Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Dessau

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel beschreibt die Stadt Dessau, wie sie bis zum 30. Juni 2007 separat existiert hat. Seither ist Dessau Teil von Dessau-Roßlau. Zu weiteren Bedeutungen siehe Dessau (Begriffsklärung).
Das 1926 nach Plänen von Walter Gropius errichtete Bauhaus ist ein Wahrzeichen Dessaus.
Blick auf Dessau von der Mulde

Dessau war eine kreisfreie Stadt im Land Sachsen-Anhalt; seit dem 1. Juli 2007 ist sie Teil der neuen kreisfreien Stadt Dessau-Roßlau.[1] Das bisherige Dessau war, gemessen an der Zahl der Einwohner, nach Halle (Saale) und Magdeburg die drittgrößte Stadt Sachsen-Anhalts (bezogen auf die Fläche die zweitgrößte) sowie eines von drei Oberzentren des Landes. Die nächsten größeren Städte sind Halle (Saale), etwa 40 km südwestlich, Leipzig, etwa 52 km südlich und Magdeburg, etwa 65 km nordwestlich. Historisch war Dessau Hauptstadt und Residenz des Fürsten-, späteren Herzogtums Anhalt-Dessau und Anhalt.

Geographie

Lage

Jagdbrücke an der Mulde bei Dessau

Dessau liegt inmitten einer ausgedehnten Auenlandschaft beiderseits der unteren Mulde, die nördlich der Stadt in die Elbe mündet. Die Stadt wird regelmäßig durch Hochwasser bedroht, da das Wasser der Mulde nach starken Regenfällen nicht mehr in die Elbe abfließen kann und sich zurückstaut; so wurde im Jahr 2002 der Ortsteil Waldersee vollständig überflutet.

Im Süden grenzt die Stadt an die waldreiche Mosigkauer Heide, in der die Taube entspringt. Dessau liegt auf einer Höhe von 61 m ü. NN. Die höchste Erhebung ist die ca. 110 m hohe ehemalige Mülldeponie (Scherbelberg) im Südwesten der Stadt. Dessau ist von zahlreichen Schloss- und Parkanlagen umgeben und zählt deshalb zu den grünsten Städten Deutschlands.

Stadtgliederung

Das Stadtgebiet Dessaus war für statistische Zwecke in 21 Stadtteile und 49 statistische Bezirke eingeteilt.

  • 01 Innerstädtischer Bereich Nord
  • 02 Innerstädtischer Bereich Mitte
  • 03 Innerstädtischer Bereich Süd
  • 04 Süd
  • 05 Haideburg
  • 06 Törten
  • 07 Mildensee

Verwaltungsmäßig sind für Dessau gemäß § 14 der Hauptsatzung 10 Ortschaften gebildet worden. Dabei handelte es sich um früher selbständige Gemeinden. Jede Ortschaft hatte einen Ortschaftsrat, der je nach Einwohnerzahl der Ortschaft zwischen drei und sieben Mitglieder hatte. Vorsitzender des Ortschaftsrat war der Ortsbürgermeister. Die Ortschaftsräte waren zu wichtigen, die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu hören. Die endgültige Entscheidung oblag jedoch dem Stadtrat der Gesamtstadt Dessau.

Die zehn Ortschaften Dessaus (in Klammern die Einwohnerzahl zum 31. Dezember 2006[2]; keiner dieser Ortschaften zugeordnet sind 60.496 Einwohner):

  • Dessau-Großkühnau (1.025)
  • Dessau-Kleinkühnau (1.761)
  • Dessau-Mosigkau (2.212)
  • Dessau-Kochstedt (4.343)
  • Dessau-Waldersee (2.656)
  • Dessau-Mildensee (2.136)
  • Dessau-Kleutsch (424)
  • Dessau-Sollnitz (270)
  • Dessau-Rodleben (1.561)
  • Dessau-Brambach (396)

Geschichte

Dessau im 17. Jahrhundert

Als Handelsplatz an der Kreuzung von Handelsstraßen an der Mulde nahe ihrer Mündung in die Elbe Ende des 12. Jahrhunderts entstanden, wurde Dessau im Jahr 1213 erstmals urkundlich erwähnt. Der Handelsniederlassung entwickelte sich zu einer Ackerbürgerstadt. Bereits länger auch Burg der Askanier, wurde Dessau 1470 feste Residenz der Fürsten von Anhalt-Dessau bzw. Anhalt. Der Umbau der Burg zu einem Schloss und der Ausbau der Marienkirche waren die ersten Bautätigkeiten der Fürsten zur Aufwertung der Residenz. Die Stadt hatte nur begrenzte Selbstverwaltung, so dass die Geschichte der Stadt untrennbar mit der Geschichte von Anhalt-Dessau bzw. dem Fürstenhaus verknüpft ist.

Die Reformation wurde zunächst zögerlich angenommen. Noch 1526 schlossen sich in Dessau katholische Fürsten zum Dessauer Bund zusammen. 1534 wurde die Reformation durch Georg III. aber offiziell eingeführt. Im Jahr 1552 fielen viele einwohner Dessaus der Pest zum Opfer und Fürst Joachim evakuierte den Hof nach Schloss Warmsdorf bei Güsten.

Ende des 16. Jahrhunderts erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung, dem der Dreißigjährige Krieg ein Ende setzte. Die Elbbrücke bei Roßlau machte Dessau zum Durchmarschgebiet zahlreicher Truppen aller kriegführenden Seiten und Schauplatz einer großen Schlacht 1626, der Schlacht an der Elbbrücke. Erst Ende des 17. Jahrhunderts konnte Dessau an die Vorkriegsentwicklung anknüpfen, durch aktive Ansiedlungspolitik des Fürsten, auch eine große jüdische Gemeinde wuchs heran. Während der Regentschaft von Leopold I., des Alten Dessauers, wurde Dessau zu einer barocken Residenz umgebaut und erweitert.

Dessau-Wörlitzer Gartenreich, durch Leopold III. Friedrich Franz angelegt

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter Fürst Leopold III. Friedrich Franz wurde Dessau zu einem Zentrum der Aufklärung in Deutschland, das mit einem tiefgreifenden Reformwerk in Bildung und Landeskultur und der Anlage des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs sowie zahlreichen Bauten im Stil des Klassizismus europaweit Aufmerksamkeit erregte.

Die Industrialisierung der Region setzte 1844 mit der Gründung der Maschinenfabrik der Gebrüder Sachsenberg in Roßlau ein. Dessau wurde mit den Industriebetrieben u. a. der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau AG (BAMAG, gegr. 1872) und der Dessauer Waggonfabrik (1895) zu einer Stadt des Maschinen- und Fahrzeugbaus und mit der 1871 gegründeten Dessauer Actien Zucker Raffinerie auch der Lebensmittelindustrie. Der ab 1915 in Dessau betriebene Flugzeugbau der späteren Junkers Flugzeug- und Motorenwerke begann in der dortigen, 1895 gegründeten Fabrik für Gasbadeöfen von Junkers & Co.

Das 1919 in Weimar gegründete Bauhaus wurde 1925/26 in das von Walter Gropius geplante Gebäude des Bauhauses Dessau verlegt. Am 22. August 1932 erfolgte im Dessauer Gemeinderat auf Antrag der NSDAP-Fraktion der Auflösungsbeschluss für das Bauhaus, bei Stimmenthaltung der SPD und Gegenstimmen vom Oberbürgermeister und den vier Stimmen der KPD, zum 1. Oktober 1932. Ludwig Mies van der Rohe führte es dann noch bis Mitte 1933 als private Institution in Berlin weiter.

Seit 1918 Hauptstadt des Freistaates Anhalt, wurde Dessau zunächst kreisfreie Stadt, zum 1. Januar 1932 Kreisstadt des neugebildeten Landkreises Dessau-Köthen, nach 1933 Gauhauptstadt des Gaus Anhalt-Magdeburg und, durch Eingemeindung von Roßlau, 1935 zur Großstadt. Wie in vielen anderen deutschen Städten wurden 1938 die Alte Synagoge niedergebrannt und in der Folgezeit die noch verbliebenen Juden deportiert.

Die am Stadtrand von Dessau gelegenen Junkers Flugzeug- und Motorenwerke führten ab 1940 zu insgesamt 20 alliierten Luftangriffen. Hierbei wurden auch Teile der Wohnbebauung am südwestlichen Stadtrand sowie Bahnanlagen beschädigt. Am 7. März 1945 wurde das dichtbesiedelte Stadtzentrum von Dessau zum Kernzielgebiet eines nächtlichen britischen Bombenangriffs im Rahmen der Area Bombing Directive, mit 520 schweren Lancaster-Bombern und 1.700 Tonnen Spreng- und Brandbomben. Durch den Luftangriff wurden 700 Menschen getötet und 80 Prozent des bebauten Stadtgebietes zerstört. In der Altstadt wurden nahezu 97 Prozent aller Gebäude vollständig zerstört oder irreversibel beschädigt. Das historische Stadtbild mit seinen Kirchen, Schlossanlagen, vielen öffentlichen Gebäuden, Adels- und Bürgerbauten ging dadurch nahezu vollständig verloren. Der sehr hohe Zerstörungsgrad ist hierbei insbesondere auf den Kombinationseinsatz von Brand- und Sprengbomben, darunter viele Luftminen, zurückzuführen.[3]

Im Zuge der Neugliederung und der Verordnung vom 23. Juli 1945 kam das Land Anhalt zum 1. Februar 1946 zur Provinz Sachsen und bildete zusammen mit dieser das neue Land Sachsen-Anhalt mit den Bezirken Dessau, Magdeburg und Merseburg. Der Ortsteil Roßlau wurde aus der Stadt Dessau wieder ausgegliedert.

Nach 1945 verlor Dessau seine Hauptstadtfunktion, war aber noch bis 1952 Sitz der Bezirksregierung[4] und wurde ab 1952 dem Bezirk Halle zugeordnet. Das Stadtzentrum und etliche Kulturbauten wurden im Stil der Zeit wieder aufgebaut. Ab 1972 wieder vorübergehend Großstadt, blieb Dessau Industriestadt mit Schwerpunkten im Maschinen-, Anlagen- und Waggonbau und wurde in der DDR-Zeit größter Brauereistandort. Nach der Wende 1989/1990 ging die Industriebasis weitgehend verloren und hohe Arbeitslosigkeit führte zur Abwanderung von Einwohnern, der mit Eingemeindungen begegnet wurde. Dessau gelangte nun in das wiedergegründete Bundesland Sachsen-Anhalt.

Eingemeindungen

Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Alten 1. Oktober 1923
Brambach 1. Januar 2005
Dellnau 1. Mai 1930
15. April 1933
Eingemeindung nach Dessau,
Umgliederung nach Mildensee
Dessau 1. Juli 2007 Fusion mit Roßlau/Elbe zu Dessau-Roßlau
Großkühnau 1. Oktober 1923
Haideburg, Gutsbezirk 1. Januar 1949 Im Süden von Dessau-Roßlau
Jonitz 1. Mai 1930
15. April 1933
1. April 1935
Eingemeindung nach Dessau,
Ausgliederung aus Dessau,
Zusammenschluss mit Naundorf zu Jonitz-Naundorf
Jonitz-Naundorf 24. Juli 1935 Umbenennung in Waldersee
Kleinkühnau 1. Oktober 1923
Kleutsch 1. Juli 1994
Kochstedt 1. Juli 1950
Mildensee 1. November 1945
Mosigkau 25. Juli 1952
Naundorf 1. Mai 1930
15. April 1933
1. April 1935
Eingemeindung nach Dessau,
Ausgliederung aus Dessau,
Zusammenschluss mit Jonitz zu Jonitz-Naundorf
Neeken 1. Juli 1950 Eingemeindung nach Brambach
Pötnitz 1. Mai 1930
15. April 1933
Eingemeindung nach Dessau,
Umgliederung nach Mildensee
Rietzmeck 1. Juli 1950 Eingemeindung nach Brambach
Rodleben 1. Januar 2005
Roßlau/Elbe 1. April 1935
1. April 1946
1. Juli 2007
Eingliederung nach Dessau
Ausgliederung
Fusion mit Dessau zu Dessau-Roßlau
Scholitz 1. Mai 1930
15. April 1933
Eingemeindung nach Dessau,
Umgliederung nach Mildensee
Sollnitz 1. Juli 1994
Tornau 1. Juli 1950 Eingemeindung nach Rodleben
Törten 1. Oktober 1923
Waldersee 1. November 1945
Ziebigk 1. Oktober 1923

Einwohnerentwicklung

Anhaltisches Theater, ehemaliges Landestheater

Die Einwohnerzahl der Stadt Dessau überschritt bereits am 1. April 1935 mit der Eingemeindung von Roßlau die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. 1940 erreichte die Bevölkerungszahl mit 131.400 ihren historischen Höchststand. Auf Grund der schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und der Ausgliederung von Roßlau am 1. April 1945 sank die Einwohnerzahl wieder unter die Grenze von 100.000 und lag im Dezember 1945 bei 85.663. Das ist ein Rückgang gegenüber 1940 um 35 Prozent.

Im Jahre 1972 überschritt die Bevölkerungszahl erneut die Grenze von 100.000. Seit der Wende in der DDR (1989) war die Einwohnerzahl von zuletzt ca. 103.000 um ein Viertel auf weniger als 80.000 gesunken - bedingt durch Abwanderung und eine negative Geburten-Sterbe-Rate. Um diesem Trend entgegenzuwirken, wurden Eingemeindungen vorbereitet. Dennoch war es damit auch nicht möglich, die Großstadtgrenze zu erreichen. Am 31. Dezember 2006 betrug die „amtliche Einwohnerzahl“ für Dessau nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt 77.394 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).

Religionen

Die Stadt Dessau gehörte von Anfang an zum Erzbistum Magdeburg. Aus diesem Grunde erreichte die Reformation Dessau später als Cöthen (1525) und Bernburg (Saale) (1526). Erst 1534 wurde durch Georg III. die Reformation offiziell in Dessau eingeführt. Danach gab es sowohl Anhänger des lutherischen als auch des reformierten Bekenntnisses. Die Vorherrschaft beider Bekenntnisse wechselte im Laufe der Geschichte mehrmals. 1827 wurde eine Union beider Bekenntnisse durchgeführt (Unierte Kirche). Nach der Vereinigung der anhaltischen Fürstentümer 1863 war Dessau Hauptstadt und damit auch Sitz der Kirchenverwaltung der Evangelischen Landeskirche Anhalts, die zwischen 1875 und 1878 eine synodale Grundlage erhielt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Landeskirche von einem Oberkirchenrat geleitet, der seit 1957 den Titel Kirchenpräsident führt. Sein Amtssitz befindet sich in Dessau. Die protestantischen Kirchengemeinden Dessaus gehören – sofern es sich nicht um Freikirchen handelt – zum Kirchenkreis Dessau, der sich in mehrere Regionen aufteilt.

Ab 1750 gab es auch wieder Katholiken in Dessau, deren Zahl sich stets vergrößerte. 1858 erhielten sie wieder eine eigene Kirche. Sie gehörten bereits ab 1821 zum Bistum beziehungsweise ab 1929 Erzbistum Paderborn. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es für den Erzbischof immer schwerer, seine Amtsgeschäfte im Ostteil seines Erzbistums wahrzunehmen. Daher wurde in Magdeburg 1946 ein Generalvikar eingesetzt, der 1949 zum Weihbischof ernannt wurde und zu dessen Amtsbezirk auch die Pfarrgemeinden in Dessau gehörten. Am 23. Juli 1973 wurde ein Bischöfliches Amt errichtet, dessen Jurisdiktion dem Bischof und Apostolischen Administrator in Magdeburg, Johannes Braun, übertragen wurde. Dieses Bischöfliche Amt gehörte zwar offiziell zum Erzbistum Paderborn und der Apostolische Administrator war dementsprechend auch nur als Weihbischof dort tätig, doch entwickelte es sich faktisch zu einem eigenständigen Bistum. Am 8. Juli 1994 wurde das bisherige Bischöfliche Amt Magdeburg zum Bistum erhoben und (wieder) der Erzdiözese Paderborn als Suffragandiözese unterstellt. Die katholischen Pfarrgemeinden Dessaus gehören zum Dekanat Dessau innerhalb des Bistums Magdeburg.

Von den beiden großen Kirchen und den Freikirchen abgesehen gibt es in Dessau, der Stadt, aus der Moses Mendelssohn und Kurt Weill stammen, auch wieder eine jüdische Gemeinde. Sie zählt um die 350 Mitglieder und setzt sich heute hauptsächlich aus Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion zusammen.

Der größte Teil der Einwohner Dessaus ist konfessionslos, wie in den meisten Orten der ehemaligen DDR.

Politik

Seitenansicht des Dessauer Rathauses
Oberbürgermeister Maria Dank (hinten links)
Oberbürgermeister Thea Hauschild mit Familie

Die Selbstverwaltung der Bürgerschaft in Dessau ist erstmals 1372 erwähnt. An der Spitze der Stadt stand zunächst der vom jeweiligen Fürst eingesetzte Schultheiß, der zusammen mit den Schöffen den Rat bildete. Der Rat wurde ab 1372 in zwei „Mittel“, ab 1600 in drei und ab 1785 wieder in zwei Mittel geteilt. 1832 wurde die Ratsverfassung aufgehoben. Bis in jene Zeit wechselten die Bürgermeister in Dessau nahezu jährlich. Danach gab es in der Stadt einen Stadtrat und eine Stadtverordnetenversammlung. Bis in jene Zeit unterschied man in eine „Stadt unter dem Rat“ und eine „Stadt unter dem Amt“, wobei letztere unter fürstlicher Verwaltung und Gericht stand. Beide „Städte“ wurden 1834 vereinigt. 1852 wurde eine neue Städteordnung eingeführt. Danach trug das Stadtoberhaupt den Titel Oberbürgermeister. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt und nach dem Zweiten Weltkrieg entsprechend den Vorgaben der Besatzungsmacht in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. nach 1949 in der DDR der „Rat der Stadt“ als Exekutive mit einem Oberbürgermeister gebildet. Die Stadtverordnetenversammlung wurde von der wahlberechtigten Bevölkerung gewählt. Nach den politischen Veränderungen in der DDR 1989/1990 wurde dieses Gremium, ab 1994 als Stadtrat bezeichnet, wieder frei gewählt. Der zunächst vom Stadtrat bestimmte Oberbürgermeister wird seit 1994 direkt gewählt.

Stadtoberhäupter

Folgende Personen waren Ratsherren:

  • 1597: Vollrat Happach

Folgende Personen waren Ratskämmerer:

  • 1601: Vollrat Happach
  • 1618, 1635: Johann Happach (Sohn von Vollrat Happach)

Ab 1617 waren folgende Personen mehrmals Bürgermeister von Dessau:

  • Vollrat Happach, 1617–?
  • Johann Leopold Stubenrauch, zwischen 1771 und 1828 Bürgermeister in jährlichem Wechsel mit anderen
  • Ludwig Gustav Meyer, 1801, 1803, 1805
  • Karl Friedrich Bornkessel, 1807, 1809, 1811, 1813
  • Marius Leopold Friedrich Siebigk, 1815 bis 1834 in jährlichem Wechsel mit anderen
  • 1834–1848: Georg Gottfried Richter, Stadtdirektor
  • 1848–1852: Karl Wilhelm Fritsche, Bürgermeister
  • 1852–1884: Franz Medicus, ab 1864 Oberbürgermeister
  • 1884–1897: Friedrich Funk, Oberbürgermeister
  • 1898–1918: Ernst Ebeling, Oberbürgermeister
  • 1918–1933: Fritz Hesse (DDP), Bürgermeister, ab 1927 Oberbürgermeister
  • 1933: Emil Evers (kommissarisch)
  • 1933–1945: Hanns Sander (NSDAP), Oberbürgermeister
  • 1945: Friedrich Walther (parteilos), Oberbürgermeister
  • 1945–1946: Fritz Hesse (LDPD), Oberbürgermeister
  • 1946–1949: Karl Adolphs (SED), Oberbürgermeister
  • 1949–1951: Lisa Krause (SED), Oberbürgermeisterin
  • 1951–1961: Maria Dank, Oberbürgermeisterin
  • 1955–1956: Paul Zabel, Oberbürgermeister in einer Übergangszeit
  • 1961–1963: Helmut Klapproth (SED), Oberbürgermeister
  • 1963–1984: Thea Hauschild (SED), Oberbürgermeisterin
  • 1984–1990: Sylvia Retzke (SED), Oberbürgermeisterin
  • 1990: Christoph Döring, Oberbürgermeister (war bereits von 1987 bis 1988 amtierender Oberbürgermeister, während Retzke auf der Parteihochschule war)
  • 1990–1994: Jürgen Neubert (FDP), Oberbürgermeister
  • 1994–2006: Hans-Georg Otto (SPD/später: parteilos), Oberbürgermeister
  • Vom 1. November 2006 wurde, nach dem altersbedingten Ausscheiden von Hans-Georg Otto, die Stadt Dessau bis zur Fusion mit der Stadt Roßlau am 1. Juli 2007 vom Baudezernenten Karl Gröger geleitet.

Stadtrat

Der letzte Stadtrat der Stadt Dessau vor der Fusion mit Roßlau wurde bei der Kommunalwahl am 13. Juni 2004 gewählt und setzte sich wie folgt zusammen:

Oberbürgermeister: 1 Sitz

Vorsitzender des Stadtrates war Stefan Exner (CDU).

Wappen

Ehemaliges Dessauer Stadt-Wappen

Blasonierung: „Gespalten mit golden-rot geviertem Schildfuß, vorn in Silber am Spalt ein roter, goldbewehrter Adler mit roter Zunge; hinten neunmal geteilt von Schwarz und Gold, belegt schrägrechts mit einem grünen Rautenkranz. Das Wappen wird gekrönt von fünf roten Mauerzinnen. Die Stadtfarben zeigen gold (gelb) und rot.“

Das Wappen hat seinen Ursprung im Herzschild des Fürstentum Anhalt, dessen Residenzstadt Dessau war. Es ist bereits seit 1540 im Gebrauch. Dabei steht der Adler für die Markgrafschaft Brandenburg, der Balken und Rautenkranz für das Herzogtum Sachsen. Der viergeteilte Schildfuß wurde später als Zeichen für die Herrschaft Waldersee gedeutet. Die das Wappen seit 1952 bekrönenden Zinnen sind eine freie Zutat.

Siehe auch

Angaben zu dauerhaften Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten sind unter Dessau-Roßlau aufgeführt.

Persönlichkeiten

Vor 1900 in Dessau geboren

Nach 1900 in Dessau geboren

Mit Dessau verbunden

  • Richard Bartmuß (1859–1910), Komponist, Hoforganist in Dessau und Musikprofessor
  • Friedrich Lutzmann (1859–1930), Erfinder, Konstrukteur und Unternehmer (Dessauer Motorwagenfabrik)
  • Walter Gropius (1883–1969), Mitbegründer der modernen Architektur (Bauhaus)
  • Ludwig Sinsel (1884–1968), Gewerkschafter und Politiker (SPD, SED)
  • Wilhelm Trippler (1897–1964), Politiker (NSDAP) und Polizeipräsident
  • Heinz Rammelt (1912–2004), Tiermaler und Zeichner
  • Werner Steinberg (1913–1992), Schriftsteller
  • Oury Jalloh (1968–2005), ein in Deutschland lebender Sierra Leoner, der durch einen Brand in einer Zelle des Polizeireviers Dessau ums Leben kam

Trivia

Literatur

  • Bernd G. Ulbrich: Dessau im 20. Jahrhundert. 800 Jahre Dessau-Roßlau. Eine Stadtgeschichte, Band 2. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2014, ISBN 978-3-95462121-7.
  • Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Band II: Mitteldeutschland. Im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstützung des Deutschen Gemeindetages, Stuttgart, 1941
  • Thomas Brockmeier, Dirk Hackenholz (Hrsg.): Aufstieg, Fall & Neubeginn. Zur wirtschaftlichen Entwicklung der Junkers- und Bauhausstadt Dessau (Anhalt) im 19. und 20. Jahrhundert. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2010, ISBN 978-3-89812-714-1
  • Frank Kreisler. Archivbilder Dessau. Sutton Verlag, Erfurt 1999. ISBN 978-3-89702-167-9.
  • Hans-Joachim Böttcher. Entlang der Mulde zwischen Eilenburg und Dessau- Sutton Verlag, Erfurt 2010. ISBN 978-3-86680-653-5.

Weblinks

 Commons: Dessau – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Wikivoyage: Dessau – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2007
  2. Stadtverwaltung Dessau
  3. Renate Kroll: Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg. Hrsg. Götz Eckardt, Henschel-Verlag Berlin, 1978. Band 2, S. 305–323.
  4. Heimat-Kalender 1947 für den Kreis Dessau-Köthen, Verlag A. Zeller, Dessau 1947.

Vorlage:Navigationsleiste Kreisfreie Städte und Landkreise in Sachsen-Anhalt (1994–2007)

51.83416666666712.237777777778
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Dessau aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.