Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Désirée Clary

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Désirée Bernadotte (1807)
Désirée Bernadotte (1810)
Désirée Bernadotte (1810)

Bernardine Eugénie Désirée Clary (* 8. November 1777 in Marseille, Frankreich; † 17. Dezember 1860 in Stockholm), verheiratet 1798 Désirée Bernadotte, wurde 1818 unter dem Namen Desideria Königin von Schweden und Norwegen.

Vorfahren

Der Name Clary ist in unterschiedlichen Provinzen verbreitet. Viele Forscher haben bisher ohne Erfolg versucht, einen Ursprung nachzuweisen. Sie konnten bislang nicht eindeutig klären, von wem die Marseiller Familie Clary abstammte. Einige Forscher vermuteten den Ursprung in Dauphiné, andere in Albi. Unter dem Ancien Régime hatte die Familie Clary keinen Anspruch auf Adel erhoben. Während des Ersten Kaiserreiches waren Vermögen und verwandtschaftliche Beziehungen derart, dass die Familie ohne glänzende Ahnentafel auskam.[1]

Im Jahre 1940 glaubte ein Forscher, der in Nizza lebte, dass er die „Wiege“ der Clarys gefunden habe. In einem kleinen Dorf (Péone) in den Seealpen leben viele Menschen, die den Namen Clary tragen. Jedoch gestatten die Eintragungen in den katholischen Kirchenbüchern und andere Unterlagen keine einwandfreien Rückschlüsse auf die Verwandtschaft mit der Familie Clary aus Marseille.[2]

Die Zivilstandsakten der Stadt Marseille betrachten Jaques Clary als wirklichen Vorfahren. Er war der Sohn von Antoine und Marguerite Canolle. Am 24. November 1690 heiratete er Cathérine Barosse in der Kirche St. Martin zu Marseille. Ein gemeinsamer Sohn wurde auf den Namen Joseph (1693–1748) getauft. Dieser heiratete am 27. Februar 1724 Francoise-Agnès Amauricc. Aus dieser Verbindung entstammte François Clary, Désirées Vater (1725–1797). Ihre Mutter war Françoise-Rose Somis (1737–1815).[3]

Kindheit

Der Vater François Clary war am 24. Februar 1725 geboren worden. Er betrieb in Marseille ein Im- und Exportgeschäft von und nach Konstantinopel. Im Handel mit Kaffee und Kolonialprodukten erwarb er großen Reichtum.[4] François Clary war zweimal verheiratet. Seine erste Ehefrau war Gabrielle Flechon, die er am 13. April 1751 heiratete. Dieser Ehe entsprangen vier Kinder, François-Joseph, Marie-Jeanne, Marie-Thérèse-Catherine und Etienne-François. Gabrielle starb am 3. Mai 1758, vier Monate nach der Geburt des letzten Kindes. Im folgenden Jahr, am 26. Juni 1759, ging er eine zweite Verbindung mit Françoise-Rose Somis ein, die ihm im Laufe ihrer Ehe weitere neun Kinder schenkte und so die Familie um die Mitglieder Nicolas-Joseph, Joseph-Honoré, Rose, Lucie, Justinien, Honorine, Julie, Basile und Désirée erweiterte.

Das jüngste und dreizehnte Kind, Bernardine Eugénie Désirée Clary, wurde am 8. November 1777 in Marseille geboren. Das Mädchen wurde einen Tag nach seiner Geburt in der Kirche Saint-Ferréol getauft. Die Paten waren die Schwester ihrer Mutter, Bernardine-Cathérine de Somis, und der Mann ihrer Halbschwester Jeanne, Louis Honoré Le Jeans.

Die Familie Clary sollte sich in den folgenden Generation noch weiter ausdehnen, und die Nachkommenschaft von François Clary bestand schließlich aus 13 Kindern, 19 Enkeln, 39 Urenkeln und 59 Ur-Urenkeln.

Jugend und Verlobung mit Napoleon

Über Désirées Jugend ist nur wenig bekannt. Die Vermutung liegt nahe, dass Désirée in einem Marseiller Kloster erzogen wurde. Sie soll später geäußert haben, dass sie an ihr Elternhaus eine nur schwache Erinnerung habe. Im Jahre 1793 lernte Eugénie, die sich erst später Désirée nannte, die ärmliche korsische Auswandererfamilie Buonaparte (später Bonaparte genannt) kennen, als sie versuchte, ihren älteren Bruder Etienne aus dem Gefängnis zu befreien und dort durch Zufall Joseph Bonaparte traf. Diesen stellte sie ihrer älteren Schwester Julie vor, weil diese noch unverheiratet war. Im August 1794 heiratete Julie Joseph Bonaparte, den späteren König von Neapel bzw., danach folgend, König von Spanien. Die Hochzeit erfolgte von Seiten Josephs nicht zuletzt aufgrund der hohen Mitgift Julies. Eugénie verliebte sich in Josephs Bruder Napoleone, und beide wurden ein Paar. In der Zeit vom April 1795 bis 1796 war Désirée mit dem jungen, noch unbedeutenden General Napoléon Bonaparte, dem späteren Kaiser der Franzosen, verlobt. Da Désirées Familie sich gegen einen zweiten Bonaparte in der Familie stellte, und Napoléon in Paris die einflussreiche Witwe Joséphine kennengelernt und 1796 geheiratet hatte, kam es nicht zur Heirat zwischen den beiden.

Ehe mit General Bernadotte und Königin von Schweden

Königin Desideria (um 1845)

Am 17. August 1798 heiratete sie General Jean-Baptiste Bernadotte, einen Freund von Joseph und Lucien Bonaparte, die beide Trauzeugen wurden. Am 4. Juli 1799 kam ihr Sohn Oskar auf die Welt, wobei die Patenschaft des Sohnes umstritten ist. Napoleon rühmte sich ihrer später auf Sankt Helena, während Karl XIV. Johann dies dementierte und Joseph Bonaparte als wahrscheinlicher Pate gelten kann, da Napoleon zu diesem Zeitpunkt Oberbefehlshaber der Ägyptenexpedition war und die Familie Bernadotte mit der Familie Josephs eng befreundet war.

1810 wurde − der inzwischen Marschall von Frankreich (1804) und Fürst von Ponte Corvo (1806) gewordene − Bernadotte vom kinderlosen schwedischen Königspaar als Kronprinz unter dem Namen Karl Johann adoptiert, und Désirée wurde mit der Krönung ihres Mannes 1818 unter dem Namen Desideria Königin von Schweden und Norwegen. Obwohl ihr Mann und ihr Sohn seit 1810 in Schweden lebten und Bernadotte 1813 und 1814 die Nordarmee in den Befreiungskriegen gegen Napoleon führte, lebte sie bis 1823 in Frankreich, größtenteils unter dem Pseudonym einer Gräfin von Gotland. Als Gründe hierfür gelten sowohl gesundheitliche − sie kam mit dem nordischen Klima 1810 nicht zurecht und reiste wieder zurück − als auch ihre Abneigung, sich in dem kühlen nordischen Land an einem steifen Königshof heimisch zu fühlen. Erst mit der Hochzeit ihres Sohnes am 19. Juni 1823 kam sie mit der Braut Josephine von Leuchtenberg nach Stockholm. Erst am 21. Dezember 1829 fand ihre Krönung in Stockholm statt. In Norwegen konnte sie als Katholikin nicht gekrönt werden, weil in der norwegischen Verfassung die evangelische Kirche als Staatsreligion verankert war. Allerdings waren die Insignien schon beschafft und befinden sich heute im Dom zu Trondheim.[5] Sie lebte jedoch getrennt von ihrem Ehemann auf Schloss Rosersberg bei Sigtuna. Am 17. Dezember 1860 begab sich Desideria nach Stockholm, um eine Inszenierung des Dramas von Calderón Das Leben ist ein Traum zu sehen. Nach dem Theaterbesuch starb sie plötzlich auf der Treppe des Königsschlosses in Stockholm.

Königin Desideria auf dem Totenbett, Foto von Gustaf Carleman, 1860

Ihr Sohn Oskar folgte seinem Vater auf den Thron. Das heutige schwedische Königshaus trägt immer noch den Familiennamen Bernadotte.

Literatur

  • Gabriel Girod de L'Ain: Désirée Clary - Ein Lebensbild nach ihrem unveröffentlichten Briefwechsel mit Bonaparte, Bernadotte und ihrer Familie. Kiepenheuer & Witsch, 1961, franz. Originalausgabe 1959
  • Annemarie Selinko: Désirée. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1951

Filme

  • Le destin fabuleux de Désirée Clary. Frankreich 1941, Regie: Sacha Guitry, Darsteller: Jean-Louis Barrault als Napoleon
  • Désirée. USA 1954, Produktion: 20th Century Fox, Regie: Henry Koster, Buch: Daniel Taradash nach dem Roman von Annemarie Selinko, Darsteller: Marlon Brando als Napoléon, Jean Simmons als Désirée Clary; 2 Oscar-Nominierungen (Ausstattung und Kostüm)

Weblinks

 Commons: Désirée Clary – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkung

  1. de l'Ain S. 13.
  2. de l'Ain S. 14.
  3. de l'Ain S. 14 f.
  4. Gabriel Girod de l'Ain: DÉSIRÉE – Sie und verheiratet! Der Spiegel vom 9. August 1961
  5. Nils Petter Thuesen: Stichwort „Desideria“ in Norsk biografisk leksikon
VorgängerinAmtNachfolgerin
Hedwig von Schleswig-Holstein-GottorfKönigin von Schweden
1818–1844
Josephine von Leuchtenberg
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Désirée Clary aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.