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Dekadenz

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Thomas Couture: Les Romains de la décadence, 1847

Dekadenz (von lat. cadere „fallen“, „sinken“, frz. décadence, über mlat. decadentia) ist ein ursprünglich geschichtsphilosophischer Begriff, mit dem Veränderungen in Gesellschaften und Kulturen als Verfall, Niedergang bzw. Verkommenheit gedeutet und kritisiert wurden. Der Begriff setzt damit voraus, es gebe objektiv bessere oder wünschenswertere Zustände. Er wurde in der französischen Historiographie zuerst für den Niedergang Roms gezielt verwendet. In der Geschichtswissenschaft hat man inzwischen den Dekadenzbegriff zur Charakterisierung gesellschaftlicher Entwicklungsabschnitte fallen gelassen.[1] Nur in der Dekadenzdichtung hat das Wort auch eine positive Bedeutung; im heutigen Sprachgebrauch überwiegt der abwertende Charakter.

Allgemeines

Der Begriff gehörte ursprünglich einer Weltsicht an, welche die Existenz von Menschen, Institutionen und Staatsgebilden einem natürlichen Werde- und Untergangsprozess unterworfen sieht. Die ursprünglich zum Aufstieg der Familie, des Staates, der Institution führenden Eigenschaften verändern sich danach zwangsläufig ins Feine, Sensible, kurz: Degenerierte.

Der Sache nach findet sich diese Lehre bereits bei Ibn Chaldun im 14. Jahrhundert.

Begriff und Bedeutung

Der französische Ausdruck décadence wurde im 17. Jahrhundert in Nicolas Boileaus Réflections critiques sur quelques passages du Rhéteur Longin als ästhetischer Begriff eingeführt. Neben seiner ästhetischen wird zugleich seine ethische Bedeutung erkennbar, da der Verfall (décadence) des Geschmacks (goût) für einige Kritiker als ein wesentliches Moment der Auflösung der Kultur galt. So wurde die Entwicklung der Kunst und die Frage über den Vorrang antiker oder moderner Dichtung in dem Querelle des Anciens et des Modernes heftig diskutiert. Boileau bezog sich auf den goût, um die Gegenwart zu kritisieren und den zeitlosen Wert der antiken Geschmacksnorm zu erweisen, während die Gegner die Autorität der Antike kritisch in Frage stellten.[2]

Seine prägende Bedeutung erhielt der Ausdruck durch Montesquieu und Edward Gibbon[3], die sich mit dem Untergang des Römischen Reiches beschäftigten. Auch sie nutzten den Begriff mit doppelter Zielrichtung: Sie betrachteten décadence (decline) als historisches Phänomen und bewerteten zugleich ihre eigene Zeit.

Das Wort Dekadenz bezog sich später auch auf eine literarische Bewegung, die von Baudelaire (Die Blumen des Bösen) und Verlaine angestoßen wurde und sich einerseits durch ein bohèmienhaft ablehnendes Verhältnis zur „bürgerlichen Welt“, andererseits durch Exotismus, Rausch und gesteigerte Sensitivität auszeichnet.

Dekadenz in der Philosophie- und Literaturgeschichte

Montesquieu deutet die Dekadenz Roms.

Montesquieu

Montesquieu nutzte den Ausdruck in seinem Considérations sur les causes de la grandeur des Romains et de leur décadence.[4] Dabei versuchte er das Phänomen der Dekadenz historisch zu deuten und gleichzeitig kritisch auf die Gegenwart anzuwenden. Er bewertete und analysierte den Untergang Roms aus unterschiedlichen Perspektiven und setzte sich dabei von Machiavellis Betrachtung ab, der die Unterwerfung anderer Völker durch einen mächtigen Herrscher noch gepriesen hatte. Die Ausdehnung Roms führte nach Montesquieu zu einer Erschöpfung, und der ständige Aufschwung zerstörte gerade die Tugenden, die für ein funktionierendes Staatswesen notwendig seien. Die Vermittlung eines einheitlichen „allgemeinen Geistes“ (esprit général) sei unter dem Einfluss eroberter Kulturen unmöglich, der esprit général verfalle und werde durch Partikularinteressen ersetzt.[5]

Jean-Jacques Rousseau

Jean-Jacques Rousseau klagt die Dekadenz seiner Zeit an.

Jean-Jacques Rousseau verwandte den Begriff der Dekadenz in einer Weise, die für die spätere Rezeption bestimmend wurde. In seiner Kulturkritik steht sie für einen Gegensatz von Natur und Kultur (Zivilisation).[6]

Ausgehend von einer kulturphilosophisch begründeten „Natursehnsucht“ stand er kulturellen Errungenschaften und Institutionen, Triebverzicht und Erziehungsidealen kritisch gegenüber. Er pries das unmittelbare Gefühl, die „Wahrheit des Herzens“. Der Mensch müsse zu seiner Ursprünglichkeit zurückkehren. Den Naturzustand deutete er als einen der ursprünglichen Harmonie. Hatte Thomas Hobbes, wie später ähnlich Immanuel Kant, den Naturzustand negativ als eine vorgesellschaftliche Kriegssituation beschrieben, in der die Menschen ihren Trieben überlassen seien und einander wie Wölfe gegenübertreten würden – Homo homini lupus –, um mit diesem Modell den Gesellschaftsvertrag zu begründen, so stand für Rousseau der ursprüngliche Mensch im Einklang mit der Natur. „Nehmt uns unsere unheilvollen Fortschritte, nehmt uns unsere Irrtümer und Laster, nehmt uns das Menschenwerk, und alles ist gut.“[7] Für Rousseau ist der Naturzustand von der ursprünglichen Güte oder Lauterkeit des Menschen ein ideelles Konstrukt und kein historisches Postulat, er geht also nicht naiv-romantisch von der Lebensharmonie der Naturvölker aus, sondern stellt der Gesellschaft ein ideales Bild vor Augen, um ihren (dekadenten) Verfall anzuklagen[7].

Edward Gibbon beschrieb den Verfall des Römischen Reiches.

Edward Gibbon

In seinem bekanntesten Werk The History of the Decline and Fall of the Roman Empire beschrieb Edward Gibbon die allmähliche Auflösung des Imperium Romanum vom Tode Mark Aurels bis zum Untergang des Byzantinischen Reiches. Diese Zeitspanne teilte er in drei Phasen ein.[8]

  1. In der ersten, bis zum Beginn des sechsten Jahrhunderts reichenden Periode führten die Goten- und Hunnenstürme zur Schwächung der Macht Roms und zu dessen Zerfall in Einzelreiche.
  2. Die zweite Periode begann mit Justinian I., der in seiner Regierungszeit durch Kriege und geschickte Außenpolitik sowie durch innenpolitische Maßnahmen die Herrschaft des römisch-byzantinischen Reiches noch einmal stabilisieren konnte. Diese bis zur Kaiserkrönung Karls des Großen im Jahre 800 reichende Phase war u. a. durch die Invasion der Langobarden und die Islamische Expansion gekennzeichnet.
  3. In der dritten Phase schließlich verfielen die Sprache und die Sitten Roms vollends, und mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre 1453 wurde die Reichsidee endgültig aufgegeben.[9]

Durch das ganze Werk Gibbons zieht sich leitmotivisch der Gedanke, dass die Geschichte seit dem 2. Jahrhundert. dem Niedergang (decline) unterworfen sei. Gibbons wollte mit seinem Werk den „Triumph der Unkultur und der Religion“ beschreiben.[10]

Gibbons Herangehensweise war für die damalige Historiographie neu, indem er die Kontinuität der Geschichte über einen sehr langen Zeitraum verfolgte. Ebenfalls neu und überraschend war seine Bewertung des Christentums als mitverantwortlich für den Verfall der Kultur. Vor allem von theologischer Seite wurden Kapitel seines Buches angegriffen, in denen Gibbon auf kriegerische Auseinandersetzungen der Christen mit Heiden und Aberglauben, auf seinen religiösen Fanatismus und auf die Massaker hinwies, die auf die Ausrottung häretischer Bestrebungen zielten.

In der neueren Forschung wird jedoch bezüglich der Spätantike von Gibbons (wie auch Montesquieus) Theorien allgemein Abstand genommen und es werden neue, differenziertere Erklärungsmuster für den Untergang Westroms und die Transformation des Ostreichs entwickelt.

Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche, Denker und Bekämpfer der Dekadenz

Friedrich Nietzsche thematisierte vor allem in seinem Spätwerk die Dekadenz, die sich bei ihm auf den kulturphilosophisch-geschichtlichen wie den ästhetischen Bereich bezog.

Die Geschichte seit der Antike – genauer: seit dem perikleischen Athen – betrachtete er als (dekadente) Verfallsentwicklung. Für den Niedergang sei der schwächliche, sich an falschen, lebensverneinenden Werten orientierende Geist des Abendlandes selbst verantwortlich. Dieser habe sich in Gestalt des von Nietzsche hämisch als „ungriechisch“, „hässlich“, „verbrecherisch“ und „dekadent“ aufgefassten Sokrates ein falsches Ideal gesetzt[11] und gehe an den kränklichen Werten des Christentums zu Grunde.

Eine neue Philosophie solle den Pessimismus Schopenhauers ebenso wie die „Sklavenmoral“ des Christentums abschütteln und mit diesseitiger Lebens- und Schicksalsbejahung Kultur und Gesellschaft erneuern. Gehe der „Wille zur Macht“ zugrunde, so komme es auch zu einem physiologischen Rückgang, einer décadence.[12] Diese präge sich dabei in individueller wie gesellschaftlicher Form aus, betreffe also den Menschen ebenso wie die Epoche und ihre Kunstwerke, die Nietzsche aus der Perspektive des Unzeitgemäßen teilweise heftig kritisierte.

Richard Wagner, für Nietzsche der „Künstler der décadence“

Während er in seinem Frühwerk – der Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik und den Unzeitgemäßen Betrachtungen – noch Richard Wagner gehuldigt hatte, distanzierte er sich zunehmend, ja lehnte ihn später ab als den Künstler der décadence, dessen schweren, krankmachenden Klängen er die helle, lebensbejahend-diesseitige Musik Georges Bizets mit seiner Oper Carmen entgegenstellte. „Woran ich leide, wenn ich am Schicksal der Musik leide? Daran, daß die Musik um ihren weltverklärenden, jasagenden Charakter gebracht worden ist, daß sie décadence-Musik und nicht mehr die Flöte des Dionysos ist.“[13] Die Kritik an Wagner wurde hierbei mit der an Schopenhauer verknüpft und die so entstandene Musik als krankmachend gedeutet: Erst der Philosoph der décadence gab dem Künstler der décadence sich selbst […] Ich bin ferne davon, harmlos zuzuschauen, wenn dieser décadent uns die Gesundheit verdirbt – und die Musik dazu! Ist Wagner überhaupt ein Mensch? Ist er nicht eher eine Krankheit? Er macht alles krank, woran er rührt – er hat die Musik krank gemacht.[14] An diese Analyse knüpfte er seine Anflehung der „dekadenten“ europäischen Zivilisation: Wie verwandt muß Wagner der gesamten europäischen décadence sein, daß er von ihr nicht als décadent empfunden wird! Er gehört zu ihr: er ist ihr Protagonist, ihr größter Name … Denn daß man nicht gegen ihn sich wehrt, das ist selbst schon ein Zeichen von décadence.[15]

Mag Nietzsche somit als Dekadenztheoretiker und -gegner betrachtet werden, zeigt sein Werk doch die doppelte Bedeutung von Verfall und Krankheit: Die ästhetischen und moralischen Folgen, die er anprangert, auf der einen, Stimulus für sein eigenes Schaffen auf der anderen Seite.

Fin de siècle

Die von Nietzsche beschriebene und kritisierte „dekadente“ Sensibilität zeigte sich um die Jahrhundertwende in den Werken Rainer Maria Rilkes, Arthur Schnitzlers, Thomas Manns, und im Frühwerk Hugo von Hofmannsthals, der sich später davon distanzierte.[16]

Gautier und Baudelaire hatten die Décadence zu einer eigenständigen künstlerischen Position aufgewertet. Die so verstandene Entwicklungslinie setzte sich von der negativen Einschätzung der Kulturkritik Montesquieus, Rousseaus und Nietzsches ab.[17] In der von unterschiedlichen Autoren getragenen Haltung bezog sich der Begriff nun auf eine antibürgerliche Auflehnung gegen die als mal du siècle verstandene Langeweile des Zeitalters. Diese Einstellung war durch überreizte, extravagante Sinnlichkeit, Lust am Untergang und eine postulierte, amoralische Verwandtschaft von Eros und Thanatos gekennzeichnet.

Thomas Mann betrachtete den „dekadenten“ Ästhetizismus aus kritisch-ironischer Distanz und charakterisierte ihn etwa in der Gestalt des feinsinnigen, aber bis zur Lächerlichkeit lebensuntüchtigen Detlev Spinell in seiner Novelle Tristan.

Thomas Mann, Chronist der Dekadenz

In seinem ersten Roman Buddenbrooks wurde das Zentralthema der Dekadenz schon im Untertitel deutlich: Verfall einer Familie. Der bei Nietzsche charakterisierte Doppelaspekt der Dekadenz – biologischer Verfall bei geistiger Verfeinerung – wird in der Figur des Knaben Hanno Buddenbrook ausgeführt.[18] Er ist der letzte, kränkliche und künstlerisch veranlagte Spross der Familie, deren Entwicklung über vier Generationen geschildert wird: Die zunehmende Sensibilität wird mit dem Scheitern in der Lebenswirklichkeit erkauft. Schon sein Vater, der Senator Thomas Buddenbrook, der die Gefahr in der Natur Hannos erkennt und dem die Welt der dekadenten Musik Richard Wagners im Grunde fremd ist, wird am Ende des Romans vom rauschhaften Pessimismus Schopenhauers erschüttert und stirbt etwas später.

In Manns konservativen und zivilisationskritischen Betrachtungen eines Unpolitischen bezog sich der Verehrer Nietzsches erneut auf dessen doppelte Perspektive: Aus dem Lebensgefühl der décadence zu kommen und diese gleichzeitig überwinden zu wollen: „Ich gehöre geistig jenem über ganz Europa verbreiteten Geschlecht von Schriftstellern an, die, aus der décadence kommend, zu Chronisten und Analytikern der décadence bestellt, gleichzeitig den emanzipatorischen Willen zur Absage an sie … mit der Überwindung von Dekadenz und Nihilismus wenigstens experimentieren.“[19]

Weitere literarische Strömungen, die sich wie der Symbolismus und Impressionismus vom Naturalismus abgrenzten und durch überfeinerte Sensibilität und Ästhetizismus gekennzeichnet sind, werden im Artikel Dekadenzdichtung behandelt.

Oswald Spengler

Oswald Spengler beschrieb Wachstum und Verfall von Kulturen.

„Macht“ und „Dekadenz“ sind auch Schlüsselbegriffe im Geschichtsdenken Oswald Spenglers.[20] Er beschäftigte sich in seinem kulturpessimistischen rezipierten[21] Untergang des Abendlandes mit dem als unausweichlich betrachteten Verfall von Kulturen.

Dabei griff er auch Vorstellungen von Nietzsche auf und verband sie mit auf die Historie bezogenem biologistischen Denken.[22] Ausgehend von der Lebensphilosophie und dem lebendigen „Natur“-Begriff Goethes[23], welche Leben als Dynamisches und Schöpferisches der starren Rationalität gegenüberstellt, und mit dem Mittel der morphologischen Analogie[24] arbeitend, betrachtet er acht selbständige Hochkulturen und vergleicht ihre Entwicklung mit der von Organismen[25], etwa Pflanzen. Nach Spenglers Vorstellung wachsen diese aus dem Formenchaos der Vorzeit aus kulturspezifischen Ursymbolen[26] über verschiedene organische Entwicklungsphasen, bis sie absterben müssen. In dieses Stadium sei das Abendland eingetreten.[27] Die Hochkulturen – Ägypten, Indien, Babylon, „apollinische“ Antike, „magische“ arabische Kultur[28], China, mexikanische Kultur und „faustisches“ Abendland[29] – seien zwar eigenständig und voneinander getrennt gewesen, hätten jedoch alle einander entsprechende und mit Hilfe der Ästhetik vergleichbare Stufen von der knospenhaften Frühzeit (Dorik, Gotik), über die Blüte und die Reifungskrise bzw. Gegenbewegung (Renaissance)[30] bis zur Welke der (dekadenten) Zivilisation durchlaufen, welch letztere sich aber noch einige Jahrhunderte imperialistisch entfalten könne (Cäsarismus), ehe sie – sämtlich und unausweichlich – absterben müssten.[31] Allerdings verwendet Spengler im Gegensatz zu Nietzsche nicht explizit den Begriff „Dekadenz/dekadent“, sondern belegt z. B. die aktuelle Zivilisation mit anderen negativ empfundenen Begriffen wie „seelenlos“, „mumienhaft erstarrt“, „wurzellos“, oder „schöpferisch unproduktiv“.[32]

Arnold Gehlen

Ausgehend ebenfalls von Nietzsche, nämlich dessen kritischer Unterscheidung von „Sklaven- und Herdentiermoral“, kritisierte der Philosoph Arnold Gehlen in seinem Spätwerk Moral und Hypermoral die Übersteigerung bestimmter gesellschaftlicher Verhaltensweisen zu Ungunsten anderer als Hypermoral.[33] Diese zeige sich als „Moralhypertrophie“, als „masseneudaimonistische Gesinnungsmoral“. Der Humanitarismus (der als negativ bewerteter Begriff schon bei Max Scheler aufgetaucht war und eine gefühlsgeleitete Ideologie undifferenzierter Menschenliebe bezeichnet hatte[34]) zersetze die politischen Tugenden, das Staats- und Institutionenethos. Der Humanitarismus sei als ethischer Impuls schon durch die Stoa in die Welt gesetzt worden[35] und überdehne das Familienethos mit seinen humanitären und pazifistischen Tugenden.

Gehlen bezog sich desgleichen auf den Sozialphilosophen Georges Sorel, der seinerseits die Dekadenz angeprangert und den Verfall der Sitten beklagt hatte. „Dekadenz“ sei ein unentbehrliches Wort, das den inneren und äußeren Kontaktverlust mit der Geschichte bezeichne.[36] Der übersteigerte Subjektivismus sei handlungslos, da die entlastende Funktion der Institutionen, deren Bedeutung er in anderen Werken bereits herausgearbeitet habe, allmählich fortfalle. Der Staat werde auf partikulare, gesellschaftliche Interessen hin funktionalisiert und verliere seine Funktion als Sicherheitsgarant nach außen und innen. Hinter der nur diesseitig orientierten Hypermoral wähnt Gehlen Dekadenz und Nihilismus gegenüber höheren Werten.[37]

Als Indizien für dekadente Gesellschaften nannte Gehlen ferner: „Wenn die Gaukler, Dilettanten, die leichtfüßigen Intellektuellen sich vordrängen, wenn der Wind allgemeiner Hanswursterei sich erhebt[38], dann lockern sich auch die uralten Institutionen und strengen professionellen Körperschaften: das Recht wird elastisch, die Kunst nervös, die Religion sentimental. Dann erblickt unter dem Schaum das erfahrene Auge schon das Medusenhaupt, der Mensch wird natürlich und alles wird möglich.[39]

Dekadenz im Marxismus

In Politik und Polemik, die sich auf den Marxismus berief, wurde die Bezeichnung eines Künstlers als „dekadent“ für diesen oft hochgefährlich.

„Formalismus“

In seiner Abhandlung Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus (Kapitel VIII Parasitismus und Fäulnis im Kapitalismus) hatte bereits Lenin biologistische Metaphern wie „Fäulnis“ und „Parasitismus“ benutzt, um den Kapitalismus zu charakterisieren. Eine besondere Bedeutung erhielt der Dekadenzbegriff in der Sowjetunion. Dort bezog er sich zunächst auf den angenommenen Verfall der bürgerlichen Gesellschaft, um später – im Marxismus-Leninismus – auf die bürgerliche Kultur – Literatur und Musik – übertragen zu werden.

Er wurde in die Diskussion des sozialistischen Realismus’ einbezogen. Dieser wurde 1932 von Iwan Gronskij verkündet und 1934 von Schdanow kodifiziert. Die wahrheitsgetreue und historisch konkrete Darstellung sollte dabei in der Kunst mit der Aufgabe verbunden werden, die Menschen im Sinne des Sozialismus ideologisch umzuformen und zu erziehen.[40] Der ideologische Grund für diese Doktrin wird verständlich, wenn man einen Blick auf die vulgärmarxistische Kunstsoziologie wirft. Nach ihr ist die Kunst dem Überbau zuzurechnen; jede Klasse habe eine Kunst, die sie funktional befriedige. Dieser Ideologie gemäß ist der freie Selbstzweck der Kunst verboten. Auch Musik (selbst Musikkritik) diene ausschließlich der Durchsetzung des Sozialismus mit den Mitteln des Realismus, nicht des westlichen Formalismus.[41] Schdanow diktierte die Form der Kunstwerke. Indem er die bürgerliche Kultur auf Verfall, Mystizismus und Pornographie festlegte, trennte er die sowjetische Belletristik von der Moderne. Was zu viel Wirklichkeit zeigte, wurde als Naturalismus, was die Entwicklung zu durchsichtig machte, als Formalismus gebrandmarkt, beides galt dabei als Ausdruck der Dekadenz der bürgerlichen Gesellschaft.

Stalin kanonisierte das Verfahren 1936 in seiner Abhandlung Über dialektischen und historischen Materialismus, die sich auf das Basis-Überbau-Verhältnis bezog und in der er das „geistige Leben der Gesellschaft“ als „Abbild der Bedingungen ihres materiellen Lebens“ erklärte.[42]

Im vielfältig bis zur Beliebigkeit verwendeten politischen Kampfbegriff des Formalismus kulminiert diese Entwicklung, was sich sowohl in der Sowjetunion wie später in der DDR – etwa im Formalismusstreit zeigen sollte. Nach der Doktrin des von der KPdSU verkündeten Sozialistischen Realismus wurden avantgardistische Strömungen, die sich etwa an westlicher Zwölftonmusik orientierten, als dekadent abgelehnt. Künstler, die sich dem Gebot nicht fügen wollten, mussten in der Stalinzeit mit scharfen Sanktionen rechnen. Die Dekadenzvorbehalte richteten sich auch gegen andere Teile moderner Kunst, etwa den Expressionismus. Im Sinne Stalins äußerte etwa Otto Grotewohl 1953, dass eine Kunst zu bekämpfen sei, die „den Lebensinhalt raubt, das Volk entfremdet und die Entwicklung der Nation verhindert“. Der Kosmopolitismus sei in seiner „bis zur anarchischen Auflösung betriebenen Individualisierung der Kunst“ zersetzend und führe zum Krieg. In der staatlichen Kunstzeitschrift Bildende Kunst wurde noch 1958 der Expressionismus als „Phänomen bürgerlicher Dekadenz“ abgetan und als zersetzende Entwicklung bezeichnet, die überwunden werden müsse.[43]

In diesem Zusammenhang bekannt geworden ist das Schicksal des Komponisten Dmitri Schostakowitsch. Nach einer Aufführung seiner Oper Lady Macbeth von Mzensk, die Stalin in der Pause wütend verließ, diffamierte die Prawda in einem hetzerischen Artikel („Chaos statt Musik“) vom 28. Januar 1936 den Komponisten und würdigte sein Werk als chaotisch und formalistisch herab, als unfähig, die einfachen und starken Gefühle auszudrücken. Es wurde ihm Entartung und die Loslösung von der „wahren Kunst“ vorgeworfen und Bezüge zur „nervösen“, „verkrampften“ Musik des Jazz hergestellt. Der grobe Naturalismus der Oper sei mit den Prinzipien des sozialistischen Realismus unvereinbar.[44]

Lukács und Adorno

Georg Lukács bezeichnete die westliche Moderne als dekadent.

Der marxistische Literaturtheoretiker George Lukács verteidigte das Konzept des Sozialistischen Realismus und operierte mit dem Begriff der Dekadenz (und des Formalismus). In seiner philosophiehistorischen Studie Die Zerstörung der Vernunft, welche die Tendenz zum Irrationalismus von Schelling bis Hitler untersucht, polemisierte er gegen die als dekadent diagnostizierte westliche Literatur der Moderne. In diesem Sinne kam es seit 1948 zu etlichen Diktaten des Sozialistischen Realismus als Schreibmethode.[45] Gemessen am Werk des bürgerlichen, dem Realismus verpflichteten Thomas Mann[46] sei die westliche Moderne psychologistisch, formalistisch und dekadent. Ausdrücklich bezog er sich auf Schriftsteller wie Franz Kafka, James Joyce und Marcel Proust.

In Die Zerstörung der Vernunft gibt George Lukács als Wesenszeichen einer jeden Dekadenz (im Kapitel "Nietzsche als Begründer des imperialistischen Irrationalismus") folgendes an: "… das Schwanken zwischen feinstem Nuancensinn, wählerischster Überempfindlichkeit und plötzliche hervorbrechender, oft hysterischer Brutalität …".

Adorno, der Lukács’ berühmte Theorie des Romans gelobt hatte, reagierte mit einer ebenso süffisanten wie grundsätzlichen Kritik und unterzog das Wort Dekadenz zudem einer ideologiekritischen Analyse: „Die gesamte moderne Literatur, soweit sie nicht die Formel eines sei’s kritischen, sei’s sozialistischen Realismus passt, ist verworfen, und es wird ihr ohne Zögern das Odium der Dekadenz angehängt, ein Schimpfwort, das nicht nur in Rußland alle Scheußlichkeiten von Verfolgung und Ausmerzung deckt. Der Gebrauch jenes konservativen Ausdrucks ist inkompatibel mit der Lehre […] Die Rede von der Dekadenz ist vom positivem Gegenbild kraftstrotzender Natur kaum ablösbar, Naturkategorien werden auf gesellschaftlich Vermitteltes projiziert. Eben dagegen jedoch geht der Tenor der Ideologiekritik von Marx und Engels […] Selbst Reminiszenzen an den Feuerbach der gesunden Sinnlichkeit hätten schwerlich dem sozialdarwinistischen Terminus Einlaß in ihre Texte verschafft.[47]

Theodor W. Adorno (rechts) verwarf das Wort Dekadenz.

Der Idee der Kunst nach sollten die Widersprüche nicht ideologisch eingeebnet, sondern versöhnend so dargestellt werden, dass das Werk über sich hinausweise. Adorno kritisiert bei Lukács nun die „erpresste Versöhnung“, der das Kunstwerk nur entgehen könne, wenn es das Leiden im Gedächtnis bewahre und transzendiere, nicht aber ausklammere.[48]

Am Beispiel des „Dekadenzkünstlers“ Richard Wagner sucht Adorno den Begriff der Dekadenz dialektisch zu retten, indem er die reflektierte „Schwäche“ des Ichs, die „psychologischen Momente“, das Abgründige und Zweideutige als ästhetischen Wert des Kunstwerks betrachtet: „Das Ich differenziert sich unendlich, indem es die eigene Schwäche reflektiert und zur Schau stellt, aber vermöge ebendieser Schwäche fällt es zugleich auf die Schicht des Vor-Ichlichen zurück. So zeichnet im Überwiegen des psychologischen Moments bei Wagner, des zweideutig Interessanten, ein Geschichtliches sich ab. Die Bruchlinie jedoch, die Wagners Werk markiert, die Ohnmacht im Angesicht der technischen und der diese tragenden gesellschaftlichen Widersprüche, kurz all das, was schon der Sprache seiner Zeitgenossen Dekadenz hieß, ist zugleich die Bahn des künstlerischen Fortschritts.“[49] In einer 1952 verfassten Notiz zu diesem Versuch über Wagner wiederholt er seine Bewertung und wendet sich gegen den instrumentellen, denunziatorischen Gebrauch des Wortes Dekadenz: „Wer das Wagnersche Werk als Abdankungsurkunde des liberalen Geistes interpretiert, muß sich hüten, die Erkenntnis in Begriffen wie dem der Dekadenz stillzustellen, die im Vokabular der östlichen Sphäre längst von jeglicher Beziehung auf die Sache sich losgerissen haben und zu denunziatorischen Kennmarken verkamen. Was besser ist an Wagner als die Ordnung, zu deren finstersten Gewalten er sich schlug, verdankt sich eben der Dekadenz, der Unfähigkeit eines von der Übermacht des Bestehenden schon bis ins Innerste beschädigten Subjekts, den Spielregeln eben dieses Bestehenden noch Genüge zu tun.“[50]

Frankfurter Schule

In der Frankfurter Schule wurde die Kritik am Schwächlichen und Lüsternen in der Dekadenz stärker auf das Substanzlose und Habgierige verschoben und somit der marxistischen Kapitalismuskritik angenähert.

Kurt Lenk nannte „Dekadenz“ eine Worthülse, wie Identität, Kommunikation, Information, Dynamik und viele andere alltagssprachliche Begriffe, die zwar häufig gebraucht, aber keine Klarheit besitzen würden. Umso stärker sei ihre projektive und scheinbar erklärende Wirkung für beunruhigende gesellschaftliche Erscheinungen. Dabei sei Dekadenz ein zentraler Begriff in konservativen und faschistoiden Geschichtsbildern, dem so genannten zyklischen und kulturpessimistischen Geschichtsbild, von Universalhistorikern wie Niccolò Machiavelli, Georges Sorel, Friedrich Nietzsche, Oswald Spengler und Henri Bergson. Nach Kurt Lenk haben eine Reihe „lebensphilosophisch orientierter Autoren“ wie Oswald Spengler, Ernst Jünger, Gottfried Benn und andere Autoren der „Konservativen Revolution“ die „Attitüde eines faustisch-heroischen Menschen als die einzig angemessene Antwort auf eine zu Dekadenz und Untergang tendierende Welt begreifen wollen“. Alle vorgegebenen gesellschaftlichen Strukturen würden von diesen dabei als Schicksal bejaht. Kurt Lenk: „Zwar sind bei den einzelnen Autoren Ursachen, Symptome und Folgen der Dekadenz variantenreich beschrieben, doch gleichen sie sich in ihrer Dramaturgie. Stets geht es letztlich um eine Entscheidung zwischen Untergang oder Rettung durch irgendwelche heroische Taten.“ Im Zentrum der „faschismus-affinen Krisensemantik, für deren Beginn Sorel steht,“ befinde sich nach Lenk „das Syndrom Dekadenz-Apokalypse-Heroismus, dem die Idee einer Art ‚Wiedergeburt‘ zugrunde“ liege.

Nationalsozialismus

In der Sprache des Nationalsozialismus bürgerte sich parallel und synonym zum Attribut "dekadent" der Begriff "entartet" zur Bezeichnung und Abwertung von der nationalsozialistischen Ideologie und Ästhetik widersprechenden gesellschaftlichen und weltanschaulichen Vorstellungen sowie künstlerischen Werken ein. Als Ursache für eine "Dekadenz/Entartung" meinte man häufig, eine vorgebliche rassische Fremdheit und damit Minderwertigkeit der Vertreter bzw. Schöpfer dieser Vorstellungen und Kunstwerke konstatieren zu müssen. Ein Beispiel für die Verbindung des Dekadenzmotivs mit dem Rassismus ist folgender Text von 1933 aus einer lokalen Zeitung:

"Es ist das Zeichen der grauenhaften geistigen Dekadenz der vergangenen Zeit, daß sie von Stilen redete, ohne ihre rassische Bedingtheiten zu erkennen."[51]

Beliebt war es, die westlichen Demokratien als lebensuntüchtig, schwach und dekadent darzustellen. Dieses Dekadenzargument gegen Pluralismus und Demokratie wurde auch von Adolf Hitler in Mein Kampf verwendet.[52]

Auch Bücherverbrennungen wurden von formelhaften Kommentaren „gegen Dekadenz und moralischen Verfall“ begleitet.[53]

Aktuelle Fragestellungen

Im gegenwärtigen Sprachgebrauch wird der Begriff Dekadenz oder dekadentes Verhalten überwiegend gleichgesetzt mit Schwächlichkeit, Verkommenheit und/oder Verschwendung sowie im Sinne eines sozial schädlichen (vorwiegend moralisch-ethischen) Abweichens von einer gesund-natürlichen Lebensform verwandt. Oft wird der Begriff kritisch gegen das Verhalten von Personen mit angesonnener Vorbildaufgabe, also Personen des öffentlichen Lebens, Medienstars u. ä. gekehrt. Vor dem Hintergrund der Herausforderungen durch den islamischen Fundamentalismus oder dem postulierten Kampf der Kulturen war und ist erneut die Rede von (westlicher) Dekadenz.

Verschiedene Autoren verweisen darauf, dass der islamische Fundamentalismus ein Bild des Westens zeichne, der durch Individualismus und Hedonismus moralisch dekadent sei.[54] Die fundamentalistischen Strömungen lehnen – bei möglichen Unterschieden in Einzelfragen (Islamismus) – die westliche Moderne und ihre weltanschaulichen Prinzipien ab, belassen es aber nicht bei einer Idealisierung der Vergangenheit. Sie stehen Demokratie, Pluralismus und der Säkularisierung feindlich gegenüber, während sie die technischen Errungenschaften der Moderne für ihre Zwecke nutzen. Ähnlich wie die konservativen Dekadenztheoretiker gehen islamistische Positionen von einer Krisensituation aus, wie etwa dem wirtschaftlichen Hintertreffen vieler muslimisch geprägter Länder. Als Gründe werden u.a. Abkehr vom „wahren Glauben“ oder eine Verfälschung des „göttlichen Willens“ angenommen; der westliche Kapitalismus wird abgelehnt, da er Dekadenz, Armut und Unglaube verursache. Statt wirtschaftlicher und kultureller Reformen wird die Rückkehr zu den Grundlagen des Islam gefordert.[55]

Auch aktuell sprechen unterschiedliche, dem radikalen Spektrum zugeordnete Gruppen und Parteien von „Dekadenz“.

In rechtsextremen, rückschlägigen Argumentationsmustern wird mit dem Schlagwort die Gegenwart abgewertet, während die Vergangenheit mythisch verklärt wird.[56] Das Schlagwort ist dann Teil der Agitation, die sich gegen den Rechtsstaat wendet, der als System pauschal in Frage gestellt wird. So sprach Holger Apfel von einem von „Dekadenz und Klüngelwirtschaft geprägten Altparteienkartell“.[57]

Von Seiten marxistisch-leninistischer Kleinparteien ist von Dekadenz die Rede, um dem marktwirtschaftlichen System, dessen Überwindung man anstrebt, vorzuwerfen, dass das sogenannte „spekulative Finanzkapital“ die Macht übernommen habe.[58].

Gegen diese Einschätzungen werden aus liberaler Perspektive Einwände erhoben. So betont Ulrike Ackermann (in dem Merkur-Heft Kein Wille zur Macht – Dekadenz)[59], dass sich die Prophezeiungen vom Untergang des (dekadenten) Kapitalismus zwar nicht erfüllt hätten, dieser und die Globalisierung von vielen allerdings noch immer abgelehnt würden.[60] Eine radikale Kapitalismuskritik habe sich zu einer diffusen Verachtung der Globalisierung entwickelt, und Misstrauen gegenüber der westlichen Zivilisation verwandele sich schnell in den Dekadenz-Vorwurf. Der westliche, zum Selbsthass neigende Selbstzweifel sei mit Hass auf die Dekadenz des Westen konfrontiert; die Toleranz des Westens dulde dabei die Intoleranz. Stattdessen solle man sich für die „individuellen Freiheiten des Bourgeois und Citoyen“ engagieren und Skepsis haben gegenüber „Sinnstiftern, die das gute Leben in neuen und alten Kollektiven verheißen“.[60]

Literatur

  • Christiane Barz: Weltflucht und Lebensglaube. Aspekte der Dekadenz in der skandinavischen und deutschen Literatur der Moderne um 1900; Kirchhof 7 Franke (Hgg.), Leipzig–Berlin 2003, ISBN 3-933816-20-3.
  • Alexandra Beilharz: Die Décadence und Sade: Untersuchungen zu erzählenden Texten des französischen Fin de Siècle. M&P, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-45161-5.
  • Karl Heinz Bohrer / Kurt Scheel (Hgg.): Kein Wille zur Macht – Dekadenz, MERKUR Doppelheft 9/10, 2007, Jubiläumsheft Merkur 700. ISBN 3-60897-094-0.
  • Wolfgang Drost (Hg.): Fortschrittsglaube und Dekadenzbewußtsein im Europa des 19. Jahrhunderts. Winter, Heidelberg 1986, ISBN 3-533-03662-6
  • Sabine Haupt / Stefan Bodo Würffel (Hgg.): Handbuch Fin de Siècle. Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-83301-3.
  • Kurt Lenk: Das Problem der Dekadenz seit Georges Sorel. In: Heiko Kauffmann / Helmut Kellershohn / Jobst Paul (Hgg.): Völkische Bande. Dekadenz und Wiedergeburt – Analysen rechter Ideologie. Unrast, Münster, 2005, ISBN 3-89771-737-9.
  • Henning Mehnert: Zur Bedeutung der Begriffe „symbolisme“, „décadentisme“ und „dégénérescence“ im 19. Jahrhundert, in: Wolfgang Drost (Hg.): Fortschrittsglaube und Dekadenzbewußtsein im Europa des 19. Jahrhunderts, Winter, Heidelberg 1986, ISBN 3-533-03662-6, S. 75–84

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Helmut G. Koenigsberger: Sinn und Unsinn des Dekadenzproblems in der europäischen Kulturgeschichte der frühen Neuzeit. In Johannes Kunisch (Hg.): Spätzeit. Studien zu den Problemen eines historischen Epochenbegriffs. Berlin 1980 S. 137-157
  2. Historisches Wörterbuch der Philosophie, Geschmack, Bd. 3, S. 446
  3. Vgl. Edward Gibbons verwandtes decline-Konzept.
  4. Montesquieu: Considérations sur les causes de la grandeur des Romains et de leur décadence
  5. Kindlers Neues Literatur-Lexikon. Bd. 11, S. 902, Montesquieu: Considérations sur les causes de la grandeur des Romains et de leur décadence
  6. Historisches Wörterbuch der Philosophie. Dekadenz, Bd. 2, S. 47
  7. 7,0 7,1 Wilhelm Weischedel: Die philosophische Hintertreppe, Rousseau oder der unglückliche Gefühlsdenker
  8. Siehe dazu auch: „Kindlers Neues Literatur-Lexikon“, Bd. 6, Edward Gibbon, The History of the Decline and Fall of the Roman Empire, S. 279, München 199
  9. Vgl. jedoch das „Dritte Rom“.
  10. Zit. nach „Kindlers Neues Literatur-Lexikon“, a. a. O.
  11. "Sokrates gehörte, seiner Herkunft nach, zum niedersten Volk: Sokrates war Pöbel. Man weiss, man sieht es selbst noch, wie häßlich er war […]. Die Anthropologen unter den Criminalisten sagen uns, dass der typische Verbrecher hässlich ist: monstrum in fronte, monstrum in animo. Aber der Verbrecher ist ein decadent." Friedrich Nietzsche in Götzen-Dämmerung; in Friedrich Nietzsche: Der Fall Wagner, Götzen-Dämmerung, Der Antichrist, Ecce homo, Kritische Studienausgabe, Bd. 6, Hrsg.: Giorgio Colli und Mazzino Montinari, dtv, S. 68 u. 69
  12. „Wo in irgendeiner Form der Wille zur Macht niedergeht, giebt es jedes Mal auch einen physiologischen Rückgang, eine decadence. Die Gottheit der décadence, beschnitten an ihren männlichsten Tugenden und Trieben, wird nunmehr nothwendig zum Gott der physiologisch-Zurückgegangenen, der Schwachen.“; Friedrich Nietzsche in Der Antichrist; in Friedrich Nietzsche a. a. O. S. 183
  13. Friedrich Nietzsche: Ecce homo, Der Fall Wagner. Ein Musikanten-Problem, KSA 6, S. 357
  14. Friedrich Nietzsche: Ecce homo, Der Fall Wagner. Ein Musikanten-Problem, a. a. O., S. 21
  15. Friedrich Nietzsche: Ecce homo, Der Fall Wagner. Ein Musikanten-Problem, a .a. O., S. 21, 22
  16. Hans Schulz, Otto Basler, Gerhard Strauss: Deutsches Fremdwörterbuch, Institut für Deutsche Sprache, de Gruyter, Der Begriff der Dekadenz, S. 138
  17. Metzler, Lexikon Literatur, Décadence, S. 143, Weimar, 2007
  18. Walther Killy: Literaturlexikon, Artikel Thomas Mann, Bd. 7, S. 449
  19. Thomas Mann: Betrachtungen eines Unpolitischen, S. 201, Frankfurter Ausgabe, S.Fischer, Hg. Peter de Mendelssohn
  20. Massimo Ferrari Zumbini: Untergänge und Morgenröten - Nietzsche, Spengler, Antisemitismus, Königshausen & Neumann , 1999, Kapitel V: Macht und Dekadenz: Der "Streit um Spengler" und die Frage nach den Quellen des Untergangs des Abendlandes, S. 151 ff.
  21. Anm.: Spengler sah sich und sein Werk nicht als pessimistisch, sondern dem Idealismus entgegengesetzten Realismus (z. B. im Vorwort von 1922 aus Untergang des Abendlandes, Untergang des Abendlandes S. 63, oder in seiner Schrift Pessimismus? von 1921).
  22. Rainer Thurnher, Wolfgang Röd, Heinrich Schidinger: Geschichte der Philosophie, Band XIII, Die Philosophie des ausgehenden 19. und 20. Jahrhunderts, Nr. 3, Lebensphilosophie und Existenzphilosophie, Beck, S. 149 ff.
  23. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte, 10. Aufl., dtv, München 1991, S. 35 und Vorwort Spenglers zur Auflage von 1922
  24. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 4 ff. und 149
  25. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 140 ff., 596
  26. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 226 ff.
  27. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, ab S. 70
  28. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 840-880
  29. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 599 ff.
  30. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, 300 ff.
  31. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 51 ff. + 432 ff.
  32. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 450 ff. u. 677 ff.
  33. Arnold Gehlen: Moral und Hypermoral. Eine pluralistische Ethik, Athenäum Verlag, 1969.
  34. Anm.: Humanitarismus ist hier nach Scheler die Erweiterung des früher primär auf die ideale geistige Substanz des Menschen und dessen Beziehung zu Gott bzw. das Göttliche im Menschen bezogenen Begriffs der Liebe zu einer allumfassende Menschenliebe, welche sich bloß auf den Menschen an sich beziehe, damit gegen die Gottesliebe protestiere, und ihn letztendlich von Gott loslöse (siehe Max Scheler: Das Ressentiment im Aufbau der Moralen, Klostermann, 2004, S. 61 ff.).
  35. Arnold Gehlen: Moral und Hypermoral Eine pluralistische Ethik, Athenäum Verlag, 1969. S. 80
  36. Arnold Gehlen: Moral und Hypermoral Eine pluralistische Ethik, Athenäum Verlag, 1969. S. 82
  37. Historisches Wörterbuch der Philosophie, „Hypermoral“, Bd. 3, S. 1238
  38. Ein indirektes Zitat von Ortega y Gasset: Der Geist allgemeiner Hanswursterei weht durch Europa.
  39. Der Mensch im Lichte der modernen Anthropologie, in: ders: Philosophische Anthropologie und Handlungslehre, Gesamtausgabe Bd.4, hgg. von Karl-Siegbert Rehberg, S. 133. Für den Freyer-Schüler Gehlen bedeutet „natürlich“ einen Rückbezug auf Rousseau, und damit darauf, dass Rousseauisten wie Robespierre die Guillotine bedenkenlos gebrauchen würden (alles wird möglich).
  40. Historisches Wörterbuch der Philosophie. Kunst/Kunstwerk, Bd. 4, S. 1407
  41. Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Soziologie der Musik S. 962–963, Bärenreiter, 1986
  42. Historisches Wörterbuch der Philosophie. Kunst/Kunstwerk, Bd. 4, S. 1408
  43. NZZ online: Kunst der Freiheit oder Phänomen spätbürgerlicher Dekadenz.
  44. Neue Musikzeitung „Ohne Komponieren kann ich doch nicht leben“
  45. Walther Killy, Literaturlexikon DDR-Literatur, Bd. 13, S. 164
  46. dem Lukács aus biographisch-persönlichen Gründen nahestand, obwohl dieser ihn in der Figur des hässlichen Naphta karikiert hatte
  47. Theodor W. Adorno: Noten zur Literatur, Erpreßte Versöhnung, S. 255. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1974.
  48. Historisches Wörterbuch der Philosophie, „Versöhnung“, Bd. 11, S. 902
  49. Theodor W. Adorno: Die musikalischen Monographien Versuch über Wagner, Gesammelte Schriften, Band 13, S. 42
  50. Die musikalischen Monographien Versuch über Wagner, Gesammelte Schriften, Band 13, S. 507
  51. Zitiert nach Hans Schulz/Otto Basler/Gerhard Strauss: Deutsches Fremdwörterbuch, Institut für Deutsche Sprache, de Gruyter, Berlin/New York (Der Begriff der Dekadenz, S. 140)
  52. Wolfgang Durner: Antiparlamentarismus in Deutschland, Königshausen & Neumann, 1997, S. 115
  53. Beispielhaft etwa in Die Schriften von Erich Kästner – verboten und verbrannt (Memento vom 5. August 2009 im Internet Archive)
  54. so etwa Karsten Fischer in Dekadenz als Exportschlager Semantiken und Strategien im Kampf der Kulturkritiken
  55. Islamismus in der Bundesrepublik Deutschland Ursachen, Organisationen, Gefahrenpotenzial
  56. Rechtsextreme Argumentationsmuster
  57. Verfassungsfeindliche Zielsetzungen
  58. So die MLPD (MLPD), die KAZ
  59. Dazu der Artikel Die letzte Rebellion in der taz
  60. 60,0 60,1 Ulrike Ackermann: Verteidigung des dekadenten Europa (PDF; 141 kB)
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