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Cisgender

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Fight the Cistem, Wortspiel aus englisch cis und system: „Bekämpfe das Cis-System!“ (Berlin, Luisenstraße, 2021)

Das Adjektiv cisgender oder zisgender (von lateinisch cis- „diesseits“, und englisch gender „soziales Geschlecht“),[1] kurz cis,[2] bezeichnet die Übereinstimmung von Geschlechtsidentität und dem Geschlecht, das einer Person bei der Geburt zugewiesen wurde (ihrem Geburtsgeschlecht,[3][4] auch Hebammengeschlecht genannt[5][6]), meist beurteilt anhand sichtbarer körperlicher Geschlechtsmerkmale. Eine solche Übereinstimmung findet sich bei der weit überwiegenden Mehrheit aller Menschen: Sie identifizieren sich mit ihrem im Geburtenregister eingetragenen Geschlecht – im Unterschied zu Transgender-Personen (trans- „jenseitig, darüber hinaus“).[7][8][9][10][11][12][13] Die Übereinstimmung von Geschlecht und Identität bezieht sich nicht auf die sexuelle Identität oder sexuelle Orientierung einer Person.

Begriffsentwicklung

Die Bezeichnungen zissexuell und Zissexualismus führte der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch 1991 ein, um auszudrücken, dass es Cissexuelle geben müsse, wenn es Transsexuelle gebe, und dass das als normal unterstellte Zusammenfallen von Körpergeschlecht und Geschlechtsidentität keine Selbstverständlichkeit sei:[9]

„Apropos Zissexuelle. Wenn es Transsexuelle gibt, muss es logischerweise auch Zissexuelle geben. Die einen sind ohne die anderen gar nicht zu denken. Gestattet habe ich mir, die Ausdrücke Zissexualismus, Zissexuelle, Cisgender usw. einzuführen (Sigusch 1991,[14] 1992,[15] 1995[16]), um die geschlechtseuphorische Mehrheit, bei der Körpergeschlecht und Geschlechtsidentität scheinbar natural zusammenfallen, in jenes falbe Licht zu setzen, in dem das Objektiv des Geschlechtsbinarismus, in dem nosomorpher Blick und klinischer Jargon die geschlechtsdyphorische Minderheit, namentlich die sogenannten Transsexuellen, ganz sicher erkennen zu können glauben. Das lateinische cis- bedeutet als Vorsilbe: diesseits. […] Das lateinische trans- bedeutet als Vorsilbe: hindurch, quer durch, hinüber, jenseits, über – hinaus. […] Zissexuelle befinden sich folglich (vom Körpergeschlecht und damit vom kulturellen Bigenus aus gesehen) diesseits, Transsexuelle jenseits. Und das Neo-Logische am Transsexualismus ist, dass er sein eigentlich immer schon logisches Gegenstück, den Zissexualismus, grundsätzlich ins Zwielicht rückt. Indem der Transsexualismus beweist, dass auch die Geschlechtlichkeit ein kulturell Zusammengesetztes und psychosozial Vermitteltes ist, fallen Körpergeschlecht und psychosoziale Geschlechtsidentität bei den »Normalen«, die bisher die einzig »Gesunden« waren, nicht mehr fraglos zusammen. Das geht aber ans kulturell Eingemachte.“

Volkmar Sigusch: Sexualitäten: Eine kritische Theorie in 99 Fragmenten (2013)[10]

Als Cisgender-Personenbezeichnungen können Cis-Mann und Cis-Frau verwendet werden,[17][18] in Anlehnung an die Wortbildungen „Transmann“ und „Transfrau“. Stellenweise wurden Formulierungen wie geborene oder genetische Männer/Frauen benutzt, oder Biomann und Biofrau – diese können aber als diskriminierend wahrgenommen werden.[4]

Cissexismus

Als Überhöhung eines bewussten Cis-Seins findet sich stellenweise die Bezeichnung „Cissexismus“ als Synonym zu Transphobie (Angst vor transgeschlechtlichen Personen oder ihre Ablehnung; vergleiche Sexismus).[19] Eine solche Diskriminierung von Personen, die nicht cis sind, kann auch Menschen treffen, die in irgendeiner Form nicht dem normativen Bild einer Frau oder eines Mannes entsprechen, etwa wenn Männer als „Schwuchteln“ beleidigt werden, weil sie irgendwie „unmännlich“ wirken, oder wenn Frauen als „Mannweib“ beschimpft werden, weil sie sich „maskulin“ kleiden.[17]

Literatur

Weblinks

Lexika:

Artikel:

Einzelnachweise

  1. Worteintrag: cisgender. In: Duden online. Mai 2019, abgerufen am 19. Oktober 2020; Zitat: „eine mit dem körperlichen Geschlecht übereinstimmende Geschlechtsidentität habend“.
  2. Regenbogenportal: Cis, cisgeschlechtlich. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, ohne Datum, abgerufen am 30. Oktober 2020.
  3. Ludger Jansen: Die Ontologie des Geschlechts. In: Hella Ehlers, Heike Kahlert u. a. (Hrsg.): Geschlechterdifferenz - und kein Ende? Sozial- und geisteswissenschaftliche Beiträge zur Genderforschung (= Gender-Diskussion. Band 8). Lit, Berlin u. a. 2009, ISBN 978-3-8258-1647-6, S. 34–35 (Seitenvorschau in der Google Buchsuche).
  4. 4,0 4,1 Axel Schock: Glossar: Alles queer, oder was? In: magazin.hiv. Deutsche AIDS-Hilfe, 22. März 2013, abgerufen am 8. Juli 2020.
  5. Anett Hermann: Karrieremuster im Management: Pierre Bourdieus Sozialtheorie als Ausgangspunkt für eine genderspezifische Betrachtung. Doktorarbeit Wirtschaftsuniversität Wien 2004. Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-8244-0784-2, S. 177 (Seitenvorschau in der Google Buchsuche).
  6. Bärbel Schomers: Coming-out: Queere Identitäten zwischen Diskriminierung und Emanzipation. Doktorarbeit Universität Bonn 2017. Budrich UniPress, Opladen u. a. 2018, S. 82 (Seitenvorschau in der Google Buchsuche).
  7. B. Lee Aultman: Cisgender. In: TSQ: Transgender Studies Quarterly. 1, Nr. 1–2, 2014 ISSN 2328-9252, S. 61, doi:10.1215/23289252-2399614.
  8. Gary J. Gates: How many people are lesbian, gay, bisexual, and transgender? Williams Institute, Los Angeles April 2011, S. ?? (englisch; PDF: 667 kB, 8 Seiten auf williamsinstitute.law.ucla.edu (Memento vom 27. März 2017 im Internet Archive)).
  9. 9,0 9,1 Volkmar Sigusch: Neosexualitäten: Über den kulturellen Wandel von Liebe und Perversion. Campus, Frankfurt/New York 2005, ISBN 3-593-37724-1, S. 210.
  10. 10,0 10,1 Volkmar Sigusch: Sexualitäten: Eine kritische Theorie in 99 Fragmenten. Campus, Frankfurt/New York 2013, ISBN 978-3-593-39975-1, S. 244 (Seitenvorschau in der Google Buchsuche).
  11. American Psychological Association (APA): Guidelines for psychological practice with transgender and gender nonconforming people. In: American Psychologist. Band 70, 2015, S. 32 (englisch; doi:10.1037/a0039906).
  12. Pro Familia Hessen: Ein Glossar zum Thema „Sexuelle Vielfalt“. Frankfurt/M. März 2015 (PDF: 115 kB, 5 Seiten auf profamilia.de).
  13. Lexikon der kleinen Unterschiede. 2 Auflage. Stuttgart 2016-08., archiviert (Memento vom 7. August 2018 im Internet Archive)
  14. Volkmar Sigusch: Die Transsexuellen und unser nosomorpher Blick. In: Zeitschrift für Sexualforschung. Heft 3–4, 1991, ISSN 0932-8114, S. 225–256 und 309–343.
  15. Volkmar Sigusch: Geschlechtswechsel. Klein, Hamburg 1992, ISBN 3-922930-07-7.
  16. Volkmar Sigusch: Geschlechtswechsel. Rotbuch-Taschenbuch. Rotbuch, Hamburg 1995, ISBN 3-88022-359-9.
  17. 17,0 17,1 Wissenslücke: #Cis-Gender. FUMA – Fachstelle Gender & Diversität NRW, ohne Datum, abgerufen am 5. Dezember 2020.
  18. Anja Kühne: Das Queer-Lexikon: Was bedeutet Cisgender? In: Der Tagesspiegel. 5. Januar 2016, abgerufen am 8. Juli 2020.
  19. Arn Sauer: Glossar: Rassismus im Zweigeschlechtersystem – Zentrale Konzepte und Begriffe. In: TransInterSektionalitaet.org. 2010, abgerufen am 12. Juni 2020 (Eintrag: Cisgender/Cissexismus).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Cisgender aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.