Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Elan Steinberg

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Elan Steinberg während der Waldheim-Affäre, 1986

Elan Steinberg (1953-2012) war bis zum Jahr 2004 Geschäftsführer des Jüdischen Weltkongresses.

Leben

In Israel geboren, hat der Sohn von Holocaust-Überlebenden nach einem Politologiestudium an der New Yorker City University fast seine gesamte Karriere beim Jüdischen Weltkongress (WJC) verbracht. Steinberg trat der damals nahezu bedeutungslos gewordenen Organisation 1978 bei und hat dem WJC erneut Weltgeltung verschafft. Dies primär durch eine Serie konfrontativer Kampagnen, zunächst gegen den österreichischen Präsidenten Kurt Waldheim und dann etwa gegen Schweizer Banken sowie Konzerne in Deutschland und anderen europäischen Staaten. Diese konnte der WJC als Helfer und Täter in der NS-Zeit zu einer späten materiellen Verantwortung ziehen.

Steinberg stand mitunter im Schatten des flamboyanten WJC-Generalsektretärs Israel Singer, der nach den historischen Erfolgen der Organisation in den grossen Restitutions-Kampagnen um die Jahrtausendwende wegen Unterschlagungen zurücktreten musste.

Der WJC war damals eine Zwei-Mann-Operation, bei der dem klugen Strategen Steinberg in der Öffentlichkeit die Rolle des Sprechers und Medienkontaktes zukam. Er hat dabei eine hemdsärmelige, bei der Presse populäre Art demonstriert und die Anliegen seiner Organisation ebenso hart wie effektiv vertreten.

Der Weltkongress hat in der Ära Steinberg-Singer (mit Edgar Bronfman als Präsident) den diskreten Stil seines Gründers Nachum Goldmann gegen eine medienwirksame, aggressive Vorgehensweise eingetauscht, der auch Übertreibungen nicht fremd waren. Steinberg war stolz auf seine Kindheit in Israel und Brooklyn. Er verstand sich als Vertreter eines jungen und selbstbewussten amerikanischen Judentums und hat einem französischen Kulturminister in einem Disput über NS-Raubkunst einmal erklärt: «Ja, von Kunst habe ich keine Ahnung. Aber ich bin aus Brooklyn, und mit Raubgut kenne ich mich umso mehr aus.»

Journalisten gegenüber hat Steinberg Humor und eine erfrischende Diskussionsbereitschaft demonstriert, die einen bodenständigen Pragmatismus in die moralisch aufgeladenen Kämpfe um die Entschädigung von Holocaust-Überlebenden gebracht hat. Unvergessen ist eine Anekdote, die Steinberg im Korridor vor dem Büro des damaligen New Yorker Kämmerers Alan Hevesi bei einer der zahlreichen Anhörungen zu dem Thema NS-Zwangsarbeit erzählt hat, um die Vorgehensweise des WJC humorvoll zu illustrieren. Demnach hatte ein PR-bewusster Bezirkspräsident von Brooklyn die Angewohnheit, stets seine Bürotür offenzulassen, um allfällige Presseanfragen bei seiner Vorzimmerdame sofort mitzubekommen. Sobald der Politiker gewahr wurde, dass ein Journalist anklingelte, rief er – ohne dessen Frage mitbekommen zu haben – aus: «Tell him it´s a fucking outrage!» («Sag´ ihm, dass die Sache ein absoluter Skandal ist!»).

Nach seinem Ausscheiden aus dem WJC im Jahr 2004 war Steinberg als Berater von Ronald Lauder tätig, der Bronfmans Nachfolge angetreten hat. Zudem wurde er Vizepräsident der Überlebenden-Organisation American Gathering of Jewish Holocaust Survivors.

Elan Steinberg erlag im April 2012 einem Krebsleiden und wurde nur 59 Jahre alt.

Hinweis

Der Text des Artikels beruht weitgehend auf Informationen eines entsprechenden Artikels des tachles-Newsletters vom 9. April 2012

Andere Wikis