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Chacham Schoschani

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"Chacham Schoschani"

Chacham Schoschani oder Monsieur Chouchani, mit wirklichem Namen vielleicht Hillel Perlmann (18951968), war eine ansonsten kaum bekannte und zweifelhafte jüdische Persönlichkeit, die wenige Schüler, darunter aber so bekannte Geistesgrössen wie Elie Wiesel oder Emmanuel Levinas, in jüdischen Dingen unterrichtete.

Leben

Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchte er in Frankreich als kurioses Genie auf, es handelte sich um einen Mann, der sich in allen Bereichen jüdischen Wissens hervorragend auskannte und den ganzen Tanach und ausnahmslos alle Gemarot fehlerfrei zitieren konnte, inklusive aller Erklärungen und zugehörigen Details. Gleichzeitig kannte er sich auch in allen Wissenschaften in höchstem Grade aus und wurde bald als phänomenaler Philosoph bekannt. Jeder, der ihm begegnete, war von ihm bezaubert und bewunderte ihn. Seine Identität blieb aber vollkommen verborgen. Er weigerte sich beständig, seine Identität bekanntzugeben und so war sein wahrer Name niemandem bekannt. Aus diesem Grund war er auch nicht bereit, eine Alija zur Tora anzunehmen. Seine Anhänger gaben ihm den Familiennamen Schoschani und man nannte ihn entweder "Raw Schoschani", "Herr Schoschani" oder "Chacham Schoschani".

Es vergingen viele Jahre, seine Identität und Lebensgeschichte blieben aber verborgen. Seine Gegenwart gab den Menschen aber genügend Gesprächsstoff und man kümmerte sich nicht sehr um die Vergangenheit. Sein Gedächtnis war phänomenal und er sprach fliessend allerlei Sprachen. Jedes Buch, das er in seine Hand nahm, konnte er anschliessend Wort für Wort zitieren. Bei seinen unzähligen Ansprachen und Reden las er nie aus einem Buch oder von einem Zettel ab. Er bereitete sich auch nie auf diese Reden vor, sondern erschien an dem bestimmten Ort zur gegebenen Zeit und fragte das Publikum, über welches Thema er sprechen soll. Daraufhin hielt er eine lange Rede über dieses Thema.

Als er zu einem späteren Zeitpunkt in seinem Leben nach New York kam und sein Einkommen durch wissenschaftliche Ansprachen verdiente, ersuchte er jeweils einen Zuhörer, ihm drei Gegenstände nach seiner Wahl hinzustellen. Darauf hielt er jeweils eine äusserst spannende und interessante Rede über diese drei Gegenstände. Er konnte über jedes Thema in der Welt sprechen und war in den jüdischen Wissenschaften und auch in der christlichen und muslimischen Wissenschaft bestens bewandert.

Reb Mosche Schauber aus Jeruschalajim kannte ihn viele Jahre, aus Strassburg, Jeruschalajim und Montevideo. Während anderthalb Jahren wohnte er bei ihm zuhause. Er erzählte, dass er sich in Frankreich hauptsächlich mit dem Erteilen von tiefgründigen Schiurim über Gemara und über Mach'schawa-Themen beschäftigte. Der Einfluss auf seine Schüler war sehr entscheidend auf seinem Lebensweg.

Einer seiner Zuhörer, Chajim Hersch Kahn aus Oslo, beschrieb ihn mit folgenden Worten: "Bei meinem ersten Besuch in einem Bet Haknesset nach dem Kriegsende in einer Pariser Schul fand ich nach dem Dawenen ca. fünfunzwanzig erwachsene Leute vor, die sich um einen nicht besonders beeindruckenden Menschen scharten und seinem Schiur lauschten. Sein Schiur war jedoch äusserst eindrucksvoll. Noch nie in meinem Leben habe ich eine solche Klarheit, eine solche Bewandertheit und ein solch unglaubliches Geonut gesehen! Von diesem Tag an besuchte ich täglich seinen Schiur. Er war auch ein tiefgründiger Philosoph und eine imposante Persönlichkeit. Er konnte in drei Worten so viel Inhalt und Information vermitteln wie viele andere nicht in einer ganzen Anzahl von Sätzen ausdrücken können. Ich war wirklich ganz bezaubert von seinen Schiurim und war ganz verrückt nach ihm."

Seine Jüdischkeit war aber vollkommen unklar, man war nicht sicher, ob er nach der Tora und ihren Geboten lebte oder nicht, ob er vielleicht von früher her ein grosser jüdischer Gelehrter war, der dann aber von modernen und - aus jüdischer Sicht - falschen Weltanschauungen beeinflusst worden war. Vielleicht neigte er gar zur Leugnung G'ttes? Man konnte es nicht wissen, nicht einmal über die Erfüllung der Mitzwot konnte man eindeutig etwas sagen. Die diesbezüglichen Aussagen sind sehr sehr divergent. Einer sagte zum Beispiel "Er war ein seriöser Jehudi, der mit viel Elan dawente", ein anderer (Elie Wiesel): "Man nannte ihn Rabbi, während man nicht einmal wusste, ob er die Mitzwot beachtete ...". Elie Wiesel verbrachte mit ihm zusammen jeweils den Abend und war mit ihm sehr gut befreundet. Die beiden verdienten ihr Geld jeweils als Wachen der Toten. Auf diese Weise konnten sie ihre Studien an der Universität bezahlen. Elie Wiesel schrieb über Schoschani: "Er wusste alles, lebte aber im Schatten. Er las alle Bücher, drang in alle Geheimnisse ein und besuchte alle Länder ... Er kannte kein Gesetz und keine Befehlshaber, und man konnte ihm zu keinem Zeitpunkt und an keinem Ort etwas vorschreiben."

Über seine Rettung im Krieg und wie er den Klauen der Nazis entronnen ist, werden zwei Geschichten erzählt:

Als er einmal von der Gestapo in ihren Hauptsitz verschleppt wurde, behauptete er, dass er von arischer Abstammung und im Elsass geboren sei und Mathematik an der Strassburger Universität unterrichte. Der Nazi-Offizier brach daraufhin in ein Lachen aus und sagte zu Schoschani: "Da hast du einen bösen Fehler gemacht. Denn in meinem zivilen Leben bin ich selbst Mathematik-Professor ... Du kannst mir also keine Märchen erzählen ..." Schoschani bot dem Offizier daraufhin ein Geschäft an: "Ich werde Ihnen eine mathematische Aufgabe stellen. Können Sie sie lösen, dürfen Sie mich ermorden. Falls Sie sie aber nicht lösen können, müssen Sie mich freilassen ..." Kurz darauf wurde er frei gelassen und gelangte auf Umwegen in die Schweiz.

Eine andere Geschichte erzählt davon, wie er in Frankreich durch die Nazis festgenommen wurde. Als festgestellt wurde, dass er beschnitten ist, behauptete er, Moslem zu sein. Als Beweis dazu zitierte er Teile aus dem Koran und ein Imam wurde herbeigeholt, um ihn zu prüfen. Nach einer kurzen Prüfung erklärte der Imam, dass keine Zweifel bestehen und er mit Sicherheit ein Moslem ist ...

Biographische Daten über Chacham Schoschani sind nur wenige bekannt, und wenn, dann nur vermittels seiner Schüler. Lange hielt er sich in Frankreich, insbesondere in Paris, auf. War zwischendurch auch eine Zeit lang in Israel, lebte dann aber bis zu seinem Tod in Südamerika.

Er starb in Uruguay. Auf seinem Grabstein steht: "Der Raw und Chacham Schoschani s.l. Seine Geburt und sein Leben sind in einem Rätsel verhüllt."

Nach seinem Tod fand man heraus, dass er in Brisk zur Welt gekommen war und zu den Schülern des Merkas Haraw in Jeruschalajim gehörte. Warum er seine Identität verbarg, hat bisher niemand herausfinden können. Auch die Schriften, die er nach seinem Tod hinterliess, brachten kaum Licht in sein Leben. Man versteht das Geschriebene fast nicht, weil es erstens in einer sehr schwierigen Sprache geschrieben wurde und weil es zweitens äussert kurz gefasst ist.

Viele Toragrössen, darunter Rabbi Mordechai Pegremansky, Reb Rafael Kahn aus Ex-les-Bains oder Rabbi Gerschon Kahen, später Direktor der Jeschiwat Chachmei Zarfat in Ex-les-Bains, warnten vor Chacham Schoschani und hielten ihn für eine zwielichtige Persönlichkeit, von der man sich unbedingt fernhalten müsse und der man keinesfalls Schüler zuführen dürfe.

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