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Deutsches Alphabet

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Das deutsche Alphabet ist ein Alphabet, das zur Schreibung der deutschen Sprache verwendet wird. Es ist in Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie in Liechtenstein und Luxemburg in Gebrauch, darüber hinaus in Ländern mit deutschsprachigen Minderheiten wie Belgien, Dänemark (Nordschleswig), Italien (Südtirol) und Polen (Oberschlesien).

Das deutsche Alphabet ist eine Erweiterung des lateinischen Alphabets. Im heutigen standardisierten Gebrauch umfasst es die 26 Grundbuchstaben des lateinischen Alphabets, die drei Umlaute (Ä, Ö, Ü) sowie das Eszett (ß). In der Schweiz und in Liechtenstein wird das ß jedoch heute nicht mehr verwendet (stattdessen wird ss geschrieben). Die Zugehörigkeit des großen Eszetts zum deutschen Alphabet war zuvor umstritten (siehe unten Bewertung des großen ß).

Großbuchstaben A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z Ä Ö Ü
Kleinbuchstaben a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z ä ö ü ß

Die Bezeichnungen der einzelnen Buchstaben haben neutrales Genus (sächliches Geschlecht): „das A“, „das B“ usw.

Sowohl in der Schreibung von Mundarten wie in historischen Dokumenten werden und wurden darüber hinaus zahlreiche Buchstabenvarianten und auch weitere Buchstaben gebraucht. Das Gleiche gilt für die Schreibung von Fremdwörtern, z. B. kommen é und è mit Akzent in französischen Fremdwörtern häufig vor.

Buchstaben des deutschen Alphabets in Fraktur (mit Varianten und Ligaturen), etwa 1750. J wurde seinerzeit noch nicht als vom I verschiedener Buchstabe angesehen (anders als beispielsweise im englischsprachigen Bereich[1]).

Entwicklung aus dem lateinischen Alphabet

Herkunft der Umlautbuchstaben

Entstehung der Umlautpunkte am Beispiel des ä
Auf diesem Plakat von 1806 wurde der Umlaut noch mit kleinem e über dem Vokal geschrieben (siehe die Wörter König, Bürgerpflicht, Brüder)
Eine Titelseite aus dem Jahr 1843 mit neuen und alten Umlautformen

Die Umlautbuchstaben (ä, ö und ü) entstanden aus der Kombination des jeweiligen lateinischen Buchstabens (also a, o und u) mit einem den Umlaut anzeigenden e. Sie sind in dieser Form erst seit dem 16. Jahrhundert in allgemeinem Gebrauch. Umlautbuchstaben werden heute auch in zahlreichen anderen Sprachen verwendet.

In althochdeutschen Handschriften sind Umlaute nur dort bezeichnet, wo ein geeigneter Buchstabe zur Verfügung stand, nämlich e für kurzes ä und später iu für langes ü, nachdem der Diphthong zum ü monophthongiert war. Die Buchstaben o und u konnten also in alt- und mittelhochdeutschen Schriften sowohl o und u wie auch ö und ü oder üe bedeuten.[2]

Seit etwa dem 13. Jahrhundert wurde in manchen Handschriften die Ligatur æ für langes oder offen gesprochenes ä verwendet oder ein e oder i zur Unterscheidung über den umgelauteten Buchstaben gesetzt, seltener auch hinter ihn. Dieses kleine e sieht in handgeschriebener Schrift etwa seit dem 16. Jahrhundert wie zwei senkrechte Striche aus, aus denen schließlich die zwei heute häufig verwendeten Punkte wurden. Einige Schriftarten verwenden immer noch die senkrechten Striche für die Umlautbuchstaben.

Herkunft des Eszett

Hauptartikel: ß

Das Eszett (ß), das auch als scharfes s bekannt ist, ist ursprünglich eine Ligatur aus dem langen ſ (s) und entweder dem runden s oder dem z in den spätmittelalterlichen Bastarden und der neuzeitlichen Frakturschrift. Ab etwa dem Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Antiqua auch in deutschsprachigen Ländern gebräuchlicher. Damals enthielten die meisten Antiqua-Schriften keine Buchstaben für das ß, Drucke aus dem 19. Jahrhundert sind daher oftmals ohne ß gesetzt. Bei der Orthographischen Konferenz von 1901 wurde festgelegt, dass die Schriftgießereien in Zukunft ihre Antiqua-Schriften mit der Letter ß zu liefern hätten und für vorhandene Schriften ein ß nachzuliefern sei. Das lange s (ſ) wurde auch in der Antiqua gelegentlich gesetzt, es findet sich beispielsweise noch im Leipziger Duden von 1951.

In Versalschrift wurde ersatzweise SS oder (seltener) SZ geschrieben. Für amtliche Dokumente und Formulare war in versal geschriebenen Namen jedoch zur Unterscheidung ein ß zu schreiben. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Schaffung eines Großbuchstabens diskutiert, von den Entwürfen hat sich aber keiner durchgesetzt. Am 4. April 2008 wurde schließlich das große ß (Versal-Eszett) in den Unicode-Standard Version 5.1 als „U+1E9E“ (ẞ) aufgenommen.[3] Die Verwendung des Versal-Eszett ist für die amtliche Schreibung geografischer Namen verbindlich.[4] Das große ß (ẞ) ist seit dem 29. Juni 2017 ein offizieller Bestandteil des deutschen Alphabets.[5]

Benennung der Buchstaben

Ein bloßer Konsonant ist akustisch relativ schwierig von anderen seiner Art zu unterscheiden. Daher weicht die Benennung der Konsonantenbuchstaben von der üblichen Laut-Buchstaben-Zuordnung ab. Im Folgenden wird angegeben, wie die Buchstaben normalerweise benannt werden (Aussprache nach IPA):

  • A/a: [aː]
  • Ä/ä: [ɛː]
  • B/b: [beː]
  • C/c: [t͡seː]
  • D/d: [deː]
  • E/e: [eː]
  • F/f: [ɛf]
  • G/g: [geː]
  • H/h: [haː]
  • I/i: [iː]
  • J/j: [jɔt], in Österreich auch [jeː]
  • K/k: [kaː]
  • L/l: [ɛl]
  • M/m: [ɛm]
  • N/n: [ɛn]
  • O/o: [oː]
  • Ö/ö: [øː]
  • P/p: [peː]
  • Q/q: [kuː], in Österreich [kveː] (außer in der Mathematik)
  • R/r: [ɛʁ]
  • S/s: [ɛs]
  • /ß: [ɛs't͡sɛt]
  • T/t: [teː]
  • U/u: [uː]
  • Ü/ü: [yː]
  • V/v: [faʊ]
  • W/w: [veː]
  • X/x: [ɪks]
  • Y/y: ['ʏpsilɔn]
  • Z/z: [t͡sɛt]

Besonders beim Buchstabieren ist es hilfreich, statt des Buchstabens ein festgelegtes Wort mit dem entsprechenden Anfangsbuchstaben auszusprechen, zum Beispiel „Friedrich“ für F. Siehe dazu Deutschsprachige Buchstabiertafeln.

In der Schrift werden Buchstaben meistens als solche notiert, zum Beispiel: „Vogel schreibt sich mit V, nicht mit F.“ Für einige wenige Buchstaben gibt es darüber hinaus verdeutlichende Schreibweisen, die gelegentlich verwendet werden. Laut Duden sind dies:

  • für J/j: Jot
  • für Y/y: Ypsilon
  • für Z/z: Zet oder Zett
  • für ẞ/ß: Eszett oder scharfes S (weitere Namen siehe ß)

Reihenfolge und Sortierung

Reihenfolge der Buchstaben

Datei:La-ges.jpg
Vorlage zur Lateinischen Ausgangsschrift. Die Umlaute wurden hier separat angeordnet, das ß als letzter Kleinbuchstabe.
Schreibschrift-Vorlage der DDR (1958): Hier steht das ß nach s.

Die 26 Grundbuchstaben (ohne Umlaute und ß) haben folgende Reihenfolge im Alphabet:

  1. A/a
  2. B/b
  3. C/c
  4. D/d
  5. E/e
  6. F/f
  7. G/g
  8. H/h
  9. I/i
  10. J/j
  11. K/k
  12. L/l
  13. M/m
  14. N/n
  15. O/o
  16. P/p
  17. Q/q
  18. R/r
  19. S/s
  20. T/t
  21. U/u
  22. V/v
  23. W/w
  24. X/x
  25. Y/y
  26. Z/z

Bei einer Auflistung des kompletten Alphabets werden die Umlaute meist am Ende angefügt, das ß entweder nach s oder zusammen mit den Umlauten am Ende der Kleinbuchstaben. Beispielsweise werden im amtlichen Regelwerk zur Rechtschreibreform die Zeichen wie folgt in zwei Zeilen vorgeführt und mit größeren Abständen gruppiert:

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z   ä ö ü   ß
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z   Ä Ö Ü   ẞ

Bei der alphabetischen Sortierung von ganzen Wörtern werden die Umlaute und ẞ anders behandelt (siehe unten).

Alphabetische Sortierung

Hauptartikel: Alphabetische Sortierung

Die alphabetische Sortierung von Wörtern oder Namen richtet sich grundsätzlich nach der Reihenfolge der Buchstaben im Alphabet. Bei Umlautbuchstaben und beim Eszett (ß) sowie beim Vorkommen von Ziffern und Sonderzeichen kann es jedoch Abweichungen geben, die vom genauen Anwendungsbereich abhängen. Beispielsweise beschreibt die Norm DIN 5007:1991 zwei Varianten:

  • Bei der Wörterbuch-Sortierung (betrifft gewöhnliche Wörter) werden die Umlautbuchstaben Ä, Ö, Ü wie A, O und U behandelt („Alter, älter, Altes“), ß wie ss.
  • Die Telefonbuch-Sortierung (betrifft Namen von Personen) behandelt Umlautbuchstaben hingegen wie Ae, Oe und Ue.

In Österreich werden teilweise andere Normen angewendet.

Häufigkeit der Buchstaben im Deutschen

Monogramm-Häufigkeitsgebirge: die Häufigkeitsverteilung der Zeichen in einem längeren deutschen Text
Hauptartikel: Buchstabenhäufigkeit

Der häufigste Buchstabe ist das E, gefolgt vom N. Der seltenste Buchstabe ist das Q. Die Art der Texte (Lyrik, Prosa, Bedienungsanleitungen usw.) hat keinen Einfluss auf die Buchstabenverteilung.

Bei den Buchstabenpaaren (Bigrammen) sind ER und EN am häufigsten vertreten, und zwar hauptsächlich am Wortende. Die häufigsten Dreiergruppen (Trigramme) sind SCH und DER.

Umstrittene Zahl der Buchstaben

Der Begriff Buchstabe ist unscharf, wenn die Frage lautet, ob zum Beispiel A und Ä zwei eigenständige Buchstaben sind oder nur zwei Varianten desselben Buchstabens. Eine ähnliche Unsicherheit ergibt sich beim Vergleich von a mit A oder beim Zeichen ß.

In der Folge ist es nicht eindeutig, wie viele Buchstaben das deutsche Alphabet enthält. Abhängig von der Bewertung der Umlaute Ä, Ö, Ü sowie des ẞ werden meist 26 oder (seltener) 30 Buchstaben gezählt, manchmal auch 27 oder 29 Buchstaben:

  • 26 Buchstaben – Ä, Ö, Ü und ẞ werden nicht mitgezählt.
  • 30 Buchstaben – Ä, Ö, Ü und ẞ werden mitgezählt.
  • 27 Buchstaben – ẞ wird als Buchstabe mitgezählt, Ä, Ö, Ü nicht.[6]
  • 29 Buchstaben – Ä, Ö, Ü werden mitgezählt (Schweiz, Liechtenstein).

Großbuchstaben und Kleinbuchstaben

Einigkeit besteht darin, dass Großbuchstaben und Kleinbuchstaben nicht separat gezählt werden, trotz der erheblichen Unterschiede ihrer Gestalt. Das liegt daran, dass ein Buchstabe ein Schriftzeichen ist, „das einen Laut oder eine Lautverbindung wiedergibt“.[7] Da zum Beispiel A und a bei der Schreibung eines bestimmten Wortes für denselben Laut stehen, handelt es sich im Sinne der Definition um denselben Buchstaben beziehungsweise um zwei Formen desselben Buchstabens: „groß“ und „klein“.

Die zusammenfassende Zählung von A/a, B/b usw. als jeweils nur ein Buchstabe wird verständlich, wenn man bedenkt, dass man Texte auch nur mit Großbuchstaben oder nur mit Kleinbuchstaben schreiben kann, ohne dass sich ein Unterschied in der Aussprache oder in der Bedeutung ergibt. Einige Alphabete kennen die Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben gar nicht, zum Beispiel das hebräische Alphabet.

Buchstaben mit diakritischen Zeichen und Glyphen

Zumindest beim deutschen Alphabet gelten Zeichen wie é oder è, die in Fremdwörtern und Namen vorkommen, nicht als eigenständige Buchstaben, sondern als Kombination von Buchstabe und Akzent, allgemeiner: als Buchstabe kombiniert mit einem diakritischen Zeichen. Dies ist nicht selbstverständlich, da ein Buchstabe mit einem diakritischen Zeichen oft für einen anderen Laut steht als der Grundbuchstabe und damit den Platz eines neuen, anderen Buchstabens einnimmt. Es ist auch folgende Interpretation möglich: Wenn zum Beispiel in dem Wort Séance ein é auftaucht, ist das ein Buchstabe des französischen Alphabets. Die Verwendung von Fremdwörtern hat zur Folge, dass auch die Buchstaben der Fremdsprachen im Deutschen mitverwendet werden, ohne dass sie dadurch Bestandteil des deutschen Alphabets werden.

Weiterhin werden Glyphen (Gestaltungsformen) eines Buchstabens nicht als eigenständige Buchstaben bewertet, auch dann nicht, wenn sie auffällig unterschiedlich aussehen. Das betrifft im Deutschen zum Beispiel das ſ („langes s“) oder das ʒ („z mit Unterschlinge“), die in einigen Schriften verwendet werden. Eine Ligatur – die verschmolzene Schreibweise zweier Buchstaben – ist zwar eine eigenständige Glyphe, aber kein eigenständiger, zusätzlicher Buchstabe.

Siehe auch die Erläuterungen bei der Begriffsabgrenzung unter Graph (Linguistik).

Bewertung der Umlaute

Ob es sich bei den Umlauten Ä, Ö, Ü um eigenständige Buchstaben handelt oder um Varianten der Buchstaben A, O, U, hängt von der Sichtweise ab und ist umstritten. Es gibt Argumente für beide Sichtweisen.

Die Umlaute sind historisch aus einer Kombination zweier Buchstaben entstanden (z. B. ae → ä) und sind insofern Ligaturen, also keine eigenständigen Buchstaben. Dies zeigt sich noch heute darin, dass die Ligatur wieder aufgelöst wird, wenn auf einer Tastatur der Umlaut nicht zur Verfügung steht: Kaefer ist in diesem Fall eine korrekte Schreibweise für Käfer. Man kann ein Ä auch als „A mit Umlaut-Pünktchen“ interpretieren, also als A mit einem diakritischen Zeichen.

Aufschlussreich ist ferner, dass die Schriftzeichen Ä, Ö und Ü regelmäßig als „Umlautbuchstaben“ angesprochen werden könnten, falls es sich um vollwertige Buchstaben handelt. Ganz überwiegend lautet die Bezeichnung jedoch nur „Umlaut“ – obwohl dadurch die wichtige sprachliche Unterscheidung zwischen Lauten und Buchstaben verloren geht (zudem hat das Wort Umlaut noch eine weitere Bedeutung und bezeichnet auch bestimmte Arten des Lautwandels). Auch dies deutet darauf hin, dass Umlaute (Umlautbuchstaben) als Modifikationen der Grundbuchstaben verstanden werden.[8]

Andererseits erscheinen Ä, Ö, Ü als vollwertige Buchstaben, wenn man ihren abweichenden Lautwert betrachtet: Bär klingt anders als Bar und hat auch eine ganz andere Bedeutung. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, warum Ä, Ö, Ü und ebenso ß überhaupt als Bestandteile des Alphabets (Gesamtheit der Buchstaben) genannt werden, wenn es keine eigenständigen Buchstaben sein sollen. Sie werden stets als Bestandteile des Alphabets aufgeführt, ganz anders als gewöhnliche Ligaturen oder Buchstaben mit Akzent. Dies sind starke Argumente für die Einstufung von Ä, Ö, Ü als eigenständige Buchstaben.

Bewertung des ß

Auch das „scharfe S“ ist aus einer Ligatur entstanden. Wie bei den Umlauten ist der Ligatur-Charakter heute noch erkennbar:

  • groß (Schreibweise in Deutschland und Österreich) = gross (Schreibweise in der Schweiz)
  • Nuß (Schreibweise vor der Rechtschreibreform) = Nuss (reformierte Schreibweise)
  • Straße = STRASSE bei Schreibweise mit Großbuchstaben (ein großes ß = "ẞ" existiert erst seit einigen Jahren (offiziell seit dem 29. Juni 2017) und ist noch wenig bekannt), jetzt auch "STRAẞE".

Die Interpretation als Ligatur entspricht auch hier einer Verneinung des Status als eigenständiger Buchstabe. Andererseits hat ß in bestimmten Fällen einen eigenen Lautwert beim Vergleich mit dem einfachen Buchstaben s – zum Beispiel wird in reißen der s-Laut stimmlos ausgesprochen, in reisen dagegen stimmhaft, womit verschiedene Bedeutungen verbunden sind.

Bewertung des großen ß

Das große ß wurde erst im Jahr 2008 in den Unicode-Standard und in die Norm ISO/IEC 10646 aufgenommen. Seine Anwendung ist für die meisten Schreiber nicht verbindlich, im amtlichen Regelwerk der Rechtschreibreform taucht es erst seit dem 29. Juni 2017 auf.[9] In seinem 5-Jahres-Bericht vom 8. Dezember 2016 schlug der Rechtschreibrat jedoch vor, das Versal-ß in sein offizielles Regelwerk aufzunehmen. Bei der Wiedergabe des ß in Versalschreibung ist neben der Wiedergabe mit SS auch die Wiedergabe mit ẞ möglich (STRASSE und STRAẞE).[10]

Somit stellte sich die Frage, ob das große ß bereits als Bestandteil des aktuellen deutschen Alphabets galt oder nicht. Da aber Klein- und Großbuchstaben ohnehin nur paarweise als jeweils ein Buchstabe gezählt werden, spielt dieser Zweifelsfall keine Rolle für die Frage, wie viele Buchstaben das deutsche Alphabet enthält.

Fazit

Die Umlaute Ä, Ö, Ü sowie ẞ haben einen unklaren Status. Sie erscheinen insbesondere aus historischer Perspektive als Ligaturen oder Zeichenvarianten, andererseits als eigenständige Buchstaben, wenn man den Lautwert und die Auswirkung auf die Wortbedeutung betrachtet. Es gibt keinen allgemeinen Konsens über den Vorrang bestimmter Kriterien.

Bei der Zählung der Buchstaben im deutschen Alphabet überwiegt die Sichtweise, dass dieses 26 Buchstaben enthält und „zusätzlich“ die Umlaute sowie ẞ. Ein Grund dafür ist darin zu sehen, dass die Reihenfolge der Buchstaben in einem Alphabet normalerweise festgelegt ist.[11] Die vier zusätzlichen Zeichen haben jedoch keinen festen Platz im Alphabet – unabhängig davon, ob man sie als selbständige Buchstaben bewertet (siehe oben: Reihenfolge und Sortierung). Daneben kommt die Zählung von 30, 27 oder auch 29 (Schweiz und Liechtenstein ohne ẞ) Buchstaben vor.

Unabhängig davon, ob die Umlaute und ẞ als eigenständige Buchstaben gelten sollen, werden sie in bestimmten Zusammenhängen selbstverständlich als „Buchstaben“ bezeichnet, so etwa bei der Bedeutungsangaben für diese Zeichen im Duden.[12][13] Man wird auch A (Großbuchstabe) und a (Kleinbuchstabe) als „verschiedene Buchstaben“ bezeichnen können, wenn von der Gestalt der Zeichen die Rede ist und nicht von ihrer Funktion, einen Laut zu repräsentieren.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. James Hoy, The Irish Spelling-Book; or Instruction for the Reading of English, fitted for the Young of Ireland. Dublin 1740, S. 1/2, Ansicht in der Google Buchsuche
  2. H. Paul, H. Moser, I. Schröbler: Mittelhochdeutsche Grammatik, Tübingen 1975, ISBN 3-484-10233-0; § 6
  3. Specification for the Unicode Standard, Version 5.1.0
  4. StAGN: Empfehlungen und Hinweise für die Schreibweise geographischer Namen, 5. Ausgabe 2010
  5. Neue Rechtschreibregel: Im Deutschen gibt es jetzt ein großes Eszett
  6. Beispiel für die Zählung von 27 Buchstaben: Wolfgang Schindler, Skript zur Vorlesung Das deutsche Schriftsystem an der LMU München, Version 4/2015, S. 5 (PDF-Download)
  7. Duden online: Buchstabe
  8. Eine Ausnahme ist das amtliche Regelwerk zur Rechtschreibreform. Dort wird die deutlichere Bezeichnung Umlautbuchstaben verwendet (in den Vorbemerkungen über die Laut-Buchstaben-Zuordnungen in Abschnitt A), während Umlaut für die entsprechenden Laute steht.
  9. Duden Sprachratgeber: Das große Eszett
  10. 3. Bericht des Rats für deutsche Rechtschreibung (2011–2016), S. 7, abgerufen am 10. Dezember 2016.
  11. Vgl. die Angabe bei Duden online zu Alphabet: „festgelegte Reihenfolge aller Schriftzeichen einer Sprache“.
  12. Duden online, z. B. Erläuterung zu a, Ä: „Buchstabe, der für den Umlaut aus a steht“.
  13. Duden online, Erläuterung zu ß: „[…] als stimmloses s gesprochener Buchstabe des deutschen Alphabets“.
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