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Eisenmangelanämie

Aus Jewiki
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Klassifikation nach ICD-10
D50.- Eisenmangelanämie
D50.0 Eisenmangelanämie nach Blutverlust (chronisch)

Posthämorrhagische Anämie (chronisch)

D50.1 Sideropenische Dysphagie
Kelly-Paterson-Syndrom
Plummer-Vinson-Syndrom
D50.8 Sonstige Eisenmangelanämien
D50.9 Eisenmangelanämie, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Die Eisenmangelanämie (früher in Bezug auf die Symptomatik als Chlorose oder Bleichsucht bezeichnet)[1] ist eine durch Eisenmangel verursachte und weltweit die häufigste Form der Anämie und wahrscheinlich auch die häufigste Mangelkrankheit überhaupt. Ihre Prävalenz wird auf ca. 600 Millionen Menschen weltweit geschätzt. Durch den Eisenmangel wird die Produktion des roten Blutfarbstoffes, des Hämoglobins, gestört. Menschen mit einer Eisenmangelanämie fühlen sich oft müde und schlapp und neigen zu einer blassen Gesichtsfarbe.

Häufigste Ursachen

Die häufigsten Ursachen der Eisenmangelanämie sind Mangelernährungen und Blutungen. Ein Eisenmangel kann jedoch auch durch einen erhöhten Bedarf während des Wachstums oder im Rahmen einer Resorptionsstörung im Dünndarm entstehen. Oft sind neben einer niedrigen Aufnahme auch Förder- und Hemmstoffe der Eisenaufnahme Ursache einer Anämie. Als wichtigster Förderstoff ist Vitamin C zu nennen, die Liste der Hemmstoffe umfasst beispielsweise Phytate (z. B. in Kleie, Erdnüssen, Hülsenfrüchten), Milchprodukte, Eier und Kaffee.

Laborwerte und Diagnose

Laborwerte bei Eisenmangelanämie
Änderung Parameter
erniedrigt Hämoglobin, Ferritin[2]
Transferrinsättigung, MCV, MCHC
erhöht Transferrin, RDW, Zink-Protoporphyrin

Die Eisenmangelanämie ist eine mikrozytäre hypochrome Anämie, d. h. Hämoglobin ist erniedrigt (etwa Hb < 13,5 g/dl beim Mann und < 12,0 g/dl bei der Frau; die Normwerte sind je nach Quelle etwas unterschiedlich) und die Erythrozyten (roten Blutzellen) sind kleiner und enthalten weniger Hämoglobin als normal. Laborchemisch wird das durch die Parameter MCV (Mittleres Erythrozyteneinzelvolumen) und MCHC (Mittlere Korpuskuläre Hämoglobinkonzentration) ausgedrückt, die dann beide erniedrigt sind. Wenn allerdings gleichzeitig ein Vitamin-B12- oder Folsäuremangel vorliegt (häufig z. B. bei höhergradigem Alkoholkonsum) können MCV und MCHC normal sein. Ein weiterer Hinweis auf eine Eisenmangelanämie ist eine deutlich erhöhte Größenvariation der roten Blutkörperchen (RDW) im Blutbild (Anisozytose). Eisen im Serum unterliegt starken ernährungsabhängigen Schwankungen und ist deshalb als alleiniger Parameter zur Diagnosesicherung ungeeignet.[3] Am Eisenwert lässt sich in der Regel jedoch erkennen, ob ein Patient die verordneten – in hoher Dosierung gelegentlich schlecht verträglichen – Eisentabletten auch tatsächlich am Tag vor der Blutabnahme eingenommen hat. Ein erniedrigter Ferritinwert dagegen zeigt immer einen Eisenmangel an. Ein normaler oder gar erhöhter Wert schließt ihn jedoch nicht aus, da Ferritin als Akute-Phase-Protein im Rahmen einer Entzündungsreaktion verstärkt freigesetzt werden kann. Zuverlässiger ist die Transferrinsättigung, die sich aus Transferrinspiegel und Eisenspiegel berechnet und die beim Eisenmangel erniedrigt ist.

Eine Anämie ohne Eisenmangel deutet auf andere Ursachen hin wie beispielsweise einen Mangel an Vitamin B6, B12 oder Folsäure oder einen Erythropoetin-Mangel (renale Anämie), die für die Blutbildung notwendig sind (siehe Anämie). Insbesondere bei Menschen aus dem Mittelmeerraum und Südostasien ist auch an eine Thalassämie zu denken, die bei Mitteleuropäern nur selten vorkommt.

Disability-adjusted life year (DALY) aufgrund von Eisenmangelanämie pro 100.000 Einwohner im Jahr 2002 nach Schätzungen der WHO.[4]
  • keine Daten
  • unter 50
  • 50–100
  • 100–150
  • 150–200
  • 200–250
  • 250–300
  • 300–350
  • 350–400
  • 400–450
  • 450–500
  • 500–1000
  • über 1000
  • Symptome

    Folgende Symptome gelten als typisch:[5]

    Behandlung

    Da eine bestehende Anämie schwerwiegende Erkrankungen zur Ursache haben kann, ist die Konsultation eines Arztes empfehlenswert. Insbesondere müssen chronische Blutungen und Tumorerkrankungen ausgeschlossen werden. Dann muss der Eisenmangel durch dietätische oder medikamentöse Maßnahmen behoben werden. In besonders schweren Fällen kann eine Bluttransfusion notwendig werden. Bei wiederholten Bluttransfusionen kommt es zu einer erhöhten Eisenzufuhr und dem Risiko einer Eisenüberladung, da der Körper nur einen bestimmten Anteil an Eisen aufnehmen kann. Dadurch können Organschäden auftreten. Einer Eisenüberladung kann durch Eisenchelatoren entgegengewirkt werden. Diese binden das Eisen im Körper und führen es ab.

    Während die orale Eisensubstitution durch eine geringe Aufnahme des Eisens über den Darm oft nicht zufriedenstellend ist, kann eine intravenöse Eisensubstitution die Gabe von Blutkonserven unnötig machen.[6] Vor allem in Kombination mit Erythropoese-stimulierenden Substanzen können durch die intravenöse Eisengabe gute Ergebnisse erzielt werden. Durch die neuen Arzneimittel sind auch Nebenwirkungen wie anaphylaktische Reaktionen seltener als früher. Dennoch könnte eine erhöhte Infektionsrate zu einem Problem werden.

    Weitere Informationen zur medikamentösen und diätetischen Therapie der Eisenmangelanämie findet man unter Eisenmangel. Bei der diätetischen Therapie ist interessant, dass die Verwendung von gusseisernem Kochgeschirr (ohne Oberflächenüberzug wie z.B. Email) die Eisenwerte erhöhen kann. Dies führte zur Entwicklung des glückbringenden Eisenfisches in Kambodscha, wo große Teile der Bevölkerung unter ernährungsbedingtem Eisenmangel leiden.

    Einzelnachweise

    1. Horst Kremling: Zur Entwicklung der klinischen Diagnostik. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 23, 2004, S. 233–261; hier: S. 249.
    2. bei Entzündungen kann Ferritin auch „falsch-normal“ sein
    3. Lothar Thomas u. a.: Neue Parameter zur Diagnostik von Eisenmangelzuständen: Schlusswort. (PDF, 35 kB) In: Dtsch Arztebl 2005; 102 (42), S. A-2878. Bundesärztekammer, 25. August 2009, abgerufen am 11. August 2010: „der Serumeisenwert (ist) zur Diagnose der Eisenmangelanämie obsolet“
    4. Mortalität nach Schätzungen der WHO im Jahr 2002. (xls; 3,0 MB) In: World Health Organization. 2002, abgerufen am 23. Dezember 2010 (english).
    5. A. Nilsson, M. Foerster: Symptome und Risiken der Anämie. 2013.
    6. E. Litton, J. Xiao, K. M. Ho: Safety and efficacy of intravenous iron therapy in reducing requirement for allogeneic blood transfusion: systematic review and meta-analysis of randomised clinical trials. In: BMJ. 347, 2013, S. f4822–f4822, doi:10.1136/bmj.f4822.
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