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Damensitz

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Dieser Artikel beschreibt einen Reitsattel für Damen. Zu den ebenfalls als Damensattel bezeichneten Fahrradsattel für Frauen siehe Fahrradsattel.

Im Damensitz sitzt die Reiterin im Seitsitz auf dem Pferd. Beide Beine sind auf einer Pferdeseite, normalerweise links. Parallel zum Damensitz wurde immer auch der zugehörige Damensattel, ein Reitsattel für Pferde, entwickelt. Der Damensattel wird auf die Sattellage, den Bereich hinter dem Widerrist aufgelegt und mit dem Sattelgurt befestigt.

Geschichte

Bereits im Altertum sind Menschen im Seitsitz geritten. So gibt es beispielsweise Darstellungen der keltischen Göttin Epona im Seitsitz. Da es keinen geeigneten Seitsitz-Sattel gab, konnte jedoch nur im Schritt geritten werden. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts saßen Frauen und Männer demzufolge auf gleiche Weise zu Pferd. Frauen trugen zum Reiten Hosen, wenn auch in Europa im Allgemeinen unter dem Rock.

Der seitliche Sitz kam bei adligen Frauen erst im 14. Jahrhundert auf, als sie sich mit der Entwicklung eines für den Seitsitz geeigneten Sattels befassten. Schon Anna von Böhmen benutzte im 13. Jahrhundert einen Seitsattel und schuf damit eine Vorstufe für den Sambue.

Sambue

Der Sambue wurde im 14. Jahrhundert gebräuchlich und war ein mit Stroh gepolstertes Reitkissen mit Lehne und Fußstütze. Auf dem Sambue saß man nicht nur sehr unsicher, sondern auch noch quer zum Pferd. Es war keine Einwirkung auf das Pferd möglich und schwungvolle Gangarten mit Schwebephase konnten nicht gesessen werden. Aus diesem Grund wurden Zelter mit weichen und bequem zu sitzenden Gängen bevorzugt und waren entsprechend wertvoll. Der Sambue war daher hauptsächlich beim Adel verbreitet. Bei schnellen Ritten durch unwegsames Gelände saßen Frauen nach wie vor rittlings auf dem Pferd.

Der Sambue war verbesserungsbedürftig. Anna von England (1366–1394) stellte nur einen Fuß auf die links angebrachte Fußstütze, um sicherer zu sitzen.[1]

Der Reitausflug, 1864
Drei-Horn-Sattel

Gabelsattel

Katharina von Medici wird der Schrägsitz zugeschrieben. Sie schlug ihr rechtes Bein über den Sattelknauf und verwendete für den linken Fuss einen Steigbügel, statt der Fusstütze. Dadurch konnte sie sicherer sitzen als auf dem Sambue und dennoch einen langen Rock tragen. Im Schrägsitz hat die Reiterin ihre Schultern fast parallel zu den Pferdeschultern und kann auf das Pferd einwirken. Um 1580 wurde am französischen Königshof der Knauf durch eine Gabel mit zwei Hörnern ersetzt, so dass der rechte Oberschenkel zwischen den beiden Hörnern zu liegen kam und einen stabileren Sitz erlaubte.

Im Gabelsattel war es möglich, Jagden zu reiten und kleine Hindernisse zu überspringen. Der rechtssitzige Damensattel kommt aus der Falknerei, weil man den Falken während der Jagd auf der linken Hand führte. So waren es die Jagdreiterinnen, die über die Jahrhunderte zur Weiterentwicklung des Damensattels beitrugen.

Es war nicht einfach, im Gabelsattel korrekt zu sitzen. Um den Zug der Beine auf der linken Seite auszugleichen, neigte man dazu, zu weit nach rechts zu sitzen, so dass der Schwerpunkt nicht mehr in der Mitte lag. Die Gabel bot zu wenig Halt und die Hilfengebung war erschwert. Dennoch war der Gabelsattel vor allem beim englischen Adel weit verbreitet. Auf dem Kontinent gab es viele adlige Frauen, die weiterhin rittlings zu Pferd saßen, wie Diane de Poitiers (1499-1566, Mätresse von Heinrich II. von Frankreich ), Marie Antoinette (1755-1793) und Katharina die Grosse (1729-1796).[2]

Drei-Horn-Sattel

Das dritte Horn, das „leaping head“, wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts erfunden und machte den Damensattel viel sicherer. Es ist nach unten abgewinkelt, legt sich über den linken Oberschenkel und sorgt für einen festen Sitz in allen Situationen. Im Drei-Horn-Sattel konnte man höhere Hindernisse springen.

Der Drei-Horn-Sattel begann sich ab 1830 auf dem Kontinent auszubreiten. Jedoch verdrängte er den normalen Sattel nicht sofort. Besonders in Frankreich, Spanien und Deutschland saßen die Frauen vor allem bei Jagden weiterhin rittlings, auf „deutsche Art“, zu Pferd.[3] Diese Entwicklung führte dazu, dass spezielle Reitkostüme benötigt wurden, wobei die häufigste Lösung ein langer geteilter Rock war, der zu- und aufgeknöpft werden konnte. Der Damensitz und die ungeeignete Kleidung führten zu Unfällen, so dass ein "Sicherheitsreitrock" entwickelt wurde, der bei einem Sturz nicht am Sattel hängen blieb.

Moderner Damensattel

Sattelgurt anziehen, beide Hörner sichtbar

Das Horn auf der rechten Seite des Sattels war überflüssig geworden und verschwand in der Folgezeit ab etwa 1870. Der moderne Damensattel hat daher nur noch zwei Hörner. Ab etwa 1890 wurde die Polsterung flacher und funktioneller und der Sattel leichter. Der Balancierriemen, der die Sattellage verbesserte, wurde hinzugefügt. Dank dieser Verbesserungen setzte sich der Damensattel im 19. Jahrhundert auch auf dem Kontinent durch und war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dominierend.

Trotz der positiven Entwicklung ist der Damensattel dem normalen Sattel unterlegen: Das rechte Bein und die Kreuzeinwirkung durch Gegensitzen fehlten zur Hilfengebung, obendrein ist der Sattel bei Stürzen gefährlich, da die Reiterin oft nicht vom Sattel loskommt. Infolgedessen saßen ab 1900 Frauen dann wieder vermehrt rittlings zu Pferd, was zu öffentlichen Diskussionen führte. Zu den Befürworterinnen des Herrensitzes gehörte Anita Augspurg. Es gab jedoch auch Gegenstimmen, beispielsweise stand in der Zeitschrift Die Woche 1912: "So berechtigt die Warnung vor dem Seitensitz ist, der im Fall eines Sturzes größere Gefahr birgt, indem der Fuß leicht in der Gabel und im Bügel hängenbleibt, zieht man doch diesen Sitz immer wieder dem Herrensitz vor. Die Linie im Seitensitz ist eine bei weitem elegantere (...). Zu dieser Zeit kam auch die Jodhpurhose auf. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Damensattel verdrängt und in Deutschland 1928 für schwere Springen verboten.

Hannoveraner mit Damensattel, 2011

Zum Reiten im Damensattel trägt die Reiterin eine gewöhnliche Reithose mit Reitstiefeln und darüber eine Schürze oder Reitrock. Für Shows sind auch phantasievolle Reitkleider mit weiten Röcken beliebt.

Heutige Verwendung

Heute gibt es die Damensattel-Dressurkür, bei der in stilechten Kostümen gerne auch die beliebten Barockpferderassen vorgestellt werden. Damensattel-Dressuren sind jedoch auch sportliche Höhepunkte.

Damensitz und Diskriminierung

Englische Karikatur einer rittlings zu Pferd sitzenden Frau, ca. 1800–1810

Im 19. Jahrhundert wurde im angelsächsischen Raum, vorgeblich der Sittlichkeit wegen, von Frauen erwartet, im Damensitz zu reiten. Frauen, die sich nicht daran hielten, wurden häufig diskriminiert. Zu Beginn des 20. Jahrhundert wurden jemenitische Juden diskriminiert, indem ihnen vorgeschrieben wurde, im Damensitz zu reiten.[4]

Literatur

  • Michaela Otte: Geschichte des Reitens von der Antike bis zur Neuzeit, FN Verlag 1994

Weblinks

 Commons: Damensattel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Strickland, Agnes. Berengaria of Navarre. Anne of Bohemia Lea & Blanchard, 1841, p. 309
  2. Fraser, Antonia. The Warrior Queens Anchor: Reprint edition, 1990 ISBN 978-0-679-72816-0
  3. Max Jähns, Roß und Reiter in Leben, Sprache, Glauben und Geschichte der Deutschen., Band 1, F. W. Grunow, Leipzig 1872.
  4. Aviva Klein-Franke Die Juden im Jemen, S. 259
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Damensitz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.