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Emanuel Schaffer

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Emanuel „Eddy“ Schaffer (geb. 11. Februar 1923 in Drohobycz; gest. 30. Dezember 2012 in Ramat haScharon) war ein israelischer Fußballtrainer. Als Trainer der israelischen Fußballnationalmannschaft brachte er diese 1970 zum einzigen Mal zur Weltmeisterschaft. Zudem war er ein Vermittler im Sport zwischen Deutschland und Israel.

Familie

Vor dem Zweiten Weltkrieg

Schaffers Vater, Mozes Schaffer wurde 1893 in Porohy, seine Mutter Hela 1898 im galizischen Drohobycz geboren. Er hatte drei Geschwister: Cila (geboren 1920), Salka (geboren 1921) und Rosa (geboren 1928). Sein Vater war Manager einer Öl-Gesellschaft in Galizien, reiste 1922 beruflich nach Deutschland und verbrachte dort einige Monate, woraufhin ihm seine Familie folgte. Sie zogen aus Polen nach Recklinghausen ins Ruhrgebiet, wo Schaffer seine Kindheit verbrachte. Er besuchte eine jüdische Schule und interessierte sich schon früh für Fußball. Sein Vater Moses Schaffer arbeitete zu dieser Zeit als Handlungsreisender. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen floh die Familie 1933 und kehrte nach Stationen im französischen Metz und dem Saarland 1936 ins ostpolnische Galizien zurück. Emanuel wechselte seine Muttersprache von Deutsch zu Polnisch. Während seine älteren Schwestern ihr Studium in Stanisławów fortsetzten, besuchte Emanuel das Gymnasium in Drohobycz und wohnte bei seiner Tante Lusia. Dort spielte er zum ersten Mal in einem Fußballverein, Betar Drohobycz, einem Klub der zionistischen Jugendbewegung.[1] Im Jahre 1939 wurde die Stadt Drohobycz von der Sowjetunion besetzt. Drohobycz wurde am 22. Juni 1941 von der deutschen Wehrmacht überfallen, welches den Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges kennzeichnet.

Während des Krieges

Eine Gruppe Jugendlicher, unter denen sich auch Emanuel Schaffer befand, versuchte in den Osten zu fliehen. Schaffer war einer der wenigen, der die Flucht überlebte.[2] Auf der Flucht bekam der Achtzehnjährige Diphtherie und Typhus und kam nach Alma Ata in Kasachstan. Dort wurde er in einem vom Innenministerium der UdSSR (NKDW) kontrolliertem Arbeitslager festgehalten. In diesem schloss er sich der Arbeitslager-Fußballmannschaft an, die gegen andere Arbeitslager und Lokalmannschaften spielte. Er sicherte sich damit zusätzliche Lebensmittel.[1] Später arbeitete er in Alma Ata in einer Schuhfabrik und spielte bei dem Fußballverein Dynamo Alma Ata. 1941 erreichte ihn die Nachricht seiner Tante Lusia über den Tod seiner Familienmitglieder, die wahrscheinlich bei einem Massaker in Stanisławów ermordet wurden. Einen Monat nach dem der Krieg zu Ende war, kehrte Emanuel nach Polen (Bielawa) zu seiner Tante Lusia und ihrer Familie zurück, die dank einer polnischen Frau, die die jüdische Familie versteckt hatte, überlebten.

Sport

Nachdem der Krieg vorbei war, kehrte Schaffer nach Polen zurück. Seine Auswanderung nach Palästina wurde durch fehlende Papiere und ein von der britischen Mandatsmacht verhängtem Einwanderungsstopp vorerst verhindert. Stattdessen begann er eine Karriere als Fußballer. Er spielte bei ZKS Bielawa, einem jüdischen Sportverein, und in der niederschlesischen Fußballauswahl. 1949 endete Schaffers Karriere vorerst, weil das jüdische Vereinswesen und somit auch seine Aktivität im Fußballverein verboten wurden. Als er in die polnische Armee einberufen wurde, floh er über die Tschechoslowakei, Österreich und Italien nach Israel, wo er 1950 mittellos ankam. Schaffer nahm seine Fußballkarriere wieder auf und spielte im Team Hapoel Haifa. Im Jahre 1954 stand er sogar im Kader für die Nationalmannschaft. Aufgrund einer Beinverletzung musste er jedoch das Fußballspielen aufgeben.[3][1]

Vom Spieler zum Trainer

„Ich habe davon geträumt, Trainer zu werden.“ (Emanuel Schaffer, 1956) Aus diesem Grund kehrte er 1958 nach Deutschland zurück, um an der Sporthochschule Köln sein Trainerdiplom zu absolvieren. Zur finanziellen Unterstützung trainierte er den Verbandsligisten Rhenania Würselen und sammelte zusätzlich Erfahrungen. Als Trainer kehrte er nach Israel zurück, um die Oberliga-Mannschaft Bnei Yehunda und die Mannschaft der israelischen Luftwaffe zu trainieren. Zeitgleich ließ er eine Trainerschule mit deutschen Einflüssen bauen.[1] Schaffer nahm mit seinem Team 1968 an den Olympischen Spielen teil, nach einem Unentschieden gegen Bulgarien, verfehlten sie jedoch die Bronzemedaille durch einen Münzwurf. In den Jahren von 1968 bis 1971 und noch einmal von 1978 bis 1980 war er Trainer des Nationalteams Israels.

Sein größter Erfolg gelang ihm 1970 mit der israelischen Nationalmannschaft, die als erstes und bislang einziges Mal die Qualifikation zur Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko erlangt hatte. In Fußballfachkreisen wurden drei klare Niederlagen erwartet. Man verlor das Spiel gegen Uruguay mit 0:2, auf das man sich aufgrund fehlender finanzieller Mittel zur Gegnerbeobachtung nicht optimal vorbereiten konnte. Gegen Schweden und Italien konnte das Tema jeweils ein Unentschieden erringen. »Bei unserer Rückkehr sind die Spieler wie Helden empfangen worden. Sie haben nicht für Geld, sondern für ihr Land gespielt. Wir haben für drei Millionen Menschen einen echten Erfolg errungen.«, sagte Schaffer.[1]

„Deutsche“ Fußballtugenden, taktische Disziplin und körperliche Fitness waren für Emanuel die entscheidenden Kriterien seiner Trainerphilosophie. Durch seine professionellen und erfolgreichen Trainingsmethoden, gelang es ihm den israelischen Fußball zu revolutionieren. Trotz seiner erfolgreichen Trainerkarriere holte ihn sein altes Leben immer wieder ein. Auf die Frage eines Sportjournalisten, warum er beim Training immer so fluchen würde, antwortete er. „Ich weiß, ich bin verrückt […] Aber du musst wissen, dass, wer auch immer da war und überlebt hat, verrückt zurückgekommen ist. Auch die, die glauben, sie sind normal, sind verrückt. Niemand ist gesund zurückgekehrt.“[1] An seinem Grab sagte Avi Luzon, der Präsident des israelischen Fußballverbands: „Er war der größte Trainer, den wir je hatten“.[1]

Deutsch-Israelische Fußballfreundschaft

Schaffer gelang es im Fußball und sogar in der Wirtschaft deutsch-israelische Beziehungen aufzubauen. Für den Sportartikelhersteller Adidas und später auch Puma konnte Emanuel eine israelische Vertretung aufbauen. Mit seinem Mentor Professor Weisweiler, den er in Köln kennenlernte, hielt er Kontakt, wodurch sich eine Reihe von Gastspielen der Borussia Mönchengladbach in Israel ergaben. Das erste deutsch-israelische Gastspiel fand am 28. Februar 1970 vor 30.000 Zuschauern im ausverkauften Bloomfield-Stadion in Tel Aviv statt. Gladbachs Geschäftsführer Helmut Grashoff und Schaffer pflegten eine enge Freundschaft, welche auch den ersten Israeli aus der Bundesliga in den WM-Kader brachte: Shmuel Rosenthal debütierte im September 1972 am Bökelberg. [1]

Seine letzten Jahre

Emanuel Schaffer unterstützte 2003 die Restaurierung des jüdische Friedhof von Stanisławów und er half eine Gedenktafel für die ermordeten Familienmitglieder zu errichten. Im Jahre 1998 erlitt er einen Schlaganfalls, hinzu kam ein inoperabler Gehirntumor, der sein Leben beeinträchtigte. Emanuel lebte bis zu seinem Tod mit seiner Familie, seiner Frau und seinen vier Kindern in Israel.[3]

Literatur

  • Diethelm Blecking: Sportler im Jahrhundert der Lager, Profiteure, Widerständler und Opfer. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2012, ISBN 978-3-895-33872-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Abschied eines Überlebenden auf ballesterer.at
  2. Diethelm Blecking: Sportler im Jahrhundert der Lager, Profiteure, Widerständler und Opfer. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2012, ISBN 978-3-895-33872-4.
  3. 3,0 3,1 Emanuel Schaffer auf sztetl.org.pl (Biografie, englisch)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Emanuel Schaffer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.