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DP-Lager Fritzlar

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Das DP-Lager Fritzlar in der nordhessischen Kleinstadt Fritzlar bestand von 1946 bis 1949. Es war anfangs mit ehemaligen Zwangsarbeitern, dann mit jüdischen KZ-Überlebenden und Heimatlosen belegt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Watterkaserne, ebenso wie ein Teil des ehemaligen Fliegerhorsts Fritzlar,[1] von der UNRRA als DP-Lager für sogenannte Displaced Persons (DPs) benutzt. (Ab 1947 übernahm die Nachfolgeorganisation der UNRRA, die IRO die Verwaltung der DP-Lager.) Wann das Lager eröffnet wurde, ist nicht mit Bestimmtheit bekannt, aber es war wahrscheinlich im Frühjahr 1946. Am 2. April 1946, dem ersten Datum, für das Statistiken vorliegen, befanden sich 1439 DPs in der alten Kaserne, nahezu alles ehemalige Zwangsarbeiter. Darunter waren zunächst noch keine Juden. Wenige Tage später war die Zahl der Insassen vorübergehend auf 1979 angeschwollen, sank dann aber bis zum 15. April wieder auf 1481.

In der Zeit von Juli 1946 bis Februar 1947 fand eine Art von Bevölkerungsaustausch statt. Die ersten jüdischen Lagerbewohner sind erst am 1. Juni 1946 dokumentiert, aber am 8. Februar 1947 waren es 1050 der insgesamt 1069 Insassen. Bis zu seiner Schließung war das Lager dann nahezu ausnahmslos mit jüdischen DPs belegt, die auf ihre Ausreise aus Deutschland warteten. Die Gesamtzahl der Personen im Lager belief sich von März 1947 bis März 1948, mit der Zeit nur geringfügig abnehmend, zwischen 995 und 918. Erst im April 1948 fiel sie unter 900 und Ende November 1948 lag sie noch immer bei 825.[2] Dann aber leerte sich das Lager allmählich, und 1949 wurde es geschlossen. Zum Datum der Schließung gibt es unterschiedliche Angaben: Februar 1949[3] bzw. 4. August 1949.[4] Die IRO hatte bereits um die Jahresmitte 1948 die Schließung des Lagers erwogen, da insbesondere die sanitären Bedingungen sehr schlecht waren.[5]

Ungeachtet der schlechten Lebensbedingungen gab es im Lager, als seine Bewohner in wachsender Zahl jüdischer Herkunft waren, ein reges kulturelles Leben. Die Lagergemeinde unterhielt unter anderem eine Grundschule, eine Tarbut-Schule[6] und eine Talmud Torah.[7] Auch gab es eine anfangs vom Lagerkomitee eingerichtete, ab Juli 1947 von der World ORT betriebene Berufsschule, untergebracht in einem ehemaligen Stallgebäude, an der Radiotechnik, Automechanik, Schließtechnik und Kleiderschneiderei unterrichtet wurden.[8]

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Das DP-Lager auf dem Fliegerhorst bestand bis mindestens April 1946 und war zu diesem Zeitpunkt mit rund 150 Personen belegt. (Paulgerhard Lohmann: Jüdische Mitbürger in Fritzlar 1933-1949. BoD, Norderstedt, 2006, ISBN 3-8334-4417-7, S. 98)
  2. Paulgerhard Lohmann: Jüdische Mitbürger in Fritzlar 1933-1949. BoD, Norderstedt, 2006, ISBN 3-8334-4417-7, S. 101
  3. Four Jewish Dp Camps in U.S. Zone of Germany to Close During March, J.D.C. Reports
  4. Paulgerhard Lohmann: Jüdische Mitbürger in Fritzlar 1933-1949. BoD, Norderstedt, 2006, ISBN 3-8334-4417-7, S. 98
  5. http://dpcamps.ort.org/camps/germany/us-zone/us-zone-ii/fritzlar/
  6. Tarbut Schulen (Tarbut = hebräisch für Kultur) waren säkuläre zionistische Schulen, mit Hebräisch als Unterrichtssprache, die ab 1919 vor allen in Polen, Litauen und Rumänien eingerichtet worden waren. (http://www.yivoencyclopedia.org/article.aspx/Tarbut)
  7. Eine religiös ausgerichtete jüdische Grundschule fur Jungen.
  8. ORT school inspector's report- Fritzlar

Literatur

  • Paulgerhard Lohmann: Jüdische Mitbürger in Fritzlar 1933–1949. BoD, Norderstedt, 2006, ISBN 3-8334-4417-7, S. 101
51.13459.275
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