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Konstantin von Tischendorf

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Konstantin von Tischendorf um 1870
Titelblatt des 1862 veröffentlichten Textes des Codex Sinaiticus

Lobegott Friedrich Konstantin von Tischendorf (* 18. Januar 1815 in Lengenfeld; † 7. Dezember 1874 in Leipzig) war ein deutscher evangelischer Theologe. Er hat 1844 den Codex Sinaiticus gefunden, die älteste vollständig erhaltene Handschrift des Neuen Testaments.

Leben

Tischendorf war der Sohn eines Arztes, der aus einer Papiermüller-Dynastie stammte, und genoss seine erste Schulbildung in Lengenfeld. Ab 1829 besuchte er das Gymnasium in Plauen. Von 1834 an studierte er an der Universität Leipzig Theologie und Philologie. Dieses Studium schloss er 1838 mit einer Promotion ab und konnte sich zwei Jahre später, ebenfalls in Leipzig, habilitieren.

1838–1839 war er Lehrer an der Erziehungsanstalt des Pastors Zehme in Großstädteln bei Leipzig. Hier lernte er seine spätere Frau Angelika Zehme (1822–1905)[1], die Tochter des Hauses, kennen, die er 1845 heiratete. In der Ehe wurden acht Kinder geboren, darunter der Diplomat Paul Andreas (1847–1914), der Jurist Johannes (1850–1923) und die Malerin Angelika (1858–1917).

Nach der Habilitation wurde er Privatdozent, war aber kaum als solcher tätig, sondern unternahm mehrere ausgedehnte Studienreisen nach Frankreich, Großbritannien, Italien und in den Nahen Osten. 1845 kehrte er wieder nach Leipzig zurück und begann seine Forschungsergebnisse auszuwerten. Ende 1845 wurde Tischendorf zum außerordentlichen Professor und 1851 zum Honorarprofessor berufen. Acht Jahre später betraute man ihn mit dem Ordinariat für Theologie und biblische Paläografie.

Als einer der bedeutendsten Erforscher der Textgeschichte des Neuen Testaments trug er maßgeblich zu einem wissenschaftlich gesicherten Bibeltext bei. Unter anderem entzifferte er den Codex Ephraemi Syri, entdeckte den Codex Sinaiticus und erforschte die Septuaginta.

Am 5. Mai 1873 erlitt Tischendorf einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Knapp sechzigjährig starb er am 7. Dezember 1874 in Leipzig. Sein Werk setzte Caspar René Gregory fort, der seine letzten Veröffentlichungen posthum herausbrachte.

Ehrungen

  • Bereits während des Studiums wurde Tischendorf 1836 und 1838 von der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig mit Preisen für im Studium angefertigte Schriften ausgezeichnet.
  • 1843 erhielt von der Breslauer Theologischen Fakultät die Ehrendoktorwürde.
  • 1865 ernannten ihn die Universität Cambridge zum Dr. of Law und die Universität Oxford zum Dr. of Civil Law.
  • 1867 wurde er Königlich Sächsischer Geheimer Hofrat.
  • 1869 wurde er in den erblichen russischen Adelsstand erhoben.

Schriften

Eines seiner wichtigsten Werke ist die 1869–72 in zwei Bänden publizierte kritische Oktav-Ausgabe des Textes des Neuen Testaments (Editio octava critica maior) begleitet von einem kritischen Apparat mit allen Textvarianten, die er und seine Vorgänger in Manuskripten und bei Kirchenvätern gefunden hatten.

Für ein vollständiges Schriftenverzeichnis:

  • Christfried Böttrich: Bibliographie Konstantin von Tischendorf (1815–1874). Universitätsverlag, Leipzig 1999.

Der Codex Sinaiticus

Das Katharinenkloster, 2008

Zeit seines Lebens suchte Tischendorf nach alten Bibelhandschriften, da er es als seine Aufgabe ansah, den Theologen ein griechisches Neues Testament zur Verfügung zu stellen, dessen Text auf den ältesten Handschriften basierte. Er wollte möglichst nah an die Originalquellen herankommen. Seine größte Entdeckung gelang Tischendorf in Kloster St. Katharinen auf der Sinai-Halbinsel, das er im Mai 1844 und nochmals 1853 und 1859 mit finanzieller Unterstützung durch den russischen Zaren besuchte.

1862 veröffentlichte Tischendorf den Text des dort gefundenen Codex Sinaiticus zum 1000. Jubiläum der russischen Monarchie in einer prachtvollen vierbändigen Faksimileausgabe und zusätzlich einer preiswerten Textausgabe, damit jeder Theologe den Text dieser uralten Bibelhandschrift selber sollte studieren können.

Literatur

  • Caspar René Gregory: Tischendorf, Constantin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 371–373.
  • Christfried Böttrich: Tischendorf-Lesebuch. Bibelforschung in Abenteuern. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 1999. ISBN 3-374-01744-4 (Bietet neueste Forschungen über Tischendorf und bisher unbekanntes Quellenmaterial)
  • Alexander Schick: Auf der Suche nach der Urbibel. Die Schriftrollen vom Toten Meer, das Alte Testament und der geheime Bibelcode. Oncken, Wuppertal 2000. ISBN 3-7893-7261-7 (Speziell die alttestamentlich Bibelüberlieferung anhand der Qumranrollen, aber auch die des Codex Siniaticus)
  • Ludwig Schneller: Tischendorf-Erinnerungen. Merkwürdige Geschichte einer verlorenen Handschrift. Erinnerungen seines Schwiegersohnes. Leipzig 1927, 1929; Schweikardt-St. Johannis, Lahr-Dinglingen 1954, 1983, 1991. ISBN 3-501-00100-2 (ausführliche Geschichte der Entdeckung des Codex Sinaiticus)
  • Otto Schlisske: Der Schatz im Wüstenkloster. Die abenteuerliche Entdeckung der ältesten Bibelhandschrift durch Constantin von Tischendorf. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1953.
  • Andreas Höhn: Von Städteln in den Sinai – ein Besessener auf Reisen, LVZ vom 22. Februar 2011, S. 19
  • Jürgen Gottschlich: Der Bibeljäger. Die abenteuerliche Suche nach der Urfassung des Neuen Testaments. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-594-2 (populärwissenschaftliche aber fundierte Schilderung)
  • Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): Tischendorf. In: Genealogisches Handbuch des Adels. Band 131 der Gesamtreihe, Adelslexikon Band XIV, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2003, S. 463, OCLC 249494278.

Weblinks

 Wikisource: Constantin von Tischendorf – Quellen und Volltexte
 Commons: Konstantin von Tischendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Angelika Zehme im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (abgerufen am 5. Februar 2015).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Konstantin von Tischendorf aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.