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Diskussion:Robert S. Wistrich

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tachles-Newsletter vom 21. 5. 15

Am Dienstag erlag der britisch-israelische Historiker Robert Wistrich in Rom einer Herzattacke.

Robert Wistrich war ein enorm produktiver Wissenschaftler. Zu Beginn seiner akademischen Karriere in den 1970er Jahren publizierte er eine Reihe wichtiger Bücher über Sozialismus und Judentum. Darunter war nach einer Studie über jüdische Revolutionäre auch eine Auseinandersetzung mit Leo Trotsky. 1989 legte er mit «The Jews of Vienna in the Age of Franz Joseph» ein aufschlussreiches Werk über die Juden im österreichischen Kaiserreich vor. Die deutsche Fassung erhielt 1992 den österreichischen Anton-Gindely-Preis für die Geschichte der Donaumonarchie und Mitteleuropas. Immer wieder kam Wistrich jedoch auf Hitler-Deutschland, mehr aber noch den Antisemitismus generell zurück. Dazu hat er zuletzt 2010 den monumentalen Band «A Lethal Obsession: Antisemitism – From Antiquity to the Global Jihad» vorgelegt. Das Thema ist eng mit seiner eigenen Biographie verbunden. Wistrich wurde 1945 im sowjetischen Kasachstan als Sohn einer aus Polen vor den Nazis geflohenen Familie geboren. Nach der Rückkehr in die Heimat der Eltern erlebte er dort «mörderischen Judenhass», wie der New Yorker Forward nun in einem Nachruf schreibt. Die Familie wanderte nach England aus. Auch dort lernte Wistrich einen tief verwurzelten und quasi selbstverständlichen Antisemitismus kennen. Gleichwohl fiel er durch seine intellektuelle Begabung auf und erhielt bereits als 17-Jähriger ein Stipendium am Queens College in Cambridge. Nach Abschluss seines Studiums war Wistrich bis 1982 in London unter anderem an dem renommierten Institute of Contemporary History und der Wiener Library tätig. 1982 folgte er einem Ruf an die Hebrew University in Jerusalem. Dort wirkte er zuletzt als Professor für Europäische und Jüdische Geschichte, sowie als Direktor des «Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism». Wistrich gehörte 1999-2001 zu den prominenten Experten an der internationalen, jüdisch-katholischen Kommission für die Untersuchung der Rolle von Papst Pius XII im Zweiten Weltkrieg. Am Dienstag ist er im Alter von 71 Jahren in Rom einer Herzattacke erlegen. Wistrich wollte dort an einer Parlamentsdebatte über den zunehmenden Antisemitismus dieser Tage sprechen. [AM]