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Christliche Kunst

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Fra Angelico: Der bethlehemitische Kindermord (um 1450)

Christliche Kunst, in der Kunstwissenschaft auch als Ars sacra (lat. für „heilige Kunst“) bezeichnet, umfasst im allgemeinen Sinn alle Bereiche künstlerischen Schaffens, die christliche Inhalte zum Thema haben, welche in verschiedenen Medien zum Ausdruck kommen – von der Musik über alle Bereiche der bildenden Kunst (insbesondere Malerei, Skulptur und Architektur) bis hin zur Kleinkunst (kirchliche Preziosen, Gerätschaften und Gewänder).

Bildtheologie und Bildästhetik

Abzugrenzen ist die christliche Kunst, wie sie von der christlichen Gemeinschaft verstanden wird (Bildtheologie), gegenüber der religionsneutralen Sicht der Kunstgeschichte (Bildästhetik). Im ersten Fall wird christliche Kunst so definiert, dass sie Zeugnis von der biblischen Geschichte und von Glaubensinhalten gibt und den Betrachter als Gläubigen anspricht, ja ermahnt: Die Religion ist Inhalt. Im letzteren Fall wird christliche Kunst definiert als individuelles Zeugnis eines Künstlers, der zu einer gewissen Zeit an einem gewissen Ort seine Sicht zu einem christlichen Thema darstellte – in diesem Fall wird der Betrachter als Ästhet und Sammler angesprochen, für ihn sind Stil und malerische Qualität wichtig.

Geschichtliche Entwicklung

Geschichtlich hat sich christliche Kunst zunächst als Bildtheologie entwickelt. Im Bilderstreit zwischen der Ost- und der Westkirche (byzantinischer Bilderstreit) trennten sich die östliche und die westliche Ikonographie. In den Ostkirchen pflegte man als christliche Kunst die Ikonenmalerei, die bis heute einen einheitlichen Stil bewahrt hat (byzantinische Ikonographie, russische und griechische Ikonenmalerei). Im Westen entwickelte sich die sinnenfreudige, das Weltliche nachbildende Malerei, die dem schönen Stil und der individuellen Künstlerhand immer mehr Bedeutung gab. Seit der Renaissance wurde das die Sinne ansprechende, verführerische Bild wichtiger als das ermahnende religiöse Bild.

Im Bilderstreit der Reformation (Bildersturm) zeigte sich die Unvereinbarkeit zwischen Bildtheologie und Bildästhetik erneut, als die Reformierten die unchristlich gewordene Malerei und den barocken Pomp der katholischen Kirche ablehnten und sich grundsätzlich gegen das christliche Bild aussprachen – die reformierten Kirchen wurden von Bildern entleert.

Der im Osten immer noch gültige Ansatz, christliche Kunst solle von gläubigen Künstlern für gläubige Christen geschaffen werden, wurde im Westen ein letztes Mal zu Beginn des 19. Jahrhunderts von den Nazarenern propagiert. Sie begründeten in Wien und Rom eine romantisch-religiöse Kunstrichtung mit dem Ziel, die Kunst im Geist des Christentums aus der Wiederentdeckung alter italienischer und deutscher Kunst heraus zu erneuern. Die Vertreter dieser Stilrichtung standen überwiegend dem Katholizismus nahe und beeinflussten die Kunst der gesamten Romantik.

Die Moderne war und ist bis heute eine Herausforderung für die christliche Kirche und auch für die christliche Kunst. Denn seit Ende des 19. Jahrhunderts hat die Kunstgeschichte die Deutungshoheit darüber, was Kunst – auch christliche Kunst – ist.

Typen christlicher Kunst

Die Buchmalerei war einst ein bedeutendes Element christlicher Kunst (hier: Beginn des Johannesevangeliums im Book of Kells, 9. Jahrhundert)

Seit dem 3. Jahrhundert bildet das Marienbild den häufigsten Gegenstand der christlichen Kunst. Es verleiht der Marienverehrung einen bildhaften Ausdruck.[1] Auf den Bildern und Skulpturen werden häufig Szenen aus dem Marienleben, beispielsweise der Englische Gruß, aufgegriffen. Verbreitet ist seit dem 13. Jahrhundert auch die Darstellung als Schutzmantelmadonna, die den unter ihrem ausgebreitetem Mantel befindlichen Gläubigen Schutz bietet. Eine besondere Darstellung, die sich gehäuft in Frankreich findet, ist die Schwarze Madonna. Sie stammen aus der Romanik und dem Barock. Auch außerhalb der Darstellungen Marias finden sich Mariensymbole, beispielsweise der Hortus conclusus.

Die älteste erhaltene vollplastische Marienfigur der abendländischen Kunst ist die Goldene Madonna, die um 980 entstanden ist.[2] Aus der Zeit der religiösen Renaissancemalerei stammen die Darmstädter Madonna, die Sixtinische Madonna und die Stuppacher Madonna.

Einen weiteren breiten Raum nimmt die Kreuzigung Jesus ein. Die Darstellungsformen sind auch hier vielfältig. In einfachster Form handelt es sich um Steinkreuze in der freien Natur. Solche Flurkreuze sind häufig als Kruzifixe ausgeführt. Die bildliche Darstellung der Kreuzigung zusammen mit Maria und dem Apostel Johannes wird als Kreuzigungsgruppe bezeichnet.

In den Ostkirchen, besonders der orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus, haben Ikonen, kirchlich geweihte Bilder, eine große Bedeutung. Sie sollen Ehrfurcht erwecken und eine existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten zu sein. Neben Christusbildern sind Marienikonen das wohl häufigste Darstellungsmotiv. Als eine der Höhepunkte der russischen Malerei gilt die Dreifaltigkeitsikone von Andrei Rubljow. Vergleichbar mit den Ikonen sind im katholischen Ritus die Gnadenbilder und Andachtsbilder. Das Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach dem Älteren befindet sich im Hochaltar des Innsbrucker Doms. Neben den Darstellungen von Maria und Jesus sind seit frühchristlicher Zeit auch Heiligenbilder nachweisbar.

Eine besondere Darstellung der Trinität aus dem Mittelalter ist der Gnadenstuhl. Sogenannte Lukasbilder sollen von Lukas dem Evangelisten eigenhändig gemalt worden sein.

Als besondere Form des Sakralbaus findet sich in der christlichen Kunst der Kirchenbau. Die Architektur von Kirchengebäuden ist häufig von reicher Symbolik geprägt. Als Beispiele lassen sich die Bernwardstür und die Christussäule im Hildesheimer Dom nennen. Zur Gestaltung von Flügelaltaren wurde häufig die Form eines Triptychons genutzt. Nicht ausschließlich in Kirchen werden Heiligenfiguren und Schutzmantelfiguren aufgestellt. Ein erwähnenswertes Kunstwerk ist die Cathedra Petri im Petersdom.

Siehe auch

Literatur

Buchpublikationen

  • Jutta Seibert: Lexikon der christlichen Kunst. Themen, Gestalten, Symbole. Herder, Freiburg im Breisgau 1989, ISBN 3-451-08364-7
  • Hanns Peter Neuheuser: Zugänge zur Sakralkunst. Narratio und institutio des mittelalterlichen Christgeburtsbildes. Böhlau, Köln & Weimar 2003, ISBN 978-3-4120-9601-4.
  • Ralf van Bühren: Kunst und Kirche im 20. Jahrhundert. Die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils. (Konziliengeschichte, Reihe B: Untersuchungen) Ferdinand Schöningh, Paderborn 2008, ISBN 978-3-506-76388-4
  • Reiner Sörries: Spätantike und frühchristliche Kunst. Eine Einführung ins Studium der christlichen Archäologie (UTB Kunstgeschichte, Band 3521), Böhlau Verlag, Köln 2013, 978-3-8252-3521-5, ausführliche Rezension in: H-Soz-u-Kult von Florian Sonntag[1]

Zeitschriften

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Engelbert Kirschbaum (Hrsg.) u. a.: Lexikon der Christlichen Ikonographie. Freiburg, 1971. Bd. 3, Stichwort „Maria, Marienbild“, S. 157.
  2. Pothmann: Der Essener Kirchenschatz aus der Frühzeit der Stiftsgeschichte. S. 138.
 Commons: Christliche Kunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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