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Casta (Lateinamerika)

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Datei:Casta painting all.jpg
16 casta-Kombinationen (mexika­nisches Ölgemälde, 18. Jahrhundert)

Der Ausdruck casta (spanisch/portugiesischKaste“; Mehrzahl castas) war eine Bezeichnung in lateinamerikanischen Ländern für die Nachkommen von Verbindungen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, hauptsächlich aus Nachfahren von Schwarzafrikanern, Europäern und Indianern, den Ureinwohnern des amerikanischen Doppelkontinents. Die zum Teil sehr komplizierten Unterscheidungen sind Ausdruck einer ebenso feinen sozialen Abstufung, die in der Regel mit sozialer und rechtlicher Diskriminierung verbunden war, vor allem je größer die Zahl der indigenen oder schwarzafrikanischen bzw. afroamerikanischen Ahnen im Familienstammbaum war. Entsprechend haben die Bezeichnungen der castas in der Regel auch herabsetzenden Charakter. Rechtlich waren sie etwa in Mexiko den Indios untergeordnet, deren Rechte geschützt wurden. Heute sind diese Bezeichnungen kaum noch gebräuchlich. Sie spiegeln das soziale Gefüge der Gesellschaften Lateinamerikas wider, wie es bis weit ins 20. Jahrhundert hinein bestand.

Das lateinamerikanische Kastensystem

Datei:Mestizo.jpg
Mestize als Verbindung von Spanier und Indianerin/Indígena
Datei:Zambo.jpg
Zambo oder Lobo als Verbindung von Schwarzafrikaner und Indígena
Datei:Mulatto.jpg
Mulatte als Verbindung von Schwarzafrikaner und Spanierin

Im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung, entwickelte sich in Neuspanien (Mexiko) die folgende Klassifizierung:

  • Aus Spanier und Indígena – mestizo
  • Aus Indio und Schwarzer – zambo/lobo
  • Aus Schwarzem und Zamba – zambo prieto
  • Aus Weißem und Schwarzer – mulato
  • Aus Mulattin und Weißem – morisco
  • Aus Spanier und Morisco – albino
  • Aus Albino und Weißem – saltatrás (oder saltapatrás)
  • Aus Indio und Mestize – coyote
  • Aus Weißem und Coyote – harnizo
  • Aus Coyote und Indio – chamizo
  • Aus Morisco und Spanierin – chino
  • Aus Chino und Indianerin – cambujo
  • Aus Cambujo und Indianerin – tente en el aire
  • Aus tente en el aire und chino – no te entiendo
  • Aus Mulatte und tente en el aire – albarazado

Die Zugehörigkeit zu einer der höheren castas war Voraussetzung für die Aufnahme in einen geistlichen Orden oder die Berufung in ein öffentliches Amtes. Sie musste nach den Vorschriften des Nachweises der Limpieza de sangre („Blutsreinheit“) belegt werden, einer im spätmittelalterlichen Spanien entstandenen Norm, nach der Marranen und Moriscos aus den verschiedenen Eliten ausgeschlossen wurden. Da im spanischen Kolonialreich die dafür erforderlichen genealogischen Nachweise oft nicht beigebracht werden konnten, urteilten die zuständigen Behörden nach dem Phänotyp, was zu einer willkürlichen Einteilung führte. So sind Fälle überliefert, in denen ein und dieselbe Person bei verschiedenen Gelegenheiten unterschiedlichen Castas zugewiesen wurde.[1] Hinzu kam, dass ein Nachweis von Limpieza de sangre in den Kolonien käuflich war, sodass die angestrebte Erhaltung einer homogenen, altchristlich-europäischen Oberschicht sowie ihre Trennung von vermeintlich minderwertigen castas nicht gelang.[2]

Castas in der mexikanischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts

Im Jahr 1810 bestanden nur 0,2 % der damaligen Bevölkerung Mexikos (6 Millionen Einwohner) aus Spaniern, 16 % aus Kreolen, also Nachfahren von Spaniern, 22 % aus Castas, 60 % aus Indios, 0,1 % aus sub-saharanischen Afrikanern. Bei den Castas waren die Mischungen von Europäern und Indios am zahlreichsten.

Literatur

Weblinks

 Commons: Casta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nikolaus Böttcher: Ahnenforschung in Hispanoamerika. „Blutsreinheit“ und die Castas-Gesellschaft in Neu-Spanien in: Michael Hecht (Hrsg.): Selektion – Initiation - Repräsentation. Die Ahnenprobe in der Vormoderne. Rhema-Verlag Münster 2011, S. 387–414.
  2. Stefan Rinke: Limpieza de sangre [Reinheit des Blutes]. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Band 3: Begriffe, Ideologien, Theorien. De Gruyter Saur, Berlin 2008, ISBN 978-3-598-24074-4, S. 192 (abgerufen über De Gruyter Online).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Casta (Lateinamerika) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.