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Deutsche Börse

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Deutsche Börse AG
Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0005810055
Gründung 1992[1]
Sitz Frankfurt am Main, DeutschlandDeutschland Deutschland

Leitung

Mitarbeiter 5964[2]
Umsatz 2,780 Mrd. Euro (2018)[2]
Branche Börsen
Website deutsche-boerse.com
Stand: 31. Dezember 2018 Vorlage:Infobox Unternehmen/Wartung/Stand 2018
Rückansicht der ehemaligen Unternehmenszentrale in Frankfurt-Bockenheim
Alter Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse
Neuer Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse

Die Deutsche Börse AG ist eine deutsche Aktiengesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main. Kerngeschäft ist die Entwicklung und der Betrieb von Handelsplattformen, Teilnehmernetzwerken und Abwicklungssystemen für Börsen. Sie ist zudem Träger der öffentlich-rechtlichen Frankfurter Wertpapierbörse, Herausgeberin der DAX-Indexfamilie sowie zahlreicher weiterer Aktienindizes, und mit ihren eigenen Aktien selbst im DAX gelistet.

In den Forbes Global 2000 der weltgrößten börsennotierten Unternehmen belegt die Deutsche Börse AG Platz 689 (Stand: Geschäftsjahr 2017).[3]

Geschichte

Die Deutsche Börse entstand im Jahr 1992 aus der erst 1990 gegründeten Frankfurter Wertpapierbörse AG. Im Jahr 2000 gab das Unternehmen den traditionellen Sitz am Handelsplatz in der Frankfurter Innenstadt zugunsten eines modernen Bürogebäudes, die sogenannte Neue Börse, am Industriehof in Frankfurt-Bockenheim auf. Das Bürogebäude war als Neubau für die Deutsche Börse von einem Immobilienfonds der Commerzbank errichtet worden.[4]

Um Gewerbesteuer zu sparen, beschloss die Deutsche Börse nach Ablauf der zehnjährigen Mindestmietzeit der Neuen Börse den Umzug von Frankfurt in das benachbarte Eschborn. Im Juli 2008 zog etwa die Hälfte der in Deutschland ansässigen Mitarbeiter in Übergangsbüroräume in Eschborn. Im Juli 2010 zogen dann jene sowie die bisher in der Neuen Börse verbliebenen Mitarbeiter in ein zu diesem Zweck in Eschborn neugebautes Bürogebäude, The Cube genannt. In Frankfurt verbleiben das Rechenzentrum sowie die Verwahrstelle für Wertpapiere. Obwohl die Börse somit kaum noch Mitarbeiter in Frankfurt beschäftigt, bleibt die Mainmetropole offizieller Sitz der Deutschen Börse.[5]

Architekten des Gebäudes in Eschborn waren KSP Jürgen Engel Architekten aus Braunschweig, die einen 87 Meter hohen Büroturm mit einer 80 Meter hohen Eingangshalle entwarfen.[6]

Im vierten Quartal 2009 hat die Deutsche Börse erstmals seit ihrem Börsengang ein negatives Ergebnis erzielt.[7] Aufgrund von hohen Abschreibungen nach der Übernahme der International Securities Exchange kam es erstmals zu Entlassungen im Konzern. Dabei werden 450 Stellen, ca. 15 Prozent der Mitarbeiter, abgebaut und teilweise ins günstigere Tschechien verlagert.[4]

Unternehmensprofil

Die Gruppe Deutsche Börse beschäftigt an 22 Standorten in weltweit 16 Ländern mehr als 4500 Mitarbeiter. Sie betreibt die Handelsplätze Xetra und Börse Frankfurt im Kassamarkt-Geschäftsbereich Deutsche Börse Cash Market[8] und mit Eurex eine der größten Terminbörsen der Welt.[9] Außerdem ist das Unternehmen seit 2002 Alleineigentümer des internationalen Wertpapierabwicklers Clearstream zur Abwicklung, Verwaltung und Verwahrung von Wertpapieren.

Die Entwicklung und Bereitstellung technischer Dienste wie Softwareentwicklung, Bereitstellung und Betrieb von Computern und Netzwerken, Bereitstellung und Betrieb des Teilnehmernetzwerks übernimmt die Deutsche Börse IT.

Im Segment Market Data + Services stellt die Deutsche Börse Wertpapierkurse in Echtzeit sowie Informationsprodukte wie Aktienindizes und Referenzdaten (Stamm- und Termindaten zu Wertpapieren) zur Verfügung. Zum 31. Dezember 2012 wurden an der Börse Frankfurt über 990.000 Finanzinstrumente gehandelt.

Die Deutsche Börse übernahm im November 2009 den US-Finanznachrichtendienst Need to Know News.[10][11] Need to Know News ist hundertprozentige Tochtergesellschaft des Unternehmens Market News International Inc. (MNI), dieses wurde im Juli 2016 von der Deutsche Börse AG an Hale Global veräußert.[12]

Im Juli 2015 kaufte die Deutsche Börse die Devisenplattform 360T für 725 Millionen Euro[13] und erwarb außerdem alle Anteile (100 %) des Gemeinschaftsunternehmens STOXX AG für einen Kaufpreis von CHF 650 Mio. von der SIX Group.[14]

Aktionärsstruktur

2015 befanden sich rund 72,5 % der Aktien im Streubesitz. BlackRock hat seitdem seinen Anteil von 5,01 auf 5,74 % erhöht. Auf ihrer eigenen Internetseite gibt die Deutsche Börse gegenwärtig an, dass „nicht angediente Aktien / Non-Tendered Shares“ 10,65 % und eigene Aktien (also nicht ausgegebene Aktien) 3,21 % betragen.[15] Gemäß der veröffentlichten Aktionärsstruktur der Gruppe Deutsche Börse liegt der Anteil institutioneller Investoren bei 93–95 %.[16]

Anteil 2015[17] Anteilseigner
72,47 % Streubesitz
5,01 % BlackRock
4,98 % Invesco
4,64 % Eigene Anteile
3,12 % Capital Group Companies
3,10 % Dodge & Cox
2,90 % Franklin Mutual Advisers
2,34 % The Royal Bank of Scotland plc
1,43 % Baillie Gifford

Unternehmensführung

Das Unternehmen wird von einem sechsköpfigen Vorstand geleitet.

Mitglieder des Vorstands sind:[18]

  • Theodor Weimer, Vorstandsvorsitzender
  • Andreas Preuß, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Verantwortlicher für die IT & Operations, Data & New Asset Classes Division
  • Thomas Book, Verantwortlicher für Trading & Clearing
  • Stephan Leithner, Verantwortlicher für Post-trade, Index + Data
  • Gregor Pottmeyer, Finanzvorstand
  • Hauke Stars, Verantwortliche für die Cash Market, Pre-IPO & Growth Financing Division

Unternehmensstruktur

Die wichtigsten Beteiligungen der Deutsche Börse sind:[19]

  • China Europe International Exchange AG - CEINEX (40 %)
  • Börse Frankfurt Zertifikate Holding S.A. (100 %)
    • Börse Frankfurt Zertifikate AG (100 %)
  • BrainTrade Gesellschaft für Börsensysteme mbH (29 %)
  • Deutsche Börse Commodities GmbH (16 %)
  • Tradegate Exchange GmbH (75 %)
  • Eurex Global Derivatives AG (100 %)
  • Eurex Zürich AG (100 %)
    • Eurex Frankfurt AG (100 %)
      • Eurex Repo GmbH (100 %)
      • Eurex Clearing AG (100 %)
      • Eurex Bonds GmbH (79 %)
    • European Energy Exchange AG (63 %)
      • Cleartrade Exchange PTE. LTD
        • Cleartrade Exchange UK LTD
  • Clearstream Holding AG (100 %)
    • Clearstream International S.A. (100 %)
      • Clearstream Banking AG (100 %)
        • Link-Up Capital Markets, S.L. (23 %)
      • Clearstream Banking S.A. (100 %)
        • Clearstream Banking Japan, Ltd. (100 %)
        • REGIS-TR S.A. (50 %)
      • Clearstream Services S.A. (100 %)
      • Clearstream Operations Prague s.r.o. (100 %)
      • LuxCSD S.A. (50 %)
  • Deutsche Börse Systems, Inc. (100 %)
  • Deutsche Börse Services s.r.o. (100 %)
  • STOXX Ltd. (100 %)
  • Indexium (100 %)

Fusionsszenarien

Seit 2004 gab es folgende Projekte zu Zusammenschlüssen der Deutsche Börse mit anderen Börsenorganisationen:

London Stock Exchange (2000, 2004)

Im Jahr 2000 war die Deutsche Börse am Widerstand der Eigentümer der London Stock Exchange (LSE) gescheitert, die LSE zu übernehmen.

Ende 2004 bemühte sich die Deutsche Börse zum zweiten Mal um die Übernahme der LSE. Gleichzeitig bot ebenfalls Konkurrent Euronext für die LSE. Mitte Januar 2005 wandte sich mit dem britischen Hedgefonds The Children’s Investment Fund (TCI) erstmals einer der Großaktionäre der Deutschen Börse gegen die geplante Übernahme der LSE. TCI argumentierte, eine Übernahme der Londoner Börse sei zu teuer und wertvernichtend für die Aktionäre der Deutschen Börse. Der Fonds schlug der Deutschen Börse vor, stattdessen eigene Aktien zurückzukaufen. Anfang März 2005 scheiterte der zweite Anlauf zur Übernahme. Die Deutsche Börse zog ihr Übernahmeangebot für 5,30 Pfund je Aktie oder umgerechnet 1,94 Milliarden Euro zurück. Gleichzeitig zog sich Euronext im Bieterverfahren um die LSE zurück. Die Deutsche Börse hielt sich trotz der Offertenrücknahme eine Option auf einen erneuten Übernahmeversuch offen, sollte ein anderer Interessent ein Gebot für die LSE abgeben. Der damalige Vorsitzende des Vorstands Werner Seifert verlor – nach teilweise in der Öffentlichkeit geführten Auseinandersetzungen mit Aktionären – seinen Job. Dies beflügelte auch die so genannte Heuschreckendebatte. Später gaben der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf-E. Breuer und andere Mitglieder des Aufsichtsrats ihre Posten ab.

Euronext

Im Jahr 2006 startete die Deutsche Börse mit ihrem neuen Vorstandsvorsitzenden Reto Francioni den Versuch einer Fusion mit der Vierländer-Börse Euronext. Das Vorhaben regte zahlreiche wirtschaftspolitische Diskussionen an. Der französische Staatspräsident Jacques Chirac plädierte für eine deutsch-französische Lösung. Der Präsident der Europäischen Zentralbank Jean-Claude Trichet präferierte eine Börsenfusion innerhalb Europas. Bundeskanzlerin Angela Merkel machte sich für eine etwaige Fusion der beiden Börsen stark und bezeichnete dies als interessantes Projekt. Neben der Deutschen Börse bemühte sich die New Yorker Börse NYSE um eine Kooperation mit Euronext.

Die Deutsche Börse hatte Euronext Mitte Februar 2006 eine „Fusion unter Partnern“ vorgeschlagen, ohne dabei die Offerte mit Details zu versehen. Medien berichteten, dass sich der zukünftige Firmensitz, die Firmenstruktur sowie die Abwicklungsaktivitäten eines fusionierten Unternehmens zu zentralen Streitpunkten entwickelten. Euronext wolle unter allen Umständen vermeiden, als Juniorpartner zu gelten. In Frankreich existierte die Besorgnis, die Deutschen wollten in Wahrheit keine Fusion gleichberechtigter Partner, sondern eine verdeckte Übernahme.

Nachdem sich der Aufsichtsrat von Euronext für eine Fusion mit der NYSE ausgesprochen hatte, da das Angebot attraktiver sei als das der Deutschen Börse, legte Letztere erstmals ein konkretes Kaufangebot für Euronext vor, das das der NYSE übertraf. Man bot 76,60 Euro je Euronext-Aktie oder rund 8,6 Milliarden Euro in bar und in Anteilen der neuen Gesellschaft. Euronext wies die Offerte jedoch zurück. In der darauf folgenden Zeit stellte Euronext zahlreiche Bedingungen für eine eventuelle Fusion. So solle sich die Deutsche Börse beispielsweise von ihrem einträglichen Clearstream-Geschäft trennen.

Im Oktober 2006 meldete die Deutsche Börse das Fusionsvorhaben mit der Vierländerbörse Euronext offiziell bei der EU-Kommission an. Als Reaktion ließ der Euronext-Vorstandsvorsitzende Jean-François Théodore gegenüber der Zeitung „La Tribune“ verlauten, „die beste Lösung zur Bildung einer großen europäischen Börse“ sei eine begrenzte Zusammenarbeit mit der Deutschen Börse; Euronext wolle jedoch an einem Zusammenschluss mit der New Yorker Börse NYSE festhalten. Einer kompletten Fusion von Euronext mit der Deutschen Börse erteilte Théodore erneut eine klare Absage, da Euronext bei einem solchen Zusammenschluss ein zu geringes Gewicht hätte. Als Reaktion darauf gab die Deutsche Börse ihre Fusionspläne Mitte November auf.

SIX Swiss Exchange

Im August 2004 lehnte die Schweizer Börse SIX Pläne für eine Fusion ab. SIX war zu der Zeit bereits Kooperationspartner der Deutschen Börse bei Eurex. Im Oktober 2006 wurde die Gründung der Kooperation von SIX und Deutscher Börse unter dem Namen ALEX bekanntgegeben. Um einen Markenrechtsstreit zu verhindern, ein Tochterunternehmen der Rabobank verwendete bereits diesen Namen, wurde die Kooperation im August 2007 schließlich Scoach genannt. Mit Scoach als Handelsplatz für strukturierte Produkte sollte dem bisherigen Marktführer, der Euwax, dem Handelssegment für verbriefte Derivate der Börse Stuttgart, Konkurrenz gemacht werden. Im Juni 2013 wurde die gemeinsame Handelsplattform "Scoach" aufgelöst und in "Börse Frankfurt Zertifikate AG" umfirmiert.[20][21]

Chicago Mercantile Exchange Holdings

Im Oktober 2006 berichtete das „Wall Street Journal“, die Deutsche Börse und die Chicago Mercantile Exchange (CME) prüften die Möglichkeit eines Zusammenschlusses. Da die amerikanischen Wettbewerber NYSE und NASDAQ im Ausland nach Expansionsmöglichkeiten suchten, wäre ein Teilhaben an einer Konsolidierung für die CME eine Möglichkeit gewesen. Bei einer Fusion der Deutschen Börse mit der CME wären die Deutschen jedoch der Juniorpartner gewesen; das „Wall Street Journal“ taxierte im Oktober 2006 den Wert der CME auf rund 17 Milliarden US-Dollar.

Borsa Italiana

Im Juni 2006 wurde bekannt, dass die Deutsche Börse eine Übernahme der Mailänder Borsa Italiana erwog. Die Varianten sahen offenbar vor, dass der Kassamarkt in Mailand ebenso wie die Anleiheplattform Mercato Telematico all’Ingrosso dei Titoli di Stato (MTS) erhalten bleiben soll. MTS wird von der italienischen Börse gemeinsam mit der Euronext betrieben.

Mitte Oktober 2006 unterzeichnete die Deutsche Börse eine Absichtserklärung mit der Borsa Italiana. Mit diesem Schritt sollte die Bildung einer europäischen Börse unter Einbeziehung der Euronext vorangetrieben werden. Zudem befanden sich die beiden Börsen in einem Dialog über die Schaffung einer europäischen Börsenorganisation mit föderalem Modell. Massimo Segre, Vorstandsmitglied der Borsa Italiana, erklärte zuvor, die Italiener wollten zusammen mit der Deutschen Börse der Euronext ein Alternativangebot zum Übernahmeangebot der New York Stock Exchange (NYSE) unterbreiten. Die Deutsche Börse hat am 8. September 2006 die Gespräche mit Borsa Italiana über einen gemeinsamen Ansatz für die Konsolidierung der europäischen Börsenlandschaft ausgesetzt.

2007 kaufte die London Stock Exchange die Borsa Italiana für rund 1,5 Milliarden Euro.[22]

International Securities Exchange Holdings

Am 30. April 2007 wurde bekannt, dass die Deutsche Börse die US-Optionsbörse International Securities Exchange (ISE) kauft.[23] Der Zusammenschluss erfolgte durch eine Fusion von ISE und einer Tochtergesellschaft der US Exchange Holdings, die wiederum eine Tochtergesellschaft der Eurex ist. Eurex war damals ein Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Börse und der Schweizer Börse SIX. Die Eurex bezahlte für die ISE 2,8 Mrd. US-Dollar, die Deutsche Börse hat 85 Prozent und die SIX 15 Prozent des Kaufpreises übernommen.

Der Umsatz der ISE lag im Jahr 2006 bei rund 178 Millionen US-Dollar bei einem Gewinn bei 55 Millionen US-Dollar. Die Aktie der ISE ist seit März 2005 an der Wall Street gelistet. Die Übernahme erlaubt es Eurex, ihre Produktpalette auf den US-Dollar-Raum auszuweiten. Die Börse hatte bereits 2004 mit der Eurex US versucht, den amerikanischen Markt zu erobern, war aber gescheitert. Die ISE bleibt eigenständig unter Regulierung der SEC und behält ihre Struktur und Marke.

Am 9. März 2016 gab die Deutsche Börse bekannt, dass sie die Aktienoptionsbörse International Securities Exchange (ISE) an die US-amerikanische Börse Nasdaq, Inc. verkaufen werde. Der Kaufpreis belief sich auf 1,1 Mrd. US-Dollar in bar. Die Transaktion wurde am 30. Juni 2016 abgeschlossen.[24]

NYSE Euronext

Am 9. Februar 2011 wurde der Handel mit den Aktien der Deutschen Börse und der NYSE Euronext ausgesetzt, nachdem bestätigt worden war, dass beide Börsen in fortgeschrittenen Verhandlungen über einen Zusammenschluss stehen. Wäre diese Fusion gelungen, so wäre das größte Börsenunternehmen der Welt daraus hervorgegangen. An der fusionierten Börse sollten die Anteilseigner der Deutschen Börse die Mehrheit halten, die Marktkapitalisierung der Deutschen Börse betrug im Februar 2011 11,4 Milliarden Euro, die der NYSE Euronext 6,7 Milliarden Euro.[25]

Im Verlauf des Jahres 2011 wuchsen allerdings Bedenken gegen den Zusammenschluss. Am 1. Februar 2012 verweigerte die EU-Kommission ihre Zustimmung zur Fusion der Deutschen Börse mit der NYSE Euronext. Trotz Zugeständnissen beider Unternehmen war man seitens der Kommission zu der Einschätzung gelangt, dass der Zusammenschluss in erheblichem Maße den Wettbewerb behindern würde. Damit war der angedachte Zusammenschluss gescheitert.[26]

Scheitern der Fusionsabsichten zur London Stock Exchange Group (2016 bzw. Februar/März 2017)

Am 23. Februar 2016 kündigte die Deutsche Börse an, einen „Zusammenschluss unter Gleichen“ mit der London Stock Exchange Group zu planen. Die Aktionäre der London Stock Exchange Group sollten für jede Aktie 0,4421 Aktien der neuen fusionierten Gesellschaft erhalten, während die Aktionäre der Deutschen Börse ihre Aktien eins zu eins tauschen können sollten. Am Ende sollten die Aktionäre der Deutschen Börse 54,4 % der Anteile an der neuen Gesellschaft halten, die Aktionäre der London Stock Exchange die restlichen 45,6 %.[27] Von dem Zusammenschluss versprachen sich beide Unternehmen Kosteneinsparungen in Höhe von 450 Millionen Euro (354 Millionen Pfund Sterling) jährlich, was etwa 20 Prozent der aktuellen Gesamtbetriebskosten beider Unternehmen zusammengenommen entsprochen hätte.[28] Beide Börsen meldeten die geplante Fusion am 25. August 2016 bei der EU-Kommission an.[29] Ende Februar 2017 scheiterten die Fusionsgespräche mit der Londoner Börse. Insbesondere die Verlagerung des Sitz der Börse von Frankfurt nach London führte infolge des Brexit zum Hindernis einer Fusion sowie angebliche Ermittlungen gegen den Manager Kengeter[30][31] Ende März 2017 untersagte auch die Europäische Kommission die Fusion, da auf dem Markt für das Clearing festverzinslicher Finanzinstrumente „ein De-facto-Monopol“ geschaffen worden wäre.[32]

Literatur

  • André Alfes: Central Counterparty – zentraler Kontrahent – zentrale Gegenpartei: über den Vertragsschluss an der Frankfurter Wertpapierbörse mittels des elektronischen Handelssystems Xetra unter Einbeziehung einer Central Counterparty. Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11993-2.
  • Herbert Alsheimer: Der Börsenplatz in Frankfurt. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-7973-0998-8.
  • Deutsche Börse: Organisation und Arbeitsweise – Deutsche Börse AG. Frankfurt am Main 1993, DNB 931655986.
  • Hartmut Kiehling: Die deutsche Börse in den Jahren 1920 bis 1923. In: Bankhistorisches Archiv 2/1995, Zeitschrift für Bankengeschichte, herausgegeben vom Wissenschaftlichen Beirat des Institutes für bankhistorische Forschung, Frankfurt am Main.
  • Werner G. Seifert: Invasion der Heuschrecken. Intrigen – Machtkämpfe – Marktmanipulation. Econ-Verlag, ISBN 3-430-18323-5.
  • Otto Wormser: Die Frankfurter Börse – ihre Besonderheiten und ihre Bedeutung. Tübingen, Mohr 1919 (Reprint: Schmidt Periodicals, Bad Feilnbach 1993, DNB 943108330)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1585–2010 Die Deutsche Börse feiert Jubiläum – Eine Chronologie effizienter Märkte. (PDF; 3,4 MB) Deutsche Börse, 23. August 2010, abgerufen am 3. Oktober 2013 (Jubiläumsschrift).
  2. 2,0 2,1 Geschäftsbericht 2018. (PDF; 7,29 MB) Deutsche Börse, 15. März 2019, abgerufen am 18. März 2019.
  3. The World’s Largest Public Companies. In: Forbes. (https://www.forbes.com/global2000/list/#tab:overall).
  4. 4,0 4,1 Geschäftsbericht 2007 CFB-Fonds 130, Neue Börse Frankfurt/Main. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original; abgerufen am 25. Juli 2018.
  5. Deutsche Börse nun in Eschborn. faz.net, 4. November 2010, abgerufen am 5. Juni 2013.
  6. Weiße Langeweile im Wohnungsbau in FAZ vom 24. Juni 2011, S. 68.
  7. Deutsche Börse reagiert mit Jobabbau auf Verluste. welt.de, 17. Februar 2010, abgerufen am 5. Juni 2013.
  8. Handelsplätze Deutsche Börse Cash Market
  9. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  10. Vorlage:Webarchiv/Wartung/Archive-isDer Parameter archive-today muss ein Datum der Form YYYYMMDDhhmmss sein. Die Kurz-URL-Fähigkeit von archive.is ist mangels Transparenz unerwünscht.
  11. Vorlage:Webarchiv/Wartung/Archive-isDer Parameter archive-today muss ein Datum der Form YYYYMMDDhhmmss sein. Die Kurz-URL-Fähigkeit von archive.is ist mangels Transparenz unerwünscht.
  12. Gruppe Deutsche Börse - Gruppe Deutsche Börse. In: www01.deutsche-boerse.com. Abgerufen am 11. August 2016.
  13. Alexander Hüsing: Deutsche Börse schluckt Devisenplattform 360T. Deutsche Startups, 27. Juli 2015, abgerufen am 30. Juli 2015.
  14. Gruppe Deutsche Börse - Erfolgreicher Abschluss der Verhandlungen zum vollständigen Erwerb der STOXX AG und Indexium AG von der SIX Group. In: deutsche-boerse.com. Abgerufen am 11. August 2016.
  15. Unternehmensangaben der Deutschen Börse, abgerufen 12. Februar 2017
  16. Internetseite der Deutschen Börse, abgerufen 12. Februar 2017
  17. Unternehmensprofil Deutsche Börse. cortalconsors.de, abgerufen am 22. März 2015.
  18. Vorstand der Deutschen Börse. Deutsche Börse, abgerufen am 2. Januar 2018.
  19. Konzernstruktur der Deutschen Börse. Deutsche Börse, 1. Mai 2014, abgerufen am 9. August 2014.
  20. Gruppe Deutsche Börse - Joint Venture Scoach steht vor Beendigung. In: deutsche-boerse.com. Abgerufen am 11. August 2016.
  21. Gruppe Deutsche Börse - Börse Frankfurt Zertifikate AG: Marktanteile 2013 ausgebaut, Umfirmierung erfolgreich vollzogen. In: deutsche-boerse.com. Abgerufen am 11. August 2016.
  22. Das große Börsen-Fressen. ftd.de, archiviert vom Original am 29. September 2007; abgerufen am 5. Juni 2013.
  23. Deutsche Börse übernimmt ISE. finanznachrichten.de, 2. Mai 2007, abgerufen am 5. Juni 2013.
  24. Verkauf der International Securities Exchange Holdings abgeschlossen. Deutsche Börse AG. Archiviert vom Original am 5. Juli 2016. Abgerufen am 10. März 2019.
  25. Geplante Fusion der Deutschen Börse mit der NYSE Euronext. ftd.de, archiviert vom Original am 11. Februar 2011; abgerufen am 9. Februar 2011.
  26. EU blockiert Mega-Börsen-Fusion – „Enttäuschender Tag“. reuters.com, abgerufen am 5. Juni 2013.
  27. http://deutsche-boerse.com/dbg/dispatch/de/notescontent/dbg_nav/home/INTEGRATE/mr_pressreleases?notesDoc=3555D2611776FE5BC1257F6200518557&newstitle=deutscheboerseag:potentiellerz&location=home
  28. London Stock Exchange and Deutsche Boerse agree merger. BBC News, 17. März 2016, abgerufen am 17. März 2016 (english).
  29. LSE und Deutsche Börse melden Fusion an. In: Handelsblatt. 25. August 2016, abgerufen am 25. August 2016.
  30. n-tv.de: Hessischer Minister sieht Schuld in London
  31. Spiegel.de: Londoner Börse hat Fusion angeblich wegen Ermittlungen aufgegeben
  32. EU-Kommission untersagt Fusion von Deutscher Börse und LSE bei Spiegel Online, 29. März 2017 (abgerufen am 29. März 2017).
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