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Deborah Lipstadt

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Deborah Lipstadt 2015, Ansprache bei einer Shoa-Gedenkveranstaltung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK)

Deborah Esther Lipstadt (geboren am 18. März 1947 in Manhattan, New York) ist eine US-amerikanische Historikerin und Holocaust-Forscherin.

Leben

Deborah Lipstadt wuchs in einer jüdischen Familie auf, die ihr unter anderem ein „starkes Bewusstsein dafür mitgegeben habe, dass man zu Ungerechtigkeiten nicht schweigen könne“.[1] Nach Studium in New York und Lehraufträgen an Universitäten in Los Angeles und Seattle hat Lipstadt seit 2014 den Lehrstuhl als Dorot Professor of Modern Jewish History and Holocaust Studies (Dorot Professorin für Moderne Jüdische Geschichte und Holocaust Studien) an der Emory University in Atlanta übernommen.

Im nordamerikanischen Wissenschaftsbetrieb wurde die Forscherin zunächst durch ihre Untersuchungen darüber bekannt, wie die amerikanischen Medien im Zweiten Weltkrieg das Wissen von der Vernichtung des europäischen Judentums ignorierten (Beyond Belief, 1986).

Eine für wissenschaftliche Publikationen ungewöhnlich große, internationale Aufmerksamkeit erreichte sie mit ihrer Darstellung der Geschichte der Holocaustleugnung (Denying the Holocaust, 1993; deutsch: Betrifft: Leugnen des Holocaust, 1994), einer kommentierten Zusammenstellung der Lügen und Halbwahrheiten international bekannter Holocaustleugner, verbunden mit einer sorgfältigen und sachlich fundierten Analyse und Widerlegung der Argumentationen, mit der erstmals die Holocaustleugnung als internationales Phänomen Thema einer umfassenden wissenschaftlichen Monographie wurde.

Der Prozess Irving gegen Lipstadt

Wegen der ihn betreffenden eindeutigen Aussagen dieser Veröffentlichung verlangte der prominente britische Holocaustleugner David Irving im November 1995, dass der britische Verlag Lipstadts, Penguin Books, die Veröffentlichung zurückziehen solle. Als der Verlag dieser Aufforderung nicht nachkam, verklagte Irving Lipstadt und den Verlag im September 1996 vor einem Londoner Gericht wegen Beleidigung, übler Nachrede und Geschäftsschädigung.[2] Nach britischem Recht muss in einem solchen Verfahren nicht der Kläger die Richtigkeit seiner Anschuldigungen beweisen, sondern der Beklagte. Der Verlag und Lipstadt mussten also nachweisen,[3] dass die Wissenschaftlerin Irving zu Recht als Bewunderer Hitlers, Geschichtsklitterer und gefährliches Sprachrohr der Holocaustleugner bezeichnet hatte.[4] Mit dem Urteilsspruch am 11. April 2000 wies das Gericht Irvings Klage ab und gab Lipstadt und ihrem Verlag in allen wesentlichen Punkten Recht.[5][6]

Der Prozess wurde 2016 zum Thema einer international erfolgreichen amerikanisch-britischen Kinoproduktion mit dem Titel Verleugnung (englischer Titel: Denial). Rachel Weisz spielt Deborah Lipstadt, Timothy Spall übernahm die Rolle von David Irving.

Antisemitismus-Beauftragte

Deborah Lipstadt wurde am 30. Juli 2021 durch den US-Präsidenten Joe Biden zur Antisemitismusbeauftragten des US-Außenministeriums bestellt. Nach Angaben des Weißen Hauses soll Lipstadt als spezielle Gesandte im Range einer Botschafterin Antisemitismus „beobachten und bekämpfen“.[7]

Schriften (Auswahl)

  • The Zionist Career of Louis Lipsky. 1900-1921. New York 1982, ISBN 9780405140860 (Dissertationsschrift 1976)
  • Beyond Belief. The American Press and the Coming of the Holocaust, 1933-1945. New York 1986, ISBN 9780029191613 (weitere Auflagen)
  • Denying the Holocaust. The Growing Assault on Truth and Memory. New York 1993, ISBN 9780029192351 (weitere Auflagen). In deutscher Sprache als:
  • History on Trial. My Day In Court With David Irving. New York 2005, ISBN 9780060593766
  • The Eichmann Trial. Schocken, New York 2011, ISBN 978-0-8052-4260-7.
  • Antisemitism here and now. New York : Schocken, 2019
    • Der neue Antisemitismus. Aus dem Englischen von Stephan Pauli. Berlin Verlag, München 2018, ISBN 978-3-8270-1340-8
      • auch unter dem Titel: Antisemitismus heute. Wie Hass und Vorurteile global erstarken. Taschenbuchausgabe, seitenidentisch, 2019 ISBN 9783492316224

Ehrungen

Literatur

  • Richard J. Evans: Der Geschichtsfälscher. Holocaust und historische Wahrheit im David-Irving-Prozess. Campus Verlag, Frankfurt/Main 2001, ISBN 3-593-36770-X.
  • Peter Longerich: Auschwitz-Leugnen. Das Verfahren Irving gegen Lipstadt vor dem Londoner High Court. In: Klaus-Dietmar Henke (Hrsg.): Auschwitz. Sechs Essays zu Geschehen und Vergegenwärtigung. Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der Technischen Universität Dresden, Berichte und Studien 32, Dresden 2001, S. 53–64 (PDF bei tu-dresden.de).
  • Eva Menasse: Der Holocaust vor Gericht. Der Prozess um David Irving. Siedler, Berlin 2000, ISBN 978-3-88680-713-0.

Weblinks

 Commons: Deborah Lipstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Urs Bühler: Die Ohnmacht und die Macht des Schweigens. Interview, in: NZZ, 22. April 2017, S. 25
  2. Evans: Der Geschichtsfälscher, Frankfurt/Main 2001, S. 20.
  3. Evans: Der Geschichtsfälscher, Frankfurt/Main 2001, S. 47ff.
  4. Lipstadt: Betrifft: Leugnen des Holocaust, Zürich 1994, S. 196f bzw. S. 220.
  5. Evans: Der Geschichtsfälscher, Frankfurt/Main 2001, S. 289ff. Der Verlag stellte anschließend Irving die Prozesskosten in Höhe von 2 Mio. Pfund in Rechnung, die dieser aber nicht bezahlen konnte. Evans, S. 293 ff, vgl. auch Vicram Dodd: Failed libel action costs Irving his home, The Guardian, 22. Mai 2002, abgerufen 14. Oktober 2014.
  6. Eine umfassende Aufarbeitung des Prozesses einschließlich Materialien der Verteidigung und der vollständigen Urteilsbegründung ist auf der Website Holocaust Denial on Trial zugänglich (TAM Institute for Jewish Studies at Emory University).
  7. Botschafterin gegen den Hass, Jüdische Allgemeine, 15. August 2021. Abgerufen am 15. August 2021.
  8. Oldenburg ehrt amerikanische Holocaust-Forscherin. Süddeutsche Zeitung, 9. März 2018, abgerufen am 26. August 2020.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Deborah Lipstadt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.