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Egon Michael Zweig

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Egon Michael Zweig (geb. 21. Juli 1877 in Olmütz; gest. 18. März 1949 in Jerusalem) war ein Wiener Rechtsanwalt und Zionist, Mitbegründer des Palästina-Amts in Wien und Mitarbeiter des Keren Kajemet Le’Israel.

Herkunft

Egon Michael Zweig entstammte einer prominenten jüdischen Familie aus Prossnitz in Mähren, zu deren Mitgliedern die Schriftsteller Stefan Zweig und Max Zweig sowie der Komponist Fritz Zweig gehörten. Den Stammbaum seiner Familie erstellte Egon Zweig in langjähriger Arbeit und publizierte ihn gemeinsam mit seinem Bruder Felix Zweig im Jahr 1932.[1] Egon Zweigs Großeltern besaßen zunächst eine Barchentfabrik in Prossnitz und anschließend eine Malzfabrik in Olmütz. Egon Zweigs Vater Siegmund Zweig (1845–1910) baute das Unternehmen zu einer der führenden Malzfabriken Mährens aus. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Siegmund Zweig 1876 deren jüngere Schwester Josefine Doctor (1856–1930). Aus dieser Ehe stammten neben Egon noch die Kinder Felix (1879–1939) und Hilda (1886–1971).[2]

Leben und Wirken

Egon Zweig studierte in Wien Jura und arbeitete anschließend als Rechtsanwalt. Am 7. Dezember 1911 heiratete er in der Synagoge in der Neudeggergasse im 8. Wiener Bezirk Louise Engel (1962),deren Eltern aus Ungarn stammten. Aus der Ehe mit Louise stammten drei Kinder: Elieser Menachem, geb. 1913, Judith Chana, geb. 1915 und Mirjam Elisheva, geb. 1916.[3] Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Zweig für den Keren Kajemeth Le’Israel (Jüdischer Nationalfonds). Anfang der 1920er Jahre wanderte er mit seiner Familie nach Palästina aus und übersiedelte nach Jerusalem, wo er bis 1936 weiter beim Keren Kajemeth Le‘Israel arbeitete. Er starb 1949 in Jerusalem.[4]

Politischer Werdegang

Zweig war bereits seit seiner Schul- und Studienzeit ein glühender Zionist. 1896 war er Mitbegründer der Ferialverbindung Geullah in Olmütz. Vor dem Ersten Weltkrieg war er führend in verschiedenen zionistischen Vereinen tätig.[5] Im November 1918 gründete er gemeinsam mit Emil Stein und Adolf Böhm das Palästina-Amt in Wien, das erste seiner Art außerhalb von Palästina.[6] Zweig zählte zu den aktivsten zionistischen Funktionären Wiens. Von 1920 bis 1922 arbeitete er in Den Haag für den Keren Kajemet Le’Israel. Er gehörte zu den Initiatoren der Übersiedlung des Keren Kajemet Le’Israel nach Jerusalem. Zweig reiste in den 1920er und 1930er Jahren im Auftrag seines Arbeitgebers mehrmals nach Europa. Im Jahr 1925 vermittelte er einen Begünstigungsvertrag des Keren Kajemet Le‘Israel mit der Phönix-Versicherung, die bis zu deren Zusammenbruch zum Nutzen aller Beteiligter funktionierte.[7]

Shoah

Zweig konnte nur seine Schwester Hilda Rooz (1886–1972) und seinen Schwager Otto Engel retten, die 1939 nach Palästina reisen konnten. Sein Bruder Felix Zweig verübte in der Gestapo-Haft im März 1939 in Olmütz Selbstmord. Der Sohn seiner Schwester Hilda Rooz, der 19jährige Herbert Rooz, flüchtete im August 1938 aus Wien nach Prag, wo er sich nach der Besetzung durch die deutsche Armee, falsche Papiere besorgte. Aufgrund dieser Papiere wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Im Januar 1945 war er in Ostpreußen, seither gilt er als vermisst.[8]

Schriften

  • Der Kampf um die Kultusgemeinden. In: Tulo Nussenblatt (Hrsg.), Zeitgenossen über Herzl. Brünn 1929, 253–255.
  • Abschied von Herzl. In: Tulo Nussenblatt (Hrsg.), Zeitgenossen über Herzl. Heinrich Glanz Verlag: Wien 1937, S. 281–284.
  • Wie das Palästina-Amt entstand. Das Wiener Palästina-Amt in den Jahren 1919 und 1920. In: Palästina-Amt Wien (Hrsg.), Neues Palästina Informationsbuch. Wien 1936, S. 7–21.
  • Jona Kremenetzky. In: Megilat Ha’admah, Vol. 2., Hebräisch, Jerusalem 1951, S. 24–26.

Literatur

  • Adolf Gaisbauer: Davidstern und Doppeladler. Zionismus und jüdischer Nationalismus in Österreich 1882–1918. Böhlau, Wien 1988
  • Georg Gaugusch: Wer Einmal War. Das Jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. Bd. 1, A-K, Amalthea, Wien 2011, S. 404–410
  • Dieter J. Hecht (Hg.): Louise an Egon Zweig. Briefe einer jüdischen Frau im Ersten Weltkrieg. CLIO, Graz 2020
  • Dieter J. Hecht: Jewish (Vacation) Fraternities in the Habsburg Monarchy. Kadimah and Geullah – Forward to Redemption. In: Austrian Studies 24 (2016), S. 31–48
  • Dieter J. Hecht: Kriegsanleihen, Postkarten, Todesanzeigen – Der Nachlass eines jüdischen Soldaten. In: Petra Ernst/Eleonore Lappin-Eppel (Hg.): Jüdische Publizistik und Literatur im Zeichen des Ersten Weltkriegs. Studienverlag, Innsbruck 2016, S. 145–166
  • Dieter J. Hecht: The Mapping Wall. Jewish Family Pictures as a Memory Box. In: Judaica Olomucensia 2015/2, S. 69–88, online unter: [1] (abgerufen am 20. April 2020)
  • Dieter J. Hecht: Der Weg des Zionisten Egon Michael Zweig. Olmütz-Wien-Jerusalem. (Deutsch/Hebräisch), Korot Publishing House, Baram 2012
  • Victoria Kumar: Land der Verheißung – Ort der Zuflucht. Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920–1945. Studienverlag, Innsbruck 2016, S. 52–67
  • Nachlass Egon und Louise Zweig. Antiquariat Divrey Hayamim, Tomer Kaufmann, 1 Hagi-dem Street, Jerusalem: divrey.haymim@gmail.com

Einzelnachweise

  1. Stammbaum der Familie Zweig. Die Nachkommen von Moses Zweig, Olmütz 1932.
  2. Dieter J. Hecht: Der Weg des Zionisten Egon Michael Zweig. Olmütz-Wien-Jerusalem, Deutsch/Hebräisch, Korot Publishing House: Baram 2012… S. 19–24.
  3. Vgl. Dieter J. Hecht (ed.): Louise an Egon Zweig. Briefe einer jüdischen Frau im Ersten Weltkrieg, CLIO: Graz 2020.
  4. Hecht, Der Weg des Zionisten Egon Michael Zweig, S. 45–55.
  5. Adolf Gaisbauer, Davidstern und Doppeladler. Zionismus und jüdischer Nationalismus in Österreich 1882–1918, Böhlau: Wien 1988, S. 146–147.
  6. Egon Zweig, Wie das Palästina-Amt entstand. Das Wiener Palästina-Amt in den Jahren 1919 und 1920, in: Palästina-Amt Wien (Hg.), Neues Palästina Informationsbuch, Wien 1936, S. 8.
  7. Hecht, Der Weg des Zionisten Egon Michael Zweig. S. 45–55.
  8. Hecht, Der Weg des Zionisten Egon Michael Zweig, S. 63–64.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Egon Michael Zweig aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.