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Einbaum

Aus Jewiki
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Amerikanische Ureinwohner mit Einbäumen beim Fischen in der englischen Kolonie Virginia. (Stich von Theodor de Bry 1585 nach einem Aquarell von John White)
Amerikanische Ureinwohner bei der Herstellung eines Einbaums. (Stich von Theodor de Bry 1590 nach einem Aquarell von John White)
Einbaum in Stralsund
Einbaum auf dem Malawisee

Der Einbaum (griech. Monoxylon) ist ein verbreiteter Bootstyp bei Indigenen Völkern, aber auch in moderneren Gesellschaften noch in Gebrauch. Der Rumpf ist aus einem einzigen Baumstamm gefertigt. Mitunter sind die Bordwände durch eingesetzte Spanten verstärkt und durch das Aufsetzen eines Plankenganges erhöht, dann oft Piroge genannt. Charakteristisch sind auch Querbänke, die nicht eingesetzt, sondern aus dem Stamm gearbeitet sind.

Einbaum ist vermutlich Lehnübersetzung des lateinischen monoxilus, weiter aus griechisch μονόξυλον – monoxylon, mit den Bestandteilen monos „einzig“ und Xylon „Holz, Baum“.

Geschichte des Einbaums

Der Einbaum ist eine der Urformen des Bootes. Wegen der fehlenden großen Baumstämme kann angenommen werden, dass Einbäume während der letzten Eiszeit (Weichseleiszeit bzw. Würmeiszeit) in Mitteleuropa noch nicht bekannt waren und erst mit der Wiederbewaldung der Nacheiszeit (Holozän) aufkamen. Wie archäologische Funde belegen, beherrschten Menschen bereits im nordischen Mesolithikum (etwa 8000 bis 4200 v. Chr.) die Kunst, einen Baum auszuhöhlen und ihn zum Transportmittel zu machen. Die ältesten archäologischen Belege sind der etwa 8000 Jahre alte Einbaum von Pesse (Provinz Drente, Niederlande)[1] sowie die Einbäume von Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern) sowie ein Fund aus Nordost Nigeria, Afrika.[2] Der mit 7000 Jahren älteste erhaltene, knapp 10 m lange Einbaum des Mittelmeerraums fand sich 1993 am Braccianosee im italienischen Latium (La Marmotta 1).[3]

Während ethnographische Quellen (siehe Bilder) belegen, dass der Baumstamm auch mit Hilfe von schwelendem Feuer ausgehöhlt wurde, gibt es dafür keinen archäologischen Beleg in der älteren Urgeschichte. Stattdessen kann davon ausgegangen werden, dass Steinbeile (die ältesten Formen sind Kernbeile aus Feuerstein), seit dem Neolithikum vor allem auch Dechsel zum Aushöhlen verwendet wurden. Eine Reihe gut erhaltener jungsteinzeitlicher Einbäume wurden in Pfahlbausiedlungen der Pfyner Kultur und der Horgener Kultur gefunden, zum Beispiel am Federsee allein über 40. Ebenso sind Einbäume im Kontext mit eisenzeitlichen Crannógs gefunden worden.

Vorwikingerzeitliche Einbäume (mit Spanten) stammen aus der Lecker Au und dem Vaaler Moor in Schleswig-Holstein. Aus dem Šlivni-See in Polen ist ein etwa 5 m langer Einbaum des Spätmittelalters (14. Jahrhundert) erhalten, bei dem in der Bootsmitte eine durch zwei Schotten in Bordwandhöhe gebildete Bünn (Hälter für lebende Fische) ausgearbeitet ist.[4]

Einbäume waren zum Beispiel im Spreewald bis ins 19. Jahrhundert in Gebrauch. Im Sprachgebrauch vergangener Jahrhunderte wurden sie oft Nachen genannt.

Verbreitung und Ethnographie

Einbäume haben, abhängig auch von der Größe der Bäume in den lokalen Waldbeständen, ein zum Teil beträchtliches Ausmaß. In Äquatorialafrika erreichen Einbäume eine Tragfähigkeit, die 70 Personen entspricht.

Einbäume sind auch heute noch in vielen Regionen der Welt verbreitet, so zum Beispiel in Afrika, Südamerika, Indien und auf Neuguinea. Oft sind sie mit Auslegern versehen (vgl. Auslegerkanu). Einige Gruppen fertigen auch Einbäume mit Segeln (Segelkanus) an. Regionale Formen mit einer normierten Bauweise sind zum Beispiel der Mokoro (Namibia) oder das aus mehreren aneinandergebundenen Einbäumen bestehende Boot Lagatoi (Papua-Neuguinea).

Experimente zur prähistorischen Einbaumnutzung

In den Experimenten „Monoxylon I“ und „Monoxylon II“ belegten tschechische Archäologen die Hochseetauglichkeit von Einbäumen, die den neolithischen Funden nachempfunden sind.[5] In der ersten Expedition wurden 300 km zwischen ägäischen Inseln zurückgelegt, in der zweiten etwa 800 km entlang der Mittelmeerküste.[6]

Einbaumfunde

Mesolithikum

Neolithikum

Bronzezeit

Eisenzeit

Römische Kaiserzeit/ Völkerwanderungszeit

Frühmittelalter

Spätmittelalter

Unbekannte Zeitstellung

Literatur

  • Béat Arnold: Pirogues monoxyles d'Europe centrale, construction, typologie, évolution. In: Archéologie neuchâteloise, 20/21 (1995).
  • B. Greenhill: Archaeology of the Boat. (London 1976).
  • Emil Hoffmann: Lexikon der Steinzeit. Verlag C.H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-42125-3.
  • John Holmes: The Waltham Cross dug-out canoe and its implications. Hertford 1954.
  • Ch. Hirte: Zur Archäologie monoxyler Wasserfahrzeuge im nördlichen Mitteleuropa. Eine Studie zur Repräsentativität der Quellen in chorologischer, chronologischer und konzeptioneller Hinsicht. Dissertation, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1987.
  • Sean McGrail: Logboats of England and Wales, with comparative material from European and other countries. In: BAR British series, 51 (1978).
  • Sean McGrail: The Ship. Raft, Boats and Ships. From Prehistoric Times to the Medieval Era. (London 1981).
  • Waldemar Ossowski: Some results of the study of longboats in Poland. In: Jerzy Litwin (Hrsg.) ,Down the river to the sea : proceedings of the eighth International Symposium on Boat and Ship Archaeology, Gdańsk 1997. ISBSA 8 (Gdańsk 2000), S. 59–66.
  • O. Paret: Die Einbäume im Federseeried und im übrigen Europa. Prähistorische Zeitschr. 21, 1930, S. 76–116
  • Sila Sokulu, Bo Ejstrud: Stockbåtar i Sverige – typologi och datering (Log-boats in Sweden: typology and chronology). Fornvännen 109 Stockholm 2014

Siehe auch

Weblinks

  • Monoxylon.ch Internetseite für den Informationsaustausch im Bereich der Einbaumforschung in der Schweiz und in Europa (abgerufen am 2. März 2015)
 Commons: Einbaum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Einbaum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Hoffmann, S. 395.
  2. P. Breunig: The 8000-year-old dugout canoe from Dufuna (NE Nigeria). In: G. Pwiti, R. Soper (Hrsg.): Aspects of African archaeology. Papers from the 10th congress of the Pan African association for prehistory and related studies, University of Zimbabwe publications, Harare 1996, S. 461–468.
  3. M. A. Fugazzola Delpino, M. Mineo: La piroga neolítica del lago di Bracciano („La Marmotta 1“), in: Bullettino di Paletnologia Italiana 86, ns IV (1995) 197-266.
  4. Seite über prähistorische Fischerei
  5. Radomir Tichy, Monoxylon Expeditions 1995 and 1998. Facts about the oldest Sea Navigation. Experimentelle Archäologie in Europa. Bilanz 2002. Heft 1, 2002, S. 189–197.
  6. Zusammenfassender Bericht der Monoxylon-Expeditionen (tschechisch/ englisch/ französisch)
  7. 7,0 7,1 Einbäume aus Zürcher Gewässern (PDF; 88 kB)
  8. Tobias Pflederer, Ein „vergessener“ Einbaum im Starnberger See. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 5, 1999, S. 68.
  9. Tobias Pflederer, Ein Einbaum der Latènezeit aus dem Starnberger See. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 9, 2002, S. 17–19.
  10. Christian Stradal, Cyril Dworsky, Zwei Einbaumfunde aus dem Klopeiner See /Kärnten. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 9, 2002, S. 10–12
  11. Einbaumgalerie Downloadseite (Scrollen bis Langbürgner See)
  12. Tobias Pflederer, Einbäume des Chiemsees. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 11/12 2005 (PDF online; 226 kB)
  13. Tobias Pflederer, Einbäume des Chiemsees. Gemeinden Prien a. Chiemsee und Breitbrunn a. Chiemsee, Landkreis Rosenheim, Oberbayern. Das archäologische Jahr in Bayern 2004 (2005), S. 151–154.
  14. B. Arnold, Pirogues monoxyles d’Europe centrale, tome 2. Archéologie Neuchâteloise 21 (Neuchâtel 1996) S. 79–80; 85–86.
  15. Rosemarie Leineweber, Entdeckt in Magazinen, Akten und Gewässern: Einbäume in Sachsen-Anhalt. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 15, 2009, S. 83–92
  16. B. Eberschweiler, Ein erodierter Einbaum in der Seeufersiedlung Feldmeilen-Vorderfeld. Plattform 4, 1995, S. 65.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Einbaum aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.