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Epitheton

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(Weitergeleitet von Epitheton ornans)
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Das Epitheton [eˈpiːtetɔn] (gr. ἐπίθετον – von ἐπίθετος epithetos ‚hinzugefügt‘ ‚nachgestellt‘, ‚zugeordnet‘ – ‚das Hinzugefügte‘, ‚das später Eingeführte‘; Plural: Epitheta) ist allgemein ein sprachliches Attribut, ein Zusatz, ein Beiwort oder ein „Nachname“.

Rhetorik und Stilistik

Mit Epitheton bezeichnet man in der Rhetorik beziehungsweise Stilistik das Hinzufügen eines im Satzzusammenhang nicht unbedingt erforderlichen Attributs, zum Beispiel die grüne Wiese. „Als Wiederholungsfigur kann das Epitheton (semantisch redundantes Beiwort mit rein schmückender Funktion, z. B. ‚blinder Despotismus‘) angesehen werden, da der Wortsinn hier nicht erweitert, sondern lediglich akzentuiert wird.“[1] Ein Epitheton kann auch eine Individualisierung, Charakterisierung oder Bewertung ausdrücken, z. B. Iwan der Schreckliche oder Land der Tausend Seen.

Ein besonderes Epitheton ist das epitheton ornans (Plural: epitheta ornantia), der (entbehrliche, aber) schmückende, ornamentale (lat. ornare ‚schmücken‘) Zusatz. Ein Beispiel hierfür ist die grüne Wiese. Weiterhin wurde dieser Begriff von den klassischen Philologen gewählt, um die seit Homer in der epischen bzw. episierenden Sprache zahlreich vorkommenden schmückenden Attribute bei Götter- und Heldennamen, aber auch bei gewöhnlichen Gegenständen zu bezeichnen. Beispiele: Die kuhäugige Hera, die rosenfingrige Eos, der listenreiche Odysseus, die wolletragenden Schafe.

„Die epischen Epitheta, die unabhängig von der jeweiligen Situation eine unveränderliche Eigenschaft vor allem von Personen bezeichnen“,[2] heißen auch Epitheton constans (‚feststehendes Beiwort‘), z. B. pius Aeneas (Vergil, Aeneis 1,305).

Eric A. Havelock und andere bezeichnen diese als typisches Merkmal für Mnemotechniken präliteraler Kulturen.[3]

Auch die Beinamen insbesondere antiker Herrscher werden als Epitheta bezeichnet. Beispiele sind neben „der Große“ (megas bzw. magnus) zum Beispiel „der Wohltäter“ (euergetes), „der Städtezertrümmerer“ (poliorketes), „der Unbesiegbare“ (invictus) oder „der Fromme“ (pius).

Gerhart Hauptmann lässt in seinem Stück Vor Sonnenaufgang Hoffmann gegen Ende des dritten Akts sagen: „Ich sage dir also: daß ich dein Auftreten hier – gelinde gesprochen – für fabelhaft dreist halte“, worauf Loth erwidert: „Vielleicht erklärst du mir, was dich berechtigt, mich mit dergleichen Epitheta …“

Biologie

In der Botanik bezeichnet der Begriff Epitheton insbesondere den von Carl von Linné eingeführten zweiten Teil des wissenschaftlichen Namens einer Art von Lebewesen (siehe Nomenklatur in der Biologie). Der wissenschaftliche Name setzt sich zusammen aus einer Bezeichnung für die Gattung sowie einem artspezifischen Epitheton. Beispielsweise bezeichnet bei der Rotbuche (Fagus sylvatica) der Namensteil Fagus die zutreffende Gattung, sylvatica ist das Epitheton der Art. Die Namen intraspezifischer Rangstufen wie Varietät, Sorte, Gruppe und Grex werden ebenfalls als Epitheta bezeichnet.

In der Zoologie wurde der Begriff weder in die nomenklatorisch relevanten Begriffe des deutsch-, noch englischsprachigen Nomenklaturcode aufgenommen, stattdessen wurde der Begriff Artname verwendet. Dieser Begriff ist jedoch (anders als im englischen ICZN Code) zweideutig (homonym), er bezeichnet sowohl den gesamten aus Gattung und Art bestehenden Namen der Tierart (species name oder name of a species, Beispiel Homo sapiens) als auch den zweiten Teil eines solchen Namens (specific name, in diesem Beispiel sapiens). Begriffe wie epithetum specificum oder epitheton specificum werden gelegentlich auch heute noch informell in der deutschsprachigen zoologischen Literatur verwendet.[4]

Literaturhinweise: Rhetorik und Stilistik

  • Heinrich Lausberg: Handbuch der literarischen Rhetorik. Eine Grundlegung der Literaturwissenschaft. Hueber, München 1960 (³1990), Bd. 1, §§ 676–685.
  • Josef Martin: Antike Rhetorik. Technik und Methode (HdAW II.3). C. H. Beck, München 1974, S. 264, 307f.
  • Paolo Vivante: The Epithets in Homer. A Study in Poetic Values. Harvard UP, New Haven / London 1982.
  • Gert Ueding / Bernd Steinbrink: Grundriß der Rhetorik. Geschichte · Technik · Methode. Metzler, Stuttgart ²1986, S. 270.
  • Lisa Gondos: Epitheton. In: Gert Ueding (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. WBG, Darmstadt 1992–2012, Bd. 2 (1994), Sp. 1314–1316.

Quellen

  1. Urs Meyer: Stilistische Textmerkmale. In: Thomas Anz (Hg.): Handbuch Literaturwissenschaft. Bd. 1: Gegenstände und Grundbegriffe. Metzler, Stuttgart / Weimar 2007, S. 95a.
  2. Manfred Landfester: Einführung in die Stilistik der griechischen und lateinischen Literatursprachen. WBG, Darmstadt 1997, S. 111.
  3. Für eine kurze Einführung: Walter Ong: Oralität und Literalität. Die Technologisierung des Wortes. Westdeutscher Verlag, Opladen 1987, ISBN 3-531-11768-8, S. 24–30.
  4. Gerhard Becker: Kompendium der zoologischen Nomenklatur. Termini und Zeichen, erläutert durch deutsche offizielle Texte. In: Senckenbergiana Lethaea. Bd. 81, Nr. 1, 2001, ISSN 0037-2110, S. 3–16, hier S. 10 („epithetum specificum“), S. 12 („epitheton specificum“).

Weblinks

Wiktionary: Epitheton – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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