Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Charlotte Beradt

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Charlotte Beradt

Charlotte Beradt (geb. 7. Dezember 1907 in Forst (Lausitz); gest. 15. Mai 1986 in New York, geborene Charlotte Aron, verheiratete Charlotte Pollack) war eine deutsche Journalistin und Publizistin.

Leben und Wirken

Charlotte Aron wuchs in Berlin als Kaufmannstochter in einer jüdischen Familie auf. Erste journalistische Erfahrungen sammelte sie als freie Mitarbeiterin bei verschiedenen Tageszeitungen und Zeitschriften. 1924 heiratete sie den Journalisten und Schriftsteller Heinz Pollack (1901–1972) mit dem sie 1928 die Reisebeschreibung von Charlie Chaplin Hallo Europa! bearbeitete und übersetzte. Die Ehe wurde 1938 geschieden. Seit 1930 zählte sie zu den Autoren von OssietzkysWeltbühne“. Beradt gehörte der KPD an, doch verließ sie die Partei unter dem Eindruck von deren Stalinisierung wieder.

Seit der Machtübernahme 1933 durfte sie ihren Beruf als Journalistin nicht mehr ausüben. 1938 schloss sie die Ehe mit dem Schriftsteller Martin Beradt (1881–1949) und verließ ein Jahr später mit ihm das nationalsozialistische Deutschland. Über London reiste das Paar nach New York ins amerikanische Exil. Dort waren die beiden zunächst völlig mittellos. Die Situation wurde zudem durch die Erblindung des Ehemanns erschwert. Den Lebensunterhalt für beide verdiente Charlotte Beradt zunächst als Friseurin.

Nach Kriegsende konnte Charlotte Beradt wieder in Deutschland publizieren, blieb allerdings in New York. Ihre Beiträge erschienen in verschiedenen deutschen Zeitungen. Zudem erstellte sie Rundfunksendungen und wurde zu einer regelmäßigen freien Mitarbeiterin des Westdeutschen Rundfunks in Köln.

Nach dem Tod ihres Ehemanns stellte sie dessen Nachlass zusammen und übergab ihn dem Leo Baeck Institute in New York. Sie übersetzte außerdem fünf politische Essays von Hannah Arendt aus dem amerikanischen Englisch ins Deutsche, die 1956 (Vier Essays) und 1957 (Text über den Ungarnaufstand) in der Bundesrepublik Deutschland erschienen. Mit Arendt verband sie zeitweise eine Freundschaft.

Ihr erstes Buch erschien 1966 in deutscher Sprache. Es dokumentiert eine größere Zahl (50) politisch geprägter „Träume“ aus der Zeit des Nationalsozialismus, mit deren Sammlung Beradt bereits 1933 begonnen hatte und die 1939 mit ihrer Flucht enden.[1] Eine erste Auswahl erschienen 1943 in einer amerikanischen Zeitschrift. Das Buch stieß auf großes Interesse und wurde mehrfach neu gedruckt und ins Englische, Französische und Italienische übersetzt (Neuausgabe 1981 mit einem Nachwort von Reinhart Koselleck; der englischen Ausgabe von 1968 ist ein Nachwort von Bruno Bettelheim beigegeben). 1969 legte sie eine Biographie des sozialdemokratischen bzw. kommunistischen Politikers Paul Levi vor, dem sie persönlich noch begegnet war. 1973 veröffentlichte sie Rosa Luxemburgs Briefe an ihre Sekretärin und Freundin Mathilde Jacob.

Bis ins hohe Alter war Charlotte Beradt journalistisch aktiv. In Radiosendungen unter dem Titel „Diaries“ schilderte sie von 1962 bis 1978 autobiographische Erlebnisse. Sie trat auch als Übersetzerin und Theaterkritikerin hervor. In vielen Texten äußert sie sich politisch. Ihre besondere Sympathie galt der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.

Sie starb 1986 in New York.

Werke

  • Das Dritte Reich des Traums, München: Nymphenburger Verlagshandlung, 1966
  • Das Dritte Reich des Traums. Mit einem Nachwort von Reinhart Koselleck, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1981 (Neuausgabe: Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1994.)
    • herausgegeben und mit einem Nachwort von Barbara Hahn: Bibliothek Suhrkamp Band 1496, Berlin, 2016, ISBN 978-3-518-22496-0.
    • Englische Ausgabe: The Third Reich of Dreams. The nightmares of a nation 1933–1939. Translation from the German by Adriane Gottwald. With an essay by Bruno Bettelheim, Chicago: Quadrangle Books, 1968.
    • Italienische Ausgabe: Il Terzo Reich dei sogni. Pref. di Reinhart Koselleck. Postf. di Bruno Bettelheim. Trad. di Ingrid Harbach, Torino: Einaudi, 1991.
    • Französische Ausgabe: Rêver sous le IIIe Reich. Préf. de Martine Leibovici. Postf. de Reinhart Koselleck et de François Gantheret. Trad. de l'allemand par Pierre Saint-Germain, Paris: Payot et Rivages, 2002.
    • Kroatische Ausgabe: Snovi pod Trećim Reichom. S njemačkog preveo Damjan Lalović. Postf. Reinhart Koselleck. Zagreb: Disput, 2015.
  • Paul Levi. Ein demokratischer Sozialist in der Weimarer Republik, Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt, 1969.

Herausgeberin

  • Rosa Luxemburg im Gefängnis: Briefe und Dokumente aus den Jahren 1915–1918, Frankfurt am Main: Fischer, 1973 (Ungekürzte Ausgabe, Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1987).
  • Paul Levi: Zwischen Spartakus und Sozialdemokratie. Schriften, Aufsätze, Reden und Briefe, Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt / Wien: Europa-Verlag, 1969.

Übersetzungen

  • Hannah Arendt: Fragwürdige Traditionsbestände im politischen Denken der Gegenwart. Vier Essays. Aus dem Englischen übertragen von Charlotte Beradt, Frankfurt a. M.: Europ. Verlagsanstalt, 1957.
  • Hannah Arendt: Die Ungarische Revolution und der totalitäre Imperialismus. Übertr. aus d. Engl. von Charlotte Beradt, München: Piper, 1958.

Literatur

  • Renate Wall: Charlotte Beradt, in: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933–1945, Gießen: Haland & Wirth / Psychosozial-Verlag, 2004, S. 38–39 (Internetfassung).
  • Beradt, Charlotte. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 2: Bend–Bins. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 1993, ISBN 3-598-22682-9, S. 104–108.
  • Jutta Schwerin: Ricardas Tochter – Leben zwischen Deutschland und Israel, S. 223, Spector Books Leipzig 2012, ISBN 978-3-940064-33-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rezension: Zeitgeschichte. Träume vom Terror. Der Spiegel, 6. Juni 1966
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Charlotte Beradt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.