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D. Peretz

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D. Peretz war ein im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in Hannover gegründetes Bankhaus[1] und später eine „arisiertePrivatbank.[2]

Geschichte

Das Bankgeschäft D. Peretz wurde kurz vor dem Beginn der Industrialisierung im Königreich Hannover im Jahr 1827[3] oder 1833[1] durch David Peretz gegründet, einen Nachkommen der Bela, Tochter des 1766 gestorbenen Kammeragenten David Michael David.[4] Peretz war Anfang März 1864 zum siebten Mal in Folge zum Zweiten Vorsteher der jüdischen Gemeinde von Hannover gewählt worden.[5] Anfang 1868 war Peretz laut dem Handelsregister beim Königlichen Amtsgericht noch Mitgesellschafter der als Offene Handelsgesellschaft betriebenen Firma D. Peretz. Nach seinem Tod am 1. März 1868 trat der bisherige Prokurist Emil Arnstädt in das Unternehmen ein.[6]

Anfang des 20. Jahrhunderts war das Bankhaus D. Peretz Zahlstelle für die Kuxe der am 12. Juli 1905 gegründeten Gewerkschaft Ottoshall bei Saarbrücken.[7]

1924 verkaufte der letzte Inhaber aus der Familie Peretz das Bankhaus an den bisherigen Angestellten der Bank Josef Louis Ries, der das Haus dann als selbständiger Inhaber mit durchschnittlich 10 Angestellten weiterführte.

Zur Zeit des Nationalsozialismus musste Ries im Zuge der „Arisierungen“ sein Bankgeschäft ab Juli 1937[2] oder auf Anordnung der NS-Behörden zum 1. Juli 1938 aufgeben und wurde später gemeinsam mit anderen Familienangehörigen erst nach Theresienstadt deportiert, später in das KZ Auschwitz verschleppt und laut Festsetzung des Amtsgerichts Hannover für den 8. Mai 1945 für tot erklärt.[8] Unterdessen wickelte die Lister Bank Lücke & Co. KG seit Juli 1937 das Bankhaus D. Peretz ab und verlegte schließlich ihren eigenen Firmensitz in die ehemaligen Geschäftsräume von D. Peretz,[2] laut dem Adressbuch der Stadt Hannover 1937 seinerzeit am Rustplatz 17, während der Inhaber Josef Ries privat noch in der Tiedtgestraße 12 wohnte.[9]

„Haus Georgseck“, 1955 für das Bankhaus Lücke & Lemmermann errichtet, später von der BHF-Bank genutzt
Grabmal des Bankiers Friedrich Lücke auf dem Neuen St.-Nikolai-Friedhof in der Nordstadt von Hannover

Der Bankier Friedrich Lücke[10] handelte noch 1943 unter seinem neuen Firmensitz am Rustplatz 17 als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Seelhorst Grundstücks-Aktiengesellschaft, die am 9. November 1922 gegründet und am 25. November 1922 eingetragenen worden war mit dem Ziel des Erwerbs und der Verwertung von Grundstücken und dem Betrieb eines Tattersalls.[11]

1955 konnte das nach Plänen der Architekten Karl-Heinz und Rainer Lorey neu gebaute Haus Georgseck am Georgsplatz durch das Bankhaus Lücke und Lemmermann in Besitz genommen werden. Das Gebäude wurde später von der BHF-Bank genutzt.[12]

Siehe auch

Archivalien

Archivalien von und über D. Peretz finden sich beispielsweise

  • als Akte Korrespondenz des D. Peretz, Hannover, betr. Reservefondsgelder für die Laufzeit von 1869 bis 1881 in der Abteilung Wirtschafts-, Kataster- und Bauverwaltung des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Abteilung Ostwestfalen-Lippe, Titel 3, Nummer 11, Bestellsignatur L 92 Q Titel 3 Nr. 11[13]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Julius Blanck (?): Ehrentafel und Gründungsfolge der Jubiläums-Firmen der Hannoverschen Banken und Bankiers, in Paul Siedentopf (Hauptschriftleiter): Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927 (DBdaF 1927), unter Mitwirkung von Karl Friedrich Leonhardt (Zusammenstellung des Bildmaterials), Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, Leipzig 1927, S. 150
  2. 2,0 2,1 2,2 Ingo Köhler: Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung ( = Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Bd. 14) ( = Anne-Frank-Shoah-Bibliothek), zugleich Dissertation 2003 an der Universität Bochum, 2. Auflage, München: C. H. Beck Verlag, 2008, ISBN 978-3-406-53200-9, S. 311f.; Vorschau über Google-Bücher
  3. Gustav Voltmer: Das Bankwesen in der Stadt Hannover, seine Entwicklung und Lage, Rechts- und staatswissenschaftliche Dissertation 1931 an der Georg-August-Universitat, Gottingen 1931, S. 34, 154, v. a. S. 159; Vorschau über Google-Bücher
  4. Heinrich Schnee: Die Hoffinanz und der moderne Staat: Geschichte und System der Hoffaktoren an deutschen Fürstenhöfen im Zeitalter des Absolutismus, Band 2: Die Institution des Hoffaktorentums in Hannover und Braunschweig, Sachsen und Anhalt, Mecklenburg, Hessen-Kassel und Hanau, Berlin: Duncker & Humblot, 1954, S. 75; Vorschau über Google-Bücher
  5. Leopold Löw (Hrsg., Red.): Ben Chananja. Monatsschrift für jüdische Theologie und für jüdisches Leben in Gemeinde, Synagoge und Schule, 7. Jahrgang, Nummer 10 vom 9. März 1864, Spalte 202; Digitalisat über Google-Bücher
  6. Beilage zum Königlich Preußischen Staats-Anzeiger, Jahrgang 1868, Nummer 80 vom 2. April 1868, S. 1409; Digitalisat über Google-Bücher
  7. Handbuch der Kali-bergwerke, Salinen und Tiefbohrunternehmungen, 1914, S. 629; Vorschau über Google-Bücher
  8. Ries, Josef Louis, in: Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold; Digitalisat auf der Seite gedenkbuch-detmold.de
  9. Adreßbuch der Stadt Hannover 1937, I. Einwohner und Firmen der Stadt Hannover geordnet nach Namen, S. 364; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek (GWLB) über die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  10. Adreßbuch der Stadt Hannover, Titel I: Einwohner und Firmen nach Namen geordnet, tatsächlicher Titel Einwohner und Firmen der Stadt Hannover geordnet nach Namen, S. 297; Digitalisat der GWLB über die DFG
  11. Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, Band 48, Teil 5, (1943), S. 5337
  12. Waldemar R. Röhrbein: 1955, in: Hannover Chronik, hier: S. 240; Vorschau über Google-Bücher
  13. Angaben auf der Seite archive.nrw.de
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