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ESRA (Wien)

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Eingang zum psychosozialen Zentrum ESRA. Die weißen Säulen erinnern an den 1938 zerstörten Leopoldstädter Tempel, der sich an dieser Stelle befand.

ESRA ist ein psychosoziales Zentrum für NS-Überlebende, jüdische Migranten und für die jüdische Bevölkerung Wiens.

Name

Der aramäische Männername „Esra“ bedeutet „Hilfe“, kann aber auch als Kurzform des hebräischen Asarja „JHWH hat geholfen“ verstanden werden. Der türkische Frauenname „Esra“ ist dagegen arabischer Herkunft und bedeutet „Die Schnellste“. Die frühste Überlieferung des Namens Esra (hebr. עֶזְרָא) entstammt der Bibel. Dort ist im Alten Testament im Buch Esra die Geschichte des gleichnamigen Propheten beschrieben, der die Juden aus babylonischer Gefangenschaft nach Israel zurückführt. Erwähnt wird der Name Esra ab Kapitel 7.

Gründung, Lage, Aufgaben

Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu vermehrtem Zuzug jüdischer Menschen aus verschiedenen Teilen der Monarchie nach Wien. Der 1826 eingeweihte Stadttempel in der Seitenstettengasse wurde zu klein und Kaiser Franz Joseph erteilte daraufhin im Mai 1854 die Genehmigung für den Bau einer neuen Synagoge in der Leopoldstadt. Zwischen 1854 und 1858 entstand in der Tempelgasse 3-5 der sogenannte Große Leopoldstädter Tempel. Das Bauwerk wurde zur größten Synagoge Österreichs und bot rund 3.500 Menschen Platz. Architekt war Ludwig Förster, der auch die Große Synagoge in Budapest entwarf. In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde der Haupttrakt mit der Synagoge völlig zerstört.

Der südliche Seitentrakt der Synagoge wurde 1951 geschleift und durch ein Wohnhaus (Desider-Friedmann-Hof) ersetzt. Der nördliche Seitentrakt dient hingegen noch heute als Betstätte für die jüdische Gemeinde. Neben einem Bethaus wurde hier auch eine Talmud-Tora-Schule der Agudas Israel untergebracht. Die Synagoge wurde hingegen durch einen Neubau mit Wohnungen ersetzt. 1994 wurde auf Grund eine Initiative eines kleinen Kreises engagierter Vertreter der Zivilgesellschaft nach zweijähriger Vorbereitungszeit das psychosoziale Zentrum ESRA von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und der Stadt Wien gegründet. Vorrangiges Ziel war, NS-Überlebenden unabhängig von deren Religion, Ethnie, politischer Überzeugung oder sexueller Orientierung professionelle Beratung und Behandlung anzubieten.

Der beiden Psychiater Alexander Friedmann (1948–2008) und David Vyssoki (* 1948), beide 1994 Mitgründer des Vereins, prägten die neue Institution wesentlich. Friedmann war bis zu seinem Tod Vorsitzender, Vyssoki bis 2011 Ärztlicher Leiter von ESRA. Schwerpunkt der Arbeit war die psychosoziale Betreuung von Überlebenden der NS-Verfolgung, sowie deren Nachkommen, welche großteils unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung litten und leiden.[1] ESRA leistete und leistet einen westlichen Beitrag im Integrationsprozess und ist interdisziplinär ausgerichtet. Ratsuchende erhalten sowohl medizinische Behandlung, als auch Sozialarbeit unter einem Dach. Angeschlossen sind sowohl ein Kommunikationszentrum und ein Kaffeehaus, als auch ein koscherer Mittagstisch. Beratung und Betreuung erfolgen weitgehend muttersprachlich, neben deutsch auch auf englisch, russisch, hebräisch, spanisch und italienisch.[2]

Die Institution wurde vom Bundesministerium für Inneres als Zivildiensteinrichtung anerkannt.[3]

ESRA verleiht alljährlich den Alexander-Friedmann-Preis für Leistungen in der psychosozialen Beratung, Betreuung oder Behandlung, sowie im Bereich der Wissenschaft, die vor allem über ethnische Grenzen hinausgehen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Team und Leitung

Das multiprofessionelle Team von ESRA besteht aus rund siebzig Mitarbeitern folgender Berufsgruppen: Ärzte, Psychotherapeuten, Psychologen, diplomiertes Krankenpflegepersonal, Sozialarbeiter, Mitarbeiter der Administration und Zivildienstleistende, sowie ehrenamtlichen Mitarbeitern des Besuchsdienstes. Es besteht eine kollegiale 3-köpfige Leitung bestehend aus dem Ärztlichen Leiter Klaus Mihacek,[4] der Leiterin Soziale Arbeit Gerda Netopil und dem Geschäftsführung Peter Schwarz. Ehrenamtlicher Obmann des Vereins ist der frühere Ärztliche Leiter David Vyssoki.

Auszeichnung

Literatur

  • Alexander Friedmann, Elvira Glück, David Vyssoki (Hrsg.): Überleben der Shoah - und danach. Spätfolgen der Verfolgung aus wissenschaftlicher Sicht. Picus-Verlag, Wien 1999, ISBN 3-85452-426-9.
  • Alexander Friedmann, Peter Hofmann, Brigitte Lueger-Schuster, Maria Steinbauer, David Vyssoki (Hrsg.): Psychotrauma. Die Posttraumatische Belastungsstörung. Verlag Springer, Wien 2004, ISBN 3-211-83882-1.
  • Alexander Emanuely, David Vyssoki: Verdrängte Erinnerung und mangelnder Social Support. In: H. Belndorfer, S. Bolbecher, P. Roessler und H. Staud (Hg.): Zwischenwelt 12: Subjekt des Erinnerns? Wien, Klagenfurt/Celovec 2012.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. arche.or.at: David Vyssoki
  2. Gesundheitseinrichtungen der Stadt Wien, abgerufen am 12. Juni 2015
  3. Zivildienstagentur, abgerufen am 12. Juni 2015
  4. Klaus Oberrauner: ESRA: Interview mit dem ärztlichen Leiter. In: wieninternational.at vom 17. Juli 2014, abgerufen am 11. Juni 2015
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel ESRA (Wien) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.