Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Emil Berliner

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Emil Berliner

Emil Berliner (englisch Emile Berliner; geb. 20. Mai 1851 in Hannover; gest. 3. August 1929 in Washington, DC) gilt als Erfinder der Schallplatte und des Grammophons.[1] Er erhielt auch Patente auf andere Erfindungen.

Familie

Emils Urgroßvater, Jacob Abraham Joseph († 1811), dessen Gattin Dina Friedberg († 1840), seine Mutter und eine Schwester hatten sich in den frühen 1770ern in der Hannover-Neustadt niedergelassen. In der jüdischen Gemeinschaft wurde er, entsprechend seinem Geburtsort, Jokew (Jacob) Berlin genannt. 1776 erwarb er einen Schutzbrief. In ihrem Haus, Lange Straße 27, boten sie einen koscheren Mittagstisch an. Ihre Kinder waren Bella Betty (* 1778) und Moses (1786–1854).[2]

Moses konnte während der Gewerbefreiheit infolge der französischen Besatzung ein Textilgeschäft in der Bergstraße eröffnen. 1811 heiratete er Friederike Enoch aus Celle (1785–1838; die Tochter von Wolf Samuel Enoch (1747–1797) und Ester Berliner[3]), mit der er sechs Kinder hatte.[4] 1833 zog er mit seinem Geschäft in die Lange Straße 33.

Moses ältester Sohn, Samuel Berliner (1813–1872), betrieb ebenfalls ein Textilgeschäft. 1846 erwarben er und seine Gattin Sally Friedmann (1826–1903) die Bürgerrechte. Ihre Kinder waren: Hermann (* 1848), Jacob (* 1849), Adolph (* 1850), Emil (*1851), Manfred (* 1853), Franzisca (* 1854; verh. Friedberg), Rebecka (* 1855), Moritz (* 1856), Johanne ( *1857, starb jung), Joseph (* 1858), Rahel (* 1864) und Else (* 1869). Emil wuchs mit seinen Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen auf. Vier von Moses Söhnen blieben in Hannover.

Leben

Von 1861 bis 1865 besuchte er die Samson-Schule in Wolfenbüttel. Anschließend machte er eine kaufmännische Lehre und musste mit Arbeiten in einer Druckerei und später in einem Krawattengeschäft zum Unterhalt der Familie beitragen.

Er wanderte 1870 als junger Mann in die USA aus, um der preußischen Einberufung zu entgehen. Er begleitete einen Freund seines Vaters, Nathan Gotthelf, nach Washington und arbeitete drei Jahre in dessen Kurzwarengeschäft Gotthelf, Behrend and Co.. Er zog dann nach New York, wo er sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser hielt, 1875 letztendlich als Flaschenspüler im Labor von Constantin Fahlberg. Nachts studierte er am Cooper Institute (heute Cooper Union). Später lebte er, nachdem er durch seine Erfindungen zu Geld gekommen war, allerdings wechselnd auch in Großbritannien, Kanada und Deutschland.

Vom Ertrag seiner ersten Erfindung bei den Bell Labs 1877, dem Berlinerschen Mikrophon für Fernsprecher, richtete er ein eigenes Labor ein. 1881–83 besuchte er Hannover. 1887 meldete er ein Patent auf einen scheibenförmigen Tonträger an, in den von außen nach innen schneckenförmig und in Seitenschrift eine Rille geritzt und so die Schwingungen der Aufnahme-Membran analog konserviert wurden. Bestandteil des Patents war auch ein Aufnahme- und Abspielgerät, der Vorläufer des Grammophons. Er selbst bezeichnete die Scheibe in seiner deutschen Muttersprache als „Schallplatte“.

Fabrik in Hannover, Kniestraße
Datei:DPAG 2011 Deutsche Erfindungen Technik.jpg
Grammophon von Emil Berliner auf einer deutschen Briefmarke von 2011 aus der Serie "In Deutschland zu Hause: Einfallsreichtum – Deutsche Erfindungen"

Der große Vorteil der Scheibe gegenüber dem von Edison 1877 erfundenen und patentierten zylinderförmigen Tonträger war ihre Reproduzierbarkeit. Edisons Zylinder mussten einzeln bespielt werden und waren dadurch für den Normalverbraucher unerschwinglich, eine nach 1902 erfundene Methode, die Phonographen-Walzen in einem Gießverfahren in größeren Stückzahlen und damit billiger herstellen zu können, kam zu spät und war dem Pressen der Schellackplatte auch immer unterlegen.

Berliners Platte bestand ganz am Anfang aus Hartgummi, dann bald aus einem – viel preiswerteren – Gemisch aus Baumwolleflocken, Schieferpulver, Ruß (daher die schwarze Farbe) und Schellack (daher die Zerbrechlichkeit). Bei der heißen Pressung drückte sich der Schellack an die beiden Oberflächen und versiegelte damit die Rillen. Das ermöglichte die industrielle Fertigung großer Mengen, die er 1889 aufnahm und bis etwa 1910 nach und nach perfektionierte, z. B. das Aufkleben von Papier-Etiketten und das Beschreiben beider Seiten.

Schellackplatten mit 78 Umdrehungen pro Minute wurden von ihrer Grundkonstruktion her faktisch unverändert 60 Jahre lang, von ca. 1895 bis ca. 1955, hergestellt und dann von Schallplatten aus Vinyl, 45er-Singles und 33er-LPs, abgelöst. Aber auch bei den Vinylplatten blieb – außer einem wesentlich engeren Abstand der Rillennachbarschaft (Füllschrift), den das Kunststoffmaterial jetzt hergab und damit auch Stereo-Aufnahmen ermöglichte – das Grundprinzip Emil Berliners erhalten.

Weitere Erfindungen

Emil Berliner war ein kreativer Mensch und machte eine Reihe weiterer Erfindungen. Darauf erhielt er zahlreiche Patente in den Vereinigten Staaten, beispielsweise am 4. September 1883 auf einen nach seiner Idee konzipierten Parkettboden.[5]

Bemerkenswertes

Sein Bruder Joseph Berliner, der in Hannover die Deutsche Grammophon Gesellschaft (eine Zweigniederlassung der in London gegründeten Gramophone Company) leitete und die Villa Simon bewohnte, stellte 1898 die ersten Tonträger in Massenproduktion her. Er hatte auch maßgeblichen Anteil an der Verbreitung des Telefons in Deutschland.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Emil Berliner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Martin Fischer: Faszination Schellack. Grammophone, Schellackplatten, Nadeldosen. Battenberg Verlag, Regenstauf 2006, ISBN 3-86646-008-2.
  • Stefan Gauß: Nadel, Rille, Trichter. Kulturgeschichte des Phonographen und des Grammophons in Deutschland (1900-1940), Köln, Weimar, Berlin: Böhlau, 2009, ISBN 978-3-412-20185-2.

Einzelnachweise

  1. Andreas Steen: Zwischen Unterhaltung und Revolution. Harrassowitz, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-447-05355-6, S. 34 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  2. http://home.att.net/~Berliner-Ultrasonics/berlhann.html
  3. Silke Lindemann: Jüdisches Leben in Celle; S. 303
  4. http://familytreemaker.genealogy.com/users/g/o/l/Philipp-Goldmann-2/PDFGENEO1.pdf
  5. US-Patent Nummer 284.268 für Emil Berliner, abgefragt am 20. April
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Emil Berliner aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.