manchmal in einen festsitzenden Husten übergeht.[18]

In den meisten Fällen ist die Erkrankung nach etwa einer Woche überstanden, sie kann aber auch bis zu zwei Wochen andauern.

Komplikationen

Wenn sich die Erkältungsviren von der Nasenschleimhaut auf Rachen, Hals, Bronchien, Stirn- und Nebenhöhlen und in den Gehörgang ausbreiten, können als mögliche Komplikationen der Erkältung wie beispielsweise Nasennebenhöhlen-Entzündung (Sinusitis), Mittelohrentzündung (otitis media), Angina tonsillaris, Pharyngitis, Luftröhren-/Bronchienentzündung (Tracheobronchitis) und Lungenentzündung (Pneumonie) auftreten.

Bei Auftreten einer Entzündung des Kehlkopfes (Laryngitis) und der Stimmlippen (speziell: Stimmbänder = Ligamentum vocale sinistrum et dextrum) kann sich das Schwingungsverhalten Letzterer oft auch derart verändern, dass es für eine gewisse Zeit zu einer tieferen Stimme oder gar zum Stimmausfall kommt.

Weitere Komplikationen können dadurch entstehen, dass jeder Virusinfekt das Immunsystem vorübergehend schwächen kann. Dadurch können zur sogenannten Standortflora gehörende und normalerweise keine Infektion verursachende Bakterien (Kommensale - hier vor allem Streptokokken) doch pathogen werden und dann beispielsweise eine Lungenentzündung verursachen.

Erkältung und Schwangerschaft

Besonders während der Schwangerschaft können werdende Mütter leichter an einer Erkältung erkranken, da das Immunsystem innerhalb dieser Zeitspanne nicht immer zuverlässig arbeitet. Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen der betreffenden Schwangeren schaden jedoch der Gesundheit des werdenden Kindes in der Regel nicht.

Hinsichtlich der medikamentösen Behandlung einer solchen Erkältung ist unbedingt angeraten, dabei äußerst umsichtig und eher zurückhaltend zu sein. Von einer Selbstbehandlung sollten Betroffene besser ganz absehen und – wenn irgend möglich – nichts ohne ärztliche Rücksprache zu sich nehmen. Denn fast alle Wirkstoffe, die während der Schwangerschaft eingenommen werden, wirken auch über die Plazenta auf das Ungeborene. In der besonders sensiblen Phase der ersten drei Schwangerschaftsmonate, wenn die einzelnen Körperteile des Kindes entstehen, ist es von großer Wichtigkeit, dass, im Falle einer nicht zu vermeidenden Medikamenteneinnahme, die Wirkstoffe jeweils in ihrer geringst möglichen Dosierung eingenommen werden. Auch wenn eine Erkältung schon länger überwunden ist, können zuvor eingenommene Medikamente die Entwicklung des Kindes nachhaltig beeinflussen. Daher kommt es nicht selten vor, dass Ärzte eine Behandlung von kleineren Krankheiten und Beschwerden selbst mit altbekannten Medikamenten dennoch ausschließen.

Erkältung bei Kindern

Erkältungen bei Kindern sind relativ häufig. Macht ein Erwachsener durchschnittlich vier Atemwegsinfekte pro Jahr durch, sind es bei Kindern bis zu dreizehn grippale Infekte jährlich.

Kinder, die den Kindergarten besuchen, sind statistisch häufiger erkältet als Schulkinder. Verantwortlich ist das noch nicht vollständig ausgebildete Immunsystem bei Kindern, das mit jedem Infekt dazulernt: es werden spezifische Antikörper gebildet und in Gedächtniszellen abgespeichert.

Die durch den Aufenthalt in geschlossenen Räumen mit einer Vielzahl von Menschen erhöhte Exposition gegenüber Krankheitserregern, die mittels Tröpfcheninfektion übertragen werden, erhöht das Ansteckungsrisiko zusätzlich.[19]

Diagnose

Die Diagnose eines grippalen Infekts wird üblicherweise rein klinisch, das heißt aufgrund der Symptome und einer körperlichen Untersuchung, gestellt. Differenzialdiagnostisch ist hier eine echte Grippe, also Influenza-A, -B, oder -C und andererseits eine Parainfluenza abzugrenzen. Daneben verlaufen Erstinfektionen von Herpesviren (HSV, CMV, EBV) bei Kindern gelegentlich als grippaler Infekt. Außerdem verlaufen weniger schlimm verlaufende (abortive) Formen einer Infektion mit Exanthemviren wie Masern, Ringelröteln, Röteln und Varizellen oft nur als grippaler Infekt.

Differenzierung zur echten Grippe (Influenza)

Kennzeichen Erkältung Echte Grippe (Influenza)
Erkrankungsbeginn langsame Verschlechterung rasche, abrupte Verschlechterung
Kopfschmerzen dumpf bis leicht stark bis bohrend
Schnupfen oft Niesen, laufende bzw. verstopfte Nase teilweise auftretend
Fieber meist gering oft hoch bis 41 °C, dazu Schüttelfrost, Schweißausbrüche,
Bei Infektion mit A/H1N1(2009) mindestens bei 20 % der Patienten kein Fieber diagnostiziert[20]
Gliederschmerzen gering starke Gelenk-, Muskelschmerzen
Husten geringer Hustenreiz trockener Husten, schmerzhaft, meist ohne Schleim
Halsschmerzen oft Halskratzen, Heiserkeit stark, mit Schluckbeschwerden
Müdigkeit Abgeschlagenheit schwer, auch bis drei Wochen danach möglich,

Appetitlosigkeit, Schwächegefühl, Kreislaufbeschwerden

Erkrankungsdauer in der Regel einige Tage in der Regel 7–14 Tage, anfänglich oft ohne erkennbare Besserung

Therapie

Therapiebedingungen und Medikamente

Die Behandlung einer Erkältung besteht vor allem darin, dem Körper Ruhe zu gönnen und sich in warmen, nicht überheizten Räumen aufzuhalten. Bei Husten und Schnupfen sollte man viel Wasser, Fruchtsäfte und Tee trinken, um den Schleim flüssig zu halten und einen Flüssigkeitsverlust des Körpers durch Schweiß, Tränen- oder Nasenflüssigkeit auszugleichen, insbesondere bei kleinen Kindern. Inhalationen können helfen, die Schleimhäute anzufeuchten und vom Schleim zu befreien. Auch Halsschmerzen und Husten können durch diese Befeuchtung gelindert werden. Ebenfalls hilft das Gurgeln mit warmem Salzwasser.[21]

Abschwellende Nasensprays sollten nur kurzzeitig (in der Regel bis fünf Tage) verwendet werden. Eine dauerhafte Anwendung kann zur Austrocknung und zum Anschwellen der Nasenschleimhaut sowie zur Abhängigkeit bzw. Gewöhnung führen.

Andere Medikamente mit den Wirkstoffen Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure lindern zwar in der Regel Symptome wie beispielsweise Kopfschmerzen und senken auch das Fieber, doch besitzen sie abgesehen von möglichen Nebenwirkungen gerade auf Grund der beschriebenen Wirkung auch einen unerwünschten Nebeneffekt. Nach Abschwächung der Krankheitszeichen kann sich ein Patient zu früh fast wieder gesund fühlen, sich anschließend zu viel zumuten und damit die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls erhöhen.

Antibiotika wirken lediglich gegen bakterielle Infektionen und sind daher bei Erkältungskrankheiten in der Regel nicht sinnvoll. Eine Ausnahme besteht im Falle einer bakteriellen Sekundärinfektion (in diesem Zusammenhang auch Superinfektion genannt) mit gelblich-grünem (eitrigen) Auswurf oder Nasensekret. Bei Patienten mit einer zusätzlichen Grunderkrankung (beispielsweise HIV, Diabetes mellitus oder Lungenerkrankung) ist jedoch eine vorbeugende Gabe zur Verhinderung einer bakteriellen Superinfektion meist notwendig. Eine Ursache der weltweiten Zunahme von Antibiotika-Resistenzen ist die unsachgemäße Anwendung dieser Medikamente – auch bei Erkältungskrankheiten.

Studien

  • In zwei Placebo-kontrollierten Doppelblindstudien konnte gezeigt werden, dass eine Einnahme von Zinkgluconat-Lutschtabletten die Schwere von Erkältungssymptomen um ca. 40 Prozent vermindert und ihre Dauer um drei bis vier Tage verkürzt, was jedoch mit verschiedenen Nebenwirkungen verbunden sein kann.[22][23] Eine Metastudie, die weitere Studien mit einbezieht, bestätigt die positive Wirkung von Zink.[24]
  • Douglas et al. (2003)[25] zeigten, dass durch täglich ein Gramm Vitamin C die Dauer der Symptomatik bei undifferenzierten Erkältungen abgekürzt werden konnte. Mit einem halben Tag der Verkürzung des Krankheitsverlaufs fiel dieser günstige Effekt jedoch eher gering aus und könnte auch nach Angaben der Autoren eventuell durch einen Publikationsbias (die bevorzugte Veröffentlichung von Studien mit "positiven" beziehungsweise signifikanten Ergebnissen) bedingt sein.
  • Eine Metaanalyse eines finnisch-australischen Forscherteams konnte die Wirksamkeit von Vitamin C nicht bestätigen. Eine vorbeugende Wirkung hat das Vitamin nur bei körperlichen Extrembedingungen, und auch den Verlauf einer Erkältung kann es kaum beeinflussen.[26][27]

Vorbeugung

Im Gegensatz zur Grippe gibt es gegen Erkältungen keine Impfung und auch keine sonstigen zuverlässigen Vorbeugestrategien. Eine Vorbeugung besteht darin, den Kontakt mit erkrankten Personen und deren viralen Schnupfen- und Hustensekreten zu vermeiden.

Für eine erfolgreiche Vorbeugung durch eine hochdosierte zusätzliche Einnahme von Vitamin C gibt es keine Bestätigung, wenn bereits eine ausreichende Vitaminversorgung durch gesunde Ernährung gegeben ist. Hinsichtlich der Wirksamkeit von Präparaten, die aus Sonnenhüten (Echinacea) bzw. deren Extrakten hergestellt sind, gibt es unterschiedliche Studienergebnisse. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass einige Studien nicht angeben, welche speziellen Echinacea-Arten untersucht wurden, bzw. Ergebnisse eine Art betreffend auf alle Sonnenhutpräparate angewandt werden. So gibt es sowohl Studien, die Echinacea-Präparaten positive Wirkung zuschreiben,[28] als auch solche,[29] die aus Echinacea angustifolia gewonnenen Präparaten jegliche über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung absprechen. Während manche Massenmedien derartige Ergebnisse auf alle Echinacea-Präparate ausweiten,[30] scheint die Wirksamkeit der in Deutschland verbreiteten Echinacea-purpurea-Präparate nicht daraus abgeleitet werden zu können.

Ein gesundes und gestärktes Immunsystem kann jedem Menschen dabei helfen, diverse Krankheitserreger und damit auch die einer Erkältung besser zu bekämpfen und manchmal auch einen Krankheitsausbruch zu verhindern oder Krankheitssymptome zu mildern, beziehungsweise den Krankheitsverlauf zu verkürzen. Alle Maßnahmen wie beispielsweise gesunde, ausgewogene Ernährung inklusive aller für den Organismus notwendigen Stoffe wie beispielsweise Mineralstoffe und Vitamine, ausreichend Schlaf (möglichst nicht weniger als sieben Stunden pro Tag),[11] möglichst stressfreier Tagesablauf, regelmäßige Bewegung oder gar sportliches Ausdauertraining und regelmäßige Abhärtung durch Anwendung von Kneippschen Güssen[31] und Saunieren können daher sehr wohl als Vorbeugemaßnahmen im weitesten Sinne angesehen werden, zumal es sich bei den Verursachern der Erkältung um an den Menschen stark angepasste Viren handelt.

Schwedische Forscher im Team von Py Tubelius, die in Lund Forschungen betreiben, haben als Ergebnis einer kontrollierten Studie dargelegt, dass eine tägliche Einnahme von probiotischen Produkten die Anzahl der Infektionen der Atemwege oder des Magen-Darm-Traktes verringert. Die Forscher sind davon überzeugt, dass der festgestellte Effekt auf eine Stärkung des Immunsystems durch die verwendeten Milchsäurebakterien Lactobacillus reuteri zurückgeht.[32][33] Bei der Bewertung dieser Studie sind jedoch auch eventuelle geschäftliche Interessen zu berücksichtigen, da Anders Zachrisson, Anteilseigner und Mitarbeiter der Firma Biogaia AB, die verschiedene Patente an Lactobacillus reuterii hält, ebendiese Studie konzipierte und das Studiendesign und -manuskript entwarf.[33]

Weblinks

 Commons: Erkältung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Erkältung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. C. Drösser: Die Viren sind’s. In: Die Zeit. Vom 20. August 1997
  2. Medical Encyclopedia der U.S. National Library of Medicine.
  3. Upper Respiratory Infections. bei Dartmouth College, Hanover, New Hampshire 03755, USA.
  4. R. Eccles: Acute cooling of the body surface and the common cold. In: Rhinology. Band 40, Nummer 3, September 2002, S. 109–114, ISSN 0300-0729. PMID 12357708. (Review).
  5. R. Eccles: An explanation for the seasonality of acute upper respiratory tract viral infections. In: Acta oto-laryngologica. Band 122, Nummer 2, März 2002, S. 183–191, ISSN 0001-6489. PMID 11936911. (Review).
  6. C. Johnson, R. Eccles: Acute cooling of the feet and the onset of common cold symptoms. In: Family practice. Band 22, Nummer 6, Dezember 2005, S. 608–613, ISSN 0263-2136. doi:10.1093/fampra/cmi072. PMID 16286463.
  7. 7,0 7,1 John H. White und Luz R. Tavera-Mendoza: Das unterschätzte Sonnenvitamin. In: Spektrum der Wissenschaft. Juli 2008, S. 40–47
  8. L. E. Tavera-Mendoza, J. H. White: Cell defenses and the sunshine vitamin. In: Scientific American. Band 297, Nummer 5, November 2007, S. 62–5, 68, ISSN 0036-8733. PMID 17990825.
  9. Miranda de Graaf et al.: Evolutionary dynamics of human and avian metapneumoviruses. In: Journal of General Virology. Band 89 (2008), S. 2933-2942, doi:10.1099/vir.0.2008/006957-0
  10. L. Bayer-Oglesby, L. Grize u. a.: Decline of ambient air pollution levels and improved respiratory health in Swiss children. In: Environmental health perspectives. Band 113, Nummer 11, November 2005, S. 1632–1637, ISSN 0091-6765, PMID 16263523, PMC 1310930 (freier Volltext).
  11. 11,0 11,1 S. Cohen, W. J. Doyle u. a.: Sleep habits and susceptibility to the common cold. In: Archives of internal medicine. Band 169, Nummer 1, Januar 2009, S. 62–67, ISSN 1538-3679, doi:10.1001/archinternmed.2008.505, PMID 19139325, PMC 2629403 (freier Volltext).
  12. Sheldon Cohen u. a.: Psychological Stress and Susceptibility to the Common Cold. In: New England Journal of Medicine. Bd. 325, August 1991, S. 606–612, (volltext online)
  13. Arthur Stone u. a.: Secretory IgA as a Measure of Immunocompetence. In: Journal of Human Stress. Iss. 3, September 1987, S. 136-140 (abstract online)
  14. R. D. Clover u. a.: Family Functioning and Stress as Predictors of Influenza B Infection. In: Journal of Family Practice. Band 28, Mai 1989, (online)
  15. How Cold Virus Infection Occurs. Unter commoncold.org
  16. J. M. Harris, J. M. Gwaltney: Incubation periods of experimental rhinovirus infection and illness. In: Clinical infectious diseases: an official publication of the Infectious Diseases Society of America. Band 23, Nummer 6, Dezember 1996, S. 1287–1290, ISSN 1058-4838, PMID 8953073.
  17. UniversitätsKlinikum Heidelberg: Respiratory Syncytial Virus (RSV) im Überblick. Abschnitt: Dauer der Virusausscheidung.
  18. Erkältung Online: Verlauf einer Erkältung als Animation.
  19. Lifeline: Erkältung bei Kindern. In: lifeline.de vom 3. Dezember 2012.
  20. Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin. Nr. 25, 22. Juni 2009: Neue Influenza A/H1N1 in Deutschland - Bewertung des bisherigen Geschehens. (PDF-Datei).
  21. National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID): Common Cold, Treatment (engl.)
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