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Eröffnung (Schach)

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Anfangsstellung im Schach

Die Eröffnung ist die erste Phase einer Schachpartie. Sie umfasst etwa die ersten 10 bis 15 Züge einer Partie und endet nach der Entwicklung der Figuren; es schließt sich das Mittelspiel an. Je nachdem, welche Steine zuerst gezogen werden, spricht man von einer offenen, halboffenen oder geschlossenen Partie.

Eröffnungsstrategie

Spielziel in der Eröffnung ist es, die Figuren zu entwickeln, die Zentrumsfelder zu beherrschen und den König – möglichst durch die Rochade – in eine sichere Position zu bringen.

Die großen Schachlehrer Ruy López, Gioachino Greco, François-André Philidor, aber auch großartige Schachspieler wie Paul Morphy, unter ihnen vor allem die Schachweltmeister, angefangen mit Wilhelm Steinitz bis hin zu Magnus Carlsen, haben die Entwicklung der Eröffnungslehre vorangetrieben, so dass heute folgende allgemeine Grundsätze in der Schacheröffnung gelten:

  • Ziehe anfangs einen Zentralbauern, um die Läufer entwickeln zu können
  • Entwickle dann die Leichtfiguren Springer und Läufer
  • Vermeide, die Dame zu früh ins Spiel zu bringen, auf das Schäfermatt fallen nur Anfänger herein
  • Jede Figur sollte in der Eröffnung möglichst nur einmal gezogen werden
  • Jeder Zug sollte der Beherrschung des Zentrums, der Sicherung der eigenen Figuren oder dem Angriff auf den gegnerischen König dienen
  • Die sichere Positionierung des Königs durch eine Rochade sollte so früh wie möglich in der Eröffnungsphase geschehen

Diese Regeln gelten nicht absolut, es existieren zahlreiche Ausnahmen.

Einen Sonderfall stellen Gambits dar. So werden Eröffnungen bezeichnet, bei denen ein Bauer (bzw. mehrere Bauern oder in manchen Fällen eine Leichtfigur) geopfert wird, um als Kompensation dafür einen Entwicklungsvorsprung oder einen positionellen Vorteil zu erhalten.

Wesentlich für die Weiterentwicklung der Eröffnungstheorie im 19. Jahrhundert war die Berliner Schule, welche von den Plejaden (das „Siebengestirn“ mit Ludwig Bledow, Tassilo von Heydebrand und der Lasa, Paul Rudolf von Bilguer, Wilhelm Hanstein, Bernhard Horwitz, Carl Mayet und Karl Schorn) begründet wurde. Diese waren Mitglieder der Berliner Schachgesellschaft.

Zur Weiterentwicklung der Eröffnungstheorie trugen hauptsächlich folgende Mitglieder der Berliner Schachgesellschaft bei: Adolf Anderssen (galt als inoffizieller Weltmeister von 1851 bis 1858 und von 1862 bis 1866), Johannes Hermann Zukertort, Emanuel Lasker (Mitglied ab 1891, Weltmeister 1894–1921), Jean Dufresne (Lehrbuch des Schachspiels), Emil Schallopp (Schallopp-Verteidigung), Szymon Winawer (franz. Winawer-Variante), Jacques Mieses (schrieb über 40 Bücher zum Schachspiel), Horatio Caro (Analyse der Caro-Kann-Verteidigung), Simon Alapin (Alapin-Eröffnung), Friedrich Sämisch (viele Eröffnungsvarianten) und Ludwig Rellstab (mehrere Schachbücher).

Die Geschichte der Schacheröffnung

Die Geschichte der Schacheröffnungen beginnt mit dem „Großvater“ des Schachspiels, dem indischen Spiel Chaturanga. Die Zugmöglichkeiten der Figuren waren eingeschränkt, so dass in der Regel bis zu 20 Züge notwendig waren, bis die gegnerischen Figuren aufeinandertrafen.

Chaturanga entwickelte sich in Persien weiter zu Schatrandsch. In diesem Spiel entwickelten Meisterspieler so genannte „Tabijen“, das heißt, es wurden Figurenaufstellungen geschaffen, die ein Aufeinandertreffen der Parteien bereits mit dem ersten Zug möglich machten, jedoch waren die Tabijen so ausgeklügelt, dass keine Partei von Anfang an einen Vorteil besaß. In diesen Tabijen ist die Grundidee zu der heutigen Eröffnungslehre zu suchen.

Schach, in der Form wie es heute gespielt wird, gibt es so erst seit 300 Jahren. Die Bewegung einiger Figuren ist neu, die Dame zieht weiter, die Läufer ebenso. Zuletzt kamen sogar noch solche Spezialzüge wie die Rochaden, der Doppelschritt des Bauern und das Schlagen en passant hinzu.

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts meinte man, dass man in der Eröffnung unbedingt danach streben sollte, das Zentrum – das sind die Felder d4, d5, e4 und e5 – mit Bauern zu besetzen, um so die Herrschaft über das Zentrum zu erkämpfen. Folgerichtig begannen die meisten Schachpartien mit den Zügen 1. e2-e4 e7-e5 beziehungsweise d2-d4 d7-d5. Mit dieser Auffassung verbindet man insbesondere den Namen des Schachmeisters Tarrasch.

Die Vertreter der Hypermodernen Schule (u. a. Réti, Nimzowitsch, Tartakower oder Breyer) vertraten die Auffassung, dass es eigentlich darum geht, das Zentrum zu kontrollieren, ohne es zwingend mit Bauern zu besetzen. Dabei erlangten unter anderem die indischen Eröffnungen an Bedeutung. Beispielsweise versucht Schwarz in der Königsindischen Eröffnung, mit den Zügen Sf6, g6, Lg7 und d6 Einfluss auf das Zentrum zu gewinnen und es später zu sprengen.

Eröffnungsliteratur

Die erste umfassende Darstellung der Schacheröffnungen nahm Paul Rudolph von Bilguer, Mitbegründer der Berliner Schule, 1843 in seinem Handbuch des Schachspiels vor. Im 20. Jahrhundert sind u. a. Max Euwe, Paul Keres, Luděk Pachman, Alexei Suetin und Rolf Schwarz als Autoren von Eröffnungsbüchern hervorgetreten. Meistens wird versucht, die Grundideen einer Eröffnung anhand von Meisterpartien darzustellen. Es gibt auch Werke, die sich auf die Auflistung und Bewertung von Varianten beschränken (z. B. Enzyklopädie der Schacheröffnungen).

In diesem Zusammenhang ist der gebräuchliche Begriff Theorie oder Stand der Theorie irreführend. Es handelt sich dabei um Erfahrungswissen aus Meisterpartien und um veröffentlichte Eröffnungsanalysen.

In der Regel werden in Eröffnungsbüchern die Hauptvarianten einer Eröffnung – das sind die am meisten gespielten Varianten, meist auch die als beste Züge anerkannten Varianten – ausführlich besprochen. Nebenvarianten – selten gespielte Züge, in der Regel schwächere Züge − werden aufgeführt, aber weniger ausführlich behandelt.

Heute haben die Eröffnungsbücher etwas an Bedeutung verloren. Die Eröffnungen werden in umfangreichen Schachdatenbanken dargestellt.

Schachprogramme verfügen über ein so genanntes Eröffnungsbuch, in dem gängige Eröffnungsvarianten abgespeichert sind, um dem Computer in der Eröffnungsphase einen Vorteil zu verschaffen oder zumindest Bedenkzeit einzusparen.

Eröffnungsneuerung

Als Neuerung oder theoretische Neuerung bezeichnet man die Anwendung eines vorher nicht gespielten Zuges in einer Schacheröffnung. Diese meist als Vorbereitung auf große Turniere geheim gehaltenen Varianten finden große Aufmerksamkeit in der Schachpresse. Im Schachinformator werden sie besonders gekennzeichnet. Schon die Tarrasch-Falle zeigte das Ausmaß notwendiger Vorbereitung für eine gelungene Neuerung. Bedeutende Neuerungen führen oft zu eigenständigen Eröffnungssystemen, zum Beispiel Polugajewski-Variante oder Sweschnikow-Variante. Der langfristige Wert einer Neuerung wird erst in der dauernden praktischen Erprobung festgestellt.

Beispiel Göteborger Variante

Ein bekanntes Beispiel für eine missglückte Neuerung ist die Göteborger Variante. Im Interzonenturnier Göteborg 1955 bereiteten die argentinischen Spieler Miguel Najdorf, Oscar Panno und Herman Pilnik für Schwarz eine Neuerung im 9. Zug in der Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung vor. Nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Lg5 e6 7.f4 Le7 8.Df3 h6 9.Lh4 geschah 9.… g5. Dieser neue Zug kam fast gleichzeitig in drei Partien auf das Brett. Allerdings gewannen die sowjetischen Spieler Geller, Keres und Spasski ihre Partien nach 10.fxg5 Sfd7 11.Sxe6. Daraufhin erschien die Göteborger Variante für Schwarz nicht mehr spielbar. 1958 aber rehabilitierte Bobby Fischer die Variante: In Portorož brachte er in seiner Partie gegen Gligorić wiederum eine Neuerung im 13. Zug und hielt diese Partie remis.

Die Wahl des Eröffnungssystems

In Jahrhunderten der Spielpraxis sind etliche Eröffnungssysteme versucht worden. Viele davon wurden durch Analyse oder Spielpraxis widerlegt. Andere haben sich als robust erwiesen und werden ständig in den Turniersälen, im Internet oder in privaten Begegnungen von Spielern aller Spielstärken gespielt.

Über diese Eröffnungen gibt es eine Literatur, die Hunderttausende von Seiten zählt. Einige oft gespielte Varianten in gängigen Systemen sind teilweise bis zum 30. Zug analysiert.

Am besten kommt der Spieler zurecht, der ein System wählt, das seinen spezifischen Stärken besonders entspricht. Dazu sollte man sich die folgenden Fragen stellen:

  • Ist der Spieler eher ein Taktiker, der in komplizierten Situationen präzise rechnen kann, oder ist er ein Stratege, der langfristige Pläne schmiedet und ein ruhiges Spiel bevorzugt?
  • Liegt seine Stärke eher in der Kunst der Bauernführung, oder weiß er die besonderen Eigenarten der Figuren gut zu nutzen?
  • Ist er eher Angreifer oder Verteidiger?
  • Will er lieber risikobereit auf Gewinn spielen oder aber das Verlustrisiko minimieren?
  • Will er den Gegner mit einer gut vorbereiteten, genau analysierten Variante bereits in der Eröffnung überspielen, oder sucht er den Vorteil eher im Mittel- oder Endspiel?

Neben diesen Überlegungen spielen auch Moden eine Rolle in der Eröffnungswahl. Manche Spieler haben bestimmte schachliche Vorbilder, verfolgen deren Partien und richten sich bei der Wahl der Spielsysteme danach.

Prinzipiell werden Eröffnungen in drei verschiedene Systeme eingeteilt:

Die Begriffe sind nur in einem sehr allgemeinen Sinne zu verstehen und kennen Ausnahmen: Bei den „offenen“ Spielen gibt es in fast jeder Eröffnung auch ruhige, positionelle Abspiele mit geschlossener Bauernstruktur. Auf der anderen Seite gibt es auch bei den „geschlossenen“ Spielen scharfe Fortsetzungen mit beweglichen Figuren in offenem Schlagabtausch. In allen drei Gruppen finden sich Gambiteröffnungen; besonders zahlreich sind diese unter den Offenen Spielen.

Häufigster Anfangszug

Am häufigsten beginnt Weiß mit e2-e4. Dieser Zug wurde bis ins 20. Jahrhundert oft als einzig vernünftiger Anfangszug angesehen. Rauser formulierte „1. e4 und Weiß gewinnt“. Vorsichtiger drückte das Fischer aus: „Ich weiß nicht, was Gott gegen mich auf 1. e4 antworten würde.“ Da der Zug e2-e4 das Entwicklungsprinzip am meisten betont, wird er für Lernende empfohlen.

Viel gespielte Eröffnungen

Name ECO-Code Anfangszüge
Italienisch C50-C54
  1. e2-e4 e7-e5
  2. Sg1-f3 Sb8-c6
  3. Lf1-c4 Lf8-c5
Spanisch C60-C99
  1. e2-e4 e7-e5
  2. Sg1-f3 Sb8-c6
  3. Lf1-b5
Königsgambit C30-C39
  1. e2-e4 e7-e5
  2. f2-f4
Französisch C00-C19
  1. e2-e4 e7-e6
  2. d2-d4 d7-d5
Caro-Kann B10-B19
  1. e2-e4 c7-c6
  2. d2-d4 d7-d5
Sizilianisch B20-B99
  1. e2-e4 c7-c5
Pirc-Ufimzew-Verteidigung B07-B09
  1. e2-e4 d7-d6
Moderne Verteidigung B06
  1. e2-e4 g7-g6
Skandinavisch B01
  1. e2-e4 d7-d5
  2. e4xd5
Abgelehntes Damengambit D30-D39
  1. d2-d4 d7-d5
  2. c2-c4 e7-e6
Angenommenes Damengambit D20-D29
  1. d2-d4 d7-d5
  2. c2-c4 d5xc4
Blackmar-Diemer-Gambit D00
  1. d2-d4 d7-d5
  2. e2-e4 d5xe4
  3. Sb1-c3
Nimzowitsch-Indisch E20-E59
  1. d2-d4 Sg8-f6
  2. c2-c4 e7-e6
  3. Sb1-c3 Lf8-b4
Damenindisch E11-E19
  1. d2-d4 Sg8-f6
  2. c2-c4 e7-e6
  3. Sg1-f3 b7-b6
Königsindisch E60-E99
  1. d2-d4 Sg8-f6
  2. c2-c4 g7-g6 nebst … d7-d6
Grünfeld-Indisch D80-D99
  1. d2-d4 Sg8-f6
  2. c2-c4 g7-g6 nebst … d7-d5
Benoni-Verteidigung A60-A69
  1. d2-d4 Sg8-f6
  2. c2-c4 c7-c5
  3. d4-d5 e7-e6
Holländisch A80-A99
  1. d2-d4 f7-f5
Englisch A16-A39
  1. c2-c4 e7-e5 oder Sg8-f6 oder c7-c5
Sokolski-Eröffnung Teil von A001
  1. b2-b4 nebst Lc1-b2

1 A00 deckt unregelmäßige Eröffnungen ab.

Ausführliche Systematik

Ausführliche Systematiken der Schacheröffnungen mit Verzweigungen zu den einzelnen Systemen finden sich unter:

Selten gespielte Eröffnungen werden in den Artikeln Unregelmäßige Eröffnungen mit e4 und Unregelmäßige Eröffnungen behandelt.

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