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Dieter Hallervorden

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Dieter Hallervorden (2013)

Dieter Jürgen „Didi“ Hallervorden (* 5. September 1935 in Dessau, Land Anhalt) ist ein deutscher Komiker, Kabarettist, Schauspieler, Sänger, Synchronsprecher, Moderator und Theaterleiter.

Leben und Familie

Autogramm von Dieter Hallervorden

Dieter Hallervorden wuchs als Sohn einer Arzthelferin und eines Ingenieurs in Dessau auf. Er hat zwei Schwestern. Sein Großvater Hans Hallervorden war Gartenarchitekt der Joachim-Ernst-Stiftung im Wörlitzer Park. Einen Teil seiner Kindheit, während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg auf seine Heimatstadt, verbrachte Dieter Hallervorden in Quedlinburg. Nach dem Ende des Krieges kehrte er nach Dessau zurück und schloss dort 1953 seine Schulausbildung mit dem Abitur an der Oberschule Philanthropinum ab.[1]

Er begann ein Studium der Romanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin und begegnete dort Victor Klemperer, der einen faszinierenden Eindruck auf ihn machte. Wegen der eingeschränkten Meinungsfreiheit in der DDR floh Hallervorden 1958 nach West-Berlin und erweiterte dort an der Freien Universität sein Studium um die Fächer Publizistik und Theaterwissenschaft.[2] Nach seinen eigenen Angaben plante er damals zusammen mit seinem Freund Kurt Eberhard ein Attentat auf Walter Ulbricht, das jedoch durch die Intervention einer Freundin nicht zur Ausführung kam.[3]

Neben dem Studium arbeitete er unter anderem als Fremdenführer, Bauhilfsarbeiter, Bierfahrer und Gärtner. Nachdem Bewerbungen an der Max-Reinhardt-Schauspielschule sowie beim Berliner Kabarett Die Stachelschweine erfolglos waren, gründete er in West-Berlin 1960 die Kabarettbühne Die Wühlmäuse, der er bis heute als Direktor vorsteht. Sein Studium gab er auf und nahm stattdessen Schauspielunterricht an der Privatschule von Marlise Ludwig.

1966 wurde Hallervorden während eines Auftritts in Berlin wegen Mordverdachts verhaftet, nachdem ihn die Bildzeitung mit dem gewaltsamen Tod an einer Prostituierten in Verbindung gebracht hatte. Kurz darauf wurde er wieder freigelassen, der Vorwurf gegen ihn hatte sich als völlig haltlos herausgestellt, die von der Bildzeitung stilisierte Kronzeugin war, wie bekannt wurde, siebenmal vorbestraft, unter anderem wegen vorsätzlicher Falschaussage.[4]

Dieter Hallervorden hat vier Kinder: Sohn Dieter jun. (* 1963) und Tochter Nathalie (* 1966) aus seiner ersten Ehe mit Rotraud Schindler sowie eine weitere Tochter Laura (* 1986) und Sohn Johannes (* 1998)[5] von seiner zweiten Frau Elena Blume. Er wohnt abwechselnd im Château de Costaérès auf einer Insel vor der bretonischen Küste und in Berlin.[6]

Beruflicher Werdegang

Erste Erfahrungen als Schauspieler sammelte er an der Berliner Tribüne und an der Vaganten Bühne. Schon bald nach Gründung der Wühlmäuse folgten Fernseh- und Filmauftritte, unter anderem im Fernsehfilm Das Millionenspiel, in dem er den Gangsterboss Köhler spielte. 1974 sah man ihn neben Arno Assmann in dem Fernseh-Thriller Der Springteufel als einen aus der Irrenanstalt entflohenen Anhalter. In den Serien Abramakabra, Grand Gala und Das Läster-Lexikon profilierte er sich als Satiriker und Komiker. Der Durchbruch folgte 1975 mit der Slapstick-Reihe Nonstop Nonsens des Süddeutschen Rundfunks. Zu den bekanntesten Nonstop Nonsens-Sketchen zählen der Zumsel, Palim-Palim und Die Kuh Elsa. Zudem gab es einen Vorabfilm zu der Serie mit dem Titel Herr S. kommt nicht zum Zuge.

Dieter Hallervorden veröffentlichte eine Reihe von Musiktiteln: Ich bin der schönste Mann in unserer Mietskaserne (1976), Du, die Wanne ist voll (1978, Duett mit Helga Feddersen, eine Parodie auf You're the One That I Want), Fatima – heut ist Ramadan (1979), Super-Dudler (1980, Parodie auf Super Trouper von ABBA), Punker Maria (1981, eine Parodie auf Santa Maria von Oliver Onions), Tierischer Tango (1981) und Der Würger vom Finanzamt (1982). Ab 1980 widmete sich Hallervorden als Drehbuchautor und Schauspieler hauptsächlich dem Kino und entwickelte dort die tollpatschige Figur Didi weiter, die durch Nonstop Nonsens zu seinem Markenzeichen geworden war.

1992 kehrte er zum politischen Kabarett zurück, zunächst auf Sat.1 mit 21 Folgen der Sendung Spottschau und von 1994 bis 2003 im Ersten mit Hallervordens Spott-Light. Für die ARD moderierte er von 1996 bis 1997 die Sendung Verstehen Sie Spaß? und produzierte 2000 zwölf Folgen der von Frank Lüdecke geschriebenen Familien-Komödie Zebralla. 2005 bis 2010 gehörte er zum Team der Comedy-Falle auf Sat.1. In der 2011 auf ProSieben erstausgestrahlten zweiten Staffel des Comedyformates Old Ass Bastards war Hallervorden mit anderen prominenten Gaststars wie Erika Berger und Ingrid van Bergen zu sehen.

Dieter Hallervorden im November 2012

Mit seinem musikalischen Solo-Programm Mit dem Gesicht sowie mit den Boulevard-Komödien Dinner für Spinner und Die Nervensäge feierte er große Erfolge in seinem Theater Die Wühlmäuse in Berlin und im Anhaltischen Theater in seiner Heimatstadt Dessau.

Seit 2001 veranstaltet das Kabarett-Theater „Die Wühlmäuse“ in jedem Jahr Das große Kleinkunstfestival unter Leitung von Dieter Hallervorden. An zwei aufeinander folgenden Abenden treten fünf Künstler gegeneinander an, um den Jury- und den Publikumspreis für sich zu gewinnen. Der Berlin-Preis und der Ehren-Preis gehen an gestandene Comedians und Kabarettisten. Weitere Künstler und „handverlesene“ Nachwuchstalente tragen zur Abendunterhaltung durch Gastauftritte bei. Als Moderator fungiert Dieter Nuhr.[7]

Seine Autobiografie Wer immer schmunzelnd sich bemüht... erschien zu seinem 70. Geburtstag Anfang September 2005. Sein autobiografisches Kabarettprogramm Stationen eines Komödianten, das er gemeinsam mit Harald Effenberg aufführt, hatte am 8. Februar 2008 in Berlin Premiere.

Hallervorden arbeitet auch als Synchronsprecher. Er ist z. B. die deutsche Stimme von Marty Feldman in dessen Fernsehserie Marty und die von sämtlichen Figuren in der Kinderserie Die Wombles. Seit September 2008 spricht Hallervorden für den KiKA die Figur des „Professor Gehirnkopf“ in der Zeichentrick-Serie Cosmic Quantum Ray.[8]

Ende 2008 vergab die Stadt Berlin das Schlosspark Theater nach einer Ausschreibung an Hallervorden, der einen zehnjährigen Mietvertrag unterschrieb und mit privatem Geld Umbauarbeiten am Theater durchführen ließ. Ihm wurde fünf Jahre Mietbefreiung gewährt. Am 1. September 2009 nahm die Spielstätte ihren vollen Spielbetrieb wieder auf. Neben zahlreichen Gastspielen von prominenten Kollegen steht Dieter Hallervorden auch selber in Stücken, inszeniert unter anderem von Bettina Rehm und Adelheid Müther, auf der Bühne. Ende 2011/Anfang 2012 gab es Rassismus-Vorwürfe seitens Bühnenwatch gegen Dieter Hallervorden und Joachim Bliese, da in dem Theaterstück „Ich bin nicht Rappaport“, die Figur des schwarzen Midge Carter mit Bliese als Blackface besetzt worden war.[9][10][11][12] Im Januar 2015 geriet Hallervorden in ähnlicher Thematik in die Schlagzeilen. Die Berliner BVG hatte Prominente Durchsagen der U-Bahnhöfe machen lassen. Dieter Hallervorden kündigte die Mohrenstraße an, für dessen Umbenennung sich der Verein „Berlin Postkolonial“[13] seit Längerem einsetzt und dementsprechend angesichts der Blackfacing-Debatte von 2012 protestierte.[14][15][16][17]

Ab 2010 übernahm der überwiegend als Komiker bekannte Hallervorden verstärkt ernsthafte Rollen in Kino- und Fernsehproduktionen. So war er 2012 als Kinderschänder in dem Thriller Das Kind zu sehen, spielte 2013 die Hauptrolle in dem Filmdrama Sein letztes Rennen und 2014 einen schwer an Alzheimer erkrankten Mann in Honig im Kopf.

Politisches Engagement

Zur NRW-Landtagswahl 1975 und zur Bundestagswahl 1976 war Hallervorden mit den Wühlmäusen für die FDP unterwegs. Zur Bundestagswahl 1980 warb er als Repräsentant der Liberalen Aktion in 36 Städten in NRW für die FDP.[18]

Bei der österreichischen Romyverleihung 2015 in Wien nahm Hallervorden den Preis als bester Schauspieler entgegen, bedankte sich und fügte hinzu: „Und morgen führe ich die Romy heim ins Reich.“ Mit der Parole Heim ins Reich hatten die Nationalsozialisten u.a. für den Anschluss Österreichs 1938 geworben. Auf Rückfragen der Presse antwortete Hallervorden, er wisse sehr wohl, was er gesagt hat, es sei eine bewusste Provokation gewesen. Er habe an die deutsch-österreichische Geschichte erinnern wollen: „Vor dem Zweiten Weltkrieg sind die Österreicher mit wehenden Fahnen zu Nazi-Deutschland übergelaufen. Nach dem Krieg haben der österreichische und der russische Außenminister vereinbart, dass im Staatsvertrag festgeschrieben wird, dass Österreich keine Schuld am Zweiten Weltkrieg trifft. Was bedeutet, dass das Land keine Reparationszahlungen zu leisten hatte, diese lasteten auf den deutschen Schultern.“ Hallervorden betonte, dass er nicht zu rechtem Gedankengut aufrufen, sondern vor Rechtsextremismus warnen will.[19]

Diskografie

Alben

Jahr Titel Chartplatzierungen[20] Anmerkungen
DeutschlandDeutschland DE
2005 Nonstop Nonsens-Box 1 80
(1 Wo.)
DVD-Box
2005 Nonstop Nonsens-Box 2 84
(1 Wo.)
DVD-Box
weitere Alben
  • 1976: Mit dem Gesicht…
  • 1977: Ich bin der schönste Mann in unserer Mietskaserne
  • 1978: Ich brech’ die Herzen…
  • 1978: Lachen sie mit Dieter Hallervorden
  • 1978: Didi - Nonstop Nonsens - Sketche und Lieder
  • 1979: Plem-Plem
  • 1980: Didis Dussel-Disco: Parodien, Nonsens-Schlager und gespielte Witze
  • 1980: Nonsens nach Noten
  • 1981: Zelleriesalat und Gitterspeise – aufbiegen und verbrechen
  • 1982: Welle Wahnsinn - Lieder und Sketche aus der gleichnamigen ZDF-Sendung
  • 1984: Didi - Der Doppelgänger

Kompilationen

  • 1978: Didi für Millionen
  • 1980: Wir wühlen - Sie wählen (Live-Album)
  • 1998: Die großen Erfolge

Singles

Jahr Titel Chartplatzierungen[20] Anmerkungen
Flag of Germany.svg DE Flag of Austria.svg AT
1978 Du, die Wanne ist voll 4
(21 Wo.)
12
(12 Wo.)
mit Helga Feddersen
1981 Punker Maria 20
(10 Wo.)
1981 Tierischer Tango
(Mein Schatz, heut’ hast du Schwein)
18
(11 Wo.)
1982 Bauernball im Hühnerstall 56
(4 Wo.)
weitere Singles
  • 1976: Mit dem Gesicht…
  • 1977: Ich bin der schönste Mann in unserer Mietskaserne
  • 1978: Fatima - Heut’ ist Ramadan
  • 1979: Ich bin der Asphalt-Cowboy von Dortmund-Aplerbeck
  • 1980: Tango zu dritt
  • 1980: Super Dudler
  • 1981: Ach du lieber Harry
  • 1982: Der Würger vom Finanzamt
  • 1982: Wo ist mein Toupet?
  • 1983: Die geheimen Tagebücher von E.T.
  • 1984: Didi der Doppelgänger
  • 2015: Ihr macht mir Mut (in dieser Zeit). Die Songeinnahmen spendet Hallervorden zu 100 % an die Flüchtlingshilfe.[21]
  • 2015: Oh je, Vau Weh

EPs

  • 1982: Aber nicht doch, Gnädigste! - 14 lustige Sketche von Didi Hallervorden und Rotraud Schindler (mit Rotraud Schindler)
  • 1982: Dieter Hallervorden (Amiga Quartett)

Filmografie

Kinofilme

Fernsehen

Synchronsprecher (Auswahl)

  • 1966: Mister Feuerstein lebt gefährlich
  • 1967: Jonny Madoc rechnet ab
  • 1972: Marty Feldman Show

Publikationen (Auswahl)

  • Anleitung zum Verführen einer weiblichen Person, basierend auf dem immensen Erfahrungsschatz eines blendend aussehenden Mannes namens Dieter Hallervorden, Dülk, Berlin 1976.
  • Worüber ick mir schieflache, Athenäum-Verlag GmbH, Königstein/Ts 1983, ISBN 3-7610-8278-9.
  • Witzige Sketche zum Nachspielen, Falken, Niedernhausen 1988, ISBN 3-8068-0511-3.
  • Die Kuh Elsa und andere witzige Sketche zum Nachspielen, Möller, Niederhausen 1992, ISBN 3-8159-0011-5.
  • Der Dichter und die Brombeeruhr, Möller, Niederhausen 1994, ISBN 3-8159-0060-3.
  • Wer immer schmunzelnd sich bemüht…: Ein autobiografischer Blick zurück nach vorn, Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2005, ISBN 3-89602-659-3.

Filmdokumentationen

  • Dieter Hallervorden – Ein Mann mit Humor und Tiefgang; Zum 80. Geburtstag des großen Entertainers; Porträt | D 2015

Auszeichnungen

Literatur

  • Tobias Hohmann: Das große Dieter-Hallervorden-Buch, MPW-Verlag, Hille 2012, ISBN 3-94262115-0

Weblinks

 Commons: Dieter Hallervorden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Biografie bei weltdeswissens.de
  2. Der müde Slapsticker, Faz 5. September 2005
  3. Tagesspiegel vom 30. Januar 2009
  4. Kai Hermann: Anatomie eines Rufmords. In: Die Zeit vom 26. August 1966, abgerufen am 14. Juni 2015.
  5. B.Z. Berlin
  6. Biografie auf Kabarettlive.de
  7. http://www.berlin.de/tickets/theater/archiv/2119605-3238896-das-grosse-kleinkunstfestival.html Das große Kleinkunstfestival - Senat von Berlin
  8. Anja Hübner: Didis nullter Arbeitstag. In: taz.de. 23. September 2008, abgerufen am 4. September 2009.
  9. Rassismus im Theater „Ein rassistisches Ausgrenzungstool“ TAZ 11. Januar 2012
  10. https://sites.google.com/site/pressesammlung/home
  11. http://beatsandpicturesandlifeandstuff.tumblr.com/post/15354834439/blackface-in-2012-das-schlo%C3%9Fpark-theater-in
  12. http://isdonline.de/das-unrecht-der-mehrheit/
  13. http://www.berlin-postkolonial.de/cms/
  14. http://www.tagesspiegel.de/berlin/promi-ansagen-in-der-u2-dieter-hallervorden-hat-aerger-wegen-mohrenstrasse/11262626.html
  15. http://www.welt.de/kultur/article136702266/Meiden-Sie-die-Mohrenstrasse-Dieter-Hallervorden.html
  16. http://www.bz-berlin.de/berlin/mitte/dieter-hallervorden-und-das-problem-mohrenstrasse
  17. http://www.stern.de/panorama/dieter-hallervorden-fuer--mohrenstrassen--ansage-in-der-berliner-u2-kritisiert-3476452.html
  18. Herz ist Trumpf, Spiegel, 29. März 1982
  19. Dieser Preis geht "heim ins Reich", Artikel auf stern.de vom 26. April 2015, auch [1]
  20. 20,0 20,1 Chartquellen: Singles Alben
  21. Dieter Hallervorden spendet Songeinnahmen
  22. Thomas Melzer: Die verlorene Rache des Günther Braun. In: Berliner Zeitung vom 21. Februar 2014 (abgerufen am 25. Februar 2015).
  23. Ehrenbürger der Stadt Dessau
  24. ZDF-Theaterkanal: Prix Pantheon 2009 an Hallervorden
  25. RP-Online: Dieter Hallervorden glänzt bei Kabarett-Preisverleihung
  26. Verleihung des Verdienstordens
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