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Erasmus Darwin

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Portrait of Erasmus Darwin von Joseph Wright of Derby (1792).
Erasmus Darwin.

Erasmus Darwin (geb. 12. Dezember 1731 in Nottinghamshire; gest. 18. April 1802 in Derby) war ein britischer Dichter, Botaniker, Arzt und Erfinder, der zu den führenden Intellektuellen des 18. Jahrhunderts zählte. Zu seinen Enkeln gehören Charles Darwin, der Begründer der modernen Evolutionstheorie, und Francis Galton, der als Vater der Verhaltensgenetik gilt.

Leben

Ausbildung und Berufsleben

Erasmus Darwin wurde in der Nähe von Elston Hall in Nottinghamshire als Jüngster von vier Söhnen geboren. Nachdem er zunächst die Chesterfield School besucht hatte, ging er 1750 bis 1754 auf das St John’s College in Cambridge, wo er mit dem Bachelor of Arts abschloss. In Edinburgh studierte er Medizin und eröffnete 1756 eine Praxis in Nottingham. Nach nur zwei Monaten musste er sie aufgrund des geringen Erfolgs wieder schließen. Im Jahr darauf siedelte er nach Lichfield bei Birmingham über, wo er über zwanzig Jahre praktizierte und einer der berühmtesten Ärzte Englands wurde. Auch der König bat ihn in jener Zeit wiederholt und vergeblich, sein Leibarzt zu werden: “Why doesn’t Dr Darwin come to London? He shall be my physician if he comes.” („Warum kommt Doktor Darwin nicht nach London? Er soll mein Arzt sein, wenn er kommt.“)

Von konservativer, kirchlicher Seite wurde Erasmus Darwin wegen seiner evolutionstheoretischen und staats- wie kirchenkritischen Aussagen scharf angegriffen. So veröffentlichte Georg Canning im Anti-Jacobin unter dem Titel Die Liebe der Dreiecke höhnische Parodien von Darwins Versen. Darin wurden die Ideen lächerlich gemacht, dass Menschen jemals aus Elektrizität Nutzen ziehen könnten, dass Menschen sich aus „niederen“ Lebensformen entwickelt haben könnten, dass die Berge älter sein könnten, als es in der Bibel stand. „Canning hatte das Subversive an Darwins Gedanken sehr genau erkannt und schaffte es, seinen Ruf als Dichter zu ruinieren.“[1]

1781 übersiedelte Darwin nach Derby (Grafschaft Derbyshire).

Ehefrauen und Nachkommen

Familiäre Verflechtungen mit anderen Mitgliedern der Lunar Society und deren Nachfahren

In erster Ehe heiratete Erasmus Darwin 1757 die siebzehnjährige Mary Howard (1740–1770). Diese Verbindung brachte fünf Kinder, eine Tochter und vier Söhne hervor, von denen jedoch zwei bereits im Säuglingsalter starben. Der älteste Sohn von Erasmus Darwin, Charles Darwin, verstarb im Alter von 20 Jahren an einer kleinen Verletzung, welche er sich bei einer Gehirnsektion an einem Kind während seines Medizinstudiums in Edinburgh zuzog. Sein zweiter Sohn Erasmus wurde Anwalt und nahm sich im Alter von 40 das Leben. Der dritte Sohn, Robert Waring Darwin, wurde ebenfalls ein bekannter Arzt und der Vater von Charles Darwin, welcher später eine Biographie über seinen Großvater schreiben sollte.

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Erasmus Darwin im Alter von 50 Jahren nach seinem Umzug nach Derby die attraktive, 16 Jahre jüngere Witwe Elizabeth Collier Sacheveral-Pole (1747–1832). Mit ihr hatte er sieben weitere Kinder, darunter Frances Anne Violetta, die Mutter von Francis Galton. Die Verbindung rief damals große Verwunderung hervor, denn Erasmus Darwin und der verstorbene Ehemann, Colonel Sacheveral-Pole, waren verfeindet gewesen. Außerdem stach er viele besser aussehende Rivalen aus. Darwin fehlten seit seiner Jugend einige Vorderzähne, er war pockennarbig und dank seines gesegneten Appetits stark übergewichtig. 1776 ließ er aus seinem Esstisch einen Halbkreis heraussägen, damit er mit seinem Bauch überhaupt noch Platz nehmen konnte. 1802 zogen die Darwins nach Breadsall Priory und begannen dort mit dem Aufbau eines kleinen botanischen Gartens. Im selben Jahr verstarb Erasmus Darwin im Alter von 71 Jahren.

Außerdem hatte Darwin eine außereheliche Affäre mit Mary Parker, aus der zwei Töchter hervorgingen, die zusammen mit den anderen Kindern erzogen wurden.

Wirken

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Naturwissenschaften

Erasmus Darwin formulierte zahlreiche Ideen zur stammesgeschichtlichen Entwicklung der Organismen in seinem Werk Zoonomia, or, The Laws of Organic Life (1794–1796). Diese kamen ihm sowohl durch das Beobachten des Verhaltens von Haustieren als auch durch seine umfangreichen Kenntnisse auf dem Gebiet der Naturwissenschaften. Dabei kamen ihm unter anderen Gedanken, die später auch sein Enkel Charles Darwin wieder aufgriff. So zum Beispiel die Idee, dass alles Lebendige von einem gemeinsamen Vorfahren abstamme und sich somit ein Stammbaum aller Lebensformen konstruieren lassen müsse.

Die Entdeckung von Fossilien ausgestorbener Tierarten ließ ihn zu dem Schluss kommen, das Leben auf der Erde habe sich aus mikroskopisch kleinen Muscheln entwickelt. Bei der Frage wie aus einer Art eine andere Art hervorgeht waren seine Ideen jenen von Jean-Baptiste de Lamarck bzw. dem Lamarckismus zum Teil sehr ähnlich, jedoch machte er sich auch über die Wirkung von „sexual selection“ und Konkurrenz auf die Bildung von Arten Gedanken.

Vor kurzem wurde in den seit 1998 zugänglichen Geheimarchiven des Vatikan entdeckt, dass zwar die Zoonomia Erasmus Darwins auf dem Index librorum prohibitorum steht, nicht aber das Werk The Origin of Species seines Enkels Charles Darwin. Dabei wird diskutiert, dass dies daran liegen könnte, dass seit dem Fall Galilei nur naturwissenschaftliche Werke auf den Index kamen, wenn ein unmittelbarer Zusammenhang mit der Bibel hergestellt werden könne.

Poesie

Erasmus Darwin war zu seiner Zeit ebenfalls ein angesehener Poet. Seine Ideen über die Natur faßte er auch in Verse. Das folgende ist ein Auszug aus seinem Werk The Botanic Garden, A Poem in Two Parts: Part 1, The Economy of Vegetation von 1791:

Roll on, ye Stars! exult in youthful prime,
Mark with bright curves the printless steps of Time;
Near and more near your beamy cars approach,
And lessening orbs on lessening orbs encroach; -
Flowers of the sky! ye too to age must yield,
Frail as your silken sisters of the field!
Star after star from Heaven’s high arch shall rush,
Suns sink on suns, and systems systems crush,
Headlong, extinct, to one dark center fall,
And Death and Night and Chaos mingle all!
- Till o'er the wreck, emerging from the storm,
Immortal Nature lifts her changeful form,
Mounts from her funeral pyre on wings of flame,
And soars and shines, another and the same.

In einem Gedicht drückt er in gut zweitausend Versen seine evolutionstheoretischen Thesen aus (aus dem 1803 posthum erschienenen Band The Temple of Nature). Ein Auszug:

„Shout round the globe, how Reproduction strives
With vanquish’d Death - and Happiness survives;
How Life increasing peoples every clime
And young renascent Nature conquers Time.“

„Ruft um den Erdenkreis, wie Fortpflanzung sich erhebt
Den Tod besiegt – und Glück so ringsum überlebt;
Wie Leben wuchert ständig weit und breit,
Und Natur fortgebärend erobert selbst die Zeit.“[2]

Im gleichen Gedicht prognostiziert er auch, ähnlich wie Jules Verne, künftige technische Entwicklungen der Menschen:

„Bid raised in air the ponderous structure stand,
Or pour obedient rivers through the land;
With crowds unnumbered crowd the living streets
Or people oceans with triumphant fleets.“

„Hoch in die Luft erheben sich mächtige Bauten,
Oder zwingen gehorsame Flüsse in neue Betten;
Zahllose Scharen drängen sich auf den lebenden Straßen,
Und über die Ozeane breiten sich triumphierende Flotten.“

Erfindungen

Neben seiner Tätigkeit als Arzt, Dichter und Naturwissenschaftler betätigte sich Erasmus Darwin auch als Erfinder von verschiedenen Gerätschaften. Zum Beispiel erfand er eine horizontale Windmühle für Josiah Wedgwood, den anderen Großvater Charles Darwins.

Erasmus Darwin erfand auch als erster ein verbessertes Design für Lenkung bei Kutschen. Kutschenfahrten in England waren während des achtzehnten Jahrhunderts notorisch gefährlich, denn die Holprigen und löchrigen Straßen verschärften die Mängel in der Lenkung, Federung und Stabilität. Im Jahre 1758 war der junge Dr. Erasmus Darwin als Arzt viel unterwegs und rund 10 000 Meilen pro Jahr musste er aus seinem Haus in Lichfield seine Patienten besuchen. Um die Gefahr und Beschwerden von seiner Reise zu lindern, entwickelte er 1761 ein Design für ein verbesserten Lenkschlitten und zur Stabilität mit einer Achsschenkellenkung, die er in Fahrversuchen über 20.000 Meilen auf zwei Kutschen erprobte. Sie unterscheidet sich damit von der bei Kutschen üblichen drehbaren Deichsel mit Drehschemel-Lagerung. 1768 wurde er bei einer Probefahrt aus einer von ihm erfundenen Kutsche herausgeschleudert und verletzte sein Knie so schwer, dass er danach fortwährend humpelte. Im Jahre 1765 hatte Richard Lovell Edgeworth über Darwins Achsschenkel-Design gehört und forderte die Society of Arts, auf, sich darüber zu erkundigen. Danach besuchte er Darwin selbst um sich bei ihm zu erkundigen. Mit Hilfe von Handschriften aus dem Archiv der Royal Society of Arts und anderswo, konnte eine Rekonstruktion von Darwins verbessertes Verfahren zu dieser Lenkung hergestellt werden, die auf vier Gelenkstangen in Form eines gleichschenkligen Trapezes setzte.

Zu den potenziellen Erfindungen machte er sich während der Fahrten von einem Hausbesuch zum nächsten Notizen (u. a. über Wasserklosetts, eine Kohlenlore, eine „Sprechmaschine“, eine mechanische Fähre, Kreiselpumpen und Raketenantriebe). Allerdings meldete er keine seiner Erfindungen zum Patent an, da er glaubte, dass das seinen Ruf als Arzt beschädigen würde. Stattdessen ermunterte er seine Freunde, ihre eigenen Modifizierungen seiner Werke patentieren zu lassen.

Mitgliedschaften

1754 wurde Darwin ein Mitglied im Bund der Freimaurer (St. David’s Lodge No. 36 in Edinburgh).[3]

1761 wurde er Mitglied der Royal Society.[4]

1765 war er einer der Gründer der einflussreichen Lunar Society, die den wissenschaftlichen Gedankenaustausch zwischen führenden Köpfen Englands pflegte und bis 1813 bestand.[5] Zu ihren Mitgliedern gehörten James Watt, Matthew Boulton sowie auch Benjamin Franklin (korrespondierendes Mitglied). Ein Jahr später lernte er Jean-Jacques Rousseau kennen, mit dem er später in brieflichem Kontakt stand.

Nachruf

Einige Arbeiten halten Erasmus Darwin für „eine der genialsten Persönlichkeiten, die je britischen Boden bewohnt hat“, derart angesehen war er als Arzt, Wissenschaftler und Dichter. Den Ruf, den er zu seiner Zeit genoss, zeigt unter anderem ein Zitat des Philosophen Samuel Coleridge (1772–1834) von 1796 über Erasmus Darwin:

“I think he is the first literary character in Europe, and the most original-minded man.”

Nach seinem Tod wurde er jedoch – vor allem außerhalb Großbritanniens – schnell vergessen. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Genius Erasmus Darwin durch den Geophysiker Desmond King-Hele in mehreren Biographien wiederentdeckt.

Ausgewählte Werke von Erasmus Darwin

Literatur

  • Desmond King-Hele: Erasmus Darwin. Macmillan, 1963.
  • Ernst Ludwig Krause: Erasmus Darwin und seine Stellung in der Geschichte der Descendenz-Theorie von Ernst Krause. Mit seinem Lebens- und Charakterbilde von Charles Darwin. E. Günther, Leipzig 1880
  • Ernst Ludwig Krause: Erasmus Darwin. D. Appleton, New York 1880, archive.org
  • Anna Seward: Memoirs of the life of Dr. Darwin, chiefly during his residence at Lichfield; with anecdotes of his friends, and criticisms on his writings. J. Johnson, London 1804, archive.org
  • Otto Zöckler: Darwin’s Großvater als Arzt, Dichter und Naturphilosoph. Ein Beitrag zur Vorgeschichte des Darwinismus. Heidelberg 1880

Weblinks

 Wikisource: Erasmus Darwin – Quellen und Volltexte
 Commons: Erasmus Darwin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Brian W. Aldiss: Der Millionen-Jahre-Traum. Die Geschichte der Science Fiction. Bastei-Verlag, Bergisch-Gladbach 1980, S. 33.
  2. Brian W. Aldiss: Der Millionen-Jahre-Traum. Die Geschichte der Science Fiction. Bastei-Verlag, Bergisch-Gladbach 1980, S. 32 f.
  3. Erasmus Darwin Freemason. Grand Lodge of British Columbia and Yukon “A Few Famous Masons”, abgerufen 29. Januar 2013
  4. Erasmus Darwin’S Improved Design For Steering Carriages—And Cars. (PDF; S. 46f.; 2,1 MB) Royal Society; abgerufen 29. Januar 2013
  5. Erasmus Darwin’S Improved Design For Steering Carriages—And Cars. (PDF; S. 42f.; 2,1 MB) Royal Society; abgerufen 29. Januar 2013
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