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Erika Weinzierl

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Erika Weinzierl (2008)

Erika Weinzierl, geborene Fischer (geb. 6. Juni 1925 in Wien; gest. 28. Oktober 2014 ebenda), war eine österreichische Historikerin.

Leben

Erika Fischer studierte während des Zweiten Weltkriegs zunächst Medizin. In dieser Zeit gehörte sie dem Kreis um Karl Strobl an, der sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus befand. 1945 wechselte sie an die Universität Wien, um Geschichte und Kunstgeschichte zu studieren. Neben dem Studium, das sie 1948 abschloss, absolvierte sie auch den Institutskurs des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung.[1] 1949 heiratete sie den Experimentalphysiker Peter Weinzierl (1923–1996). Ihre Söhne sind der Historiker Michael Weinzierl (1950–2002) und der Journalist Ulrich Weinzierl (geb. 1954).

In den Jahren 1948–1964 war sie als Archivarin am Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien tätig und habilitierte sich 1961 an der Universität Wien für Österreichische Geschichte mit einer Arbeit über Die österreichischen Konkordate von 1855 und 1933. 1964 wurde sie nach Salzburg ans Institut für kirchliche Zeitgeschichte am Internationalen Forschungszentrum Salzburg berufen, dessen Vorstand sie bis 1992 blieb. Daneben wurde sie 1967 außerordentliche Universitätsprofessorin und 1969 ordentliche Universitätsprofessorin für Österreichische Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Salzburg. Ihre Antrittsrede befasste sich mit den Beziehungen zwischen Wissenschaft und Politik vor allem in der Zeit der Ersten Republik.[1]

Ab 1977 leitete Weinzierl das Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften (seit 1991 für Geschichte und Gesellschaft) in Wien und Salzburg. Von 1979 bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1995 war sie als Nachfolgerin von Ludwig Jedlicka ordentliche Universitätsprofessorin für Neuere und Neueste Geschichte und Ordinaria am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien (ihr Nachfolger wurde Gerhard Botz).

In der Öffentlichkeit wurden vor allem ihre Forschungen zur österreichischen Zeitgeschichte beachtet, etwa über die Rolle der römisch-katholischen Kirche während der Zeit des Nationalsozialismus.[2]

Auch abseits ihrer universitären Laufbahn war Weinzierl gesellschaftspolitisch engagiert. Als Pazifistin lehnte sie die atomare Rüstung im Kalten Krieg ab, trat für eine humane Asyl- und Migrationspolitik ein und drängte schon früh auf eine umfassende und tabulose Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Geschichte Österreichs. Weinzierl war langjährige Präsidentin der Aktion gegen den Antisemitismus, Mitbegründerin der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung und Mitglied im Kuratorium des Bruno-Kreisky-Archivs.[1] In der Kreisky-Peter-Wiesenthal-Affäre Mitte der 1970er-Jahre kritisierte sie das Verhalten von Bundeskanzler Bruno Kreisky gegenüber Simon Wiesenthal. Aus der ÖVP, an deren Parteiprogramm sie mitgearbeitet hatte, trat sie 1995 aus. Anlass dafür war, wie sie erklärte, „der erste Versuch von Wolfgang Schüssel, mit Jörg Haider und der Haider-FPÖ eine Regierungskoalition einzugehen“[3][1]

Am 28. Oktober 2014 verstarb Erika Weinzierl 89-jährig in Wien.[1] Sie wurde am 10. November 2014 am Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab der Stadt Wien neben der Malerin Maria Lassnig und der Schauspielerin Hedy Lamarr beigesetzt.[4]

Nach ihr wurde im Jahr 2002 der Erika Weinzierl Preis benannt, welcher alle zwei Jahre für Abschlussarbeiten aus dem Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Salzburg verliehen wird.[5][6]

Auszeichnungen

Weitere Auszeichnungen (ohne Jahresangabe):[7]

Werke

Erika Weinzierl war Autorin von Büchern und zahlreichen Artikeln und Beiträgen sowie Herausgeberin bzw. Mitherausgeberin von 30 Büchern und der Zeitschrift „zeitgeschichte“.

  • Geschichte des Benediktinerklosters Millstatt in Kärnten. Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie, Band 33. Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt, 1951. [Veröffentlichung d. Dissertation] (ohne ISBN)
  • Die österreichischen Konkordate von 1855 und 1933. 1960.
  • Österreich, Zeitgeschichte in Bildern. Innsbruck, Wien, München 1968, 1970 und 1975. ISBN 3-7022-1212-4.
  • Zu wenig Gerechte. Österreicher und Judenverfolgung 1938–1945. Graz, Wien, Köln 1969, 1985 1986 und 1997, ISBN 3-222-12502-3.
  • Österreich 1918–38. 1984
  • Prüfstand. Österreichs Katholiken und der Nationalsozialismus, St. Gabriel, Mödling 1988, ISBN 3-85264-316-3.
  • als Herausgeberin, mit Otto Kulka: Vertreibung und Neubeginn. Israelische Bürger österreichischer Herkunft. Böhlau, Wien 1992, ISBN 3-205-05561-6.

Literatur

  • Fritz Fellner, Doris A. Corradini (Hrsg.): Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Böhlau, Wien u. a. 2006, ISBN 978-3-205-77476-1, S. 444–446 (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 99).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Klaus Taschwer: Historikerin Erika Weinzierl 89-jährig gestorben. In: Der Standard, 28. Oktober 2014.
  2. Helmut Mayer: Arbeit an unbequemen Fragen. Zum Tod der österreichischen Historikerin Erika Weinzierl. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Oktober 2014, S. 11.
  3. Otto Friedrich in der Wochenzeitung Die Furche vom 2. Juni 2005, S.8.
  4. Erika Weinzierl in Ehrengrab beigesetzt, orf.at, abgerufen am 10. November 2014.
  5. Erika Weinzierl Preis und Stipendium. Abgerufen am 21. Jänner 2015.
  6. diepresse.com - Neue Fragen an alte Texte. Artikel vom 26. Dezember 2014, abgerufen am 21. Jänner 2015.
  7. 7,0 7,1 7,2 Erika Weinzierl ist gestorben. In: ORF, 28. Oktober 2014.
  8. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
  9. Ehrenring für Prof. Erika Weinzierl Rathauskorrespondenz vom 29. April 2002, abgerufen am 28. Mai 2010.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Erika Weinzierl aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.