Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Eisregen

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel erläutert das Unwetter; den Begriff des Niederschlags im engeren Sinne siehe Eiskorn; die Musikgruppe siehe Eisregen (Band).
Wettersymbole
Symbol drizzle 56.svg
56 Leichter gefrierender Sprühregen
Symbol drizzle 57.svg
57 Mäßiger oder starker gefrierender Sprühregen
Symbol rain 66.svg
66 Leichter gefrierender Regen
Symbol rain 67.svg
67 Mäßiger oder starker gefrierender Regen
Symbol code ww 24.svg
24 Gefrierender Regen oder Sprühregen hat in der letzten Stunde aufgehört
Ice storm.jpg

Durch Eisregen geschädigter Wald und Stromleitungen (USA, undatiert)

Unter Eisregen (in der synoptischen Meteorologie gefrierender Regen, im allgemeinen Sprachgebrauch auch Blitzeis, in Begleitung eines Starkwindereignisses auch Eissturm) versteht man ein Wetterereignis, bei dem Regen innerhalb kürzester Zeit am Boden friert. Das kann zu schwerer Winterglätte führen, in Extremfällen werden alle Oberflächen von dickem Eis überzogen, was zu Eisbruch von Bäumen, Bauten oder Anlagen führt.

Ursachen

Eiskruste (Glatteis im engeren Sinne, Klareis) um das Geäst eines Strauches nach Eisregen
Charakteristische Glatteisbildung nach Regen auf begangenen Wegen, der lose Schnee bindet den Niederschlag zu Harsch

Atmosphärenphysikalisch betrachtet sind drei Fälle zu unterscheiden:

  • Wenn normale Regentropfen auf dem gefrorenen Boden sofort gefrieren, wird dies als gefrierender Regen (im engeren Sinne) oder Raueis bezeichnet.
  • Wenn thermodynamisch unterkühlte Regentropfen beim Auftreffen auf den Boden schlagartig gefrieren, spricht man von unterkühltem Regen[1] oder Klareis respektive Glatteis (im engeren Sinne). Dabei haben die Tropfen unter Null Grad Wassertemperatur, aber noch keinen Auslöser gefunden, zu kristallisieren. Das passiert durch den mechanischen Impuls schlagartig.[2]
  • Der dritte Fall, dass die Tropfen schon in der Luft frieren und kristallisieren.[1] Von „Eisregen“ spricht man dabei im Übergangsbereich zwischen Regen und Schneefall (etwa Graupel) oder Regen und Hagel (und im Speziellen Eisregen für Eiskorn-Niederschlag). Manche Sorten können ebenfalls an Boden zusammenfrieren.

Eisregen gehört zur Gruppe der Hydrometeore,[1] und zu den wetterbedingten Eisablagerungen. Die Ausdrücke Klareis/Glatteis (englisch glaze)[3] und Rauheis beschreiben, dass bei ersterer Form kompaktes, durchscheinendes Eis entsteht, bei letzterer solches mit Lufteinschlüssen oder vielfachen Kristallgrenzen.[3]

In der synoptischen Meteorologie (Wettervorhersage) unterscheidet man hingegen primär Eisregen aus Sprühregen und aus normalem Regen, ersterer ist typischerweise der, der bei Tieftemperatur am Boden zu Vereisung führt, weil die sehr kleinen Tröpfchen viel schneller gefrieren.

Eisregen entsteht typischerweise, wenn ein Tiefdruckgebiet mit seiner Kalt- oder auch Warmfront auf eine kalte Luftmasse trifft. Durch Aufgleiten kommt es zu Niederschlag, der sich zu Eis umwandelt.[2] Je nachdem, auf welchen Höhen die verschiedenen warmen und kalten Schichten liegen, entstehen dabei die unterschiedlichen Formen des Eisregens. Dabei ist der unterkühlte Regen für Warmfronten charakteristisch.[2]

Der Unterschied der physikalischen Fallunterscheidungen ist, dass der Unterkühlungs-Effekt auch bei Temperaturen über Null Grad vorkommen kann, während bei gefrierendem Regen schon eine massivere Kältephase vorangegangen ist: Bei kürzeren Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt reicht die im Boden gespeicherte Kälte[4] nicht aus, den Regen zum Gefrieren zu bringen. Daher sind Ereignisse unterkühlten Regens wesentlich schwerer vorherzusagen als solche gefrierenden Regens, weil die Ursache Minustemperaturen in höheren Luftschichten sind, wo die Luftbewegungen schneller und schwerer nachvollziehbar sind. Wird hingegen das Eintreffen einer Regenfront nach einer Phase von beispielsweise −10 °C erwartet, kann Glatteis mit hoher Wahrscheinlichkeit vorausgesagt werden.

Die Ereignisse setzten oft sehr unvermittelt ein und führen innerhalb einiger Minuten zu Glatteis und weniger Stunden manchmal zu dicken Eisschichten. Beide Ereignisarten finden oft nur in kleinen Gebieten oder in Strichzonen statt,[2] und können auch sehr kurz andauern. Sie sind prinzipiell – wie alle Ereignisse an der Null-Grad-Grenze – oft schlecht genau vorhersagbar, und sehr schwer modellierbar.

Ein Neologismus für dieses Phänomen ist seit Anfang der 1990er Jahre der Begriff Blitzeis[5] (vermutlich aufgrund des Überraschungseffektes der oft anfangs nicht sichtbaren Eisschicht), der seitdem übergreifend für jede Form gefrierender Nässe verwendet wird, auch für manche Formen überfrierender Luftfeuchtigkeit oder überfrierenden Nebels, die ebenfalls zu Eisglätte (präzise: Reifglätte) und Eisbruch führen. Diese treten im Unterschied zum Eisregen vornehmlich bei windstillen Verhältnissen auf, wie Tau,[3] und bilden sich vergleichsweise langsam. Charakteristisch ist, dass Eisregen Objekte entweder rundum umhüllt oder Eiszapfen-artig nach unten wächst, Reif aber, wenn es nicht gänzlich windstill ist, auf der windabgewandten Seite waagerechte Fahnen ausbildet.[6]

Bei einzelnen Wettergeschehen können sich die verschiedenen Ablagerungsformen durchaus überlagern und überlappen. Die genaue Abgrenzung der Begrifflichkeiten ist je nach Autor oder Usance ebenfalls verschieden.

Vorkommen

Elora ON, um 1900

Eisregenereignisse sind beispielsweise für die Ostküste Nordamerikas sehr charakteristisch und treten in Ostkanada und Neuengland regelmäßig auf.[3] Hier treffen um Neufundland regelmäßig feuchte Luftmassen und arktisch-kontinentale Kaltluftmassen aufeinander. In Europa hingegen sind solche Ereignisse eine Ausnahmeerscheinung.[3]

Ein großes Problem stellen Eisregenereignisse auch im Flugverkehr dar. Auch hier sind die beiden Fälle des gefrierenden und des unterkühlten Regens ein Problem: Zum einen sind Flugzeuge durch die große Flughöhe selbst schon stark ausgekühlt, also auf Eisbeschlag gefährdet. Beim unterkühlten Regen kann das Flugzeug denselben mechanischen Ausfrierauslöser darstellen wie der Aufprall der Regentropfen auf den Erdboden, so dass sogar im Landeanflug eine blitzartige Vereisung möglich ist, die das Flugverhalten empfindlich stört. Daher spricht man in Flugverkehr meist von Klareis als Problematik.

Im Hochgebirge ist Eisregen von Bergsteigern extrem gefürchtet, weil er selbst einfachste Wege völlig ungangbar macht.

Liste von Eisregenereignissen

Schadensbild des Great Ice Storm 1998 (Portland ME)
Beschädigte Bahn-Fahrleitung nach dem Februar 2014 (Postojna SI)
  • Februar 1994: Eissturm in Mississippi, Tennessee und Alabama mit über 1 Mrd. $ Schaden
  • American Eagle Flug 4184,[7] Oktober 1994: Absturz durch Eisregen mit 68 Opfern.
  • Januar 1998: Great Ice Storm[8] in Ostkanada und Neuengland, um die 6 Mrd. $ Schaden
  • Februar 2014: Mittelmeertief „Mayla“, schwerste Infrastrukturschäden in Slowenien
  • Dezember 2014: Mittelmeertief „Medea“, von Böhmen bis Ungarn

Literatur

  • Gustav Hellmann: Ueber die Entstehung von Eisregen. Ausgabe 46 von Sitzungsberichte der Preussischen Akademie der Wissenschaften, 1912.

Weblinks

 Commons: Eisregen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Eisregen, (Memento vom 8. Dezember 2014 im Internet Archive) DWD Wetterlexikon (abgerufen 3. Dezember 2014).
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Freezing Rain – supercooled droplets freezing on impact und Cyclones and Fronts – the development of freezing rain. Einträge in University of Illinois: WW2010.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Joachim Blüthgen, Wolfgang Weischet: Allgemeine Klimageographie. Band 2 von Wolfgang Weischet (Hrsg.): Lehrbuch der allgemeinen Geographie. Walter de Gruyter, 1980, ISBN 3-11-006561-4, Abschnitt Ablagerungen, S. 281 ff. (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  4. Diese Aussage ist physikalisch unpräzise: Es wird nicht „Kälte gespeichert“, sondern ein Defizit von Wärmeenergie gegenüber der Umgebung.
  5. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1993: „In Berlin kam es zunächst nicht zu dem […] angekündigten Blitz-Eis.“ Zitiert in Neuer Wortschatz. Neologismen der 90er Jahre im Deutschen. Gruyter Verlag, 2004, S. 33 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  6. Vergl. etwa die Musterfotos in Blüthgen, Weischet: Allgemeine Klimageographie, S. 282 f.
  7. Susan Munroe: The Canadian ice storm of 1998. In: canadaonline.about.com;
    en:American Eagle Flight 4184
  8. en:North American Ice Storm of 1998
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Eisregen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.