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Daf Jomi

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Babylonischer Talmud, Tag für Tag, Seite für Seite
Raw Meir Schapira
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Daf Jomi (hebr. "Blatt/Seite des Tages", "tägliche Seite"; auch Daf Hajomi, Daf Yomi o. ä.) ist ein Programm zur Lektüre bzw. zum Studium der mündlichen Tora und ihrer Kommentare, währenddessen an insgesamt 2711 Tagen alle 2711 Seiten (Blätter) des babylonischen Talmuds in fortlaufender Folge gelernt werden.[1]

Charakteristik, Entstehung, Entwicklung

Ein "Daf" oder Blatt umfasst Vorder- und Rückseite einer Seite des Talmuds = "a" bzw. "b"; die Zählung innerhalb der Traktate beginnt jeweils mit "2", da das erste Blatt das Titelblatt ist.[2]

Auf diese Weise wird das Lernen des Talmuds – eine Seite pro Tag – in einem Zyklus ("Machsor") von etwa siebeneinhalb Jahren Dauer vollendet. In dieser Zeit hat man den gesamten Talmud (vgl. Anmerkung 1) durchgearbeitet.

Mehrere Zehntausend Juden weltweit studieren den Talmud gemäss dem Daf Jomi-Programm, alle dieselbe Seite am selben Tag an den verschiedensten Orten überall auf der Welt.

Die Feierlichkeiten zum Abschluss des mehrjährigen Lese-Zyklus werden Sijum HaSchass genannt.

Die Idee, dass Juden in allen Teilen der Welt am selben Tag denselben "Daf" studieren, geht zurück auf den polnischen Rabbiner Meir Schapira, der seinen entsprechenden Vorschlag am ersten Weltkongress der Welt-Aguda in Wien am 16. August 1923 formulierte. Zu dieser Zeit wurden gewöhnlich einige Talmudtraktate, die für die praktische Halacha von Bedeutung sind, studiert, während andere Traktate beinahe in Vergessenheit geraten waren. Meir Schapira betrachtete das Programm auch als einen Beitrag zur spirituellen Vereinigung des jüdischen Volkes. Obwohl ursprünglich vor allem für die religiös lebende jüdische Jugend in Polen gedacht, wurde die Idee von den beinahe 600 Delegierten begeistert aufgenommen, darunter Tora-Führungspersönlichkeiten aus Europa (z. B. der Chofez Chajim) und Amerika, die daraus eine weltweite Idee und Verpflichtung formten.

Der erste Lesezyklus begann am ersten Tag Rosch Haschana 5684 (11. September 1923) mit Zehntausenden Juden in Europa, Amerika und Erez Israel mit dem ersten Daf des Traktats Berakhot. Zur Demonstration der Unterstützung der Idee lernte z. B. der Gerrer Rebbe Avraham Mordechai Alter den allerersten Daf vor den Augen der Öffentlichkeit. Schnell wurden Kalender mit den kompletten Lesedaten des gesamten Zyklus veröffentlicht, die das weitere Lernen und die Freude daran weltweit anspornten.

Der erste Sijum HaSchass fand statt am 2. Februar 1931 (15. Schwat 5691) in mehreren Städten in Europa und in Jerusalem. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten – bis auf den heutigen Tag – erfreute und erfreut sich das Daf Jomi-Programm wie auch die Sijum HaSchass-Feierlichkeiten einer wachsenden Zustimmung und Teilnahme.

Am 10. Sijum HaSchass (1997) feierten in den USA 70 000 Teilnehmer, am 11. (2005) 120 000 Teilnehmer in den USA und 300 000 Teilnehmer weltweit. Der 12. Sijum HaSchass in den USA wurde am 1. August 2012 im MetLife Stadion in East Rutherford, New Jersey abgehalten. Es wurde eine Kapazität von 90 000 Plätzen vorgehalten, die restlos ausverkauft waren.

Heute existieren viele Organisationen, die ein Daf Jomi-Studium auf die unterschiedlichste Weise ermöglichen und fördern, z. B. werden Lektionen zum täglichen Daf per E-Mail oder allgemein zugänglich über das Internet distribuiert und bereitgehalten.

Das Daf Jomi-Programm brachte auch andere "Jomi"-Programme (Programme des täglich portionierten Lesens) hervor, z. B. Programme, bei denen die Mischna oder andere Kerntexte des Judentums gelernt werden.

Ausgewählte Ausgaben

Der Artscroll-Verlag bietet die 2.711 Seiten in 73 Bänden und mehreren Formaten an. In der englisch-aramäischen »Schottenstein-Edition« entsprechen die acht Seiten der Übersetzung etwa einem Blatt, zahllose Fussnoten vertiefen einzelne Themen, liefern Quellennachweise und Verweise auf die klassischen Kommentare. Im Zentrum steht aber der vokalisierte Originaltext, der Satz für Satz übersetzt und erklärt wird. Das klassische Blatt der Ausgabe von Wilna ist den meisten Ausgaben jeweils der Übersetzung gegenübergestellt.

Der Jerusalemer Verlag Koren Publishers beginnt mit dem neuen Daf-Jomi-Zyklus (ab August 2012) eine englisch-aramäische Ausgabe des Steinsaltz-Talmud in 41 Bänden. Diese basiert wiederum auf einer hebräisch-aramäischen Ausgabe mit einer hebräischen Übersetzung des Textes von Rabbiner Adin Steinsaltz. Sie ist als Studienhilfe bereits weit verbreitet und wartet mit einem intelligenten Kommentar und Erklärungen auf – sei es zu Personen des Talmud, behandelten Themen oder des Umfelds, in dem der Text entstand.

Diese Ausgabe enthält auch Bilder und Illustrationen von Tieren, Pflanzen oder Gegenständen, von denen im Text die Rede ist. Die englische Übersetzung steht jeweils neben einem hebräischen oder aramäischen Absatz, ist jedoch viel länger, weil sie mit erklärenden Einschüben versehen ist. Am Blattrand und am Seitenende sind die Kommentare und Bilder untergebracht.

Ungewöhnlich: Man öffnet »lateinisch« von links nach rechts. Wenn man »hebräisch« öffnet, enthält die Ausgabe die klassischen Blätter der Wilnaer Ausgabe. Allerdings vollständig vokalisiert. Beide Teile verweisen durch Zahlen aufeinander.

Anmerkungen, Einzelnachweise

  1. Die Mischna derjenigen Traktate, die keine babylonische Gemara haben (vgl. Grafik „Gliederung des Talmud“), wird allerdings nicht gelernt. Es handelt sich um folgende 24 Traktate: Pea, Demaj, Kilajim, Schebiith, Terumoth, Maasroth, Maaser scheni, Challa, Orla, Bikkurim, Androgynos, Edijoth, Aboth, Kelim, Achiluth, Negaim, Para, Taharuth, Miqvaoth, Machschirim, Zabim, Tebul Jom, Jadajim, Uqcin. D. h. die 2.711 Seiten enthalten nicht alle Mischna-Traktate. In modernen Talmud-Ausgaben sind zwar die Mischnajot enthalten, sind aber nicht Teil der Dapim, der Seitenzählung. Auch werden spätere Traktate nicht gelernt wie Soferim, Derekh Erez, Tefillin usw., obwohl sie im Talmud enthalten sind.
  2. Darüber, dass die Zählung immer mit "2" beginnt, haben sich offensichtlich schon viele Menschen gewundert, und Martin Buber erzählt davon folgende Geschichte: "Man fragte Rabbi Levi Jizhak: 'Weshalb fehlt in fast allen Traktaten des babylonischen Talmuds das erste Blatt und jeder fängt mit dem zweiten an?' Er antwortete: 'Wie viel ein Mensch auch gelernt hat, er soll sich vor Augen halten, dass er noch nicht ans erste Blatt gelangt ist.' "

Weblinks (Auswahl)

Andere Wikis

Hinweis

Die Informationen zu den Daf-Jomi-Ausgaben entstammen einem Artikel in der Jüdischen Allgemeinen vom 16. August 2012 (Autor: Chajm Guski).

Dieser Artikel / Artikelstub / diese Liste wurde in Jewiki verfasst und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. Hauptautor des Artikels (siehe Autorenliste) war Michael Kühntopf. Weitere Artikel, an denen dieser Autor / diese Autorin maßgeblich beteiligt war: 2.655 Artikel (davon 1.531 in Jewiki angelegt und 1.124 aus Wikipedia übernommen). Bitte beachten Sie die Hinweise auf der Seite Jewiki:Statistik.