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Claudio Arrau

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Claudio Arrau (1974)
Gedenktafel am Haus Stübbenstraße 8, in Berlin-Schöneberg

Claudio Arrau León (* 6. Februar 1903 in Chillán, Chile; † 9. Juni 1991 in Mürzzuschlag, Österreich) war ein chilenischer klassischer Pianist.

Leben

Claudio Arrau war das jüngste von drei Kindern der Eheleute Dr. Don Carlos und Lucretia Leon de Arrau. Seine Mutter, die bei seiner Geburt bereits 43 Jahre alt war, erteilte Klavierunterricht. Sein Vater, der in Chillán als Augenarzt tätig war, kam durch einen Reitunfall ums Leben, als sein Sohn Claudio ein Jahr alt war.

Schon mit fünf Jahren trat Arrau erstmals öffentlich auf. Ein Stipendium der chilenischen Regierung ermöglichte es ihm ab 1913, sein Studium in Berlin am Sternschen Konservatorium fortzuführen. Sein Lehrer Martin Krause, einer der letzten Schüler von Franz Liszt, unterrichtete Arrau nicht nur, sondern ersetzte ihm auch den früh verstorbenen Vater und sorgte dafür, dass Arrau eine umfassende Bildung erhielt. Als Arrau 15 Jahre alt war, verstarb Martin Krause. Aus Respekt gegenüber seinem Lehrer und dessen auf Liszts Lehre gegründetem Unterricht lehnte er jeden anderen Klavierlehrer ab und vervollkommnete seine technische und musikalische Meisterschaft von da an allein. Um 1919 begegnete er in Berlin der damals 13-jährigen Pianistin Grete Sultan, mit der ihn eine lebenslange, enge Freundschaft verband.

Nach einer Amerikatournee 1923/24 geriet Arrau in eine tiefe menschliche und pianistische Krise, die er mit Hilfe des Analytikers Dr. Abrahamson in Berlin langsam überwand. Von 1925 bis 1940 war er Professor am Stern’schen Konservatorium; 1926 entstanden erste Schallplattenaufnahmen, 1928 gab er sein erstes Konzert mit den Berliner Philharmonikern. In den Jahren 1935 bis 1937 führte er in Konzertreihen das pianistische Gesamtwerk von Bach, Mozart und Schubert auf. 1937 heiratete er die Frankfurter Mezzosopranistin Ruth Schneider, mit der er drei Kinder hatte.

Während des Zweiten Weltkriegs (1940/41) emigrierte Arrau in die USA. In den folgenden Jahrzehnten unternahm er Tourneen in die ganze Welt und gab über 100 Konzerte pro Jahr.[1] 1967 rief er die Claudio-Arrau-Stiftung ins Leben, die junge Musiker unterstützt. Arrau starb im Alter von 88 Jahren im österreichischen Mürzzuschlag, wo er das Johannes-Brahms-Museum mit einem Konzert eröffnen sollte.[2]

Claudio Arrau interessierte sich neben der Musik für viele kulturelle und geistige Strömungen.

Repertoire

In 80 Jahren Klaviervirtuosentum erarbeitete sich Arrau ein riesiges Repertoire, das klassische wie romantische und impressionistische Komponisten umfasste. Arrau war einer der ersten Pianisten, die Gesamtwerke aufführten und aufnahmen. Er war der Meinung, man müsse immer alle Werke eines Zyklus spielen.[3] Arrau wollte sich auch auf keine musikalische Epoche festlegen. Ein Musiker habe alle große Musik gut zu interpretieren, und Pianisten, die sich auf eine bestimmte Epoche festlegen, seien Dilettanten. Seine Interpretationen der Beethoven’schen Sonaten sind ebenso berühmt und anerkannt wie seine Aufnahmen der Werke von Franz Liszt und Claude Debussy. Der französische Schriftsteller Julien Green bezeichnete Claudio Arrau als den größten Interpreten der Werke von Robert Schumann.

Arrau gab während seiner gesamten Karriere immer wieder Unterricht; davon zeugt eine große Anzahl von Schülern (u. a. Karlrobert Kreiten, Donald Sutherland, Rafael de Silva, Roberto Szidon, Garrick Ohlsson, Heinz Zimbehl, Greville Rothon, Philip Lorenz und Wolfgang Leibnitz).

Aufnahmen

Aus seinen vielen Aufnahmen ragen folgende heraus:

Arrau gab bei der Edition Peters die Klaviersonaten Beethovens als Urtextausgabe heraus. Eigene Fingersätze geben Einblick in Arraus Verständnis der Werke.

Auszeichnungen

  • 1919: Liszt-Preis
  • 1920: Liszt-Preis
  • 1927: 1. Preis im Genfer Pianistenwettbewerb
  • 1978: Hans-von-Bülow-Medaille der Berliner Philharmoniker

Literatur

  • Claudio Arrau: Leben mit der Musik. Aufgezeichnet von Joseph Horowitz. Übersetzt von Rudolf Hermstein. Scherz Verlag, Bern 1984.
  • Robert Christian Bachmann: Grosse Interpreten im Gespräch. Hallwag Verlag, Bern 1976.
  • Moritz von Bredow: Rebellische Pianistin. Das Leben der Grete Sultan zwischen Berlin und New York. (Biographie über die Jugendfreundin Claudio Arraus mit vielen Bezügen zu Arrau sowie erstmals veröffentlichtem Photo- und Briefmaterial) Schott Music, Mainz, 2012. ISBN 978-3-7957-0800-9

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Claudio Arrau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Joachim Kaiser: Hundertfünfzig Konzerte pro Jahr. Die Zeit, 23. April 1965, abgerufen am 8. Juni 2016.
  2. Allan Kozinn: Claudio Arrau, Pianist, Is Dead at 88. The New York Times, 10. Juni 1991, abgerufen am 8. Juni 2016 (english).
  3. Arrau. Es ist Wahnsinn. Der Spiegel, 17. April 1965, abgerufen am 8. Juni 2016.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Claudio Arrau aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.