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Erbarmen

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Dieser Artikel behandelt den Roman von Jussi Adler-Olsen; zu der Tugend siehe Barmherzigkeit.

Erbarmen (im dänischen Original: Kvinden i buret, wörtlich: Frau im Käfig) ist ein Thriller vom dänischen Schriftsteller Jussi Adler-Olsen. Die Originalausgabe des ersten Werks einer Krimibuch-Reihe erschien 2008 in Dänemark und bescherte Adler-Olsen den Durchbruch in seinem Heimatland. Es folgte 2009 eine deutsche Übersetzung von Hannes Thiess, die beim Deutschen Taschenbuch Verlag veröffentlicht wurde. Der deutschen Ausgabe gelang der Sprung bis auf den zweiten Platz der Spiegel-Bestsellerliste. Am 17. Oktober 2009 erschien das Werk als Hörbuch mit einer Gesamtspieldauer von 386 Minuten auf fünf CDs beim Audio Verlag.[1] Die Regie beim Einsprechen der Übersetzung nach Hannes Thiess führte Frank Bruder, als Sprecher sind Wolfram Koch und Ulrike Hübschmann zu hören.[1]

Der Roman ist in einer nicht linearen Erzählform verfasst. Kapitel, die vom Entführungsopfer Merete Lynggaard handeln, beginnen im Jahr 2002. Zwischen diesen Kapiteln liegen oftmals größere zeitliche Abstände, die behandelt werden, so dass dieser Handlungsstrang schließlich im Jahr 2007 mit der geschilderten Handlung der Ermittler zusammenläuft.

Jussi Adler-Olsen widmete den Roman seiner Frau Hanne Adler-Olsen. Der zentrale Charakter, der Vizekriminalkommissar Carl Mørck, teilt sich mit dem Autor den Vornamen.

Mit Fasandræberne (wörtlich: Fasanentöter) erschien 2008 die Fortsetzung des Romans, die 2010 unter dem Titel Schändung erschien. 2009 veröffentlichte Adler-Olsen mit Flaskepost fra P (wörtlich: Flaschenpost aus P) das dritte Buch der Reihe die 2011 und unter dem Titel Erlösung erschien. Das vierte Buch Journal 64 erschien 2012 auf Deutsch unter dem Titel Verachtung. Alle Werke wurden übersetzt von Hannes Thiess.

Handlung

Vizekriminalkommissar Carl Mørck von der Kopenhagener Mordkommission hat erst kürzlich bei einer Schießerei einen seiner Kollegen, Anker, verloren. Ein weiterer, Mørcks guter Freund Hardy Henningsen, liegt seit dem vom Kopf an abwärts gelähmt im Krankenhaus. Obwohl Mørck sich von seinen bei der Schießerei davongetragenen Schussverletzungen inzwischen bereits erholt hat, fällt ihm die Pflege sozialer Kontakte weiterhin schwer. Seine Frau Vigga hat sich von ihm getrennt, zu seinem Ziehsohn Jesper, der bei Mørck wohnt, findet er keinen Zugang. Auch Mørcks Mieter Morten bringt keine Lichtblicke in sein Leben. Da Mørck aus seinem privaten Umfeld kaum noch Kraft schöpfen kann, fällt es ihm zusehends schwerer mit seinen Polizeikollegen zusammen zu arbeiten. Daher kommt es Mørcks Vorgesetztem, Marcus Jacobsen, Chef der Mordkommission, gerade recht, dass nach Vorschlag der Centrumspartei ein Budget in Höhe von fünf Millionen Kronen bewilligt wurde, mit dem das Sonderdezernat Q aufgebaut werden soll. Dies soll bereits abgeschlossene Fälle erneut aufrollen. Jacobsen sieht Mørck als geeigneten Kandidaten, um das Sonderdezernat Q zu leiten. Ihm wird mit Hafez el-Assad ein Syrer als Assistent an die Seite gestellt, der zwar über keine polizeiliche Ausbildung verfügt, sich aber als überaus eifrig und erfinderisch herausstellt, was die ihm zur Erledigung übertragenen Aufgaben angeht.

Mørck und Assad machen sich daran, einen Fall, der bereits fünf Jahre zurückliegt, aufzuklären. Am 2. März 2002 verschwand die ehrgeizige und zugleich charismatische Politikerin und Parlamentarierin Merete Lynggaard der Demokratischen Partei im Alter von etwa 30 Jahren an Bord einer Ostsee-Fähre auf dem Weg nach Berlin. Mutmaßungen zufolge handelte es sich um ein Unglück, bei dem sie ertrank. Gleichwohl konnten Mord, Selbstmord oder Entführung als Tatmotive nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Schnell können die Ermittler Uffe, Meretes kleinen Bruder, von der Liste der Verdächtigen streichen. Seit dem Verschwinden seiner älteren Schwester ist Uffe in einer Psychiatrie untergebracht. Die Unterbringung wird aus dem Erbe seiner Eltern, dem Lynggaard-Fonds, bestritten. Seit einem Autounfall in jüngster Kindheit, den nur Merete und Uffe überlebten, während ihre Eltern verstarben, spricht Uffe nicht mehr und wirkt in seiner Entwicklung zurückgeblieben. Dennoch gelingt es Mørck bei seinen Befragungen Uffe eine Reaktion zu entlocken, als er ihn mit dem Foto von Lars Henrik Jensen konfrontiert. Dieser hatte den Autounfall im Wagen des Unfallgegners überlebt, während sein Vater sowie einer seiner Brüder starb. Seine Mutter ist seither an den Rollstuhl gefesselt, während sein Bruder Hans ebenfalls in der Entwicklung zurückgeblieben ist.

Nachdem die beiden Ermittler Mørck und Assad auf Lars Henrik Jensens Spur gebracht worden sind, stellt sich heraus, dass dieser einen tiefen Hass gegen Merete hegt, denn er gibt ihr die Schuld, den Unfall auf überfrorener Strecke durch ihr wildes, kindliches Spiel auf dem Rücksitz ausgelöst zu haben. Lars Henrik Jensen, der stets Lasse gerufen wird, schmiedet einen perfiden Plan, um sich an Merete zu rächen. Er beginnt sie zu überwachen und ihre Gewohnheiten zu studieren. Um Merete auf die Ostsee-Fähre zu locken, für deren Reederei er tätig ist, schlüpft er in die Rolle des Geschäftsmannes Daniel Hale. Diesen hatte er bereits zuvor bei einem arrangierten Autounfall zu Tode kommen lassen. Mit Hilfe seines Bruders Hans entführt Lasse ihr Opfer Merete Lynggaard von der Ostsee-Fähre und bringen sie zu den Werkshallen der H. J. Industries, wo ihr Vater bis zu seinem Tod Stahlbehälter für Atomkraftwerke produzierte und ihre Dichtigkeit in einer riesigen Druckkammer testete. In diese Kammer sperren sie Merete am 2. März 2002, versorgen sie mit Nahrung und Wasser über eine Schleuse und nehmen nach einiger Zeit über eine Gegensprechanlage Kontakt zu ihr auf. Über die Gründe, warum sie entführt wurde, wird sie im Unklaren gelassen. An ihrem Geburtstag, dem 6. Juli 2002, erhöht Lasse den Innendruck der Kammer auf zwei bar Überdruck. Jeweils zu ihrem Geburtstag wird der Überdruck um ein bar bis auf sechs bar Überdruck am 6. Juli 2006 erhöht. Ihr wird offenbart, dass Lasse sie zur Vergeltung des durch sie verursachten Unfalls entführt hat. Weiterhin teilt er ihr mit, dass ihre Qualen nur noch bis zum 15. Mai 2007 anhalten werden. Dann habe sie exakt genauso lange gelitten, wie er unter seinen Adoptiv-Eltern und anschließend in der Psychiatrie leiden musste. Ihr Tod werde sich einstellen, indem der Überdruck in der Kammer rapide auf ein bar reduziert werde. Dadurch werden sich die Lufteinlagerungen in ihrem Gewebe und ihren Knochen massiv ausdehnen und sie in Stücke reißen.

Merete trifft, sich mit ihrem grausamen Ende konfrontiert, entsprechende Vorkehrungen, um sich die Pulsadern zu öffnen und dadurch dem von Lasse für sie vorgesehenen, grausamen Tod zu entgehen. Als sie sich die Pulsadern punktiert, ahnt sie nicht, wie nahe die Ermittler ihren Peinigern inzwischen auf den Fersen sind. Nachdem sich Mørck und Assad mit einem angeblichen Durchsuchungsbefehl Zutritt zu den Werkshallen verschafft haben, wird ihnen Meretes Lage bewusst. Sie rufen die Marine mit einer mobilen Dekompressionskammer sowie Kollegen der Polizei zur Hilfe. Bevor die Verstärkung eintrifft, werden Mørck und Assad angeschossen, können Lasse jedoch zunächst überwältigen, bevor dieser sich bei seiner Flucht versehentlich in die Luft sprengt. Seine Mutter Ulla sowie sein Bruder Hans werden von den eintreffenden Einsatzkräften festgenommen und später zu acht Jahren Psychiatrie- sowie drei Jahren Gefängnisaufenthalt verurteilt.

Merete wird ins künstliche Koma versetzt, da durch die Thromben starke Hirnschädigungen zu erwarten sind. Als die Ärzte Merete aus dem Koma holen, sind sowohl ihr Bruder Uffe als auch Vizekriminalkommissar Mørck anwesend. Mørck wird Zeuge, wie Uffe erstmals seit dem Unfall in seiner Kindheit wieder spricht und seine Schwester an der Hand haltend mit dem Ausruf „MMmmmeerete“ begrüßt, woraufhin Merete ihm „danke, Uffe“ entgegnet.

Kritiken

Mit Erbarmen sei Adler-Olsen „ein packender, nervenaufreibender Krimi gelungen, der von der ersten Sekunde an fesselt“.[2] Er sei „hart und atmosphärisch dicht“.[3] Die Story ist sowohl „grausam, schön und ergreifend“, als auch „anrührend komisch“.[4] Sie sei „gleichzeitig spannend, aberwitzig, nachdenklich, gut gelaunt, zu Tode betrübt, übertrieben, realitätsnah und voller surrealer Possen“.[5] „Beängstigende Psychofälle und ein kurioses Ermittlerpaar“ charakterisieren die Handlung.[6] Zugleich sei es Adler-Olsen mit diesem Roman gelungen, „viel Gespür fürs Genre“ zu beweisen.[6] Der Roman ähnele den Werken von Stieg Larsson, mit denen Adler-Olsen häufig verglichen werde.[6][7]

Ausgaben

Fortsetzungen

  • Dänische Originalausgabe: „Fasandræberne“, Politikens Forlagshus, 2008, Kopenhagen
  • Deutsche Erstausgabe: „Schändung“, dtv premium, München, 2010, ISBN 978-3-423-24787-0
  • Dänische Originalausgabe: „Flaskepost fra P“, Politikens Forlagshus, 2009, Kopenhagen
  • Deutsche Erstausgabe: „Erlösung“, dtv premium, München, 2011, ISBN 978-3-423-24852-5
  • Dänische Originalausgabe: "Journal 64"
  • Deutsche Erstausgabe: "Verachtung", dtv premium, München,2012, ISBN 978-3-423-28002-0

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Der Audio Verlag: Erbarmen
  2. WDR west.art, Christine Westermann, 15. Dezember 2009
  3. Der Stern, 15. Oktober 2009
  4. WDR 5: Telefonische Mordsberatung, Manfred Sarrazin, 31. Oktober 2009
  5. krimi-couch.de: Jochen König, 12. November 2009
  6. 6,0 6,1 6,2 Focus: Dänen-Thriller: Fährfahrt in die Hölle, Jobst-Ulrich Brand, 16. Oktober 2009
  7. Hamburger Morgenpost, 12. November 2009

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Erbarmen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.